Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 335 Nr. 134 Bd. 1, fol. 72r–73v und fol. 76r–81v (Reinkonz.); DV v. a. Hd. fol. 81v: Von wegen der handelung zur Naumburg, 1541.

Eingang ihres Schreibens vom 7. Januar samt den Entwürfen für die Beschlussfassung über die Hilfe für Braunschweig und Goslar. Ist mit dem Beschluss über die Hilfe für Braunschweig einverstanden, deren Organisation nunmehr geregelt werden muss und in seine Verantwortung für den sächsischen Bundeskreis fällt. Bestellung eines Oberkommandierenden für die Bundeshilfe und die Hilfe der Braunschweig in prophansachen vorwanten stedte und dessen Instruierung. Schlägt für diese Stelle Bernhard von Mila vor. Zuordnung von vier Rittmeistern und Hauptleuten, die Mila selbst auswählen soll. Organisation der Anwerbung der Hilfstruppe.

Was aber die von Goßlar betrifft, befinden wir, das es gantz weitleuftigk gericht, wolt inen auch domit wenigk geholfen werden. Dann ob wol in der von Braunsweigk bedenken angehangen, das ire gewilligte hulf auch zu anderer stende beschwernus solt gebraucht werden, so besorgen wir doch, a soliche hulf ader–a derselben bevelhabere wurden sich dorumb an [= ohne] sunderlichen bevelh irer nit annhemen. Darumb solt unsers ermessens besser gewest sein, die hulf were der von Goßlar halben uf ain andere und soliche meynunge, b wie wir bedacht, gericht worden, kondte es auch nach bescheen, wolten wirs gerne, wo nit, mussen wirs darbey lassen–b, wie es von den stenden bedacht worden.

Und wie wir diese antwort an euch wider haben fertigen wollen, ist uns ain schrieft von dem Lgf. zu Hessen zukomen, darinnen zeigt uns sein L. undter anderm an, als soldt die von Goßlar angelangt sein, das sich der Bf. von Meintz statlich solt undternhemen, die stadt Braunschweigk und Hg. Heinrichen miteinander zu vortragen, dieweil inen aber an solichem vortragk nit wenigk, sonder viel gelegen, so hetten sie gebeten, das sein L. und wir ain schrieft an die von Braunschweig thun, das sie vhest halten wolten, mit biet, das wir ain soliche schrieft an die von Braunschweigk wolten vorfertigen lassen. Und wiewol wir dorinnen allerley bedenken gehabt, weil uns aber der artikel des abeschieds der von Braunschweig halben zuvor von euch zugeschickt gewest und wir daraus befunden, was solicher undterhandlung halben bedacht worden, so haben wir soliche schrift in seiner L. und unserm nahmen sampt ainer antwort an sein L. vorfertigen lassen, die wir euch hineben ubersenden1. Wo euch nu die schrieft an die von Braunschweigk dermassen gefelligk, davon ir einligendt copei befindet, so wollet die antwort an landgrafen wegkbestellen, wo aber nit und ir hettet dorinnen bedenken, so wollet sie uns widerschicken und daneben dasselbe eur bedenken antzaigen. Solt aber auch die undterhandlung zwischen denen von Braunschweigk und Hg. Heinrichen fruchtbarlich fur sich gehen, so will uff den valh denen von Goßlar ir trost, den sie bey der von Braunschweigk hulf gehabt, derer sie alsdan nit werden c bedurfen, gantz abgeschniten sein, welichs–c wir dan himit wollen erinnert haben.

Wir haben auch eur bedenken vormargkt, warumb ir undterlassen, ainiche neue anlage der braunschweigischen hulf halben anzuregen. Rückgriff auf die große Anlage nicht empfehlenswert. Wegen der Kosten für die 1.500 Reiter Nickels von Minckwitz und für die wohl mehrmonatige Hilfe für Braunschweig wäre im Fall, dass darzwischen ain ferrer unlust solt furfallen, nicht mehr genügend Geld im Vorrat verfügbar. Plädiert deshalb für eine neue Anlage und, do es je nit anderß zu erhalten, das dißmals die hinderstellige erlegunge der dreier geduppelten monat angestelt wurde, dieweil doch dieselbe ungleich folgen wurdet.

Ferrer haben wir aus einer eingelegten zeddel vorstanden, was die wirtenbergischen berichtet, das der von Schwebischen Halle geschickten bey ksl. Mt. auch ainem polnischem secretario, welicher mit des konigs potschaft gewest, soll begegent sein. Nun will uff ains wenigk trost zu setzen, aber des andern gewahr zu nhemen und dem almechtigen Got zu bevelhen sein, der wirdet es zu seinem lobe, ehr und preiß genediglichen wol zu schicken wissen.

Aber die oberheuptmanschaft belangende, habt ir oben vernomen, wie es wolt zu halten sein, do der unlust in dem sechssischen kraiß solt angehen. Nun haben wir euch hivor ursachen angetzaigt, warumb uns beschwerlich, die heuptmanschaft anzunhemen, auch derhalben eurn radt und bedenken begert, des wir nachmals gewertigk sein. Schirst es uns von euch zukomen wirdet, wollen wir uns alsdan unsers entlichen gemuets derwegen gegen euch auch vornhemen lassen. Und wiewol wir eur fursorge, die ir unsernhalben traget, genediglich vorstehen, solten wir uns aber in die heuptmanschaft begeben und nach des almechtigen willen und vorsehunge in solicher zeit sich ain unlust erheben, so solt uns, desselben nach gotlicher vorleihung mit geburlicher arbeit und muhe, d auch darstreckung unsers leibs–d auszuwarten, nit beschwerlich sein. [...]. Datum Torgau, Suntags nach Erhardj anno domini 1541.

[1. Zettel:] Dieweil auch nu denen von Braunschweigk di hulf erkant und gewilliget, so wurden sie dieselbe villeicht baldt haben wollen, wie wir euch dan negst geschrieben, das wirs auch fur guet anseghen und das davon geredt und gehandelt solt werden. Dieweil aber des kaisers halben ungleiche zeitungen ankomen, als itzo hat ader solt man fride haben, baldt aber nit, desgleichen itzo ist er kranck, baldt sol er uff dem antzugk sein nach Regenßburgk, nachdem ir aber wisset, was der landgraff und wir ksl. Mt. des reichstags und anderß halben geschrieben [Nr. 416], dorauf dan sein L. und wir antwort thun gewarten, solt sich nu ksl. Mt. solicher antwort lassen vornhemen, das wir friden haben wurden, so wolt die verordnung der reuter und fußvolgks, so in Braunschweigk, auch der unchost, so derhalben bescheen, vorgeblich sein. Solchs aber gemainer aynunge zu ersparen, achten wir, das die verordenung der reuter und knechte in Braunschweigk so lange ruhe und anstant hette, byß soliche ksl. Mt. antwort einkeme, darnach man sich alsdan wurde zu richten. Doch wollen wir solichs allein zu einer erinnerung angetzeigt haben. Datum ut supra.

[2. Zettel:] Und wiewol wyr inhalt dieser schrieft eurs bedenkens der heuptmanschaft halben wollen gewarten, solt aber dasselbige uber unsere angetzaigte ursachen dohin gericht sein, das wir uns domit solten beladen, und dan der landgraff seins teils soliche heuptmanschaft zugeschrieben, so bringet unser instruction mit, aus was ursachen nit gelegen sein wolt, das der landgraff und wir zugleich den reichstagk solten besuchen. Als will davon zu reden und zu handeln sein, wie es mit besuchung des reichstags zu halten. Dieweil es dan ain solich ansehen hat, das sich ain unlust in dem sechssischen kraiß wirdet erheben, so werden wir in kainem wege abekomen und solichen reichstage besuchen konnen, und aber der landgraff one das dieser zeit sonderliche sachen bey dem kaiser hat und fueglich unbeschwert wirdet sein, den reichstagk zu besuchen, so wollet es dohin in der beradschlagunge furdern, das der landgraff den reichstag besuche und wir domit verschonet werden und dem kunftigen unlust, auch andern furfallenden hendeln obsein mugen. Wolten wir euch auch nit bergen. Datum ut supra.

[PS:] Doch meynen wir solichs, do kain fride gemacht wurde etc.

[3. Zettel:] Dieweil wir auch undter anderm vormercken, das sich unsers vedtern Hg. Heinrichs rethe der von Goßlar hulf halben nit entlich wollen vornhemen, sondern solichs an sein L. gelangen lassen mit der anzaige, welichergestalt sie abgefertiget etc.2, so bedenken wir, do ir mit inen zu reden derhalben komet, ir wollet inen antzaigen, das sie sich der von Goßlar halben so gar weitleuftigk nit solten lassen vornhemen, dan sein L. heten auch nach allerley sachen, darinnen derselben eben das mocht begegenen, wie itzo denen von Goßlar undt undter anderm, was Hg. Jorgen testament thete belangen, darzu des Bf. von Meissen sache, dorumb seine L. und wir ksl. Mt. geschrieben [Nr. 420], derhalben solten sie bey seiner L. anhalten und furdern, das sie, was Goßlar halben beschlossen wurde, auch bewilligten.

So sich auch zutruge, das es der von Goßlar halben bey der particularhulf pleiben und nichts weiter mocht erhalten werden, so sehen wir fur guet an, das e kgl. Wd. zu Denmargk auch mit dorein bracht wurde und solichs kondte durch den wegk gescheen, das kgl. Wd. uns andern vormuge der braunschwei gischen aynung hulf thete, die furder denen von Goßlar gethan wurde, domit also kgl. Wd. disfals auch an der handt behalten.

Wolten auch die wirtembergischen rethe sich der bundtnus halben mit Franckreich weitleuftigk und nit schließelich vornhemen lassen, so wollet inen uf den valh vormelden, das sie solichs so gar weit nit schlagen, sundern bedenken soldten die gutthat, so irem hern von Franckreich begegent, und sunderlich het sein kgl. Wd. negst die Schweitzer uf das anlangen, so wir bey unserm schwager, dem Hg. von Gulich und Gellern, derhalben gethan, des L. es furder an kgl. Wd. bringen lassen, doheimb behalten, wie dan solichs seiner kgl. Wd. schwester, die Kgn. von Nauorren, in ainem schreiben, so sie an uns gethon, auch gedacht het, und also vleiß haben, sie zu bewegen, berurte vorstendtnus auch zu bewilligen. Datum ut supra.

[4. Zettel:] Domit ir auch wisset, woher die zeitungen aus Franckreich komen, so hat Konneriz son, der in Franckreich ist, seinem vater geschrieben, do sie uns dan furder zukomen. Und dieweil von verfolgung der christen darinnen nichts angetzaigt, so ist wol zu glauben, der hessische canzler und seyn anhangk treibe solichs darumb, uns und di andern stende von der buntnus mit kgl. Wd. abzuhalten. So kan auch wol sein, das solichs von der widerigen parthey aus Franckreich derhalben geschrieben wirdet, den konigk bey uns, diesem teil, zu vorunglimpfen. Dieweil aber gleichwol darinnen von practiken, die kgl. Wd. von Denmargk halben sollen fursein, antzaige beschiet, so bedenken wir, do Uttenhofer zur Naumburg ankomen wirdet, ir wollet ime davon vormeldung thun, domit er dadurch dest ehr zu bewegen, sich von kgl. Wd. wegen in die vorstendtnus mit Franckreich auch einzulassen. Datum ut supra.

Anmerkungen

a
–a Unterstr.
b
–b Angestr.
1
 Vgl. Kf. Johann Friedrich von Sachsen und Lgf. Philipp von Hessen an Bgm. und Rat von Braunschweig, o. Ort, 1541 Januar 9, Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 335 Nr. 134 Bd. 1, fol. 74r–75v (Reinkonz.): Nachricht von der Absicht des Ebf. von Mainz, zwischen ihnen und Hg. Heinrich von Braunschweig zu vermitteln. Sie wissen, was Hg. Heinrich mit ähnlichen früheren Verhandlungen beabsichtigt hat. Deshalb dürfte es ihnen bedenklich sein, sich darauf einzulassen. Beschluss des schmalkaldischen Bundestages in Naumburg, ihnen mit 400 Reitern und zwei Fähnlein Knechten zu Hilfe zu kommen, mit der Auflage für die Stadt, sich künftig nur mit Vorwissen der Bundeshauptleute auf Verträge und Verhandlungen einzulassen. Aufforderung, diese Bedingung einzuhalten. Datum, Suntags nach Erhardj 1541.
c
–c Unterstr.
d
–d Von Kf. Johann Friedrich eighd. nachgetr.
2
 Vgl. Hg. Heinrich von Sachsen an Andreas Pflug, Amtmann zu Freiberg, und Dr. Melchior von Ossa, Dresden, 1541 Januar 3, Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 372 Nr. 142, fol. 27r–30v (Kop.): Beschwerden der Stadt Braunschweig gegen Hg. Heinrich von Braunschweig und ihr Hilfsgesuch. Wenn Braunschweig aus religiösen Gründen bedrängt wird, ist er zur Hilfeleistung bereit. Wir wissen uns aber zu erinnern, welchergestalt wir euch mit instruction zue dissem tage abgefertiget und sonderlichen, das ihr doraus achtung geben soltet, welche sachen allein der religion halben herkomen, dann, ob wir uns wol ihn das christlich vorstentnus begeben, so were doch unser gemuth, uns weitter nicht einzulassen dan ihn denen sachen, die allein die religion belangen. Hat keine genaue Kenntnis von dem Konflikt zwischen der Stadt und dem Herzog. Hatte aus ihnen bekannten Gründen keine Vertreter bei den Beratungen auf den Bundestagen in Braunschweig, Arnstadt und Schmalkalden. Kennt die entsprechenden Abschiede nicht. Die ihm zugegangenen Auszüge enthalten keine genaueren Informationen, sondern nur allgemeine Formulierungen. Zudem geht aus dem arnstädtischen und schmalkaldischen Abschied hervor, das sich zwischen Hg. Heinrichenn und denen von Braunschweig allerley gebrechen erhalten, die der religion nicht anhengig, sondern prophan und villeicht langwirig sein, wie dann wißlich, das lange zeit fur aufrichtung des christlichen vorstentnus zwischen ihnen ihrrung gewessen. Auch von dem coburgischen Abschied und dem ksl. Schreiben an die Stadt Braunschweig hat er keine Kenntnis. Wegen dieses Mangels an hinreichender Information hat er Bedenken, dem Hilfsbeschluss zuzustimmen. Hält für nötig, den Kaiser um Intervention zu ersuchen und durch Gesandte die Motive und Gründe Hg. Heinrichs zu eruieren. Denn sonst könnte der Eindruck entstehen, als wir, die protestirende stende, zu vleis itziger zeit, weil der reichstage gegen Regenßburg ausgeschrieben, unrugigung ihm reich zu machen, geneiget, domit, den friedestandt aufzurichten, nit raum gegeben, und also, unsere sach an das licht zu bringen, scheu hetten. Sollen bei den Gesandten der Stadt Braunschweig genaue und detaillierte Informationen über deren Beschwerden, auch über den coburgischen Abschied und die anderen Abschiede einholen. Wird dann auf der Grundlage ihrer Berichterstattung beschließen. Und do die beschwerungen ihn ander wege nit abgeleihnet konnen werden, dorauf dann vor allem solches zu rathen und solches zu vleissigen sein, und wir befinden, das die von Braunschweig ihn rechten religionssachen von Hg. Heinrichen belediget werden, wolten wir es unsers theils uber unsern rath neben andern der christlichen vorstentnus vorwandten an der hulf auf unser vorigs erpietten und inhalts euer instruction auch nicht mangeln lassen und uns also ertzeigen, wie wir ihm gleichen vhall wolten gethann nehmen. Dornach habt ir euch der andern stett halben, wo etwas vorfiele, auch zu richten. [...]. Datum Dreßden, Montags noch Circumcisionis domini anno eiusdem 1541.
e
–e  Korr. aus: di von Goßlar sich in die aynung in prophansachen, mit kgl. Wd. zu Denmargk zu Braunsweigk ufgericht, auch begeben.