Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Nördlingen StadtA, Missiven 1541, fol. 83r–84v; AV v. a. Hd. fol. 84v: Caspar Heuber zu Nordlingen. Ist ein furschrift an die von Norlingen erkent, das sie den supplicanten widerumb in die stat komen lassen, damit er sich mit seinen glaubigern fur diese summen, sovil ime, zu seinem theil zu bezalen, gepurt, uff zimliche zil und fristen vergleichen und vertragen mag, darzu sie, die von Nordlingen, in erwegung der ursachen, in seiner supplication gemelt, furderlich und hilflich sein wollen. Actum in consilio imperiali, 11. Aprilis anno 411.

Allergrosmechtigster, durchleuchtigster, unuberwindtlichster, genedigster herr keiser, an dieselb euere ksl. Mt. mein underthanigst, hochvleissigst bit, dits mein beschwerlich obligen und supplication genedigst zu vernemen. Allergnedigster herr kheiser! Nachdem ich mich vor etlich verschin jarn nach ordnung heiliger, cristlicher kirchen mit eelicher phlicht und als ein mitburger zu Norlingen eingelassen, mich auch daselbst sambt meiner hausfroen ungevarlich bis in die 20 jar lang neben andern mit-tuechmacher, wiewol in grosser arbeit, aber eerlichen und redlichen ernert, das ich, on rhom ze reden, bei meniglich ein guet vertrauen und glauben fur mich gebracht, denen ich den auch alweg höchster dancksagung, Got hab lob, dasjhenig, so sie mir furgestreckht und geborgt, erbarlichen bezalt und erstattet.

Sich aber mitlerzeit zugetragen, das mich Got der herr mit vil und wol mit neun kindern, so heutigs tags noch in leben, begabt, auch jetz gedachter tuechhandel (wie dan leider schier alle hendl) je lenger je schmeler und ungewinlicher, zuletst auch lange zeit her vil strenger und theurer jare angefallen, derhalben dan ich gegen mein creditorn oder gleubiger in zimlich nambhaft geltschulden gevallen, danocht alweg entlicher mainung und willens, mit der hilf Gots des almachtigen jederman geburlicher zill und zeit zu bezalen. Solchs doch unangesehen, etlich aus inen zugefarn, mich sambt und von wegen anderer mein mitburger, mit welchen ich zum theil verschriben, wider den claren inhalt schuldbriefs vil zu frue und ausgang bestimbter bezalungszeit bei einem ersamen rat, meinen herrn der stat Nörlingen, beclagt, auch solhergestalt ins geschrai und argwon gebracht, das alle andere mein glaubiger wider mich in clag bewegt und aufgestanden, desgleichen ander mein mitverpflichten abgetretten und mich allein in der sachen stecken lassen, also das auch dieselbig clag bei einem ersamen radt angenumen, darinen wider mich procediert, auch ierenwegen genuegsam caution und gewissen bezalung ze thon, an mich begert, des mir aber zu laisten zum höchsten beschwerlich und unmuglich, ich auch nit in geringer sorg, ich mich solchs verwidert, villeicht auf das streng und ungestem meiner widerpartheien ansuechen in harte leibsgefangknus gedeihen oder gebracht worden sein möcht, bin ich also angeborner und menschlicher forcht und truebsaligkeit verursacht und getrungen, ein guetlichen abzug zu erkiesen, und mein lieben hausfroen sambt den armen kindern mit mercklichem verderben verlassen muessen, auf welches dan auch all mein hab und gueter inventiert, auch noch heutigs in versperrung gestellt.

So bin ich auch uber solhs alles glaubwirdig bericht, das sich dieselbigen mein glaubiger und widertheil häftig in der sachen bemuegen, auch irem ansinnen nach einer furderlichen taggsatzung, in mein gutter verner ze handlen, entschieden, mir aber zu gedulden gantz beschwerlich, in meinem abwesen solh mein hertiglich erarbet gueter und armuet also jamerlich zerrissen und uber voranzaigten schaden zu noch grosser verderben und elend gericht sol werden.

Dieweil ich dan, allergenedigster herr kheiser, mitnichten alsdan meniglich wissend durch schlemerei, spilerei oder ander unthaten, als oft beschicht, sonder allein obangeregter gstalt, den grossen haufen khinder, schwär haushaben und langwirige theurung in solhen abfal und geltschulden erwachsen, auch als ein unverstendiger, einfaltiger, armer mann (der ein pessers vertrauen zu obberurten mein mitverphlichten gehabt) hinan in die verschreibung auch eingelassen, mir auch nit moglich, einiche caution anzenemen oder bezalung fur sie ze thuen, so gelangt hierauf an euere ksl. Mt. als mein allergnenedigsten herrn, miltesten beschützer aller armen und beschwerten, umb Gots barmhertzigkeit willen mein underthenigst, hochvleissigst bit, dieselb euere ksl. Mt. welle doch oberzelter ursachen, mich armen, verlassen man sambt meinen kindern under ire flugl und schirm anzenemen und bei einem ersamen ratt zu Norlingen, auch obbemelten und allen mein glaubiger zu verfuegen, auch darob und verholfen zu sein, genedigst geruechen, damit ich auf das furderlichst on allen entgelt und gueter sicherheit, widerumb gen Norlingen zu gemelten mein hab und gueter anzekumen, zugelassen, dergleichen von solher schwaren burden oft angezaigter obligation und verschreibung, so ich mich dan in einicherlai weis gegen jemands neben andern verwant gemacht möcht haben, geringert und erledigt, mich unangesehen derselbigen frei fur mich selbs, sovil dan derhalben meins geburenden theils verschribner geltschuld betreffen, mit denjhenigen, auch all andern mein glaubiger guetlich und, wi ichs an inen gehaben mag, zu vergleichen und dieselbigen auch, doch auf zimbliche und leidliche zill und zeit zu bezalen, als ich dan hiemit zu dem höchsten urbittig, muglichen vleiß furzewenden, bis ein jeder [...?] billichen anforderung zufreden gestelt, dan mir je vil ze schwer und in alweg unmuglich, solch mein mitverpflichten in ierem abwesen nachzuraisen und hertzuezebringen noch vil weniger zu bezalen, getröster hofnung und zuversicht, in erachtung meins pillichen und rechtgeschafen erbiettens euere ksl. Mt. werde mich sambt meiner hausfroen und armen kindern genedigst bevolhen lassen sein, solchs umb derselben euerer ksl. Mt. gesund, lang leben und glucksalig regiment gegen Got dem almachtigen taglich zu bitten, wellen wier nimmer vergessen, euerer ksl. Mt. als unserm allergenedigsten, gebietendem herrn keisern uns demuetigst bevelhend.

Anmerkungen

1
 Vgl. die entsprechende Fürschrift des Kaisers an Bgm. und Rat von Nördlingen, Regensburg, 1541 April 11, Nördlingen StadtA, Missiven 1541, fol. 85r–85v (Ausf.).