Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Wien HHStA, MEA RTA 7 Konv. II, fol. 421r–422v (Kop.).

Der hochwirdigst, durchleuchtigst, hochgeborn furst und herr, H. Albrecht, der hl. röm. kirchen priester cardinal und geborner legat, zu Meintz und Magdennburg ertzbischof, churfurst, primas etc., administrator zu Halberstat, Mgf. zu Brandenburg etc. hat auß röm. ksl. Mt., unsers allergnedigsten herrens, gestelltem und furgeschlagem abschiedt vermerckt, das ir ksl. Mt., die achten und proceß an dem keyserlichen cammergericht in religion- und andern sachen, von wellicher wegen stritt gewesen, ob sie in den nurmbergischem fridstandt gehörig oder nit, anzustellen und darin biß uff irer ksl. Mt. declaration, so nach gepflegner, guetlichen underhandlung furgenomen werden sollte, an dem chammergericht nit procediren ze lassen, bedacht sein.

Wiewoll nun die rechtvertigung, das burggraffthumb zu Magdenburg und gravegeding zu Hall belangendt1, so zwischen seinen kfl. Gn. an einem und dem durchleuchtigsten, hochgebornen fursten und herren, H. Johanns Friderichen, des hl. röm. reichs ertzmarschalck, churfursten, Hg. zu Sachssen und Lgf. in Dhuringen und Mgf. zu Meissen, vor berurtem keyserlichen chammergericht noch unentschieden schwebt, kein religionsach ist, darzue derselbigen halben, ob sie in dem nurmbergischen fridstandt gehörig sey oder nit, an gedachtem chammergericht niehe ainich stryt furgefallen, derwegen auch sein kfl. Gn. sich gentzlich getrösten und versehen wöllten, das hochgemelte ksl. Mt. dieselben sachen durch angeregten artickel, von etlicher achten und processen anstellung lautende, keinswegs gemeint und noch viel weniger angestellt haben, darumb dann ir ksl. Mt., umb das sein kfl. Gn. irer Mt. zu underthenigem gefallen gewilliget, in berurter sach die zeit dises werenden reichstags stillzusteen und nit procediren zu lassen, denselben seinen kfl. Gn. under irem handtzeichen und keiserlichen sigel brieflich urkhundt mitgeteilt und darin gesetzt und geordnet hat, das solicher bewilligter stillstandt nach ende des reichstags seinen kfl. Gn. an iren rechten und gerechtigkeit unschedlich und unverhinderlich sein solle.

Am andern, wiewoll auch sein kfl. Gn. sich mitnichten versehen, das irer ksl. Mt. will oder meinung sey, durch angezogne oder einiche andere wort des begriffnen abschiedts sein kfl. Gn. oder ainen andern standt des reichs, dem seine underthanen durch anderer abpracticiren oder ausser aignem frefel ungehorsam und zu neuen leren und secten abfellig werden, dahin zu halten und tringen, das sie solich ire underthanen in sollichem furgefasten ungehorsam, frefel und abfall pleiben lassen mussen, in betrachtung, das auch diser irer Mt. furgehaltener abschiedt lautter verpeudt, das keiner des andern underthanen, wider ire oberkeit zu vertaidingen, in schutz und schirm aufnemen solle, derwegen und seitemall diese sach am keyserlichen chammergericht niehe anhengig worden und derhalb under dem schein diß abschiedts in keinen stilstandt gezogen werden mag, so ist auch seinen kfl. Gn. nit verpotten, ire underthanen zu Hall von irem abfall und furgefassten ungehorsam zu straffen und durch mittel des rechtens und andere gepurende weg widerumb zu schuldiger gehorsam zu pringen.

Jedoch und, wo solichs alles unangesehen hochbemelter Kf. zu Sachssen die angezeigten rechtvertigung, dergleichen auch gedachte von Hall iren strefflichen abfall und ungehorsam durch angeregten furgeschlagnen abschiedt auch angestellt sein vermeinen und furwenden wurden, oder das der abschiedt sonst auch (des sich doch sein kfl. Gn. nach gestalt dieser sachen nit versehen könden) disen verstandt haben mocht, so wissen noch mochten sein kfl. Gn. solichs nit bewilligen, besonder mussten es ir und ires ertzstiefts Magdenburgs unvermeidlichen notturft nach widersprechen und anfechten, inmassen dann sein kfl. Gn. solichem angezognen fall solliche anstellung der obberurten rechtvertigung und befridung des ungehorsams gedachter seiner kfl. Gn. underthanen von Hall (wo die durch den vilgedachten abschiedt gemeint sein sollten) hiemit in der besten form, weiß und maß, wie das zum kreftigsten geschehen soll, kann oder mag, gegen Kff., Ff. und stenden widersprochen, angefochten und nit gewilliget noch angenomen haben wöllen, des alles sich sein kfl. Gn. hiemit zierlich und offentlich bezeugen und protestiren, mit gnedigem und ernstem begere, das solich seiner kfl. Gn. rechtmessige, schrieftliche protestation zu dises reichstags handlungen, acta und abschiede geschrieben und registrirt werde, sich dero zu der notturft haben zu gebrauchen.

Anmerkungen

1
 Vgl. zu diesem Konflikt Steffen, Zur Politik, S. 24–29 und S. 45–46 und Mentz, Johann Friedrich, Bd. II, S. 508–536.