Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Duisburg LAV NRW R, Jülich-Berg II 2746, fol. 162r–164r (Kop.).

Uff Frytag, den 15. tag Julij 1541 haben die verordente rethe meins gnedigen fursten und herren, Hg. zu Guylich etc., den fursten und stenden furgetragen, wie das sie von hochgedachtem meinem gnedigen herrn bevelh hetten, iren fstl. Gn., Gn. und G. etliche seiner fstl. Gn. notturft anzuzeigen, damit aber dieselbige nit mit langen worten uffgehalten wurden, were solichs in schriften verfast, welichs iren fstl. Gn., Gn. und G. zugestelt sol werden, mit bitt, das sie solichs zu hertzen fueren und meins gnedigen herren sachen sich wolten lassen bevolhen sein, auch sich nit beschweren, itzt ein supplication [Nr. 231], darin seiner fstl. Gn. notturft zum theil begriffen, sampt eynen kurtzen, sumarien bericht, belangend seiner fstl. Gn. gerechtigkheit zu dem furstenthumb Geldern und graffschaft Zutphen1, anzuhören. Dan soviel die schryften berurt, darauf sich die supplication referirt, hetten ire fstl. Gn., Gn. und G. die zu gelegner zeit verlesen und erwegen zu lassen. Und sein also folgentz die supplication sampt dem bericht verlesen worden.

Darnach sein obgemelte rethe zu den churfursten gangen und haben iren kfl. Gn. gleichen furtrag gethan. Dweil sie aber vermerckt, das ir kfl. Gn. und der abwesenden botschaften mit anderen hochwichtigen gescheften beladen, ist gebetten worden, das die verfaste schriften angenomen, verlesen und der bitt noch inhalt der supplication mocht stat gegeben werden. Daruff die churfursten und der abwesenden botschaften antworten lassen, sie wöllen die schryften uffnemen, zu gelegner zeit durchsehen und sich daruff eyner antwort entschliessen, dieselbigen auch obgemelten rethen meins gnedigen herrn zu wissen thun.

Gleicher furtrag ist den gesandten der frey- und reichsstedte beschehen mit zustellung der supplication, auch schriften, darin vermeldet, und dem bericht, Geldern belangendt. Welche durch den colnischen cantzlern Bellinckhuysen geantwort, sie hedten itzt vernomen, was von wegen hochgedachts meins gnedigen herrn, des Hg. zu Geldern, Guylich, Cleve und Berg etc., inen furgetragen und in schriften zugestelt were, wolten dasselbig den gesandten der protestierende stedte anzeigen. Dweil sie aber vernemen, das diese handlung den chur- und fursten und gemeynen reichsstenden furgegeben were, trugen sie kheinen zweyvel, ir kfl. und fstl. Gn. wurden sich darin aller gepur woll erzeigen und, was durch dieselbige entschlossen, das meinem gnedigen herren zum besten reichen kundte, darin soll an inen, der stedte gesandten, khein mangel erscheinen, mit ferner undertheniger erpietung zu meinem gnedigen hern. Die rethe haben sich der antwort bedanckt mit widdererpietung von wegen meins gnedigen herrn etc.

Eodem die den nachmittag sein vilgedachte rethe bei den protestierenden botschaften in iren rath gegangen und hat Dr. Frieß do abermals furgetragen, das mein gnediger her uns, seiner Gn. gesandten, bevolhen, unsern gnedigsten, gnedigen und gunstigen herren, den protestierenden churfurst, fursten und stenden, auch der abwesenden botschaften etliche irer fstl. Gn. anligend beschwernuß und notturft zu vermelden. Damit aber nun sie, die protestierende gesandten, in abwesen irer herrn und obern nit lange uffgehalten, were solichs in schriften gestelt, mit bitt, das iren G. nit beschwerlich sein wult, eyn supplication und darneben eynen bericht, meins gnedigen herren gerechtigkeit zu dem furstenthumb Geldern und graffschaft Zutphen berurend, anzuhoren. Dan soviel die uberige schriften, in der supplication vermeldet, belangen thete, wult man ire G., itzt zer zeit die zu verlesen, unbemuhet und inen zustellen lassen. Und seind daruff die supplication und bericht cum maxima omnium attentione verlesen, auch die obgemelte schriften inen uberantwort worden.

Und hat Dr. Frieß darnach widder gesagt: Nachdem die ksl. Mt. hiebevor ire angemaste gerechtigkheit zu dem furstenthumb Geldern und graffschaft Zutphen den stenden hedte im truck zustellen lassen und aber uns, darauf zu antworten, domals nit vergunt, das ire G. von wegen irer herrn und obern ire Mt. am underthenigsten wolten helfen furbitten, alle ungnade, so dieselbige uff sein fstl. Gn. durch anreitzung der widerwertigen gefast, allergnedigst fallen und sein fstl. Gn. unerhorter sachen nit vergwaltigen oder uberfallen, sonder die sachen zu gepurlicher erkentnuß des rechten khommen zu lassen nach weither inhalt der verlesener supplication.

Die protestierende haben daruff durch Poggen2, sachsisschen rath, antworten lassen, das sie itzt das muntlich und schriftlich anbringen, von wegen meins gnedigen herrn gethan, angehort und vernomen hetten, wulten dasselbig an ire herrn und obern gelangen, der ungetzweyvelter hoffnung, dieselbige wurden meins gnedigen herrn sachen im besten helfen furderen. Dan soviel die itzige bitt antreffend were, wolten sie mit den andern chur- und fursten und stenden sich darauf entschliessen und alles das furwenden helfen, das meinem gnedigen hern und der sachen erschießlich und furtreglich sein kunne. Wes auch also seiner fstl. Gn. zum besten entschlossen wurde, soll an den gesandten der freyen und reichsstedte irer seiten mit zu furderen khein mangel gespuert werden. Welchs sich die rethe bedanckt mit gleichmessiger widererpietung etc.

Anmerkungen

1
 Genealogischer Nachweis des Erbrechtes Hg. Wilhelms von Jülich am Herzogtum Geldern und an der Grafschaft Zutphen und Erörterung damit zusammenhängender Rechtsfragen mit der Bitte an die Reichsstände um Unterstützung gegen die Ansprüche des Kaisers, Duisburg LAV NRW R, Jülich-Berg II 2746, fol. 41r–56r (Kop.), vgl. dazu Nr. 231.
2
 Hans von Pack.