Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Augsburg StA, Reichsstadt Nördlingen, Münchner Bestand, Lit. 49, unfol. (Kop.); AV v. a. Hd.: Die schrift mit A vermerckt; 2. AV v. 3. Hd.: Der nurmbergischen verwanten verbesserung an der protestanten gestellten antwort.

Das bedencken unserer gnediger fursten und herrn, auch anderer rethen und potschaften, der religion verwandt, so sy der röm. ksl. Mt. uf ir proposition ubergeben sollen, haben die verordneten meins genedigen herrn Pfgf. Ruprechts etc. und der stett Nurmberg, Nordling, Dinckelspuehel und Gienngen, auch von wegen Winßhaim und Weissenburg, deren gwalt sy haben, ubersehen und befinden erstlich irem bedencken nach, das dise volgende enderung darinnen ze thon sein mocht:

Nemlich und als im eingang desselben bedenckens gemelt wurdet, wie ksl. Mt. sich bißher zu erhaltung alles fridens gnedigklich ertzaigt etc., unangesehen, das etlich dasselb gern verhindert hetten, und den nachvolgend, das in ainem andern artickl auch gemelt wurdet, das etliche das gesprech zu Wormbs gern verhindert hetten etc., solche bede clausula achten die potschaften und gesandten aus nachvolgenden ursachen zu umbgeen sein, nemlich wa solchs also gesetzt pleiben solt, das villeicht etliche chur- und fursten, der alten religion verwandt, solches uf sy versteen mochten etc. Derhalben dise bede clausulen, weil sie doch der sachen nichtz dienstlich, aber wol mer hinderlich sein mochten, heraussen zu lassen.

Und als zum dritten, das auch auf solchem gesprech die abwesenden stend, auch frembde nationes etc. der warhait bericht werden etc., gesetzt wurdet, achten die gesandten darfur, das solche worter zur sachen nit hoch dienstlich, sonder vilmer die ksl. Mt. zu ungnaden bewegen mocht, uf maynung, als ob die religionsverwandten, in irer ksl. Mt. erblanden und kunigreichen gern zwispalt zu erwecken, understeen wolten etc. Derwegen es ehe durch dise eroffnung vilmer verhindert dann gefurdert werden sollt.

Sovil nun die turckenhilf belangt, haben die gesandten im selben artickel enderung gethon, wie in margine zu ersehen ist, und auß nachvolgenden ursachen, nemlichen, das sy aus habenden irer herrn bevelch der turckenhilf halben, uf ainige condition dieselben zu laisten oder nit, sich in keinen weg der gestelten verzaichnus gemeß vernemen lassen, sonder hierin nach gelegenhait diser sachen halben freysteen wollten.

Und das auch mundlich begert worden, das sy sich vernemen lassen solten, ob sy nit allein bey uberantwortung diser schriften der ksl. Mt., sonder auch in allen andern handeln, die religion betreffend, neben inen handeln und rathschlagen wolten oder nit etc., dartzu geben die gesandten von irer gnedigen herrn und oberer wegen dise antwort, das sy bevelch derhalben hetten, wisten auch, das iren gnedigen herrn und obern daran kein mißfallen geschehe, nit allein bey uberantwortung diser schriften, sonder auch in allen andern sachen, die religion belangend, uf disem reichstag alles das helfen zu handeln und ratschlagen, das zu Gottes eer und christlicher, guttlicher vergleichung dienstlich und furtreglich sein mage etc.

Sovil aber die sachen zu widerstand dem Turcken, auch gutte pollecey und ordnung im hl. reich antzurichten, betrifft, haben die stend der christlichen verainigung und verstendnus bißanher nicht weniger, so sy bestendigen friden hetten erlangen mugen und das cammergericht mit seinen unrechtmessigen processen und furnemen wider die verainigten stend dermassen, als geschehen, uber alle abschaffung und verpott euerer [sic!] ksl. Mt. nit beschwert hette, alles dasjhenig mit andern stenden zu thon und zu laisten, das sich gepurt und die notturft erfordert hette, wie sy dann noch uf den fall an inen hinfur keinen mangel erscheinen zu lassen gedencken. Sy, die stend der ainigung und verstendnus, achten aber darfur, das sy zufor und, ehe die religionsach erortert und zu begerter, gutter vergleichung gepracht werde, sich von solchen puncten ires bedenckens nit wol entlich mugen vernemen lassen, dieweil vonnotten ist, solcher vergleichung halben zuvor ain entlich wissen ze haben, an [= ohne] wolche bestendiger frid und ainigkait in teutscher nation nit wol erfolgen oder auch pleiben kann1.

Anmerkungen

1
 Zu diesem letzten Absatz, der offenbar eine mündliche Wiederholung des Standpunkts der schmalkaldischen Verbündeten zur Türkenhilfe wiedergibt, vgl. die Antwort der Protestierenden auf die ksl. Proposition, Regensburg, 1541 April 9 [Nr. 84], wo der letzte Absatz über die Türkenhilfe auf die schmalkaldischen Verbündeten und nicht auf die Gesamtheit der protestantischen Stände bezogen ist.