Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 335 Nr. 134 Bd. 3, fol. 145r–150r (Ausf.); DV v. a. Hd. fol. 148v: Dr. Bruck schreibt, wes er sich mit dem landgrefischen gesanden, dem von der Malsburg, seines hern bundtnus halben mit dem kaiser, in seiner ehesachen und der bundtnus halben mit dem Kg. in Franckreich vertreulich underredet; DV v. 3. Hd. fol. 148v: Dr. Bruck schreibt der sachen und handlung halben zur Naumburg, 1541, Torgau.

Nachdeme euren kfl. Gn. die rethe und ich undertheniglichen berichten, welchergestalt wir uns mit den hessischen reten in rede gelassen der verstentnus halben, mit kgl. Wd. zu Frannckreich aufzurichten, so wais euren kfl. Gn. ich undertheniglichen nicht zu bergen, das Herman von der Malsburg heut dato von derselben sachen mit mir zu reden worden und gesagt, wir hetten seinen hern in vordacht, als solt er mit ksl. Mt. sich in sunderlich vorstentnus eingelassen haben. Nu solt ich ime glauben, das es nach [= noch] nicht geschenn nach geschlossen were. Dann woll were es ainmalh, drei oder vier an sein fstl. Gn. gelangt, aber es were bishere anstehen blieben und furderlich dorumb, dan, wiewol man ime vorgonnen wolt, das er die religionsvorwanten, auch die chur- und fursten der erbaynung möcht ausnemen, so hette es sich doch bishere doran gestossen, das er auch het kgl. Wd. zu Dennemarcken und den Hg. von Julich wollen vorbehalten und ausnemen. Das hette man seinen fstl. Gn. nicht wollen vorgönnen. Man wolt dem Kg. von Dennemarck gerne aine kappe schneiden, deme solt der landgrave kaine hulf thun, sich auch, hab ichs recht behalten, wider inen brauchen lassen, der wolte der landgrave kains thun. Aber was konnt euren kfl. Gn. oder auch den andern religionsvorwanten doran gelegen sein, wann gleich sein herr mit dem kaiser in ainen guten vorstand mit berurter ausnemung kont kommen, die ime der bewusten sachen halben1, die man so weit wurfe und bishere geworfen hette, dinete und alle [sic!] seine mivorwanten unschedlich were, jha, dordurch er auch der cristlichen religion und vorwanten bas dienen und furderung ertzaigen könnt, dann wo er dieselbig vorstentnus nicht anneme.

Dorauf hab ich ime geantwurt, seins hern briff zaigt es anders an und so vil, als musten sich sein fstl. Gn. an deme oder dergleichen ort beraitan in etwas vorpflichtet haben, dann es wurde doraus vornommen, das sein fstl. Gn. derwegen beschwert weren, die schickung in Franckreich mitzuthun. Das es aber sein fstl. Gn. dorfur hilten, sie könnten den eynungsvorwanten neben der ausnehmung mehr dinstlich sein, möcht von seiner fstl. Gn. woll dorfur gehalten werden, aber, was es den mitvorwanten fur ain nachdencken wolt machen, das were leichtlich zu vorstehen. Dann man wurde sein fstl. Gn. gewislich in gnedigen vorstand nicht zihen und seinen fstl. Gn. gnedigen und freuntlichen willen beweisen, wo sie nicht die hofnung trugen, do sie seinen [sic!] fstl. Gn. so weit brechten, das sie inen dornach woll weitter wolten bringen, sich nach irem willen zu halten. Sie hetten woll andern weisen fursten und hern mer das hertz von Got und iren freunden getzogen. Der almechtig Got wolt sein fstl. Gn., wo es nicht beschen, dorfur behuten, das sich sein fstl. Gn. nicht underwunden, Got, dem teuffel und der welt zugleich mit dinst vorwant zu sein.

Dorauf sagte Malsburg wider, were doch sonst ain ider furst vorhaft dem kaiser mit eiden und dinsten, was dann an der vorstentnus mer gelegen könnte sein. So het man auch seiner fstl. Gn. sach so weit geworfen und inen gar trostlos gelassen. Ich solt ime doch sagen, was H. Jacobenn Sturm und dem Butzer auf ir furschlege gegen Wormbs were zu antwurt gegeben.

Hirauf hab ich ime wider gesagt, es were ain ander ding, mit den pflichten und dinsten vorwant zu sein als ain lehenman oder undersas oder auf sunderliche bestellungen. Im ersten falh tete ain furst seinem hern sein schuldige pflicht und lies es dorbey bleiben und gut sein. Aber durch solche sunderliche vorstentnus nemen solche hern ursach, das hertz an sich zu tzihen. Das eur kfl. Gn. des landgraven bewusten sachen halben den trost weit geworfen, das wuste er selbs anders und der eissennachische ratschlag weiste es aus2. Was aber eur kfl. Gn. den gnanten baiden hern hette zu antwurt geben lassen, das wurde nuhmer ane zweivel an seinen hern gelangt sein. Und wo sein fstl. Gn. derselben antwurt und erbietens auch nicht begnugig, so were es ain zaichen (das solt er mir jhe zugut halten), das es nur ain solche furwendung were, die mit ernst nicht gemaint, sondern nur zu ainer ursachen der neuen vorstentnus mit dem kaiser. Wolte aber er und der stathalter die antwurt sehen, so hette man noch alhir ain copei dorvon und kont nicht achten, das sein fstl. Gn. der aynich bedencken dorinnen haben möcht, es wolten dan sein fstl. Gn. nicht gemaint sein, die sachen nach der vorpflichtung in gehaim zu halten, wie dan hievor auch beschenn, do die sachen in gantzer gehaim solten worden sein, hette man sie nicht allain ruchtigk, sondern auch schir uberweislich gemacht.

Dorauf sagt Malsburg, das hetten seiner fstl. Gn. pfaffen ains tails getan, das inen dis und jhenes ins leip muste faren. Er wuste vorwar, sein herr wurde die sach in gehaim halten, es were dann sach, das ime seine gemalh sturbe. Was alsdann wolt beschenn, das wuste er nicht. Mit dem musten wir in die stube gehen. Es ist aber doraus zu vormercken, das der landgraff den artickel der erbschaft belangend nicht wirdet annemen noch dieselben kinder im falh, das die andern vorsturben, wollen ausgeschlossen haben. Also seint wir heut derwegen zu weittern reden nicht komen etc.

Gnedigster herr, Jacoff Walh hat mir inligende zeittungen geschrieben. Wann sichs dermassen hilte nach dem willen Gottes, so wurd es dem Bf. von Magdeburg nach [= noch] irrer machen. Ich wil glauben, der marggrave sei dorumb so lange zu Magdeburg bei ime gewest, das er das capittel solt mit ime vorsunen. Das wirdet er nicht haben können enden. Unser hergot schickts nach immer zu seinem lob. [...]. Datum Naumburg, Dinstag nachm Neuenjharstag anno etc. 41.

[1. Zettel:] Genedigster herr, Malsburg und ich seint auch zu reden kommen von der vorstentnus mit Franckreich. Dann das sein herr den vorstand mit ksl. Mt. beraitan muste beschlossen haben, das weiste woll aus, das sein fstl. Gn. itzt der schickung in Franckreich und berurter handlung mit kgl. Wd. nicht wolt gleich eurn kfl. Gn. vorwant sein. Man wolte den andern vortraulichen reten und potschaften mit uns semptlich die furhaltung nicht thun. Man wolt auch des derwegen beschenen gehaimpten ausschreibens nicht mit zu thun gehapt haben, ane zweivel der maynung, das man dodurch villeicht nicht tete wider den neuen vorstand mit ksl. Mt. Wo auch der beschenen ausschreiben ains etwo ans licht und fur die ksl. Mt. solt kommen, so solt es der Kf. zu Sachssenn allain gethann und solche puntnus getrieben haben. Villeicht hette sich auch aus deme bedencken zugetragen, das mein gnediger herr, der landgrave, eurn kfl. Gn. unlangs geschrieben, das eur kfl. Gn. woll not, ane glait auf den kunftigen reichstag nicht zu kommen3. Auch hette der stathalter und er mir nechten etzliche schrifte zugeschickt, dorunter ain zeddel befunden, doraus auch woll zu vernemen were, wie zuchtig ir cantzler eyner schickung halben in Franckreich sich stellet, so er an meinen gnedigen herrn, den landgrafen, gethan, und hette doch nach [= noch] im vorgangen sommer nimants so sehr getrieben und geeylet, mit Franckreich ainen vorstand zu machen, als sein fstl. Gn. 4, dorumb wol abzunemen were, das mit ksl. Mt. ain vorstand beschlossen must sein. Aber er antwurtet, es were gewislich nach nicht beschen. So man auch die sachen wurde furdern der schickung und vorstentnus halben an und mit Franckreich, so wurde man woll hören, das sich ir herr nicht absondern wurde.

Der ambtman zu Freiburg, Pflug, reit nechten spat zwuschen siben und achten doselbst hin. Heut hat man gesagt, Hg. Moritz were zu nacht aldo gelegen. Itzt hat mir Jobst vom Hain durch Hansenn Mayer sagen lassen, der stathalter het ime angezaigt, Hg. Moritz ritte zu seinem hern, dem landgraven. Es mus Hg. Hainrichs regenten beginnen zu schwindeln, kann nicht fhelen. Es wirdet der hertzog gewislich villeicht des bruders testaments der nurmbergischenn buntnus und dergleichen sachen halben wollen angelangt werden. Dann seiner fstl. Gn. rete scheinen itzunt auch nicht so fuchswilde, wie sie sich vor ainem jhar zu Arnnstet vormercken lissen. [...]. Datum ut supra.

[2. Zettel:] Eurn kfl. Gn. uberschick ich himit die copei des hessischen cantzlers schreibens an landgraffen etc.

Anmerkungen

1
 Bigamie Lgf. Philipps von Hessen.
2
 Zur Konferenz in Eisenach über die Bigamie des Landgrafen im Juli 1540 vgl. Lenz, Briefwechsel, Bd. I, Beilage II, S. 339–344 und die einschlägigen Akten ebd. Beilage II, Nr. 22–29, S. 369–388.
3
 Vgl. Lgf. Philipp von Hessen an Kf. Johann Friedrich von Sachsen, Friedewald, 1540 Dezember 17 [Nr. 426].
4
 Vgl. die hessischen Gesandten zu Hagenau an Lgf. Philipp von Hessen, Hagenau, 1540 Juni 23, Neudecker, Urkunden, Nr. 137, S. 500–503; Lgf. Philipp von Hessen an seine Gesandten in Hagenau, Spangenberg, 1540 Juli 15, Ganzer/Zur Mühlen, Akten, Bd. 1,2, Nr. 256, S. 686–688, hier S. 687 und die hessischen Gesandten in Hagenau an Lgf. Philipp von Hessen, [Hagenau], 1540 Juli 23, ebd. Bd. 1,2, Nr. 259, S. 692–694, hier S. 693.