Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Berlin GStAPK, XX. HA, StA Königsberg, HBA H (Kasten 772), unfol. (Ausf.); DV v. a. Hd.: Cristoff von Kreytzen schreibt, wan und wy der Kf. zu Brandenburg auf dem reichstag einkommen und das in meines gnedigen herren sachen nichts kon gehandelt werden bis nach Ostern. Dorzu sey ein ursach, das mhan von meines gnedigen herren zukonft heftig sage, derwegen, ehe man grund wisse, sich niemand des handels underwinden wolle. Item, was auf dem reichstag gehandelt. Item, das der Tarwuskj einen dyner bey dem Grandvella habe. Zeytung. Item, entschuldigung seines langsamen schreibens und, das seine fstl. Gn. an den fuckerisschen factor zu Leyptzig schreiben lasse, wan er briff an in schikte, das sie gefordert werden mochten. Ankommen 24. Maij, 25, beantwortet 1541.

Ankunft des Kf. von Brandenburg am letzten Mittwoch [1541 April 13] mit 200 Pferden, deßgeleychen auch noch keyn furst alher komen. In seiner Begleitung befanden sich sein Sohn, der Sohn Hg. Albrechts von Mecklenburg, F. Johann und F. Joachim von Anhalt und Hg. Wilhelm von Braunschweig. Der Kurfürst hätte es gern gesehen, wenn Mgf. Georg und Mgf. Albrecht von Brandenburg mit ihm eingezogen wären 1. Aber beide haben sich mit Krankheit, vielleicht auch wegen der Teilungsverhandlungen entschuldigt. Der Lgf. von Hessen und F. Wolfgang von Anhalt mit den kursächsischen Gesandten sind dem Kurfürsten mit 300 Pferden entgegengezogen. Der Kaiser hat dem Kurfürsten seinen Kämmerer de Praet und Dr. Naves mit 60 Pferden und spanischen Herren entgegengeschickt. Der Kf. von Mainz hat den Kurfürsten durch drei Räte mit 20 Pferden begrüßen lassen. Der Kurfürst wurde von diesen allen zu seiner Herberge geleitet, wo ihn der Kf. von Mainz unmittelbar nach der Ankunft aufsuchte. Am Gründonnerstag [1541 April 14] hat sich der Kurfürst in der Audienz beim Kaiser für die langsame Anreise entschuldigt. Der Kaiser hat sich sehr gnädig und mit der Entschuldigung zufrieden gezeigt.

Obwohl etliche peyerische fursten alhy gewesen sind, auch Hg. Heinrich von Braunschweig und einige Bischöfe, ist niemand von diesen dem Kurfürsten entgegengeritten. Aber Pfgf. Philipp hat dem Kurfürsten und der Kurfürstin während ihres Aufenthaltes bei ihm in Burglengfeld große Ehre erwiesen und die Kurfürstin, das Fräulein und das ganze Frauenzimmer reichlich beschenkt.

Die ganze Zeit über hat man in der Angelegenheit Hg. Albrechts von Preußen nichts handeln können. Der Kurfürst rät, den Verlauf der Verhandlungen über die Religion abzuwarten. Der Landgraf und die sächsischen Räte haben ihre Unterstützung zugesagt. Nach den heiligen Tagen will er weiter mit vollem Einsatz anhalten. Hier sagt man, der Herzog habe ein Geleit erhalten und werde persönlich herkommen. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass man die Sache des Herzogs nicht behandelt, sonder auf seine Antwort oder auf seine Entschuldigung wartet. Er hat stets darauf hingewiesen, dass der Herzog wegen der großen Entfernung nicht so schnell kommen und in dieser gefährlichen Zeit seine Lande nicht so rasch bestellen könne. Hält deshalb darum an, die Sache des Herzogs zu gelegener Zeit nicht zu vergessen. Ungefähr in acht Tagen werden Mgf. Georg und Mgf. Albrecht hier eintreffen. An dem ich den auch, wy hinfor sich seine fstl. Gn. erbotte, prikelen wil, den dy sache in mit betreffen thuet. Halde auch, sy werden jhe was thuen etc.

Den Brief des Herzogs an Georg von Heideck hat er ausgehändigt und diesen gebeten, die Sache Preußens zu fördern. Zweifelt nicht, dass Heideck seine Zusage halten wird. Von den Akten der bisherigen Verhandlungen des Reichstages hat er noch keine Kopien erhalten können. Sie wurden ihm aber in Aussicht gestellt. Will fleißig darum anhalten und auch sonstige Informationen sammeln. Dy ßoma aber ßol jehe aber dy seyn, das ksl. Mt. hat dy artikel anzeigen lassen, worumb der reychstag ausgeschriben, johe auch, das sich seyn ksl. Mt. derhalben mit grosser muhe und beschwer aus den keyserlichen erblanden begeben und, woe nue dy stende von allen teylen seiner ksl. Mt. vertrauen wolten, so wolten dyselb etliche gotforchtige leutte doezu ordenen, domit dy zewischen den porzedirenden [sic!] und den anderen bestischen [= päpstlichen] handelen solten etc. Des den dy prozedirenden verwilliget, doch mit eyner portestacion [sic!] etc. Desgeleychen habens alle gemeyne stende der ksl. Mt. heymgestellet, perschonnen doezu zu welen und ordenen, doch aber das ksl. Mt. dy perschonen mit vorwissen der obersten stende wele und das dy, so gewelet werden, nichts schelyssen [= schließen] an [= ohne] der anderen stende wissen etc. Man wil auch wol sagen, ksl. Mt. habe eyn verlangen, den rechten grunt sich zu erlernen. Es wil sich aber noch wenig sehen lassen. Habe och sorge, woe der Turke nicht komet, das wenig forchtbares [sic!] ausgericht wirt etc. Doch stehet es bey Got. Man wil och wol sagen, das dy bestbischen [sic!] nicht recht eyn miteynander seyn in der religion etc.

Kg. Ferdinand soll in acht Tagen auf der Post herkommen. Es soll auch der Kf. Pfgf. Friderich hier sein. Weitere Stände werden erwartet. Ein Verzeichnis der bereits anwesenden Stände hat er noch nicht bekommen können. Will es möglichst bald schicken. Der deuze meyster ist alhy, sichet ser sauer, helt sich auch statlichen etc. Er hat aber wenig Ansehen. Der H. Tarnowski hat einen Diener hier bei Granvelle mit Namen [Nimecjkoffeßkj], ist wol gehalden, auch nicht ungeschiket. Ich achte, er lige auf allerley erfarens alhy etc. Auch Stenzel Lasky war hier und ist nach Wien weitergezogen, um seinem Bruder zu helfen.

Man geht noch immer davon aus, dass der Türke herausziehe. Drei Angriffe der Belagerer von Pest sollen gescheitert sein. Der oberste machemet bascha soll gefallen sein. Verschiedene Ansammlungen von Landsknechten, deren Dienstherr nicht bekannt ist. Der Kg. von Frankreich soll Schweizer, auch Reiter angeworben haben. Der Landgraf hat hier viele seiner Kriegsleute um sich und lässt sich anzusehen nichts bekomeren. Got weys das herz etc.Schickt in der Anlage Exemplare einer Schrift des Hg. von Braunschweig, die ksl. Ordnung, sunst eyn getycht und den Bericht über den Einzug des Kaisers in Nürnberg, obwohl er glaubt, dass der Herzog diese Stücke bereits alle erhalten hat. Wollte seinen schuldigen feleys [= Fleiß] unter Beweis stellen. Hofft in Kürze, auch die Antwort zu erlangen und anderst getycht mehe. Will dies alles umgehend schicken. Bitte, sein ungereumettes schereyben gnädig zur Kenntnis zu nehmen.

Dattis in eyl zu Regenschburgk am Karfreytage ader Freytagk vor Osteren anno 1541.

PS: Eustachius von Schlieben soll am Ostertag [1541 April 17] hier eintreffen. Das Fieber hat ihn nicht weiter gehindert. Er ist allerdings noch matt. Gott gebe ihm Kraft, dem Herzog in seiner Sache zu dienen. 

2. PS: Erkundigt sich weiter nach dem Aufenthaltsort Klingenbecks, den er bisher noch nicht ausfindig machen konnte. Würde gern öfter schreiben. Aber es mangelt an Botschaft. Weiß keinen anderen Postweg als von Leipzig nach Danzig zu Hans Berde, den der Herzog, wenn er mit dieser Postroute einverstanden ist, ersuchen möge, den Mittelsmann in Leipzig mit Namen Merkel der Schwemzu ermahnen, die ihm zugehenden Briefe umgehend weiterzuleiten.

Anmerkungen

1
 Vgl. Kf. Joachim von Brandenburg an Mgf. Georg von Brandenburg, Hof, 1541 April 7, Berlin GStAPK, I. HA Rep. 10 Nr. B 2 Fasz. A, fol. 33r–34v (Konz.): Bezug: Mgf. Georgs Schreiben, Ansbach, 1541 April 4. Mgf. Georgs Hauptmann Balthasar Rabensteiner hat ihm vor Ankunft dieses Schreibens mitgeteilt, dass Mgf. Georg unterwegs zu ihm, Kf. Joachim, kommen wolle, um mit ihm in Regensburg einzureiten. Hat daraufhin Mgf. Georg und Mgf. Albrecht bereits geschrieben, dass er den gemeinsamen Einritt gern sehen würde. Da Mgf. Georg aber nun krank ist, ist er entschuldigt. Will Mgf. Georg auch beim Kaiser entschuldigen. Da Mgf. Georg auf dem Augsburger Reichstag war und deshalb weiß, wie man es mit Dienst und Aufwartung gegenüber dem Kaiser halten muss, bittet er um Mitteilung, wie er sich damit halten soll, wenn er aufgefordert wird, mit dem Kaiser zur Kirche zu reiten, oder sonst und wie es Mgf. Georg in Augsburg gehalten hat. Bittet nochmals, Mgf. Georg möge seinen Kammermeister Leonhard Keller zu ihm kommen lassen. Denn er hat wenig Räte bei sich. Sein Kanzler ist gestorben, andere Räte sind unterwegs krank geworden und mussten zurückbleiben. [...]. Datum Hof, donestags nach Judica anno etc. 41.