Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Weimar HStA, EGA, Reg. E 136, fol. 122r–127v (Ausf.).

Euer L., kfl. und fstl. Gn. wollen wir freuntlicher und undertheniger meinung nicht bergen, daß wir durch verleihung des almechtigen verschiennes Freitags [1541 März 25] gegen abent alhie zu Regennspurg glucklich ankommen und nicht underlassen, H. Cristoffen von Taubenheim, ritter, und Eberharten von der Thann den tag zuvor gegen Lenngsfeldt zu uns zu erfordern, dohin dann Eberhart von der Thann sich verfugt. Aber H. Cristoff von Taubenheim seiner schwacheit halben, die sich doch itzt gotlob gantz gebessert, entschuldigen lassen. Und wiewolh wir freuntlich und undertheniglich geneigt gewest, dadannen euer L., kfl. und fstl. Gn. zu schreiben, dieweil wir aber vermarckt, das euer L., kfl. und fstl. Gn. aller sachen kurtz zuvorn notturftiger bericht geschehen und datzumalh nichts neues oder sonders zu schreiben gewesen, haben wir dasselbige bißanher im besten underlassen und verschoben.

Und als wir gemelts Freitags hieher kommen, haben wir alßbald denselben abent den ehrbmarschalh zu Pappennheim zu uns erfordert und ime bevolhen, uns bei der ksl. Mt., unserm allergnedigsten herrn, von eurer L., kfl. und fstl. Gn. wegen der werbung halben, die wir von eurer L., kfl. und fstl. Gn. an ire ksl. Mt. zu thun bevelch hetten, undertheniglich antzusagen. Und weil es denselben abent zu spat, so hat er uns des andern tags angesagt und alßbald von irer ksl. Mt. wegen widerumb vermeldet, daß uns ire Mt. heut Sontags frue umb neun uhr audientz gnedigst verstatten und geben wolte, wie dann beschehen und wir an ire ksl. Mt. die werbung samptlich, inmassen dasselbig die mitgegebene instruction vermag und mitbringt, underthenigst getragen, auch in schriften deutsch und lateinisch volgends irer ksl. Mt. ubergeben und zugestellet. Was sich nun ire ksl. Mt. darauf erbotten und vernemen lassen, das haben euer L., kfl. und fstl. Gn. auß ingelegtem vertzaichnus zu befinden1. Und nachdeme seine ksl. Mt. under anderm antzeigen lassen, daß sie die gethannen werbung erwegen und sich gegen uns darauf weiter vernemen lassen wolten, seint wir desselben also gewertig. Und was uns ire ksl. Mt. ferner antzaigen und auf das beschehen erbietten vermelden werden, daß wollen euer L., kfl. und fstl. Gn. wir zum furderlichsten auch hinnachschicken und berichten. Und als wir vermueten, so werden es ire ksl. Mt. an der begerten verschaffung nicht erwinden lassen2.

Wir haben auch aus allen ksl. Mt. geberden und ertzaigungen nicht anders vermercken mugen, dann daß es ire Mt. gnedigst meynen. Ire Mt. haben die gantze werbung stehend gehort und uns allen im hineingeen zu irer Mt., auch im abschied die hand gnediglich gebotten. Und alß wir, F. Wolff zu Anhalt, zu irer Mt. giengen, haben ire Mt. beidemalh ir haupt entdeckt und sich gegen uns allen nit anders dann gnedigst ertzaigt. Es haben auch ire Mt. alßbald durch den grevir von Lutzenburg, den von Naves, antworten lassen und sich sonsten mit niemands darauf underredt oder besprochen.

Gegen dem H. Granuelh haben wir uns auch heut dato lassen ansagen, welcher uns morgen umb acht uhr beschaiden, sich auch sonst gantz gutwillig ertzeigt und erbotten.

So soll, wils Got, mit den andern uns bevolhenen werbungen und beratschlagungen nichts geseumet, auch euren L., kfl. und fstl. Gn. allenthalben zu ider zeit notturftiger bericht zugeschrieben werden.

Daneben wollen euren L., kfl. und fstl. Gn. wir nicht bergen, daß der fhurmann, welcher die herrn theologen gefurt, zwischen der Weiden und Tirschenreut umbgeworfen und Mag. Phillipus die rechte handt im geäder etwas hart zerstaucht, also das er etzlich tag am schreiben verhindert werden möcht. Wir hoffen aber, wils Got, es soll ime nicht schaden und sich in kurtz widerumb zu besserung schicken.

So ist heut dato der Lgf. zu Hessen alhie ankommen, welchen wir, F. Wolff zu Anhalt, Cristoff von Taubennheim, Hanns von Doltzk und Eberhart von der Thann, entgegengeritten, und man versicht sich des Bf. von Maintz a in wenigen tagen–a auch. Und, wie wir bericht, ist ksl. Mt. willens, die sachen und handlung alhie, darumb dieser reichstag angesetzt, die kunftige wochen antzufahen. Als wollen wir uns mit verleihung des almechtigen darinnen, auch sonsten eurer L., kfl. und fstl. Gn. instruction und bevelchs hochstes und underthenigs vleiß zu halten wissen.

Es haben uns auch die gesanten der von Straßburg und Linda gestern und heut angetzeigt, das wider beide steet sieder der keyserlichen außgegangen suspension an dem chammergericht in claren religionsachen procedirt und verfharn werde. Darumb wir auch solchs, doch mit wenigen worten in unserm heutigen antragen an die ksl. Mt. mitberurt. Was sonsten fur beizeitung alhie seint, daß befinden euer L., kfl. und fstl. Gn. aus einem sonderlichen vertzaichnus hieneben auch. [...]. Datum Regenspurg, Sontags Letare anno etc. 41.

[Zettel:] Eur L., kfl. und fstl. Gn. wissen wir auch nicht zu bergen, daß, als wir heint dato bei dem Lgf. zu Hessenn die abentmaltzeit gehalten, hat uns sein L. und fstl. Gn. angetzaigt, daß sie dieses tags bei Pfgf. Fridrichen gewesen, welchen die ksl. Mt. neben etzlichen andern zu den vorstehenden beratschlagungen und handlungen von wegen seiner Mt. alhie verordent, und das gemelter pfaltzgraf seiner L. und fstl. Gn. angetzaigt, daß es die ksl. Mt. seines erachtens auf eurer L., kfl. und fstl. Gn. vorgewante beschwerung und entschuldigung ires nichterscheinens an nichten werden erwinden lassen, damit eure L., kfl. und fstl. Gn. darauf von irer Mt. allenthalben gnedigst resolution erlangen. Derwegen werden eure L., kfl. und fstl. Gn. auf solchen falh sich zu achten und zu halten wissen.

So hat auch bemelter landgraff uns bericht, das der pfaltzgraff ime ferner angetzeigt, ksl. Mt. sei willens, uff nechsten Montagk [1541 April 4] die handlung alhie antzufahen. Das haben euren L., kfl. und fstl. Gn. wir freuntlicher und undertheniger meinung auch vermelden wollen. Datum ut supra.

[2. Zettel:] Eurn L., kfl. und fstl. Gn. wollen wir auch freuntlicher und undertheniger meinung nit verhalten, das wir, dieweil die verhor bei dem landgraven und dem von Granuella so unvertzuglich uns gestattet und gegeben, diese post biß uff den andern tag nach dato aufhalten lassen, damit eure L., kfl. und fstl. Gn. deren antwort auf das geschehen antragen auch zugleich mochten von uns bericht entpfahen, die wir auch denselbigen in beiliegenden copeien ubersenden. So wissen auch eurn L., kfl. und fstl. Gn. wir nicht zu bergen, daß der Bf. von Hildeßheim der oberlendischen steet gesanten itzt alhie die verschiennen wochen zusammenfordern lassen und inen nach lengs bericht gethann seiner sachen, des stifts gerechtigkeit gegen deme von Braunschwig betreffendt, und mit angetzaigt, do gemeltem von Braunschwig andere vilfaltige practicken, so er wider inen, den bischoff, furgenohmen gehabt, nicht geraten wollen, sei er letzlich uff den weg gefallen und leut bestellet, die ime, dem bischoff, und seinen underthannen nach leib, habe und gut getrachtet, auch vil seiner armen leut mit mortbrennen jhemmerlich beschedigt, wie er dann noch biß in die neun oder zehen an underschiedlichen orten sitzen hette, die alle in iren urgichten bekannt und außgesagt, das sie von Hg. Heinrichs amptleuten und sonderlich Baltzar von Stechau, grossen vogts zu Wolffennbuttel, zu solchem mortbrennen bestellet etc.

Eur L., kfl. und fstl. Gn. thun wir auch hiemit copeien Hg. Heinrichs verantwortung [Nr. 247] gegen der stat Braunschwig zuschicken, welche er unlangst ksl. Mt. ubergeben, der sumarien inhalt euren L., kfl. und fstl. Gn. durch uns baide, Cristoffen von Taubennheim und Eberharten von der Thann, unlangst underthenigst[er] bericht furgewant.

Dieweil auch vermutlich, es werde der religion halben handlung, es sei gleich auf die weiß, wie zu Wormbs geschehen, oder ein andere alhie vorgenohmen werden, so wollen in eurer L., kfl. und fstl. Gn. bedencken wir gestalt haben, ob eure L., kfl. und fstl. Gn. den von Magdeburg, daß sie Lic. Ambßdorff nochmals anher schicken wolten, geschrieben und erinnert hetten, zuforderst, dieweil sonsten niemands von der sechssischen steet wegen noch zur zeit ahlhie ankomen etc.

Es seint uns auch drei eurer L., kfl. und fstl. Gn. schreiben vorgestern durch die post zukomen, belangende, was der behemischen lehen, auch des angreiffens halben, so Hg. Heinrichs zu Sachssenn rethe die lehen alhie von wegen seiner L. und fstl. Gn. entpfahen wurden, wir uns zu halten, desgleichen die von Goßlar und Braunschwig betreffendt, dem soll auch allenthalben forderlich nachgesatzt und euren L., kfl. und fstl. Gn. bericht deshalben zugeschickt werden, dan es itzt kurtz der zeit halben nicht geschehen mugen. Datum Regennspurg, Dinstag nach Letare anno domini 1541.

[Beilage A:] Antwort des Landgrafen auf die an ihn gerichtete sächsische Werbung – Regensburg, o. Datum. [ca. 1541 März 28]

Weimar HStA, EGA, Reg. E 136, fol. 138r–141v (Kop.); DV fol. 141v: Vertzaichnus des landgrafen gegebene antwort auf das geschehen furtragen, 1541, Regennspurg.

Auf das antragen, so wir F. Wolffgang zue Anhalt und die andern rethe bey dem lantgraven gethann3, ist durch sein L. und fstl. Gn. eigner personn nachvolgende antworth gegeben worden:

Und erstlich haben seine L. und fstl. Gn. sich des freuntlichen zuentbietens und gluckwunschung bedacht [sic!]. Zum andern angetzeigt, sein L. und fstl. Gn. hetten die ursachen, warumb eure L., kfl. und fstl. Gn. sich noch zur zeit anher gegen Regenspurgk zu begeben beschwerung trugen, angehört. Nhun were nicht ann [= ohne], seine L. und fstl. Gn. hetten es selbst hievor nit fur guth nach ratsam angesehen, daß eure L., kfl. und fstl. Gn. sich zugleich personlich anher verfugen solten. Aber nach gelegenheit dieser zeit und wie itzo alle sachen stunden, konten sein L. und fstl. Gn. nit vor unbequem erachten, daß eure L., kfl. und fstl. Gn. sich uff diesen reichstagk eigener personn begeben, auß vielen ursachen, die seine L. und fstl. Gn. hernacher antzeigen wölten.

Und nachdeme sein L. und fstl. Gn. auß dem furtragen under anderm vermerckt, daß eure L., kfl. und fstl. Gn. wol hetten leiden können, wes sein L. und fstl. Gn. etzlicher eurer L., kfl. und fstl. Gn. sonderlicher sachen halben an den Granuel durch ein lateinisch schrift hetten gelangen lassen, daß solchs verplieben, so wusten sein L. und fstl. Gn. sich doch nicht zu erinnern, daß ichtwas von seiner L. und fstl. Gn. an berurten Granuel gelanget, darob eure L., kfl. und fstl. Gn. einiche pilliche beschwerung haben oder tragen möchten. Dann seiner L. und fstl. Gn. gemuth nie dahin gestanden, sich des gegen dem Granuel oder jemants anderß vornehmen zu lassen, welches euren L., kfl. und fstl. Gn. zue nachteil oder beschwerung gereichen möchte, dann nachdeme eure L., kfl. und fstl. Gn. allerley bedencken und beschwerung gehabt, diesen reichstagk eigner person zu besuchen, so hetten sein L. und fstl. Gn. gerne vleiß wöllen furwenden, damit solche beschwerung abgewendt und eure L., kfl. und fstl. Gn. so vil bequemer und mit weniger fhar anher kohmen möchten. Und were solchs von seiner L. und fstl. Gn. nicht anders dann guter und freuntlicher meynung bescheen. Do ihme aber die sachen underschiedlich angetzeigt, darinnen sein L. und fstl. Gn. sich solten eingelassen haben, die auch pillich hetten sollen verpleiben, so wölten sein L. und fstl. Gn. sich dorauf weiter vernehmen lassen.

Sovil aber die entweichung in religionsachen anlanget, were seiner L. und fstl. Gn. gemuth je und alweg gewest, auch noch in denen artickeln, die Gottes wort, unser gewissen und seligkeit antreffen, mit dem geringsten buchstaben nicht zu weichen. Was aber eusserliche ding und neutralia weren, darinnen man mit gewissen und Gottes worth, auch mit rath der theologen etwas entweichen könte, damit das evangelium erweitert und bey den nachparn auch möchte gepredigt werden, hielten es sein L. und fstl. Gn. dafur, daß es nicht unguth sein solte, in solchen sachen etwas, daß man mit Goth und gewissen thun möchte, nachtzuhengen und umb frommer leuthe willen, die noch under den papisten weren und zum evangelio tretten möchten, ein kleins gedult zu haben.

So wölten es auch sein L. und fstl. Gn. an den closter- oder geistlichen gutern und dergleichen, so es so fern kehme, an nichts erwinden lassen, damit die sachen zue christlicher einigkeit bracht und fride und ruhe, auch der gelimpf bey der ksl. Mt. und aller weldt erhalten werden möchte. Dann solte man in sachen, do man auß Gottes worth und rath der theologen etwas entweichen könte, bißweilen so fest auf den worten stehen, do man doch im grunt nicht weit vonneinander, so wusten sein L. und fstl. Gn. nicht, op es Got gefellig, zue ruhe und fride im reich deutzscher nation dinstlich und den einungsverwanten nutzlich.

Und darumb so were nochmalß seiner L. und fstl. Gn. gutbeduncken und bith, eure L., kfl. und fstl. Gn. wölten unbeschwert seyn, sich auch doran nicht verhindern lassen, eigner personn anher zu verfugen und des hetten sein L. und fstl. Gn. merckliche und viel ursachen. Dann hette man sich hievor, do man ein ungenedigen keiser gehabt, personlich und zugleich gegen Augspurgk auf den reichstagk begeben, so solte es je itziger zeit, da die ksl. Mt. etwas linde und genediger worden, so vil weniger fhar uff sich haben. Dann man sehe und befunde gleichwol, daß der ksl. Mt. gemut dahin gericht, ruhe und friede im reich antzurichten und zu fordern, und ire ksl. Mt. het dieser zeith den eynungsverwanthen stenden etwas mehr nachgehengt dann hievor bescheen, auch die proceß am camergericht abgeschafft, die acht wieder die von Goßlar und Minden suspendirt und das fridgeboth der von Braunschweig halben gethann. Sölte nuhn bereitan doran mangel sein, so stelleten doch sein L. und fstl. Gn. in keinen zweifel, wann die ksl. Mt. des erinnert, sie wurden dorinnen ferner verfugung und ein wircklichen stillstandt zu verschaffen wissen.

b Item, so befunde man, daß das fleischessen itzo alhie durch die ksl. Mt. nicht verbothen, sonder frey zugelassen, wurde auch ein guter prediger alhie offentlich geduldet–b. Zudeme so stunden des königs sachen in Hungernn und sunsten nicht wol, daß also eines das ander dringen möchte. Und dieweil dann sein L. und fstl. Gn. itzo die bequemlicheit sehen, daß villeicht dieser zeit das zu erhalten, welches zuvor villeicht schwer hette fallen mögen, so wölten sein L. und fstl. Gn. je solche bequeme zeit nicht gern furubergeen lassen oder versaumen, sonder sich solcher vorstehender gelegenheith gebrauchen, die villeicht zur andern zeit nicht also furlauffen möchte. So hielten es auch sein L. und fstl. Gn. auß allerley ursachen dafur, daß die ksl. Mt. diesem theil nicht so ungewegen, daß es einige fhar uf sich hette, darumb nochmalß sein L. und fstl. Gn. freuntlich bit und begern, wir, der von Anhalt und die andern rethe, wölten es bey euren L., kfl. und fstl. Gn. vleissigen helfen, damit dieselbigen sich forderlich personlich anher verfugen wölten. Dann eure L. und kfl. Gn. weren ein vorstendiger, vernunftiger und ansehenlicher furst, des gegenwertigkeith viel schaffen und heben möcht, welches sonst verpleiben könthe, zudeme, daß es dannoch allen einungsverwanthen stenden und sunderlich seiner person halben tröstlich. Es wölte auch ksl. Mt. seiner L. und fstl. Gn., auch den andern stenden etwas beschwerlich sein, daß sie mit grossen kosten alhie ligen sölten und doch, durch die post eurer L., kfl. und fstl. Gn. gemuth und meynung je bißweilen in vorfallenden sachen zu vernehmen, vonnöten sein wurde. Darumb sein L. und fstl. Gn. am liebsten wölten, daß eure L., kfl. und fstl. Gn. forderlich auch anher kehmen oder aber zum wenigsten sich in die nehe theten, der ungetzweifelten hofnung, es solten alle sachen zum besten gereichen etc.4

Was wir unß nuhn hierauf haben vornehmen lassen, das sol euren L., kfl. und fstl. Gn. forderlich ubersendet werden, dann wir es itzt in der eyl nicht haben verfertigen mögen.

[Beilage B:] Antwort Granvelles auf die an ihn gerichtete sächsische Werbung – Regensburg, 1541 März 28

Weimar HStA, EGA, Reg. E 136, fol. 135r–137v (Kop.); DV fol. 137v: Ungeverlich vertzaichnus des H. Granuelhs gegebener antwort auf die gethannen werbung von wegen der chur- und fursten zu Sachssen etc., gebruder, 1541.

Den 28. Marcij ist die werbung inhalts der instruction an den H. Granuelh geschehen, darauf hat er sich erstlich des freuntlichen begrussens von wegen meins gnedigsten herrn, des Kf. zu Sachssenn etc., dinstlich bedanckt und volgents vermeldet, daß es keiner danckhsagung bedurft hette seines vleiß oder forderung halben auf geschehenes schreiben an die ksl. Mt. hochgemelts meines gnedigsten herrn und c des Lgf. zu Hessen, so ime zu Wormbs zugestellet, auch der handlung halben daselbst gepflogen–c, dann es hette ime also zu thun geburt. Were auch der ksl. Mt. bevelh und er selbst dartzu zum hochsten geneigt, alles, das er Goth zu ehren und forderung cristlicher einigkeit, auch erhaltung friden und rhue diennen möcht, hochstes vleiß zu thun und furzuwenden helfen. Es hetten sich auch seiner kfl. Gn. rethe und gesanten sampt den andern mitverwanten also daselbst ertzaigt und gehalten, das er solchs der ksl. Mt. underthenigst gerumpt und sie des ein gnedigst gefallen gehapt.

Zweivelte auch nicht, do man sich forder also halten wurde, es solte allen sachen zum besten gereichen. Das auch die suspension der processen am cammergericht, auch der von Goßlar und Minden acht [Nr. 14], desgleichen auch das fridgebot Hg. Heinrichs gegen der stat Braunschwig etc. bei der ksl. Mt. erlanget, solchs hette er gerne gefordert. So were auch die ksl. Mt., alß die den friden liebten, dartzu gnedigst geneigt gewesen. Und wurden sich sonder zweivel ire Mt. auch in solchen sachen ferner zu erzaigen wissen, damit clerlich zu vermercken, daß ire Mt. uber derselben verschaffung gehalten haben wolten.

Es were auch die ksl. Mt. also geneigt, daß sie nicht leichtlich glaubten, waß irer Mt. von diesem oder jhenem andern zu unglimpf und beschwerung furbracht wurde. Und wurden sich ire Mt. wider meinen gnedigsten herrn hochgemelt und seiner kfl. Gn. verwanten durch derselbigen widerwertige zu keiner ungnad bewegen lassen, dann seine ksl. Mt. befunde gleichwol nicht anders, dann daß sie zu cristlicher ainigkeit, auch erhaltung rhue und friden im reich deutscher nation geneigt weren, darauf sie auch sonder zweivel forder verharren wurden. Aber nichtsdesterweniger so wolte er dieser erinnerung eindenck sein und, damit irer kfl. und fstl. Gn. und derselbigen verwandten antwort auf solchen faalh gehort wurde, an seinem vleiß und forderung nichts erwinden lassen.

Er wolte auch nichts liebers, dann daß seine kfl. Gn. aigener personn alhie weren oder nochmals ankommen möchten, dann solches zu allem guten gereichen und seine kfl. Gn. solche raiß nicht gereuhen wurde. Und wiewol seine kfl. Gn. seines raths nicht bedurften, so konnte er es doch treuer, underthenigster meinung nit unvermeldt lassen, daß er es dafur achtet, seine kfl. Gn. solten nochmals zum furderlichsten es sein möcht sich anher verfugen und solchs in keinen weg underlassen. Dann was irer kfl. Gn. beschwerung weren, darumb sie sich gegen der ksl. Mt. entschuldigt, das sie noch zur zeit nicht personnlich alhie erschiennen, die hette er aus der schriften, so der ksl. Mt. ubergeben und ime durch ire Mt. zugestelt worden, vernohmen und solten seine kfl. Gn. nicht zweiveln, die ksl. Mt. wurden sich darauf mit geburlicher resolution vernehmen und daran keinen mangel sein lassen, wie dieselbige auch beraitan etzlichen verordenten irer Mt. zugestelt und undergeben.

Und solten seine kfl. Gn. befinden, das er, der von Granuelh, es gegen seiner kfl. Gn. treulich und wol meinete und auch also mit dem werckh beweisen wolte. Dann was er seiner kfl. Gn. diennen möcht, darinnen wolt er sich als derselbigen undertheniger dienner angegeben und erbotten haben.

Hirauf ist ime ein dancksagung geschehen mit erbiettung, solches an meinen gnedigsten herrn, den Kf. zu Sachssen etc., zu gelangen und zu berichten, sonder zweivel, ir kfl. Gn. wurden es von ime freuntlich vermercken und widerumb in allem guten beschulden. Und was die personnliche ankunft irer kfl. Gn. belangen thut, hette die ksl. Mt. seiner kfl. Gn. pilliche und erhebliche ursachen des vertzugs gnedigst vernohmen und wurden sich ire kfl. Gn. derselbigen erbietten nach, gegen der ksl. Mt. geschehen, wann sie darauf gnedigst resolution vermercken und befinden wurden, aller gebur zu halten wissen. Es ist auch Dr. Heltenn und Braunen halben, welche itzt beide alhie, daß dieselbigen nicht zu den handlungen getzogen werden mochten, aus bewegenden ursachen erinnerung geschehen. Darauf sich der H. Granuelh abermals gantz gutwillig erbotten etc.

Anmerkungen

1
 Die Werbung beim Kaiser ist offenbar in der Audienz vom 27. März 1541 in der in der Instruktion [Nr. 52] vorgegebenen Formulierung vorgetragen worden. Vgl. die Kopie dieses Textes, dem die Antwort des Kaisers angefügt ist, Wien HHStA, RK RA i. g. 13c/Konv. 5, fol. 81r–82r (Kop.); DV fol. 82v: Antwort der röm. ksl. Mt. den chur- und furstlichen sechssischen gesanten uff di entschuldigung, weshalben ire hern eigner person nit erschienen sendt, uff disem reichstag gegeben, actum in Regensburg am 1541 [sic!], hier die Antwort des Kaisers: Die röm. ksl. Mt. hat die werbung, so itzt von wegen der durchleuchtigen, durchleuchtigen, hochgebornen fursten und herrn, der chur- und fursten zu Sachssen etc. gebruder, an seine ksl. Mt. getragen gnedigst angehört. Und erstlich die underthenigste zuentbiettung zu gnedigstem gefallen vermarckt. Thut sich auch derselben gegen iren kfl. und fstl. Gn. gnedigst bedancken. Und haben ferner ire ksl. Mt. die ursachen der entschuldigung, warumb ire kfl. und fstl. Gn. noch zur zeit nicht personnlich alhie zu diesem angesatzten reichstag erschiennen, gnedigst auch vernomen, als nemlich Hg. Heinrichs zu Braunschwig ausschreibens, der processen am chammergericht, des Ebf. zu Meintz und des Bf. von Meissenn halben etc., dartzu die ubergebenen schriften gnedigst entpfangen. Und hetten sich ire ksl. Mt. nicht versehen, das ire kfl. und fstl. Gn. solten vertzogen haben, diesen angesatzten reichstag aigener person zu besuchen, dann sie am liebsten wolten, das ire kfl. und fstl. Gn. personnlich alhie weren, der zuversicht, es solte solchs allen sachen nutzlichen und gut sein, wie es auch ire ksl. Mt. nochmals darfur achten und gnedigst begerten, das ire kfl. und fstl. Gn. alhie personnlich erscheinen wolten. Aber nichtsdesterweniger so wolten ire ksl. Mt. die ubergebene schriften bewegen und sich gegen den gesanten und rethen darauf mit gnedigster antwort ferner vernehmen lassen. Der ksl. Mt. gemuth stunde auch also, daß daßjenige, so sie geschafft und bevolhen, gehalten wurde, darumb sich auch ire Mt. des procedirens halben uber irer Mt. verfugte suspension gegen dem cammergericht mit geburlichem einsehen wolten zu halten wissen. Und trugen ire ksl. Mt. der schickung von wegen hochgemelter chur- und fursten zu Sachssenn, meins gnedigen H. von Anhalts und der andern halben ein gnedigs gefallen. Ir Mt. wolten sich auch versehen und gnedigst begert haben, das sie sich in vorstehenden des reichs beratschlagungen und handlung alß ehrliche, treue leut halten und ertzaigen wurden. Hirauf ist der ksl. Mt. ein underthenigste dancksagung geschehen mit vermeldung, das die gesanten und rethe irer Mt. gnedigste antwort nach verlesung der schriften underthenigst gewertig sein wolten und daß sie sich auch irem habenden bevelch und gethannem underthenigstem erbietten nach in vorstehender handlung mit verleihung des almechtigen also halten wolten, das ire ksl. Mt. an inen keinen mangel befinden solten etc. Vgl. außerdem die zweite Überlieferung Weimar HStA, EGA, Reg. E 136, fol. 133r–134v (Kop.); DV fol. 134v: Ungeverlich vertzaichnus der antwort, so ksl. Mt. auf das geschehen antragen der chur- und fursten zu Sachssenn etc. gebruder gesandten und rethen geben lassen, 1541.
2
 Vgl. das Gutachten für die Reaktion des Kaisers auf die kursächsische Werbung, Regensburg, o. Datum, Wien HHStA, RK RTA 7, unfol. (Kop.): Que l’empereur eust fait escrire aux parties de cesser jusques à la fin de ceste diète sains préiudice de leur droitz, puisque sa Mté l’avoit promis aux protestans. Que sa M fesisse parler à Monsr  de Mayence, à l’évesque de Meissen et au duc Henri de non parfaire leur procès et rien attempter touchant les bans durant le temps de la diète etc. Que par la proposition fuisse dit aux estatz, que avecque sa Mté voulsissent mander à la chambre impériale de point procéder etiam ad instantiam partium, autrement n’obéisseront aux mandemens de sa M. Item, que sa Mté fesisse remonstrer aux députéz du duc de Saxen, que ledit duc voulsisse venir du plustost, sa M le garantiroit des choses susdites etc. et l’asseuroit etc.
a
–a  Korr. aus: morgen oder ubermorgen.
3
 Vgl. Kf. Johann Friedrich von Sachsen an Lgf. Philipp von Hessen, Torgau, 1541 März 13, Marburg StA, PA 2593, fol. 177r–177v (Ausf.): Kredenz für F. Wolfgang von Anhalt, Christoph von Taubenheim, Hans von Dolzig, Hans von Pack, Eberhard von der Thann, Franz Burchard und Dr. Bleikhard Sindringer zur Werbung bei Lgf. Philipp von Hessen. [...]. Datum Torgau, Sontags Reminiscere anno domini 1541.
b
–b Angestr.
4
 Vgl. dazu Kf. Johann Friedrich von Sachsen an Lgf. Philipp von Hessen in seiner Antwort auf dessen Schreiben vom 21. März aus Würzburg, Torgau, 1541 März 28, Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 394 Nr. 149 Bd. 1, unfol. (Konz.): [...]. Das aber euere L. aus angetzeigten ursachen uns nochmals ermanen, uns zu furdern, damit wir sonder vortziehen mochten uff den reichstagk gein Regenßburg komen ader aber uns in die nahe vorfugen, so zweiveln wir nit, euere L. werde nuhmer von unserm ohmen von Anhalt und den andern unsern rethen, auch aus unserm an euere L. gethanem schreiben vernomen haben, aus was ursachen wir nit allein bedenken, sundern auch beschwerung haben, uns noch zur zeit gein Regenßburgk ader auch in di nähe zu begeben. Nachdem dan euere L. unsers vorsehens nu zu Regenßburgk mit gots hulf glucklich ankomen, so achten wir unser personlich gegenwirtigkait so viel weniger vonnoten, sunder besser sein, wir pleiben davon, zuvorsichtigk, euere L. und di andern stende werden uns aus angetzeigten ursachen deshalben frundlich entschuldigt nehmen. [...]. Datum Torgau, Montag nach Letare 1541.
c
–c Angestr.