Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 335 Nr. 134 Bd. 1, fol. 33r–35v (Ausf.); DV v. a. Hd. fol. 35v: Dr. Bruck schreiben aus Naumburgk der gegenteil practik halben, 1541; v. 3. Hd.: sonderlich mit sterckung der nurmbergischen bundtnus und schwechung der evangelischen stende und anderm mehr.

Dieweil ich den zedel gelesen, den H. Hanns in seinem schreiben an euer kfl. Gn. eingelegt, was Mgf. Jorgen von Brandenburg begegent des vettern halben, so höre ich, das alle diejhenigen zu diesem reichstag beschriben sein, die nur ein wenig lehen vom reich haben, es sein graven, hern oder edelleut, auch bischoff, ebte und mönch, was nur ein wenig regalien vom reich hat. Dieweil dan gnanter H. Hanns und der cantzler in irem schreiben an eur kfl. Gn., wiewol es zum tail mit ziffern geschrieben, eurn kfl. Gn. zu erkennen geben, als gehen die practicken nochmals wie zu Hagenau, das man den nurmbergischenn contrabund gerne wolte stercken, so sehen mich des kaisers anschlege und seiner leutte dohin gericht an, dieweil er nicht woll in teutzscher nation a noch zur tzeit–a krige furnemen kann, so wil man doch alle die mittel und wege vorsuchen, domit man das evangelium muge dempfen und disen tail an macht schwechen, dan do man Mgf. Jorgene [sic!] durch die erbtailung den vettern möchte abstricken, so wurde man denselben vettern in die nurmbergische bundtnus bereden, so were gnannter marggrave geschwecht. Sturbe er dann, so hett er ain jungen erben, des vormunde were der vetter. So wurde des jungern tail auch hingetzogen in dem alten glauben. Euer kfl. Gn. und derselben vettern zeugt man ab und wil abtzihen die drei bischoffe, die stett Erffurt und Mulhausenn und, do man es vormöchte, villeicht auch etzliche graven, hern und vom adel. Und so dieselben vollend in die buntnus pracht wurden, weren dem haus zu Sachssenn die flugel auch zum guten tail beschnitten. So setzt man disem tail am camergericht heftig zu mit der acht. Es ist auch ane zweivel dorumb vor den virdten weg das mortbrennen mit wissen der grossern haupter furgenommen worden, auf das man dissen tail dordurch auch schwechet und andere von der lehre Gottes worts abscheut. So mag dann fur das funfte der weg auch vorsucht werden, wie man die kaufstete, ob sie woll das evangelium angenommen, als Nurmberg, Augsburg etc. auch abtzihe, also das man sich doch zu inen nichts guts noch trostlichs im falh der not b uff dissem teil–b zu vorsehen hette.

So wil ich glauben, dieweil sich der Granuel gegen den obgnanten baiden rethen hat lassen vornemen, der tag zu Wormbs wurde sich noch so bald nicht enden, und dortzu gefragt, ob auch eur kfl. Gn. selbst wurden auf den reichstag kommen, es werde under solchem aufhalten des handels zu Wormbs auch etwas vorpackens ligen und nicht so sehr gemaint sein die gesprechs- und religionshandlung, c dieweil sy verstehen, das man nit abstehen wil–c, als das man villeicht disses tails furnemliche leut aldo will aufhalten und villeicht zu Regensburg eilen oder dester bessern platz haben zu erweitterung der nurmbergischenn puntnus, so nimants sunderlichs dises tails do were.

Es ist auch wol muglich, das die baide marggraven und sunderlich der churfurst dorumb zugelassen wirdet under den gerumbten gehorsamen tail des kaisers, das man inen disem tail auch gantz und gar will abstricken und etwo der religion halben sicherung vortrösten, ob er sich gleich in die nurmbergische puntnus nicht lassen kann, das er sich doch nichts besorgen sol, allain das er sich an dise buntnus auch nicht henge. So glaub ich, das Mgf. Hans durch den von Braunschwig mit den rencken aus disser aynung widerumb sei getzogen worden. Er mag ime auch woll kayserliche vorsicherung zuweg bracht haben. So thurengelt man nu disen tail zum sechsten durch Hg. Hainrich von Braunschwig in den sechsischenn landen und eben under dem gesprechs- und reichstag zum wenigsten auf den ranck d zu sehen–d, wie man beiainander stehen und thun wollte, und dissen tail mit unkosten abzuhelligen. Wirdet man nu die stende dises tails ungehertzt, auch sparlich vormercken und der kaiser wirdet den nurmbergischen bund können erweittern, auch frieden und anstand haben mit dem Turckenn, Franckreich und andern, so ist muglich, man wirdet bas mit uns dreynhauen oder zum wenigsten so vil treiben, das man disse buntnus gar zunichte mache. So soll der lauft des evangelii ires erachtens vast domit gehindert, auch das vorkommen sein, doran dem kaiser und dem konige nicht am wenigsten mag gelegen sein, das sie und ir nachkomen des reichs regirunge mugen behalten.

Und sehen mich die sachn als ainen unvorstendigen dorfur an, wie ungereimpt, auch unrichtig die handlungen sich beginnen in disser aynung zuzutragen. So werde sie zu boden gehen und wil villeicht unser hergot nicht, das durch den menschlichen trost seine sachen sollen erhalten werden, sondern er wolle selbst dorob halten an [= ohne] andere menschliche craft. Eur kfl. Gn. wollen mir solch mein lang, unnotturftig schreiben zugut halten. Dann wollen die sachen alhir untröstlich abschaiden, wie zu besorgen, dieweil man so ungleich ankumpt, so will ich bei mir dohin underteniglich schlissen, es werde domit haissen ‚valete‘. [...]. Datum Naumburg, Dinstags nach Johannis evangeliste anno etc. 41.

Anmerkungen

a
–a Von Brück eighd. nachgetr.
b
–b Von Brück eighd. nachgetr.
c
–c Von Brück eighd. nachgetr.
d
–d Von Brück eighd. nachgetr.
e
 Von Brück eighd. nachgetr.