Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 391 Nr. 148 Bd. 1 fol. 25r–32v (Kop.); DV v. a. Hd. fol. 32v: Copey. Schrieft an den Hg. zu Gulch und Gellernn der frantzosischen bundtnus halben uff die naumburgische handlunge. 1541. Lochau.

Euer L. ist ane zweivel nhumehr unser schreiben zukhommen, domit wir euerer L. etzlichermassen zu erkennen gegeben, wie sich die handlungen mit den rethen und bottschaften unser christlichen vorayn uff jungst gehaltenem tage zur Naumburgk zugetragen, also das uber allen unser rethe angewenten vleiß dotzumalh der vorstendnus halben mit Franckreich, auch euerer L. nichts entlichs hat mugen ausgericht werden. Uff das aber euere L. ferner vornhemen, was die ursachen gewest, auch das es an unserm, auch unser rethe getreuem vleis nit erwunden, so wissen wir euerer L. nit zu bergen, das wir vor angetzaigtem tage bey uns bedacht haben, solten die stende berurter vorayn iren rethen und botschaften dieser ding halben bevelhen, so musten sie zuvor derselben etzlicher maß vorstendigt werden, dan sunst wurden sie den iren botschaften zu entlichem beschlus dest weniger bevelh geben. Nachdem aber von solchen sachen vielen leuthen uber landt zu schreiben vast sorglich, so haben wir unser ausschreiben dohien gericht, das wir den stimfursten, graven und stedten gemelter vorayn uffs kurtzest, auch in den stedten etwo zwayen vertraueten personen hievon geschrieben, andern gehaimbtesten des raths davon ferrer vormeldung zu thun und zu fleissigen, domit den iren, so zu gemeltem tage gehnn der Naumburgk geschickt, bevolhen mochte werden, berurter sachen bericht und gelegenhait antzuhoren und nach notturftiger erwegung und bedencken doryn mitzuschliessen.

Nhun haben wir auß unser rethe gethanen antzaigung, als sie von bestimbtem tage wieder zu uns khommen, vernhomen, das erstlich bey unsers vettern und brudern, des landgraven rethen in diesen sachen vast mangel befunden, wie wir dann die ursachen zum tailh aus aynem schreiben vernhomen, so sein L. kurtz vor dem tage zur Naumburgk an uns gethann1, achten aber ane noth sein, euerer L. davon sonderliche antzaigung zu thun, wolten auch nit gerne, das seine L. bey kgl. Wd. des mangels solte vormerckt werden. Und wiewol unsers oheimen von Wirttenberg rethe sich vornhemen haben lassen, das ir her solch vorstendtnus mit kgl. Wd., auch euerer L. vor gueth ansehe, aber das sich sein L. doryn solte vormercken lassen, des hett sie aynes ausstandts halben von kgl. Wd. verschriebenen schulde beschwerung, dann obwol sein L. ire gesandten in vorgangenem somer zu kgl. Wd. in Franckreich verordent gehabt, so hetten sie doch desselben ausstandts halben kainen annhemblichen abschiedt erlangt, dorumb sich sein L. doruber mit Franckreich ane erledigung derselben sachen sich ferrer eintzulassen nit gnaigt. Bey unserm vedtern Hg. Ernstenn von Braunschweigk und Luneburgk, auch den fursten und graven, so zu seiner L. stymmen gehoren, ist nit mangel befunden, do solche vorstendtnus von andern auch wurden vor gueth angesehen. Was aber unser ohaimen und schweger Mgf. Hansen von Brandenburgk, auch Hg. Barnymen und Hg. Philipssenn von Pommern gemuth hieryn sein mocht, konnen wir nit wissen, dan Mgf. Hanns hat der seynen, so haben auch sein L. noch unsere schwegere von Pommern die iren zur Naumburgk dißmalhs nit gehabt.

Und wiewoll es den bottschaften der stedte an bevelh, entlich zu schliessen, gemangelt und sonderlich aus dieser ursachen, so sie furgewanth, das die sachen an alle personen irer rethe noch nit hetten durfen bracht und so weitleuftigk gemacht werden, dieweil wir unser ausschreiben auß obberurtem bedencken dermassen eingetzogen und etwa nur zween oder dreien personen derwegen geschrieben, aber bey den stetten der brauch were, das in solchen wichtigen sachen anderst nit dann mit wissen aines gantzen raths nichts entlichs geschlossen noch bevolhen durft werden, so haben uns dannocht unser rethe bericht, das sich ezliche doruber dieser gestalt hetten vornhemen lassen, das bey iren obern uf entpfangen bericht ires erachtens auch nit wurde mangel sein. Aber gleichwoll hetten sie bey vielen vormarckt, das nit ain claine unnaigung obberurter vorstendnus halben die grosse verfolgung der christen und unser confession vorwanten, davon erschreckliche ding aus Franckreich geschrieben wurden, verursachete. Dann uff etzliche geschwinde und zuvor in Franckreich unerhorte edict solten alle turm und gefengknus zufurderst in Delphinatt mit christen erfullet, auch doruber etzliche tausent menschen von mannen, weibern und kindern von dem iren in die welde und klufte, auch ausserhalb des konigreichs haben entfliehen mussen. Das man sich nu mit aynem solchen konige in vorstendtnus und bundtnus begeben solt, der unser aller confessionn und religion so groß zuwieder, konten diejhenigen, so solchs angeregt, von irer ober [sic!] wegen nit bedencken, was man domit anderst wurde ausrichten, dan die ksl. Mt. dest mehr uff sich zu laden, dieweil solche vorstendtnus nit gehaimbt bleiben konth, und an jhenem orth wurde man auch wenig beharliche und bewerliche freunschaft sich zu getrosten haben.

Und wiewol unsere rethe dargegen angetzaigt, welchergestalt sich kgl. Wd. durch ainen, Johan de Fossa gnant, gegen unserm vettern und brudern, dem landgraven, auch uns solcher persecution halben hett lassen entschuldigen und das die allain wieder etzliche irrige leuthe furgenhomen, die Waldenses gnanth, so sich in der narbonischen provintz undterstanden hetten, uffrurische lehre zu fhuren und uffrur zu erwecken, als where man nit schuldig, der oberkait zu gehorsamen, so wehre doch von etzlichen botschaften ain stadlicher gegenbericht gescheen, das es viel ain andere maynung haben solt und das der tittel der Waldenser allain zum pretext mocht furgewandth worden seyn. Es wurden aber diejhenigen, so unser confession, ebenso hoch und groß durchechtet als die andern und wurde kain underschiedt gehalten und weren durch dieselben ksl. Mt. niederlendischen edict zum gleichnus angetzogen worden. Unsere rethe hetten auch darwider gerne die schult von des konigs person uf etzliche gelegt, die in der regirung groß sein und ane sonderlich vorwissen des konigs dem babst zu gefallen solche persecution angerichtet, so hett sich doch diese wiederwertigkait berurter des konigs rethe und leuthe halben befunden, das sie herwieder nit hart zu fechten gewust, das die vorursacher solcher persecution solten sein der Kard. von Turnos [= Tournon] und der großcantzler, der auch neulich vom babst zum cardinalh creirt solt worden sein, welche aber euere L. bishero sunderlich darfur gehalten, das sie zwuschen dem konige, euerer L. und unsern mitvorwanten vielgemelt vorstendtnus gerne sehen und befurdern solten und die uns und unser religion, auch berurter vorstendnus am maisten wolmaynen thetten und das, zu solcher vorstendtnus das best zu thun, zu rathen und zu furdern, etzliche andere viel mehr gnaigt solten sein, dann die vorgnanten zwene mit irem anhang, wie dan etzliche von Wormbs allerlay antzaigung gehn der Naumburgk, die inen aus Franckreich zukhomen, gethann.

Und wiewol wir nit zweiveln, euere L. haben des Kard. von Turnos, auch des großcantzlers halben, wie sie solcher vorstendtnus gnaigt sein mugen oder nit, den besten und bestendigisten beschaidt, so kan doch euere L. bedencken, zu was vorweiß es uns geraichen wolt, so uf ain schickung dieser sachen halben in Frankreich geschlossen where oder nochmalhs wurde und, do die gesandten in Franckreich khemen, der leuthe halben, so die sachen furdern solten, unrecht antroffen wurde. Dan euere L. mugen uns glauben, das so vielfaltige zeittungen wieder den von Turnos und großcantzler khommen, das wir sie selbst solcher verfolgung nit wol mugen entschuldigt achten.

Zudem haben auch unsere rethe von etzlichen pottschaften vortreulich bericht empfangen, als solt obgnanter Johannes de Fossa anstadt seines bruders Barnebe Forej de Fossa, so etwa zu Wittenbergk gewest soll sein, an landgraven und uns, unser baider gemueth austzulernen, aus anschieften des von Turnoß und großcantzlers geschickt sein worden und der konig wenig wissens davon gehabt haben, und diese antzaigung hat bey uns nit geringlich gesterckt die unform aines ungesiegelten credentzzeddels, so gnanter de Fossa seiner werbung halben uns zugestelt. Das zaigen wir aber euerer L. allain dorumb an, das wir fursorge tragen, es musse allerlay wiederwertigs derjhenigen halben, so an solchem grossen regiment sein, furlauffen und dorumb, so hierin etwas gehandelt oder ausgericht soll werden, bedencken wir das die forderung am maisten bey der Kgn. von Nauarra wirdet mussen gethan werden. Dan solten wir unsere mitvorwanten, ain stadliche schickung in Franckreich zu thun, bewegt haben, auch nochmalhs darauf geschlossen werden und unser botschaft etwa unangenheme sein, wie jungst nach dem tage zu Braunschweigk, do kgl. Wd. von Dennemarckenn neben uns andern hieneinschickete, geschach, so wurde es uns nit zu geringem vorweiß bey gemelten unsern verwanten geraichen.

Dan wievol auß ursachen, so zum tailh oben ertzelt, itzo zur Naumburgk vielgemelter schickung halben in Frankreich entlich nit geschlossen ist worden, so ist dannocht rethen und botschaften doselbt durch die unsern uff unsern bevelh soviel berichts und wiederlegung bescheen, das sie sich alle gemayniglich erbotten, iren hern und obern zu irer haimkunft so viel antzutzaigen, das sie ungetzweivelt wehren, dieselben wurden iren rethen und botschaften zu zukunftigem reichstage ghen Regenspurgk weithern entlichen bevelh geben.

So ist auch negst zur Naumburgk gemainiglich vor gueth angesehen, das man ain schrieft oder enge schickung obberurter verfolgung halben der christen in Franckreich thun und kgl. Wd. bitlich anlangen solt, dieselb persecution abtzuschaffen, welch dann auch bevolhen solte werden, obberurter bundtnus halben unvorgreiflich zu handeln und uff zuruckbrengen eintzulassen, domit zu negster zusamenkunft zu bemeltem reichstage dest baß und stadlicher entlich geschlossen konte werden. Aber was wir darwieder fur bedencken gehabt, solchs haben die unsern den andern rethen und botschaften darauf hienwieder angetzaigt.

Weil sich aber der vertzugk biß uff kunftigen reichstagk auß dem zugetragen, das den stenden nach lenge und notturft durch schrieft und uber landt nit hat konnen bericht bescheen und aber aynem jeden, wie eurere L. selbst erachten khann, nit unbillich bedencklich gewest, seinen rethen oder gesanten ausserhalb zuvor empfangenes, gnugsames berichts in solcher großwichtigen sachen zu entlichem beschluß bevelh zu geben, und dann nhun der reichstagk, der besucht und beschickt muß werden, baldt vorhanden, so wollen wir uns vorsehen, kgl. Wd., auch euere L. selbst werden uns freuntlich entschuldigt haben, auch so viel vormercken, das an unsern freuntlichen und muglichen vleis hierynnen nichts gemangelt, wie wir uns auch gegen Dr. Creitzern und euerer L. secretarien, dem Udenhaymer, hievor haben lassen vornhemen. So seint wir unsers tailhs zu vielberurter vorstendnus gentzlich und wol gnaigt. Es soll auch unsern halben nochmalhs kkain muglicher vleiß, bey unsern mitvorwanten antzuhalten, gespart werden. Aber das wir uns ausserhalb irer oder je des mherern tailhs oder der waigersten [sic!] fur uns selbst allain doryn begeben solten, des haben wir euerer L. hievor unser gemueth angezaigt.

Nachdem wir auch kgl. Wd. zu Dennemarckenn, unserm besondern lieben hern und ohemen, hievon auch vortreulich geschrieben und sein kgl. Wd. gebeten, jemandes der iren gegen der Naumburg derwegen zu schicken, so hat sein kgl. Wd. ainen der iren aldo gehabt mit solcher werbung, auch entschuldigung und erbietung, wie euere L. auß beyvorwarter copey zu vornhemen haben, wie auch derselbe sein kgl. Wd. bevelhaber sich ungeverlich und als fur sich selbst vormeldung gethann, das sich sein her, soviel die hulfe belanget, in solche vorstendtnus mochte einlassen, solchs finden euere L. uff der andern darbey gelegten zeddeln, welche aber euere L. bey sich behalten und weither nit wollen khomen lassen. So wollen wir auch seiner kgl. Wd. darauf furderlich ferner schreiben, iren rethen derhalben zu bevelhen, die sie anedas uf ksl. Mt. beschreiben zu itzigem reichstage gegen Regenspurgk der pfeltzischen und burgundischen sachen und handlung halben verordenen werden.

Und wiewoll wir nit ungnaigt gewest wehren, uns durch ain schreiben gegen kgl. Wd. selbst des vertzugs halben ufs freuntlichst und glimpflichst zu entschuldigen, so ist doch in solchen sachen sorglich, ausdrucklich und uber landt zu schreiben und zuvorderst solchen grossen herren, bey denen allerlay und nit gleichs oder aines synnes leuthe sein. Bitten derhalben euere L. freuntlich, die wollen Dr. Creitzern von diesen handlungen, als viel sie maynen den sachen dinstlich sein, und zum tailh durch zieffern vormeldung thun und ime bevelhen, kgl. Wd. unsern vleis und freuntlichen willen, auch was nochmalhs den beschlus gehindert, antzutzaigen und uns bey seiner kgl. Wd. zum glimpflichsten, wie euere L. solchs woll werden zu bedencken und Dr. Creitzer zu unser entschuldigung ufs formlichst zu thun wissen, zu entschuldigen mit erbietung, das wir nochmalhs allen vleis wolten thun und an uns hierin nichts erwinden lassen, die sachen bey unsern mitvorwanten zum besten zu furdern. Und domit Dr. Creitzer in deme von unsernwegen dest mehr bey kgl. Wd. glauben habe, so ubersenden wir euerer L. hiebey zwo gemayne freuntliche schrieften, aine an die kgl. Wd. und die ander an die Kgn. von Nauarra haltendt, welche sich dan uf gnants Dr. Creitzers bericht etwas ziehen und referiren. Datum Lochau, den 28. Januarij 1541.

Zeddel: Wir bitten aber euere L. freuntlich, die wolle die antzaigung, so wir in diesem unserm schreiben unsers vedtern und brudern, des landgraven halben thun, je bey sich in gehaim behalten. Dergleichen was Wirttenbergk belanget, es bedechten dann euere L., das seiner L. rethe anthworth darumb bey kgl. Wd. solt antzuregen sein, ob sich seine kgl. Wd. mit ime freuntlich vertragen wolt etc.

Zeddel: Auch, freuntlicher, lieber ohaim und schwager, wiewol uns euere L. durch derselben secretarien, dem Udenhaimer, hievor haben antzaigen lassen, das dem Kard. von Turno und dem großcantzler in Franckreich der religionn und anderer sachen halben, davon mit kgl. Wd. zu handeln, gantz woll solt zu vortrauen sein, so wissen wir doch euerer L. nit zu bergen, das an uns und unsere mitvorwanten gedachter baider halben das gegenspiel gelanget, wie wir euerer L. in diesem unserm schreiben auch antzaigen. Domit aber wir und unsere mitvorwanten hinter den grundt und aigentliche erfharung khommen, so bedechten wir, das euere L. solchs an die Kgn. von Naurren [= Navarra] fueglich, wie sie wol werden zu thun wissen, gelanget und es bey irer kgl. Wd. dohien gefurdert hette, das ire kgl. Wd. uns durch ir schreiben wolt zu berichten und zu erkennen zu geben unbeschwert seyn, ob gedachten baiden oder aber dem constable und seinem anhangk der religionn und ander sachen halben, die wir bey kgl. Wd. zu Franckreich mochten ausrichten [sic!] haben, zu vortrauen were. Dann wir achten es darfur, dieweil gedachte konigin unser religion gnaigt ist, auch derhalben grosse und viel verfolgung erliedten, sie werde, uns solchs uff euerer L. anlangen durch ir schreiben zu vormelden, kain bedencken haben. Das wolten wir euerer L. auch nit bergen. Datum ut supra.

Anmerkungen

1
 Vgl. Lgf. Philipp von Hessen an Kf. Johann Friedrich von Sachsen, Friedewald, 1540 Dezember 21, vgl. Anm. 1 zu Nr. 425.