Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Marburg StA, PA 575, fol. 1r–58v, hier fol. 48r–54r 1

Druck: Lenz, Briefwechsel, Bd. III, Kap. D, Nr. 5, S. 81–88.

Gespreche zwischen dem H. Granuell und meynem gnedigen fursten und hern, gehalten am Dinstag nach Pfingsten etc. 41 in seiner fstl. Gn. herberg zu Regenspurgk, [1541 Juni 7], actum Dinstags nach Pfingsten zu Regenspurgk anno etc. 41.

Auf denselbigen tag ist der H. Granuella mit dem H. von Nauia zu meinem gnedigen hern in seine herberg komen und hat nachvolgend meynung mit seinen fstl. Gn. geredt und gehandelt und seine fstl. Gn. wider mit ime durch den von Nauia als interpretem in bysein mein, des cantzlers Johan Feigh.

Zu Wormbs het er mit mir kuntschaft [gemacht] und allerlei mit mir geredt [in? sachen?] des glaubens, das sein fstl. Gn. [darin] vleis thun wolte, damit dieselb sach[en] uff christlichem weg mochten hingelegt werden. [Daneben], so wer auch seiner fstl. Gn. privatsachen gedacht worden, daß nutz und gut sein solte, daß ksl. Mt. mit seinen fstl. Gn. in eynem sonderlichen, gnedigen verstand were etc. Darauf auch ire ksl. Mt. seinen fstl. Gn. und sein fstl. Gn. widder ime, dem H. von Granuella, geschrieben hette, wie soliche schrifte one zweivel noch in gudtem gedechtnus weren. Nu hett ire ksl. Mt. im wergke befundn, daß sein fstl. Gn. in religionsachen iren fleis gethan het. Das reichte ksl. Mt. zu besonderm gefallen. Daß sich aber di religion und andere [privatsachen] bisher vertzogen hetten, wer nit geferlich, sonder [aus manichfaltigkeit] der sachen [gescheen]. Nu hett seine fstl. Gn. ir Mt. lassen antzeigen, daß seine fstl. Gn. aus furgefallen ursachen abreyßen musten. Und wiewol ire ksl. Mt. sich gnediglich zu erinnern wuste, daß solich widder-abreißen seinen fstl. Gn. freystunde, so weren doch di religionsachen nicht geendet und sonst treffenlich hendel furhanden, derwegen di notturft thet erfordern, daß seine fstl. Gn. noch etliche zeit als 10 oder 12 tag nach furgenommener zeit des abtzyhens hie plieben. So es aber seinen fstl. Gn. dermassen ye nicht gelegen were, so wolte ksl. Mt., desgleichen er, der H. Granuella, seine fstl. Gn. nicht gern in ichte, das seinen fstl. Gn. zugut kommen solte, verhindern. Mocht es aber sein, wolt es ire Mt. uffs hochst gebetten haben. Und wer ir Mt. gneigt, sich mit seinen fstl. Gn. der bsondern sachen halben eintzulassen und seiner fstl. Gn. gnedigster her und keiser zu sein. Hett daruff ime befollen, di dinge mit seinen fstl. Gn. zu handeln, darumb weren sie da. Daneben thet der H. G[ranvelle] ein gros erpieten fur sein person, daß er seiner fstl. Gn. freunt von hertzen sein wolte, seiner fstl. Gn. ehr und nutz furdern etc.

Daruff hat seine fstl. Gn. ime anthwort geben und durch den von Nauia interpretem antzeigen lassen, das seine fstl. Gn. der handlung zu Wormbs und Speir wol indechtig were. Seine fstl. Gn. wuste auch wol, was seine fstl. Gn. sich erpotten hetten, nemlich sovil seine fstl. Gn. mit Got und gudtem gewissen thun mochten, daß het auch seine fstl. Gn. treulich gelaistet. Das aber solichs irer ksl. Mt. zu gevallen were, das bisher gescheen, solichs horten seine fstl. Gn. gantz gerne. Wer noch des erpietens, was er irer ksl. Mt. mit Got und gudtem gewissen thun konte in der zeit, dweil sein fstl. Gn. hie were, das wolte seine fstl. Gn. nicht underlassen, wiewol seine fstl. Gn. befunden, daß es seinen fstl. Gn. bisher nicht wenig verdachts pracht hette. Wer auch wol geneigt, lenger hie zu pleiben und den kosten nicht anzuseen, ob gleich seine fstl. Gn. noch etliche 1.000 fl. daruff vertzeren solte. Ksl. Mt. mocht es ye an einem andern orth gnediglich wider einpringen, aber dweil es di gelegenheit also zutruge, daß di felle vorhanden und sein fstl. Gn. Hg. Moritzen den tag zugeschriben hette, [zu] Saltza einzukomen, so konte ir Mt. im nicht verdengken, versehe sich auch, er wolt ir Mt. an dem ort nicht unnutze sein, wolt auch mit Hg. Moritzen handeln, ksl. Mt. undertheniger furst und anhenger zu sein und sich in kein widderwertige handlung zu begeben. Und das solt er ime zusagen, verhoffte, seine fstl. Gn. were seiner sovil mechtig. Wolte auch seine fstl. Gn. [... ...?] mit bit, solichs bei ksl. Mt. zum besten zu entschuldigen. Wolte auch gern anhoren, was er, G[ranvelle], mit seinen fstl. Gn. der privatsachen halben handeln wolte.

Daruff lies G[ranvelle] widderumb antzeigen, daß er seiner fstl. Gn. erpieten vernomen hette, und het ir ksl. Mt. mit seiner fstl. Gn. handlung sonderlich gnedig gefallen und thet widderumb von seinetwegen ein sonderlich lang und gros erpieten, daß er seiner fstl. Gn. ere und nutz nach alle seinem vermogen zum allerhochsten furdern wolte, und hoffte auch, sein handlung solle seinen fstl. Gn. zu gefallen reichen.

Daß er auch zu zeiten in der religionsachen gegen dem cantzler ernst geweßen und hart geredt hette, das were den sachen zum besten gescheen, und sein guter, gneigter wille, den er zu [der?] concordien, ruhe und fride theutscher nation getragen, di hetten inen bewegt. So hett ine auch das nicht wenig beweget, daß dieses [teils] theologi colloquutores di dinge, so sie vormals im colloquio zugelassen hetten, nume widderruffen zu merglicher grosser verhinderung der concordien. Und wan sie dermassen furtfaren wurden und wolten, so verstunde er wol und konts nicht anders ermessen, dann das alles dasjhene, so bißher gehandelt, umbsonst gehandelt und di muhe und arbeit verloren were. Und solten pillich das nu nicht weigern, das sie vormals zugelassen hetten, nemlich, daß das sacrament umb der krangken willen (doch ane misbrauch) aufgehoben werden mochte und so lang sacrament were, bis daß es genossen wurde. Wo diser punct nicht volgt, wurd bei dem andern teil kein concordia erhalten und geben ursachen den andern, daß kein concordia volgen konte, wilche ane das dartzu nicht gneigt weren. Der Bf. von Mentz, sobald er gehort hett, daß sich di sachen an dem artickel gestossen hett, wer zu ksl. Mt. komen und [gelacht] und hets ir Mt. gerumpt, daß er gehort hett, der handel wolte sich doran stossen. Bei dem bapst wurd allerlei practicirt, der het bis in 10 milion golts, davon erpute er sich, gelt zu geben zum widderstandt unserm teil etc. Und darumb besorgt er, G[ranvelle], sich, es wurd theutsche nation in grosse krig und plutvergiessen wachsen, zugrundgeen mit dem evangelio und kirchen, wilchs im ye treulich leidt were. So wer diß ein artigkel vom sacrament, darin wir alle welt zuwidder hetten, [alle welt] gneigt were, di meynung [auszutilgen]. Und er selbst wolte ehr leib und gut verlyren dan von solicher meynung absteen etc. Und hat die beschwerung aufs allerhochst angezeigt mit grosser bewegnus.

Sovil meins gnedigen hern abtzyhen, sehe G[ranvelle] gerne, daß seine fstl. Gn. noch di begerte zeit hie pleiben wolte, nicht allein umb der religion, sonder auch umb anderer sachen willen, so diser zeit furstunden.

Darauf hat mein gnediger herr abermals angezeigt, daß er ksl. Mt. gern zu willen sein wolte in denen dingen, so seinen fstl. Gn. mit Got, gudtem gewissen und [sonst] zu thun moglich weren. Und hat auch unter anderm Philippum und Bucerum aufs allerhochst und nach der lenge entschuldigt, daß sein fstl. Gn. wisse, daß sie from, gerecht und treu sein und, was sie thun, daß sie solichs aus gudtem eifer thun, besorgen sich der misbreuch, dero vil bei solichem sacramentum geubt worden mit allerlei handlungen, und sagen, sie haben davon, daß das sacrament sol hingesetzt werden, kein schrift und darumb pleiben sie [gern bei den] einfeltigen worten des herren ‚nemet, [esset]‘ etc. und er musse es inen also nicht rechnen. Und wiewol di stend di gutlich handlung runt abgeschlagen, auch di theologi in grosser antzal seinen fstl. Gn. di furgeschlagen artigkel zweimal mit grosser bewegnus abgeschlagen, so hab sich dannocht seine fstl. Gn. mit dem marggrafen churfursten und dem Ebf. von Lunda in handlung guter meynung eingelassen. Und wolte ye seine fstl. Gn. gern [alles das] thun, das zu thun moglich were [etc.].

Sovil seiner fstl. Gn. abtzyhen betrifft, bleib sie bei voriger meynung, wist das [nu nicht mehr zu endern etc.]. Es lasse sich auch nicht endern, dan seine fstl. Gn. habs Hg. Moritzen zugeschrieben. Wolle [di rethe] statlich hie lassen. Di sollen allen befelh haben, nicht minder zu thun, dan als seine fstl. Gn. [selbst hie were]. Es hett auch nicht di meynung, daß [seine fstl. Gn.] der stend also mechtig were, daß sie [musten] seinen fstl. Gn. volgen in allen dingen. Wan Sachsen, Wirtemberg und Pommern [etc. und so vil] stet auf di wage kemen, die wiegen gar vil schwerer[dan seine fstl. Gn. alleine]. Sonder, was das merer teil [beschließe, das] must man gut sein lassen etc.

Granvuella hat solich erpiethen, das mein gnediger herr gegen ime und seinem sonen gethan hat, zu grossem gefallen angenomen. Sovil aber di religion antrifft, hab er wol hitziglich geredt, so hab er es doch gut gemeint. Und hett nicht gemeint, daß Melanchton di sachen nume also verzogen und verhindert haben solte. Dan so solichs nicht recht sein solte, muste[n] unser altern, so das sacrament in irem abschit dermassen genomen hetten, alle idolatrae geweßen und in der helle sein. Das bewegte den keiser und iderman. Und solt ye Melanchton in solichen offenbaren dingen sich anders ertzeigt haben, so er bekenne, daß der leib des herren einmal da sei, so musse er ye dapleiben, bis er genossen werd. Hab sich grosses unrats besorgt und thu es noch, sover daß dießem punct nicht rath mag funden werden. So werd auch alle handlung, wie gut di geweßen sei, verhindert und vergeblich sein. Seien abusus da, di solte man antzeigen, wolt man di reformiren und bessern etc. Und thet unter anderm den furschlag, [man] solte di clausel transsubstanciationis herauslassen und setzen, daß der leip des herren dapleib, bis solang das er genossen werde. Und was misbreuch weren, di solt man mit der predig bessern und abstellen.

Von mein [sic!] gnedigen hern abtzyhen hett er geredt mit dem keiser. Nu wolte ye ksl. Mt. sein fstl. Gn. nicht gern beschweren, sonder seinen schaden lieber verhutten und verhutet sehen. Wer es aber muglich, so wolt ir Mt. [gern], daß seine fstl. Gn. noch so vil tag hie [pliebe etc.], sonderlich umb des willen, daß ir Mt. und der H. G[ranvelle] hofften, kgl. Mt. solten bald ankomen, damit seine fstl. Gn. sich mit irer Mt. auch mochten underreden und alle dinge mit wissen und willen irer kgl. Mt. beschlossen mochten werden. Kont aber seine fstl. Gn. ye [nicht] pleiben, daß dan sein fstl. Gn. per [postam] widderkomen wolt. Und daruf hat er hart gedrungen etc.

Daruff hat seine fstl. Gn. geantworth, sovil das wegkzyhen betrift, daß er nicht pleiben moge. Wolle auch das widderkomen nicht zugesagt noch abgeschlagen haben. Darnach sich di sachen zutragen und darnach auch [ir ksl.] Mt. lang hie pleiben werden, darnach mochten seine fstl. Gn. thun. Auf cloppern sei seinen fstl. Gn. also durch di lande nicht zu wandern umb unsicherheit willen. Man hab geseen, wie es Dr. Delinghausen, wilcher ksl. Mt. geleyt im bußen gehabt, gangen sei. Und hat gefragt, ob seine fstl. Gn. ergent zu ksl. Mt. aufm abtzugwege komen mocht und wie lang ir Mt. noch hie zu pleiben gedengke. Das frage seine fstl. Gn. aus allem gudtem, nicht daß sie ksl. Mt. furnemen sonderlich zu wissen begerte.

Hat Granuella geanthwortet, der keiser hab kein weib, so hab er seinen son in Hispanien, daran hangen di Hispanier gleich so [hart?] als an ime. Darine sein alle ding [stille] und ruhig. [So sei di konigin im Nidderlande regentin und alle ding wol versehen.] Darumb so werd ir Mt. nicht hinwegkeilen aus theutscher nation. Darnach sich aber di sachen zutragen im Welsch- oder im Nidderland, darnach werd ir Mt. sich halten.

Nu sovil di privatsachen antrifft, sei ksl. Mt. meynung, daß zwischen irer Mt. und seinen fstl. Gn. di grosse und bestendige meynung das sein solt, daß zwischen irer ksl. Mt. und seinen fstl. Gn. ein bestendige, [ewige] freuntschaft sein sol, also daß keiner widder den andern thun sol in einichen wegk, wie hernach gemeldet wirdet. Und von solicher sachen woll der H. Granuella mit seinen fstl. Gn. handeln, doch in vertrauen und geheim, dan solten es etliche leuth wissen, mochte es nicht nutzlich sein. Glaubt auch, mein gnediger herr solt es selbst nit gern [weit]leuftig haben oder wissen wollen.

Und hat [nu] ein verzeichnus furge[nomen, das] der H. Granuella in seiner handt gehabt, und aus demselbigen [seinen fstl. Gn. ungeverlich] dise meynung gesagt. So hat auch der H. de Nauia di artigkel in der handt gehabt, frantzosisch, so sein fstl. Gn. ine hat lassen verzeichnen am 10. tag Maij2, wie seine fstl. Gn. hat gemeint, daß di freuntschaft zwischen ksl. Mt. und seinen fstl. Gn. solt und mochte besteen. Daruff auch hat seine fstl. Gn. underredt, daß er willig sey, ksl. Mt. zu dienen in den dingen, di er mit Got und gewissen thun moge. Mer moge seine fstl. Gn. nicht zusagen.

Also hat Granuella furtgefarn und [gesagt]: Zum ersten solte mein gnediger herr ksl. Mt. undertheniger, treuer furst sein, ir ksl. Mt. bestes wissen, außgenommen doch di religion, ire sachen und bunthnus itzt und kunftig, ausgescheiden auch erblich bundnus mit Saxen und Brandenburg, di rheinischen eynung, Mentz, Trier, Pfaltz und Wirtzpurgk, item Wirtenberg und di witwe von Braunschwigk sampt irem son Hg. Erich und andere, wie mein gnediger herr ime di in sonderheit hat vertzeichnet zustellen lassen. Item, der Kg. von Denmargk ist in der verzeichnus nicht gemeldet, stet [aber] in der ersten verzeichnus.

Zum andern solte seine fstl. Gn. in der religionsache den fleis thun, der seinen fstl. Gn. moglich were, den auch seine fstl. Gn. mit Got und gudtem [gewissen] thun konte.

Daruff hat sein fstl. Gn. zufelliglich geanthwort, seine fstl. Gn. hets gethan, sonst wer es mit dem privato colloquio so weit nicht komen.

3. Solte sein fstl. Gn. fordern die expedicion contra Thurcam. Item, daß iusticia in theutscher nation moge erhalten werdena.

Auf das hat seine fstl. Gn. des camergerichts halben geanthwortet, sein fstl. Gn. wolle im hl. röm. reich, sonderlich theutscher nation gern helfen frid und recht handhaben, doch so fer, daß ein ander cammergericht geordent werd, dan dieses sei nicht zu gedulden, das gleichmessig sei. Hat der H. Granuella geanthwortet, das das cammergericht solle reformirt oder abgethan und ein besser aufgerichtet werden.

[4.] Item, nach absterben ksl. Mt. solte mein gnediger herr dem rhomischen konig beistehn, daß er bei der koniglichen cronen und dem reich moge pleiben und di gescheft des hauses zu Osterreich fur sich geen mogen.

5. Daß Hg. Moritz sich in gleichnus an ksl. Mt. halte, denn ksl. Mt. wolle ine belangend di vetterliche vertrege confirmiren und sein gnediger her sein.

Daruff auch sein fstl. Gn. gedacht des Hg. von Wirtenberg, daß derselb auch irer ksl. Mt. nutz sein konte. Daruff ist sein fstl. Gn. befollen, mit den beden zu handeln, sich dermassen an ksl. Mt. zu halten.

Zum 6., daß sein fstl. Gn. wolte mit den reichsstenden nach seinem vermogen handeln, daß sie ksl. Mt. behulfen weren, Meilandt zu beschirmen oder, so sie dartzu hilf nicht thun wolten, daß sie dan irer ksl. Mt. nichts zuwidder gescheen liessen mit allerlei sachen, zum krig gehorig.

Daruff sagt sein fstl. Gn., sie wolt das gern thun, achtens fur pillich, zum wenigsten, das di stende den iren, widder ksl. Mt. zu dienen, nicht gestatten, sofer daß auch frid im reich werd und man muste auch di leuth [ein? wenig?] fur gut halten. Dabei [wart auch des lants von Lutzelburg gedacht mit Trier. Daruf redte Nauis, Trier hete [...?] im land Lutzelburg etc.].

7. Der keiser hab keinen sondern krige umb erblande, sonder alle krig, so ir Mt. bisher gefurt haben, seien umb des reichs gutter willen gescheen, auch ehr und freiheit willen gescheen.

8. Daß sein fstl. Gn. mit dem Frantzosen kein bundnus machen noch auch gestatten wolle, daß mit dem Frantzosen ein bundtnus durch den schmalkaldischen bundt gemacht werd. Daruff hat sein fstl. Gn. gesagt, sie wolle dasselb nicht ausschlagen.

9. Hat er begert, daß sein fstl. Gn. sich widder den Hg. von Cleve wolle begeben zu hilf und dinst. Das hat sein fstl. Gn. abgeschlagen und gesagt, sein fstl. Gn. konne das nicht thun. Werd es deshalben zu unruhe komen, so wolle sein fstl. Gn. keins teils sein.

Item, hat auch gefragt, ob er nicht ksl. Mt. zu gefallen einen zugk thun mochte gegen den Kg. von Francreich. Hat mein gnediger herr geantwort, das wol er noch ab- noch zugesagt haben. Wan es zu den sachen keme und sein fstl. Gn. sehe di gestalt des krigs, wie man dartzu mit allen dingen geschigkt were und was man seiner fstl. Gn. darumb thun wolle, so het man darnach zu thun und davon zu redden.

Damit seine fstl. Gn. wisse, daß er einen gnedigen keiser hab, so wol ir Mt. den briff, der dem cantzler zu Speir worden sei [Nr. 13], widderumb erneuern, daß alle dinge vertzyhen und vergessen sein sollen etc., ausgenomen di religionsach wil ksl. Mt. ir furbehalten. Doch sol ir Mt. der religion halben widder den lantgraven particulariter nichts furnemen oder handeln neque directe neque indirecte. Und wolte imands anders, wer der were, widder den lantgraven handeln oder thun, das sol ir Mt. abwenden und nicht gestatten, sovil in irem vermogen were. Widderumb solte auch der lantgraff particulariter der religion halben widder di ksl. Mt. nichts furnemen, ausgescheiden, was seine fstl. Gn. der einung halben schuldig were. Dan es sey gewiß, daß der keiser der religion halben mit gewalt oder krig nichts thun wirdet, dan ir Mt. weis, was doraus volgen wolte.

[11.] Sovil di von Goslar antrifft, wirdet Hg. Heinrich aus des keisers seckel nicht krigen oder auch sonst nicht mit willen irer Mt. Wirdet er aber krig anfahen, so stehe er sein abentheur.

[12.] Und alles, das dem lantgraven mag zuwider sein, im selbigen werden der keiser und Granuella sein fstl. Gn. verwarnen und das, sovil moglich, abwenden und mit seinen fstl. Gn. einen verstand machen zwischen dem konig, frauen Marien und den welschen regenten. b [Nota: daß wir [einander?] verstanden, wann dem keiser und konig nach disem tag etwas gesagt werde, daß man seiner fstl. Gn. darumb zuredden soll und antwort hore, desgleichen wil seine fstl. Gn. auch thun.] –b.

Item, er hat auch gedacht des Kg. von Denemargk, daß meinem gnedigen herrn [darine] wolle geratten sein. Hat seine fstl. Gn. geanthwortet, er sei dem konig verwant. Was aber seine fstl. Gn. guts dartzu ratten konte, daß di sachen vertragen wurden, das wolt sein fstl. Gn. gern thun.

Item, hat auch gepetten fur den Hg. von Saffoy, daß sein fstl. Gn. demselbigen furderlich sein wolle etc. Hat sein fstl. Gn. auch verwilligt, sovil in seiner fstl. Gn. vermogen sei.

Item hat lassen sagen, er wolte di briff nach [= noch] des tags begreiffen lassen.

Item als eben gemelt ist von Cleue, da Granuella solich ansuchen gethan, hat seine fstl. Gn. anthwort gegeben inmassen wie obgemelt und unter anderm ein frage gethan, ob auch moglich were, daß in solicher sachen einiche gutliche handlung troffen mochte werden. Seine fstl. Gn. meinten, ob das ein wegk sein mochte, daß Cleue alle seine schulden, [so] ksl. Mt. ime schuldig ist, nachliesse, dartzu di herschaft Rabenstein ksl. Mt. erblich zustelte und das landt von Gellern zu lehn entpfinge, ob nicht ksl. Mt. damit zu fridigen sein solte. Haben sie bede ‚nein‘ gesagt. Der keiser hab auch nie keinen handel gehabt, der ime so ernstlich angelegen sei als diser, aus ursachen, daß der von Cleue sol zuvil von ksl. Mt. geredt. Item, er hab in reden mit der von Meilandt gestanden und in solicher freuntlicher, vertraulicher handlung solich ding practicirt und angenomen, uber das, daß Cleue gewist, daß er dartzu kein fug noch recht gehabt, daß ksl. Mt. vorfarn damit belenet worden sein. Item, hat gewist, wie sich der hertzog vertragen gehabt, darumb gelt genomen, besoldung. Item, daß sich auch di stet verschrieben gehabt. Item, hab gewist, daß das haus Burgundj auf die sachen grossen kosten gewendt, vilmals darumb gekrigt hab. Und uber solichs alles das gethan etc. Darumb werd ksl. Mt. solichs nicht [im] nachlassen. Dan Cleue sei in grossem, sunderlichen verstand gewest mit dem keiser.

[Zettel:] Nota: Umb den artigkel mit den underthanen sol man eynen sondern briff machen.

Nota: Hg. Moritz sol und mag das gelt behalten, das Hg. Jorgen hat sollen [erben].

Nota: Wan mein gnediger herr etwas verhindern solte, must man seiner fstl. Gn. zuvor zu verstehen [geben] durch den keiser oder durch die konigin.

So der keiser seiner fstl. Gn. das morgen also wolle zusagen, so sein fstl. Gn. dessen [also] zufridden3.

Anmerkungen

1
 Das Aktenstück weist schwere Wasserschäden auf. Große Teile der protokollarischen Aufzeichnungen zur Verhandlungsführung Lgf. Philipps von Hessen in Regensburg konnten deshalb nicht mehr zuverlässig und sinnvoll rekonstruiert werden. Zum 1. Juni 1541 ist folgender Eintrag, fol. 46r–47v, rekonstruierbar: Verhandlung Lgf. Philipps von Hessen mit dem Kaiser persönlich. Erklärung des Kaisers: Uff gut vertrauen hett er das colloquium lassen furnemen, hett sich versehen, di sach [solte] verglichen worden sein. Dweil es aber nit verglichen,bittet er um das Gutachten des Landgrafen, auch um dessen Rat, wie der Kf. von Sachsen zum persönlichen Besuch des Reichstages zu bewegen sei. Antwort des Landgrafen: Wir hetten uns im anfang [besorgt?], daß man aller ding und articul alhie nit mocht zur vergleichung kommen. Den Ständen die verglichenen und die unverglichenen Artikel zu proponieren. Empfiehlt die jährliche Veranstaltung einer Synode zur Beratung und Verständigung über die unverglichenen Artikel. Hat daneben die Vereinbarung eines äußerlichen Friedens erwogen. Was aber des churfursten [ver]hinderungen belangt, trugen wir wenig hoffnung, daß er anherkome, hetten auch davon nichts gehort. Kaisers ander red: Es musten den stenden di verglichene und unverglichene articul furgehalten werden, desgleichen sei das [...?] [zu richten?] uf di reformacion [...?]. Und wan di vergleichung in articuln nit funden, wie er [...?] deshalben gute hofnunng trag, daß sie funden werden solt, alsdan möchte man vom eusserlichen friden handeln. [... ... ...]. Item, begert personen, mit welchen mahn reden konen, [wan?] die sache furzunemen und di [andern?] articul zu vergleichung zu pringen. Item, haben wir gesagt: Hans Back, [...?], der canzler, Straspurg, Augspurg und [Ulm]. Sagt der keiser, warumb nit Nuremberg [auch]. Danach Unterredung Lgf. Philipps mit de Praet und Naves über seine Absicht abzureisen. Lebensgefährliche Erkrankung Hg. Heinrichs von Sachsen, baldige Hochzeit einer Tochter Lgf. Philipps mit Hg. Moritz von Sachsen. Interesse des Kaisers, dass der Landgraf zur Förderung der Verhandlungen noch 8 oder 10 Tage länger in Regensburg bleibt. Unser redt: Wir seien wirglich lang hi gewesen, hetten [wenig?] guts konnen handlen.[... ... ...?].
2
 Vgl. die eigenhändige Aufzeichnung Lgf. Philipps von Hessen zu seiner Unterredung mit Naves, Regensburg, 1541 Mai 10, Lenz, Briefwechsel, Bd. III, Kap. D Nr. 2, S. 74: 1. Er [Naves] schibt die sach uf’s kunigs kum[en] der zeucht in Ungarn. 2. Uf vergleichung der religion sei mir allein zu erhebben unmoglich. Nu [?] wiß die keis. Mt., was prakticken Frankrich hat. Die zu verhindern si ich geneigt, wo ich wissen mage, was ich mich zu irer magistat zu versehen soll habben, principaliter in meinen sachen. Darumb beger ich, ob auch ire keis. magistat sich in gnedigen verstandt mit mir einlassen will, wo die religion nit verglichen kunt werden. Ich beger weder geld, haubtmanschaft, land oder leut, sonder einen gnedigen schriftlichen verstandt. Will ir magistat den handel der religion kegen mir und allen stenden in gemein ausnemen, bin ich zufriden; doch das er kegen mir in particu[lari] an [ohne] die andern nichs furneme. Darumb wille ich auch die bundnuß mit Frankrich mit hochstem fleis verhindern; rom. kun[ig] nach keis[ers] absterben anhangen, ausgescheiden die religion; und uf reichstagen ir magistat part in iren sachen sein.
a
 Danach gestr.: und das camergericht in seiner iusticia nicht moge verhindert werden.
b
–b  Marg. nachgetr.
3
 Vgl. auch die eigenhändigen Notizen Lgf. Philipps von Hessen [zu seiner Unterredung mit dem Kaiser, Regensburg, 1541 Juni 7], Marburg StA, PA 575, fol. 43r:  Das mir eigentlich sag, was ich mit Hg. Moritz und Hg. Ulrich handeln soll. Causa religionis vorbehalten. Coll. [Zoll] zu Sandt Gewerr. Er will Hg. Moritz sein lehen leigen, die vetterlichen fortreg confirmirn. Hg. U[lrich] solde sich halten und nit wider keiser vorbinden, so wolt er im gnedig sein. Ich hett heut mich mit Grandfella underred, der wurde irer ksl. Mt. solchs anzeigen. Wo ich irer ksl. Mt. und irem bruder und [erblanden?] zu dienen, bin ich geneigt. Und warumb ich nit hie bleiben mag. Die Datierung des Stücks folgt dem Vorschlag bei Lenz, Briefwechsel, Bd. III, Kap. D Nr. 6, S. 88–89. Vgl. außerdem die beiden von Lenz publizierten Aktenstücke, die ebenfalls den Verhandlungen über den Vertrag des Kaisers mit Lgf. Philipp zuzuordnen sind, Lenz, Briefwechsel, Bd. III, S. 89–91.