Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Hannover NLA, Celle 1 Nr. 20 II, fol. 300r–312v (Kop.); DV v. a. Hd. fol. 312v: Copia einer schrift deren von Braunschweig, ksl. Mt. uff insinuirt penallmandat ubergeben dinxtags nach Jubilate anno etc. 41.

Es ist ainem erbarn rath der stadt Braunschweigk ein mandat, von eur ksl. Mt. ausgangen und am datum haltende Brussel in Brabant, den 28. tag des monats Octobris des verruckten 40. jhars, allererst den 16. Martij negstvorschienen zukomen und auf mas, wie hernacher gehort werden sol, verkundigt worden.

Wiewol nhun gedachter rath der stadt Braunschweigh unterthenigst und willig geneigt gewese, ihre pottschaften von iren rathsfreunden und dienern stadtlich anheer zu schicken und solchs mandats halben euerer ksl. Mt. bestendigen und noturftigen kegenbericht vorwenden zu lassen, so hat es doch gemelter rath von wegen der unsicherhait, so ihnen von Hg. Hainrichen von Braunschweigk aine lange zeit anheer begegnet, auch darumb nit thun konden, das Hg. Hainrich etzliche der stadt Braunsweig vornembste rathshern und diener durch zuvor im reich teutzscher nation unerhorte proceß, welche er in ainem seiner ampt und baurngericht hat furgenhommen, nichtigligh verfesten und verechtigen lassen, also das dieselben sein unsicher sein musten, wor [sic!] solche nichtige acht nicht aufgehoben oder abgeschaffet muchte werden, wan gleich die andern mengel der unsicherhait auf bequeme wege gericht weren oder wurden. Weil sie aber derselben personen und diener bei der handlung alhie zu Regensburg als die der sachen vornemlig bericht hetten, bedurftig und gleichwol zu ihrer stadt behuf und noturft eins theils vor andern vorordenen musten, hat gemelter rath bisheer zu irer noturft und so stadtlich, alse sie sonsten gern gethan, nicht schicken konden.

Aber eur ksl. Mt. zu underthenigstem gehorsam und damit euere ksl. Mt. gnedigst vormercken mugen, das der rath zu Braunschweigh nichts hohers begert, dan mit irem mitlandsfursten in frieden und ruhe zu sitzen, soviel mit Got und gewissen beschehen khan, so hat vielgedachter rath von irentwegen uns zwene, nemlig Bleickhart Sindringer der rechten Dr. und Ditrichen Preutzen aldesten secretarien mit gnugsamen mandat, welchs wir zu jeder zeit vortzuleggen erpotig, auch darvon glaubhafte copeien mit ubergeben, abgefertigt, gewalt und bevelch gegeben, auf berurte euerer ksl. Mt. ausgangen mandat alhier zu Regensburgh zu erscheinen und vielgedachter unserer befelchgeber noturft underthenigst vortzutragen.

Und erstlig, so ist berurt euer ksl. Mt. mandat und ladung nit rechtmessig an unsere principaln und obern gelanget, dan es hat mit demselbigen die gelegenhait, das sich den eilften tagh Martij negstvorschienen etzliche in den thoren der stadt Braunschweig angeben, als ob sie von eur ksl. Mt. brief hetten an den rath zu Braunschweigk, und, als sie darauf eingelassen und fur den radt kohmen, ist es Hg. Hainrichs von Braunschweigs cantzelschreiber einer mit zween knechten gewest, welcher dan vorgeben, als solte ain kaiserlicher bothe bei dem amptman zu Gandershaim brief vor dreien oder vier wochen gelassen haben und das Hg. Hainrichs rehte darunther gegenwurtig mandat befunden und ehr durch die rethe darmit an den radt zu Braunschweigh geschigkt. Was nhun dies fur ain schein und suchen gewest, wie lange und geferlich auch darmit vortzogen, das haben euere ksl. Mt. gnedigst zu ermessen.

Dieweil dan bei euerer ksl. Mt. potten dem radt der stadt Braunschweig gedacht mandat nicht verkundigt, auch nicht dargethan, das aus befelch euerer ksl. Mt. inen durch ihren widdersachern, den Hg. von Braunschweig, oder seine rethe solche mandata hetten mugen verkundigt werden, so were wol bemelter rath nicht schuldig gewest, darauf zu schicken, hat es aber aus underthenigkait, wie oben gehort, nicht unterlassen, sonder diß euerer ksl. Mt. darumb underthenigst wollen antzeigen lassen, das solchs sonder zweifel vom kegenteil darumb beschehen, das unsere principaln darauf nit schigken solten und Hg. Hainrich deste mher ursachen zu schepfen, gemelte unsere principaln als die ungehorsamen zu beschuldigen und mit ungrundt in den angegebnen sachen zu vorunglimpfen, und das auch gedachter von Braunschweigk nichtdestoweiniger einen erbarn rath und gemeine stadt Braunschweig uberweldigen und beschedingen muchte.

Und nachdem aus berurtem mandat erscheinet, das Hg. Hainrich von Braunschweigh der angeber gewesen, dan er je unser principal widdersacher ist, widderwertiglich und feindtlig widder sie und die ihren in mancherleie wege gehandelt, derhalben dan ime der naturlichen vernunft nha [sic!], auch vermuge aller beschriebner recht in deme kein glaube zu geben, so ist unser unterthenigst zuvorsicht, eur ksl. Mt. werden unsern gegrundten kegenbericht gnedigst horen oder einnhemen und berurte unsere principaln nit beunrechtigen lassen, sondern dem rechten und warhait statgeben, draus vilgedachte unsere principaln verhoffen, euere ksl. Mt. werden gnedigst befinden, das berurt euerer ksl. Mt. mandat durch Hg. Hainrichen von Braunschweigh auf sein geferligen und ungenugsamen bericht nichtiglichen ausbracht, auch mher dan geferligh etzliche viel wochen verhalten wurden.

Und zum anfang ist je im lanth zu Sachsen, Braunschweigh und der landtart kuntlich und offenbar, das Hg. Heinrich derjenig ist, der sich aller geschwinden, thetlichen handlungen bevleissigt, auch mit der that beweiset noch darf ehr von fridtlichem wesen und grossem gehorsam vorgeben, dan es hat uffgemelter hertzoge einem burgermaister und secretario unvorursacht das furstenthumb vorboten und darnach des gemelten Hg. von Braunschweigh voigt zu Wulffenbuttel, Balthasar von Stechau, etzlige burgermaistere und burger von Braunschweigh, auch etzliche des raths menner im dorf Amplebe und Luder des raths voigt on alle bestendige ursachen mit ainem geschrei auß dem furstenthumb echten und vorvhesten und folgents vier menner zu Amplebe, die dem rathe von Braunschweigh on alle mittel zustehen, von ihrem acker fangen und gebunden nha Wulffenbuttel in schwere gefengknuß fueren und bringen lassen. Er hat auch darnach im dorf Goltdalem ein furmeint gerichte hegen und etzlige burgermaister, ratshern und secretarien, burgere und verwanthe diener des raths zu Braunschweig mit einer veste beschreien und aus dem furstenthumb echten und vorvhesten lassen. Es hat auch Hg. Hainrich von Braunschweigh dem rathe, burgern, einwonern, auch den armen sichenheusern zu Braunschweigh ihre stadtliche jerliche gulden, zinse und einkomen vorenthalten, die brucken, so sie uber vorjerte zeit gebraucht, abgeworfen und ihren armen underthanen im gericht Asseburg in die 1.200 hemel und schaf geweldiglichen entdrieben und nhemen und in sunderheit vier irer burgermaister und einem secretarien in seiner fstl. Gn. offentlichem, unbestendigem ausschreiben sie an glimpf und ehren schmehen, iniuriiren, auch sunst in andere und mancherleie wege und mit grosser geschwindigkait uberweltigen und beschwern lassen, understehet sich auch unwillen und zweipart in der stadt antzurichten und burgerliche ainigkait zu zereissen.

Das aber unsere principaln dem hertzogen etliche der seinen haben widderfangen lassen, ist zu ihrer kegenwhere und zu rettung irer gefangnen untersassen beschehen, die dan auch so beschwerlich nicht gesessen nach gehalten worden, denen man auch bier und wein hat zubringen lassen, wie sie auch selbst sagen mussen.

Aber mit des raths armen leuthen und gefangnen ist zu Wulffenbuttel geschwinde und vast unmenschligh umbgangen, die mhan in enge thorn in den unflath geworfen, lange zeit und etzliche monat fast uberainander liegen und ahn irer gesuntheit verterben lassen. Es hat auch Hg. Hainrich die unschuldigen, gefangnen bauren on alle ursachen zum tote verurteln und auf die fhem und gerichtsstedt, da man die hat entleiben sollen, fhueren lassen und zuletzt, als die armen, unschuldigen, verurthailten leuthe den thot vor augen gesehen, seint sie durch Thonies von Sampleben, des hertzogen amptman, alles auf ainen gesuchten schein lois [sic!] gebetten und widder in das gefengknuß gefhurt, beschatzet und zuletzt, wiewol ahn irer gesunthait vortorben, ausgelassen wurden.

Uber das hat Hg. Hainrich denen von Braunschweigh einen kemmerer des raths und einen secretarien mit einem reittenden diener in ihren gescheften fangen und, wie oben berhurt, in das schwere gefengnus setzen lassen und bald darnach abermhals zwene burger fangen, auch zwen muntzgesellen hart fur dem thor schlahen, verwunden, bestricken und gegen Wulffenbeutel einnhemen lassen, die auch zu Wulfenbutel in der herberge eingehalten, bissolange der camerer und secretarius auß dem gefengknuß kohmen.

So hat auch gemelter hertzog hin und her auf die von Braunschweigh, auch in ihre lantwhere streiffen und reithen lassen und die keiserfreihe, gemeine landtstrasse inen unsicher gemacht.

Es ist in der gutlichen handlunge vor der stadt Braunschweig, darvon in kaiserlichem mandat meldunge geschicht, einem burger der stadt Braunschweigh ain pferdt bey dem dorfe Sickte genhomen und noch ain ander burger im dorfe Wendessem gefangen, nach Wulfenbuttel bracht und vor des hertzogen hauße zur Steinbruck noch andere dere von Braunschweig burgere und burgerin angehalten, auch zum theil etzliche tage aufgehalten und auf ein widderinheischen loßgelassen.

So hat auch Hg. Heinrich nach dato euerer ksl. Mt. ausgebrachten mandats denen von Braunschweigk etzliche burger, so von Magdeburgh widder nach haus gereiset, durch seinen amptman Ditrich von Taubenhaim mit wagen und pferden etzliche tage zu Lutter anhalten und auf widdereinfordern losgeben lassen.

Und balt darnach hat derselbe amptman aus bevelch des fursten vier der von Braunschweigk burger wagen, dero drei mit der von Braunschweigh und der ain mit brehmer gutern beladen gewesen und auf den neuen jarmarckt jegen Leiptzigk haben fharen wollen, zu Lutter angehalten und der von Braunschweigh guther ablegen lassen, das die nit in den margkt zu Leiptzigk gekhomen, und hat folgends die wagen mit den pferden auf ain widdereinheischen fharn lassen.

Daran vielgedachter Hg. Hainrich nicht besettigt gewest, sonder balt darnach durch seinen zolner zu Linden denen von Braunschweig etzliche kupfer und hering anhalten und ableggen, dergleichen durch seinen amptman Tonies von Samplebe nach Valentini negestvorgangen dem rathe von Braunschweigh etzliche faß Eimbecks bier zu Gandershaim uftreiben lassen. Und haben die burgere zu Braunschweigh andere strassen nach den merckten mit schaden suchen mussen. Es seint auch folgents etzliche burger, so nach Goslar fahren wollen, zu Wolffenbuthel und dan etzliche zur Leuenburgh mit pferden und wagen angehalten und dero von Braunschweigk leuthe im dorf Reuning in ihrer landtwhere von dem voigte zu Wolfenbutel gen Stockheim gefurdert wurden, darumb, das sie lange zuvor ein kint deutsch und eine vorstorbene frau ane vigilien und zelemessen [= Seelmessen] hetten tauffen und begraben lassen, sie drumb zu straffen.

Es seint auch des raths unthersassen zu Amplebe nach uberantwortung euerer ksl. Mt. mandats durch den vogt zu Wolfenbutel gefordert worden, den rest des unbillichen, aufgelegten und abgedrungen strafgelts ghen Wolfenbuttel zu bringen. So ist auch dem rathe von Braunschweigh nach uberantwortung berhurts mandats ire wagen, der in irem keller hat wollen goslerisch bier holen, zu Wulfenbuthel wider zuruckegetrieben.

Und werden nicht allene [sic!] denen von Braunschweigh und den armen sichenheusern ihre zehenden, gulte, zinse und renthe von dem hertzogen geweldigligh furenthalten, sonder unsere principal erfarn auch mit warheit, das vast die halbe gulte und zinse etzlicher irer belehenten geistlichen und gostheusern in stehender hemung von den wulfenbuttelschen sollen aingefurdert worden sein. So ist es offentligen am tagh, das Hg. Hainrich den von Braunschweigk meier ire hofe und guter zum hohisten beschatzt und also ihnen ihre gehempte, statliche gulte, rente und zinse seinen aignen gegebnen briefen und siegeln zuwidder gantz ungewisse und zunicht machet.

Hieraus hat die ksl. Mt. und ain jeder unpartheischer leichtligh abzunhemen, das Hg. Hainrich von Braunschweigk von ersten angefangen unsere principal, die von Braunschweigk, widder sein und seiner vorfarn gegebene briefe und siegeln, auch allem rechten zuwidder thetlichen zu uberweldigen und zu beschweren, das auch in manicherlaye weise geschwinde getrieben und noch heutigs tags verfolget und allein zum schein euerer ksl. Mt. mandat im geringsten folge geleistet als nemlig, das die gefanghnen pauren, doch nit gar unentgelten, losgegeben, lest aber berurte unsere principal, die von Braunschweigk, noch heutigs tages im grosten und nachteiligsten zum hohisten uberweltigen, bescheidingen und beschweren, die ingenhomene und aufgehabene renthe, zins und gulten, dergleichen den armen leuthen im gericht Asseburch die angezogne 1.200 widder recht und alle billichait entwante hemel vorenthalten noch darf ehr gleichwol sagen, das ehr eur ksl. Mt. gehorsam sey. Unde befindet sich im grunde, das ehr thedtlig und selbwaltiglich handelt, das ehr doch unsern principaln gerne wolte aufleggen, sie auch bey euerer ksl. Mt., wiewol mit ungrunde, angeben und auf solchen ungrundt bisher die mandat bei eur ksl. Mt. abreptive und nichtiglichen ausbracht. Es hat sich auch der rath zu Braunsweigk in der gutligen handlunge keines trotzes vernhemen laßen, sonder sich zu furstlichen, gegebnen briefen und siegeln getzogen, das sie und die iren darwidder uberweldigt, beschedigt, opprimiert und beschwert wurden. Und wiewol euerer ksl. Mt. wir von wegen unser principal derhalben schreiben viel in spetie und underschiedtlich wusten antzutzaigen, so haben wir doch euere ksl. Mt. dieser zeit damit nicht beladen, sonder allein etzliche euerer ksl. Mt. underthenigst berichten wollen, auf das euere ksl. Mt. offentligh sehen und spuren mag, wie feintlig Hg. Heinrich bisanher gelebt und sich euerer ksl. Mt. mandaten gemes ertzaigt und verhalten habe.

Und alsdan unsern principaln, dem rath von Braunschweigk, durch euere ksl. Mt. geboten wurden, auch bei ainer namhaftigen peen, wiewol ungehorter sachen und sonder zweifel auf ungestumbe anhalten des kegenthails, euerer ksl. Mt. in 30 tagen antzutzaigen, das gmelte unsere principaln demselben euerer ksl. Mt. gebotten nachkomen wollen, ob nhun berurte unsere principaln in dem durch das kegentheilh vast ubereilt, so thun wir doch in nhamen wie oben euerer ksl. Mt. diese unterthenigste antzaigung.

Und soviel den ersten punct, nemligh mit krieglichen und thetlichen handlungen und vornhemen gegen Hg. Hainrichen von Braunschweigh und die seinen stillerzustehen, anlanget, seint wir nit in abreden, das unsere principaln widder obberurte und andere Hg. Hainrichs von Braunschweighs thetlige handlungen und beschwerungen bei iren ainungsvorwanten stenden zu erleubter, geburlicher gegenwehr, aufhaltung und entsetzung des gewalts und unrechtens umb hulf angesucht, bei denen sie auch gnedige und gunstige erbietung auf den fhal der nothwendigen kegenwher befunden. Es ist aber die hulf, so die ainigungsvorwandten denen von Braunschweigh zu ihrer rettung und kegenwher zu leisten schuldig, bisanher euerer ksl. Mt. zu gehorsam angestellet und mit bewilligung gemelts raths von Braunschweig aufgetzogen und nit hohers dan friede und ruhe gesucht worden, wiewol berhurten unsern principaln solcher aufzueg nit unbillich beschwerlich gewest, dieweil sie gleichwol bisher ires ungnedigen mitlandesfursten und der seinen bedrangnus, ungeachtet euerer ksl. Mt. gescheften und friedegebotten, fur und fur, auch noch zum theil auf den heutigen tagh haben mussen zu merglichem irem und der ihren schaden erdulden. Derhalben wir dan auch von gemelten unsern principaln bevelch, euerer ksl. Mt. in dem iren underthenigsten gehorsam antzutzeigen und erbietung zu thun, das sie sich zu irer defension mit hulf oder folge noch zur zeit nit wollen beladen noch ire ainungsvorwandten derwegen bemuehen. Da aber Hg. Hainrich von Braunschweigk von seinen selbweldigen, thetliche handlungen und beschwerungen nit wirdet abstehen, so wollen sich berurte unsere principaln underthenigst versehen, euere ksl. Mt. werden sie derohalben ihrer unvormeitlichen noturft nach nit vordencken. Sonsten wolten sie viel lieber mit Hg. Hainrichen von Braunschweigh als irem mitlandesfursten in gutem friede sitzen und sich aller gebur undertheniglich verhalten, sofern inen auch hinwidder gegebne brief und siegel gehalten werden.

Aber den andern punct die versperrung der beiden stiftkirchen Sancti Blasij und Ciriaci seins weiters inhalts betreffendt, thun wir diesen underthenigsten bericht, das nicht ane, gemelte unsere principaln haben neben etzlichen ihren gnedigen fursten und hern von Braunschweig und Luneburgh etc. als den mitpatronen die gaistlichen in ermelten baiden kirchen freuntlich beschicken und ansagen lassen, die gotloesen messen und ceremonien abzuthun und ferner nit zu halten, darauf dan die gaistlichen die kirchen zugethan und sich selbst auß der stadt begeben, auch wie mhan sagt, von Hg. Hainrichen darauß gefurdert. Inen ist aber in der stadt kein gwalt noch ledt [sic!] widderfharen. So seint auch gedachte unsere principaln derhalben Hg. Hainrichen keiner zusage gestendigh, inmassen er die euerer ksl. Mt. angeben dorfen.

Und wiewol vielgedachte unsere principaln, der rath zu Braunschweigh, euerer ksl. Mt. als irem gnedigsten hern in dem und sonsten zu gehorsamen gantz willig, erkennen sichs auch schuldigh, so hat es doch darumb diese gelegenhait, das, was disfals von inen beschehen, hat irer gewissen halben nicht mugen untherlassen blieben. Zudeme so wissen euere ksl. Mt., das die stadt Braunschweigk in dem nurnbergischen rechtstilstandt namhaftig mitbegriffen. So seint sie auch der stende disses thails ainungh und confession verwhant. Dweil dan euere ksl. Mt. diesen reichstagh nit am weinigsten darumb angesetzet, nemligh den zweispalt der religion halben zu cristlicher vergleichunge zue fuern, auch friden und ruhe im reich zu pflantzen, so ist unser underthenigste bit, euer ksl. Mt. wolle gemelte unsere principaln, die von Braunschweigh, des nurnbergischen rechtsstilstants, in sonderhait euerer ksl. Mt. in allen religionsachen gewilligter suspension geniessen und diese sachen bei der andern ihrer ainungsvorwanthen durch sonderlige, widdrige rechtfertigung ungetrennet bleiben lassen, dan was ainhelliglich der religion halben beschlossen und auf diesem reichstage vorgleichen wirdet, das sollen und wollen berurte unsere principaln, die von Braunschweigh, gleich den andern ihren ainungsvorwanthen willig und underthenigst auch verfolgen.

Dan solte daruber Hg. Hainrich in solchen sachen, die religion offentlig belangende, verstattet und nachgehangen werden, auf das vermainte mandat zu procediren, so hetten eur ksl. Mt. gnedigst zu bedencken, dieweil diß vor ain religionsachen allen ainungsvorwanthen stenden gemain und daran gelegen sein wil, das sich fursten, rethe und bottschaften der christlichen verainigung kegen euere ksl. Mt. ihrer aller noturft auch ferrer undertenigst wurden mussen vernhemen lassen.

Was aber das pletzlein anlanget, welchs unsere principaln zu gemeiner stadt gebeu haben ziehen lassen, hat es die gelegenheit, das die geschwinden leufte, so ein zeit lang verhanden gewest, und sonderlig, das etzliche jhar heer unvorsehens in den stiften Munster, Brehmen und Luneburg sich knechte und kriegsfolgk vergaddert und allerleye anschlege vorgenhomen, gemelte unsere principaln, den rath zu Braunschweig, geursacht, ainen wal zu schutten, und haben dartzu ain klein pletzlein an etzlichen gerten auf Sanct Ciriacus bergk zu ihrem gebeu ziehen mussen, inen umb gelt oder ander landt solch pletzlein zukomen zu lassen, welchs sie auch, dieweil es geringschetzigh und nit viel uber 100 goltgulden wirdig, ane alle schaden wol hetten thun mugen. Und seint alweg erbottigh gewest und noch, inen geburliche erstattung mit gelt oder landt darumb zu thun. Und dieweil dan solchs in diesen geschwinden leuften umb gemeines nutzes willen beschehen und in keinen weg hat geraten mugen werden, wir uns auch von wegen unser principaln noch ainsten und zum uberflus erbieten, die pletzlein besichtigen zu lassen und die estimation ahn gelt oder landt den geistligen uff Sanct Ciriacus bergk zu gelten und zu vorgleichen, so seint wir der unterthenigsten zuvorsicht, dieselben gaistlichen sein schuldig, darumb geburliche estimation zu nhemen oder aufs weinigst sich kegen bestimpten unsern principaln lauts euerer ksl. Mt. mandats an geburligem rechten settigen und benugen zu lassen. So seint auch unsere principaln nicht bedacht, denselben geistlichen ethwas ahn ihren hoffen oder gerten widder recht oder billichait eintzutziehen oder sie zu vorgeweltigen.

Unsere principaln, der rath zu Braunschweigk, hat auch ire gefangne euerer ksl. Mt. zu underthenigstem gehorsam on alle entgeltnus loßgegeben und gezelet, des zu ihren aignen bekenthnußen getzogen, daraus euere ksl. Mt. ferner gnedichst abzunhemen, das vielberhurte unsere principaln euerer ksl. Mt. geboten in allen den puncten und artickeln, darinnen sie mit Got und gewissen pariren kundte, und, soviel bei inen gewest, wircklige folge geleistet und denselbten untherthenigst nachkomen.

Es befunden auch hinwidder gemelte unsere principaln, das Hg. Hainrichen von Braunschweigh bei keiner namhaften peen mandirt worden, auch kein zeit bestimmet antzutzeigen, euerer ksl. Mt. geboten zu gehorsamen. So seint auch noch heutiges tages unser principaln arme untersassen zu Ampleben in vorberurthen beschwerungen. Sie befinden auch nit, das inen die angezogne, des von Braunschweigs vermeinte und nichtige echtigung oder fhestungh irer person abgeschaffet. Und obwol die arrestirung der gehembten gulten, renthe und zinß eroffnet, so seint sie doch zum thail in stehender arrest ghen Wolffenbuttel ingemhant und sunst ungewisse gemacht und also das ihnen noch ir zehenden, renthe und gulte zum teil vorenthalten und nicht verraichet werden. Dieweil aber solche hemmung an ir selbst im rechten vorboten, die sache on alle vorgehnde rechtligh erkenthnus mit der execution furzunhemen, so bitten wir in nhamen wie oben underthenigst, euere ksl. Mt. wollen berurte verfestungh gemelter unser principaln person bei Hg. Hainrichen von Braunschweigk gentzligh abschaffen, auch vielgedachten von Braunschweigk dohin halten und weisen lassen, unserer principaln arme leuthe zu Ampleben ferrer unbeschatzet zu lassen und, was ihnen albereit abgedrungen, widerumb zu erstatten, ihre derwegen erlittene, grosse scheden an den ungewissen gemachten ihren zehenden, gulten, renten und zinsen zu erleggen, dergleichen die gegen Wolffenbuttel eingenhummene gulte, renthe und zins, auch die 1.200 entwanthe hemel der leuthen im gericht Asseburgk widderzugeben odder zu bezalen, die abgeworfen brucken widder zu machen und sie ferrer widder recht, brief und siegel nit zu beschweren.

Das seint wir umb euere ksl. Mt. in hohister unterthenigkait zu vordienen gantz willigh und berait. Bitten auch underthenigst, ob sich gemelter Hg. Hainrich von Braunschweigk understehen wolte, euerer ksl. Mt. ethwas anders widder unsere principaln einzubilden, demselbigen uns unerhort kein stadt noch glauben geben, sonder zuvor unsern bestendigen gegenbericht auch vernhemen und gnedigst anhoren. Seint wir des underthenigsten erbietens, zu idero zeit euerer ksl. Mt. den underthenigsten und warhaftigen bericht furzuwenden, daraus unser principaln bestant und warheit und irs kegenthails ungrunt hinwidder sol vermergkt werden1.

Anmerkungen

1
 Zum Konflikt zwischen der Stadt Braunschweig und Hg. Heinrich von Braunschweig vgl. Täubrich, Herzog Heinrich der Jüngere, S. 128–131 und S. 169–172.