Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

A  Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 394 Nr. 149 Bd. 2, unfol. (Ausf.); DV v. a. Hd.: Der landgraff zeigt ursachen an, warumb mit der braunsweigischen hulf intzuhalten, 1541, Torgau.

B  koll. Marburg StA, PA 2593, fol. 175r–176v (Mundum); DV fol. 176v: An churfursten, das er mit verordnung des krigsvolcks in Braunschweig gemach thue bis nach dem reichstag; aus Nurmberg, den Freitag post Oculj anno etc. 41.

Druck: Bruns, Die Vertreibung, Anhang Nr. III, S. 92–94.

Nachdem wir den diengen, belangend der stedte Braunschweigk und Goßlar beschwerunge, weither nachgedacht, so khonnen wir bey uns aus nachgemelten ursachen nit befienden ader schliessen, das es gerathen ader gut sein solt, die zur Naumburgk jungstlich bewilligte hielf itzieger zeit in die stadt Braunschweigk zu ordenen. Dan geschehe solche verordenunge, so wurde Hg. Henrich die ksl. Mt., desgleichen die andern seyne zugeeinigtea stende auf itzigem reichstagk umb hulf anruffen, welche hulf sie ime dan nit waigern möchten.

Zudem, so khonnen wir bey uns nit abnemen noch verstehen, das den stedten Braunschweig und Goßlar mit dieser geringen hielf was vorfenglichs gerathen werden möcht. Aber wol möchten die leuthe dieser hielf, wan sie, wie zweivelsone gescheen wurde, eyn zeitlangk binnen der stadt Braunschweigk legen, dieselbige stadt an profiand und victualien dermassen entschöpfen, das es ir, der stadt, doran, wan es am höchsten vonnöten sein, manglen möcht. Und wurde doch mit dieser hielf nichts anders ausgerichtet, dan das Hg. Henrich dardurch eynes volgenden nachtrucks vorgewiessigt. Und b wurde desto gewiesser zu kriegsvolck khommen–b, welchs er auch also liederlich erlangen möchte etc.

Derowegen deucht uns den diengen furstendig, gerathen und gut sein, das man bis nach endunge dieses reichstags und, bis der kaiser widerumb aus teutscher nation keme (wie er dan unsers vermutens, auch etzlichen uns zukhommenden zeitungen nach endunge dieses reichstags nit lang in teutscher nation bleiben wirdet), mit verordenunge dieser hielf gemach thette und zuvor ansehe, was zu Regenspurgk gehandelt wurde. Geriethe dan daselbst die religionsach zu vergleichunge ader sonst zu ainem friedtlichen wesen und diese sachen mit Braunschweig und Goßlar bleben unvertragen, so konthe die hielf mit so viel bessern fugen gescheen. c Dan so wurden ime, Hg. Henrichen, seyne bundtsgenossen abgeschniedten. Wurde aber die sach mit Goßlar und Braunschwig und Hg. Henrichen vertragen, so hets auch sein wege–c.

Wurde aber die religion nit zu vergleichunge ader friedtlichem wesen pracht, so stunde eyn sach bey der andern. d Und so Hg. Henrich myt Goßlar und Braunschweig nit vertragen, wirdt er nicht unterlassen, die von Braunschweig und Goßlar antzugreiffen. Alsdan were den sachen nutzlicher und vorträglicher, das–d in guter stille und gehaim in ainer eille ein pferdt ader 3.000 und ein knecht ader 13.000 ader 14.000 angenhommen und damit Hg. Henrich eyllendts uberrascht wurde. So deucht uns mit diesem volgk solte ime in dreyen wochen alle sein landt eingenhommen werden. Was er aber von vestungen hette, die nit also zu erobern weren, darvore konthe man ein zeit lange ein kriegsvolck liegen lassen und dasselbig kriegsvolk von seynem, Hg. Henrichs, landt one sonderlichen uncosten gemeiner unser christlichen verstendnus unterhalten etc. Und f also wurde Hg. Henrichen mehr abgebrochen und uf einmal, so er ja die unruhe suchte, der sachen abgeholfen, dan das man es mit dieser kleinen hielf, dero er, Hg. Henrich, uberig starg gnug ist und viel fahr uff ir hat, anfahen wolte, zudem, das auch uns und denen zu Regensburgk erscheinenden allerley fahr darauf stät, so man mitlerzeit solch kriegsvolck und hielf versamblet, das man sagen möcht, wir hielten uns nit gleitlich und huben kriegk an–f. [...] 1. Datum Nurnburgk, Freitags nach Oculj anno etc. 41.

[Zettel:] g Euer L. wolle uns auch, bitten wir freuntlich, forderlichst verstendigen, ob und uff was zeit sie zu Regensburgk einkommen wollen, uns darnach zu richten wissen. Des versehen wir uns zu euerer L. fruntlich. Datum ut supra–g.

Euere L. wolle unß auch verstendigen, wi di sachen mit Goslar und Braunschweig itzo stehen. Datum ut supra.

Anmerkungen

a
 Nach B korr aus: zugeeignette.
b
–b In B korr. aus: also verursacht wurde, auch nach krigsvolck[zu trachten].
c
–c In B v. a. Hd., [Lgf. Philipp eighd.?] nachgetr.
d
–d In B v. a. Hd., [Lgf. Philipp eighd.?] korr. aus: und alsdan, deucht uns, solt man den dingen also thun.
e
 Nach B korr. aus: davon.
f
–f In B v. a. Hd., [Lgf. Philipp eighd.?] nachgetr.
1
 Vgl. Kf. Johann Friedrich von Sachsen an Lgf. Philipp von Hessen Torgau, 1541 April 2, Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 394 Nr. 149 Bd. 2, unfol. (Ausf.): Eingang seines Schreibens vom 25. März gestern. Hat seinen Rat, mit der in Naumburg bewilligten Hilfe für die Stadt Braunschweig einzuhalten, zur Kenntnis genommen. Nun lassen wir uns soliche euerer L. meynung, die ane zweivel im vorstandt also und anderß nit gemeint, dan wan Hg. Heinrich von Braunsweig und di seinen ksl. Mt., unsers allergenedigsten hern, ime und denen von Braunschweigk gethanen fridegeboth, auch irer ksl. Mt. suspension der von Goßlar acht wirklich und mit der that gehorsamen, wol gefallen. Dann wir zu krigk und unlust keine neygung haben, sundern seindt des villieber in friden und ruehe gewertigk, welches man sunst mit krigk und unlust erlangen solt. Nimmt an, dass er nach seiner Ankunft in Regensburg von den kursächsischen Gesandten darüber informiert wurde, dass Hg. Heinrich und seine Leute das ksl. Friedgebot nicht befolgen, sondern nach wie vor gegen Braunschweig und Goslar vorgehen, wie er ihm auch berichtet hat und die Schreiben der beiden Städte, die die kursächsischen Gesandten ihm zeigen sollen, ebenfalls bestätigen. Und in summa Hg. Heinrich läst ksl. Mt. schaffen und gebyten, was sie wille, so thuet er und di seinen, was inen gelust und gefelligk. Dieweil uns aber euere L. hivor zugeschrieben, do die abeschaffung wirgklich mit Hg. Heinrichen nit bescheen wurde, das wir uff den vhalh denen von Braunschweig di gewilligte naumburgische hulf leisten solten, uns auch daneben etzliche bevelh an ire bestelte ritmeister und heuptleute, die dorzu solten zu gebrauchen sein, zugeschikt, hat er denen von Braunschweig, die die Leistung der Hilfe nach Ablauf des Monats angemahnt haben, das Schreiben des Landgrafen zugeschickt und ihnen die Leistung der Hilfe nach Ende des Monats, der nun vorüber ist, zugesagt, als konnen euere L. wol ermessen, wie wir solich euerer L. und unser zuschreiben gegen denen von Braunschweigk nuhmer wider ziehen mugen. Wenn nun die Hilfe abgesagt werden sollte, werden die Braunschweiger kleinmütig werden, auch villeicht zuvorderst irer gemeine halben sich gegen Hg. Heinrichen in soliche conditionen zu vortragk begeben und einlassen mussen, welchs inen beide am ewigen und zeitlichen wolt beschwerlich fallen. Solt es nu darzu gereichen, welichs Got genediglich vorhute, so bedenken euere L., ob nit Hg. Heinrich mit Braunschweigk seinen willen geschafft. Mit Goßlar were es alsdan auch gescheen. Dan sie wurden ime nit lange furgehen. Aber solichs wolt nit allein umb diese beide stedte, sundern umb unsere gantze aynung zu thun sein. Dan was mißtrost alle sechssische aynungsvorwandte stedte darob empfahen und ob ine nit dadurch, aus der aynung zu trachten, ursachen gegeben wurde, das mugen euere L. leichtlich bedenken. Warauf aber gleichwol der von Braunschweigk gemuth obangezeigter hulf halben ruhet und das sie lieber das ire fridelich haben, auch sicher und vhelich passiren, dan der hulf gewertigk sein wolten, welichs dan bescheen kan, do mit Hg. Heinrichen ernstlich geschafft, dem fridegeboth und der suspension sampt den seinen wurgklich und mit der that zu gehorsamen, das werden euere L. nunmehr auch fernomen haben. Beschiet nu solichs hinfurder, wie es doch bißhere nochplieben, so bedurften di von Braunschweigk und Goßlar der hulf gar nit. Wenn nicht und die von Braunschweig ihn weiter über ihre Bedrängnis unterrichten, wird der Landgraf gemäß seinem Schreiben nicht dagegen sein, dass er dann zur Verhütung weiterer Beschwerungen die Hilfe leistet. Da nun alles daran liegt, die Bedrückung der beiden Städte zu beseitigen, erwartet er, dass der Landgraf beim Kaiser darauf hinwirkt, damit entsprechend der Zusage Granvelles dieselbige abeschaffung mit Hg. Heinrichen und den seinen ernstlich, wirgklich und schleuniglich beschehe. Falls dies nicht gelingt und er die Hilfe dann leistet, so werden euere L. ire gelegenhait des pleibens halben zu Regenßburg wol zu bedenken wissen, dieweil euere L. in der erklerung des keiserlichen gleits nochgelassen, zu irer bequemigkait von Regenßburg wider abetzureißen. So bedunkt uns auch viel zutreglicher, nutzer und besser sein, unser ayner sey vom reichstage, dan das wir beide aldo sein solten. Wirdet auch ane zweivel die sicherung, do sie gleich sunst wolt gebrochen, dest ehr gehalten werden, auch allen sachen furstendiger sein. Wie es aber mit unser personlichen besuchung gemelts reichstags gelegen, das werden euere L. von unserm ohmen und rethen, auch aus unserm an euere L. gethanem schreiben nu auch vermargkt, darnach sie sich auch zu richten haben. [...]. Datum Torgau, Sonnabendt noch Letare 1541.
g
–g Fehlt in B.