Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 329 Nr. 133 Bd. 2, fol. 104r–106v (Ausf.); DV v. a. Hd. fol. 106v: H. Hansen von Dolzk schreiben der walhsachen halben, 1541, Torgau.

Wie sich die sachen und handlung alhie zu Wormbs zutragen und ansehen lassen, das haben euere kfl. Gn. auß unserm der rethe und der herrn theologen, so anher verordent, samptlichem schreiben und bericht gnedigst zu vernehmen1, dabei, waß durch den cantzler Mag. Franciscum und mich in sonderheit auch angetzeigt und vermeldt wirdet [Nr. 428].

Dann waß under anderm den artickel, die walhsach der kgl. Mt. Ferdinandj tyttel beruren thut, mit welcher sach Gf. Diettrich von Mannderschied an mich gelangt etc., darauf hab ich mich erstlich gegen ime, dem graven, allein und den nachvolgenden tag abermals in beisein des grafirs von Lutzelburg2, den er mit im bracht, vernehmen lassen, wie im schreiben ermelt, und hab mich aus den ursachen, wie darbei angetzeigt, irem ansuchen nach in nichts begeben noch auch, etwas auf mich zu nehmen, bewilligen wollen.

Nun ist von beiden herrn und furnehmlich dem grafier den dritten tag darnach abwesens des graven, als er mich in sonderheit zu ime hat fordern und bitten lassen, so vil in meinem verstandt vermarckt, daß dem H. Granuel der handel obligend, durch wes anlaittung oder anhaltung ist mir verborgen. Und es hat sich der grafir mit erclerung der bedencken, die ich dißmal mit allen umbstenden zu schreiben underlassena, dann under anderm hat er als fur sich das zu erwegen eingefurth, wan sich mit der ksl. Mt. ein todsfalh zutragen wurde, waß mercklicher beschwerung, zurteillung der stende und unrath im reich deutscher nation fursteen und zu besorgen sein wolt, dan es were an dem, das ksl. Mt. miht [sic!] starcker complexion und oftmals mit schnellen, unversehenlichen anstossen beladen etc. Zudeme were es mit Frannckreich also gelegen, man machte freuntschaft durch was mittel und wege es sein kunde, idoch so hangte der stift in unfreuntlichem willen und gemueth. Und sovil mer, wan sich, do Got vorsein wolte, ain unfalh, wie berurt, mit ksl. Mt. begeben solt, so wurden die reichen und schönen burgundischen Niderlannden von den Frantzosen und deutschen fursten, wie sie sich zu vergleichen hetten, zum hochsten angegriffen, dieselben zurryssen und zerteilt werden. Wie es auch dieser zeit in den Niderlannden gestalt und gelegen, daß were in mitleiden offenbar; dartzu mit den spanischen konigreichen, wiewol der ende vor der ksl. Mt. abraissen gotlob dieser zeit ain gemeine rhue und stillung gemacht, es were aber ain volck von besonderer nation aigenschaft und gemueth, darinnen schnelle veranderung vilmals befunden. Derhalben MonsrGranuelh als ain fridsamer herr zu dem hochsten geneigt, aine sach neben der andern gerne zu fordern und verglichen zu sehen. Mit bith, daß ich doch unbeschwert sein wolt, als vor mich, weil ich kain bevelh hett, in gemein zu berichten, warauf doch die artickel der vorschlege zu Wien in Osterreich ungefharlich gewesen weren3. Dann der H. Granuelh wuste sich derselben nicht wol zu erinnern.

Darauf hab ich mich auß zuvor angehorten ursachen, wie das semptlich schreiben mitbringt4, fuglichen entschuldiget und in nichts begeben noch einlassen wollen, idoch so vil geantwort, das es an euere kfl. Gn. nicht erwunden, so den abgereten artickeln zu Wien nachgangen were.

Dagegen ferner gesucht, ich solt doch dem handel nachgedencken, was mir, darinnen zu thun, bequemlich und den sachen dinstlich und forderlich sein mocht. Dann man wurde doch alsobald hiedannen nicht abscheiden etc., und also durch andere gemeine beyrede dißmals den abschied genohmen sonder jha noch nain etc.

Nun hab ich ob dieser ansuchung und weitleuftiger antzeig und ainfhurung bei mir allerlei nachgedenckens, ob es villeicht uff ein hinderlistige gefhar und ausforschung understanden und angemast, aber furnemlich, weil ich deßhalben keinen bevelch, auch wie sich hievor die underhandlung in der sache mermals, auch jungst uff den abschied zu Hagenaw mit H. Hannsen Hofman geirret und gestossen haben5, dartzu, das euere kfl. Gn. in sonderheit bevolhen, das man sich gegen nymands in particularhandlung begeben solt, daraus ich mich pillich erinnert, demselbigen nachzugehen etc.

Was aber euere kfl. Gn. bei sich uff solchen bericht erwegen und gelegen sein will der vorermelten artickel, mittel und furschleg halben, so zu Wien furgewest, dieselbigen zu berichten lassen, idoch in der meinung, sam hetten euere kfl. Gn. davon kein wissen, daß stat bei denselben eueren kfl. Gn. zu ermessen. Und hab solchs eurn kfl. Gn. underthenigster wolmeynung zu merer erleutterung, wie sich die reden ungefharlich ergeben und zugetragen, auch nicht verhalten wollen. Datum Wormbs, in eilh Freitags nach Thome apostoli zu sieben uhrn vor mittag, den 24. Decembris anno domini 1540.

Anmerkungen

1
 Vgl. die kursächsischen Gesandten in Worms an Kf. Johann Friedrich von Sachsen, Worms, 1540 Dezember 24, Ganzer/Zur Mühlen, Akten, Bd. 2,2, Nr. 253, S. 777–780.
2
 Johann von Naves.
a
 Syntax so in der Vorlage.
3
 Zum Vertrag von Kaaden vom 28. Juni 1534 und zum Wiener Vertrag vom 20. November 1535 vgl. Kohler, Antihabsburgische Politik, S. 368–369; Mentz, Johann Friedrich, Bd. II, S. 42–48 und S. 52–68 und Schlütter-Schindler, Der Schmalkaldische Bund, S. 148–152.
4
 Vgl. Nr. 428 .
5
 Zu den Sondierungen zur kursächsischen Opposition gegen die Wahl Ferdinands zum römischen König auf dem Tag zu Hagenau vgl. Kf. Johann Friedrich von Sachsen an Hans Hofmann, [Lochau, 1541 September 6], Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 329 Nr. 133 Bd. 1, fol. 19r–21v (Kop., Fragm.); Hans Hofmann an Kf. Johann Friedrich von Sachsen, Brünn, 1541 September 17, ebd. fol. 31r–32v (Kop.) und ders. an Hans von Dolzig, Brünn, 1541 September 17, ebd. fol. 28r–29v (Kop.).