Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Konstanz StadtA, G 19 (Reformationsakten), fol. 32r–33v (Ausf.); DV v. a. Hd. fol. 33v: Cunrat Zwick ab dem richstag zu Regenspurg, praesentatum 10. Aprilis anno 1541, Nr. 10 .

Uff ersten tag Aprilis bin ich gen Regenspurg kumen. Die ursach aber des verzugs ist gweßen, das ich zu Augspurg uff Dr. Caspar Hedionen, deren von Straßburg, und den Mußlin, deren von Augspurg prediger, anderthalben tag gewartet und mit inen hieher geritten bin. Hab aber glichwol bißhieher nichts versumpt. Dann zu dem, das noch kain gmaine versamlung gehalten worden, sind ouch die protestierenden vor miner ankunft nit mer dann ainmal byainandern gwesen und von deren von Esslingen beschwerden geratschlaget, welche je lenger je mer zunemen, also das ubel zu besorgen, die sach möchte etwa zu thettlicher handlung lichtlich geratten, versiech mich aber, die stend werdent zu dem hertzogen ain bottschaft verordnen und, wo muglich, so vil handlen, das wyterung verhutet werde.

Das camergericht procediert wider Sachssen, Straßburg, Esslingen und Lindow noch hert und starck ungeacht des kayserlichen bevelchs, derhalben die stend an die ksl. Mt. ain supplication [Nr. 244]gestellt, darinnen sy sich angezaigter beschwerden beklagen.

Hg. Hainrich von Brunschwyg fart stetts fur gegen den stetten Brunschwyg und Goßlar uber der ksl. Mt. verschafftem stillstand, dergestalt, das niemandt von noch zu inen sicher wandlen mag, wie sy sich dann deß gegen dem Kf. zu Sachssen und andern stenden uff ylender post ernstlich beklagt habent, daruff von stenden uff gesterigen tag fur gut angesehen worden, etlich zu ksl. Mt. zu verordnen und irer Mt. alle disse beschwerden furzutragen und anzuzaigen, wie truwlich und erbarlich gedachter hertzog den kayserlichen fridenstand halte, wie dann der landtgraff aigner person vergangner tagen by irer Mt. ouch gethun hat. Nebent dissem schluss hat der landtgraff gesterigs tags den stenden anzaigen lassen, wie die ksl. Mt. durch Pfgf. Friderichen oder siner Gn. secretarium an ine hab begeren lassen, diewyl uß dem, wo er und Hg. Hainrich in des rychs versamlung zusamenkumen soltent, vil gefar und noch mer unwill erwachsen möcht, das er, der landtgraff, in siner herberg beliben und sine rät in die versamlung schicken wollt. Des hat sich aber der landtgraff mercklich beschwerdt, welchs als die ksl. Mt. vernomen, hat sy im anzaigen lassen, das diß irer Mt. mainung nit gweßen sye, ime sollichs zuzemuten, sonder werde der secretarius den bevelch nit recht verstanden oder geworben haben. Ir Mt. begere aber von im zu vernemmen, welchermaßen hierin zu handlen sin möcht.

Daruff des landtgraffen rät diß mittel furgeschlagen, diewyl nach ksl. Mt. erstem furwandt, der in des rychs versamlung beschechen wirt, die stend der augspurgischen confession sich onedas von den anderen absunderen mussent, ob dann nit gut sin sollt, das ksl. Mt. iren furhalt glich anfangs by denselben stenden alain und den andern insunders thun liesse. Disser weg hat ksl. Mt. nit mißfallen, wo der by den anderen stenden ouch erlangt [wurd] werden. Und wiewol von der ksl. Mt. hieruff noch kein antwurt gefallen, hat doch der landtgraff begert, ime hierin zu raten, also habent die stend uff allerlay mittel gedacht und sonderlich, das baid fursten Hessen und Brunschwyg in der herberg beliben und alain ire rät schicken soltent, welches dem landtgrave gantz entgegen ist. Item, das von ksl. Mt. ain form ainer protestation gestellt wurde, die jeder furst in gemainer rychsversamlung thun möchte und wyter nicht furwenden. Und diewyl aber in der session die fursten baide anainanderen kument wurdent, habent die stend sorg getragen, das es gefarlich sin möcht und derhalben zum vordersten daruff geraten, wie sy baid vonainanderen gesundert und furkumen wurde, das sy nit zusamenkummen. Das ist aber in ferreren bedacht gnommen.

Die stend, so biß uff dato hie ankumen, sind in byligendem zettel verzaichnet1.

Es wirt fur und fur gesagt, das Bäst [= Pest] belegeret sye, etlich sagent das widerspill. Aber wie dem, so nimpt Hg. Wilhalm von Payern zway fendlin knecht an und schickts hinab. Und ist die sag, ksl. Mt. wolle etlich tusent knecht annemmen und in das Hungerland schicken.

Des gesprechs halben versiecht man sich noch kaines furgangs.

Die ksl. Mt. hat an landtgraven begert, das sin fstl. Gn. ire trabanten, deren er zwölf hat, von im schicken welle. Das hat er abgeschlagen.

Der Bf. von Hildeßhaim hat bim bapst ain entlich urteil erlangt, das Hg. Hainrich von Brunschwyg des bistumbs Hildeßhaim, das im doch vorhin incorporiert worden, absten solle, wie er aber dem bapst gehorsamen werd, das wirt man wol sehen.

Der Kf. zu Sachssen kumpt nit aigener person, die sachen woldents dann sonderlich erfordern. Von unserm bischoff vernim ich, das er ouch in kurtze ankummen solle.

Belangend die stüer, so denen von Ainbeck beschechen solt2, kan ich nit erfaren, das noch kain statt ir stür erlegt hab, will aber witer nachfrag haben. By Esslingen find ich, das sy willens syent, ain klaine anlag zu geben.

Und diewyl ir, mine hern, sehent und hörent, wie sich die löff nit alain des Turcken, sunder ouch anderer sachen halb zwuschen uns Tutschen selbs so beschwerlich ansehen lassent und je sunst kain hilf noch rettung zu verhoffen ist, dann alain by Gott, der aber nit hilft dann denen, so im vertruwent und sich besserent, so wellend umb Gottes eer und uwer, ouch uwerer underthonen hayl willen uch dissen uwrn Gott lassen bevolhen sin, sine sachen mit rechtem ernst furderen und nit warten biß die straff inbrechen wirt, so nichts mehr helfen mag. Der ewig Gott verlich uch sin gnad zu warer besserung! Amen. Datum Regenspurg am 3. Aprilis im 41. jar.

[PS:] Hiemit schick ich uwer W. des landtgraven jungst ußschriben wider Hg. Hainrich schmachbuch, daruß ir wol vernemmen werdent den inhalt der anderen gegenschriften.

[Zettel:] L[ieber] stattschriber, ir wellend mit Jacoben Bongelter abrechnen sin zerung und lon. Item und diewyl im hie gelt zugestanden, hab ich 60 fl. von im empfangen, die lassent im wider zalen, es sye dann, das im zu Augspurg 20 fl. bezalt syent, das wirt er wol wissen. Ich hab das gelt uff ain fursorg genommen, hoff ich, wells nit verbruchen, wiewol alle zerung vast thür ist.

Lieber stattschriber, so ir bottschaft haben wellend, so schicken die brief gen Memmingen an Hans Echinger, der mags furderlich schicken gen Augspurg in die cantzly. Ich möcht wol liden, ich hett etlich schriften, unsere pfaffen belangend und die rychen [owi?]. Es sind allerlay supplicationen vorhanden, die mir im fall der notturft nit undienstlich sin möchtent.

Danebent bitt ich uch fruntlich, wellend uff burgermaisters erliben Joachim mine schriben nit verhalten, damit er ouch wisse, was hin und wider gehandlet werde.

Schickent mir des rychs anschleg, damit ich wisse, wie Costentz nach und nach angelegt sye.

Lassent Joachim das hessisch buchlin ouch lesen.

Anmerkungen

1
 Vgl. Konstanz StadtA, G 19 Reformationsakten, fol. 34r–35v (Kop.).
2
 Spende für den Wiederaufbau nach dem verheerenden Stadtbrand.