Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 9. Der Reichstag zu Konstanz 1507 bearbeitet von Dietmar Heil

[1.] Verhandlungen mit Hg. Heinrich d. Ä. von Braunschweig; [2.] Verhandlungen mit Hg. Heinrich d. M. von Braunschweig.

Memmingen, 10. Dezember 1507.

Innsbruck, TLA, Maximiliana I/44, Fasz. 1506–1508, fol. 50–53, 37–38’ (Konz. mit ex.-Verm., Registraturverm.: G[abriel Kramer], Kanzleiverm.: Fiat ain credenz darauf.).

[1.] Niklas Ziegler (oberster kgl. Sekretär) hat über seine Verhandlungen mit braunschweigischen Gesandten Bericht erstattet. Demnach sei der Hg. [Heinrich d. Ä.] bereit, ihm mit 300–400 gerüsteten Pferden zu dienen und das Amt des Reichsfeldhauptmanns zu übernehmen, doch müsse zuvor eine Einigung über den Sold und die finanzielle Ausstattung erzielt werden. So sei er einverstanden, zur Finanzierung die in Konstanz beschlossene Reichshilfe benachbarter Stände anzunehmen. Er benötigt den Hg. in Anbetracht ihres Vertrauensverhältnisses und seiner Eignung – wie Ziegler in einem Schreiben an diesen bereits dargelegt hat1 – dringend für seinen Romzug. Er ist entschlossen, das Unternehmen jetzt zu beginnen und den Franzosen und anderen Mächten, die ihn daran hindern wollen und die Pässe sperren, entgegenzutreten. Er will den Romzug auch nicht länger hinausschieben, aus ursachen, das yetzo ain gute anzal zu roß und fuß des Hl. Richs hilf, uns jungst zu Costenz zu solhem unserm romzug zugesagt, ankomen ist und noch teglichs ankumbt. Auch rüsten jetzt seine Freunde und Verbündeten, die er um Hilfe gebeten hat. Seine Parteigänger in Italien erwarten dringend seine Ankunft. Für die Eröffnung des Feldzugs benötigt er den Rat des Hg. Er beabsichtigt, ihn zum obersten Hauptmann über die kgl. Truppen in Burgund zu ernennen. Deshalb muß er sich mit ihm besprechen. Falls die Verhandlungen mit dem Hg. über seine Dienstverpflichtung zuerst geführt werden sollen, würde dies zu lange dauern, so daß er mit seinen Truppen nicht rechtzeitig zum Beginn des Unternehmens eintreffen würde. Zülnhart soll den Hg. deshalb ersuchen, amit geringem Gefolge zu ihm, dem Kg., zu stoßen und weitere 100 gerüstete Pferde als seinen Beitrag zur Reichshilfe nach Konstanz zu schicken. Zugleich soll er Vorkehrungen treffen, nach einer Einigung über seine Bestallung weitere 200 gerüstete Pferde nachkommen zu lassen. Zülnhart soll dem Hg. mitteilen, daß wir sein L. auf den negstverschinen reichstag gen Costenz zu komen nit ernstlich ersucht und in deshalben nit in costen bringen haben wellen, der zuversicht, damit er mit uns unsern furgenomen romzug zu volbringen dest williger und genaigter sein wurde. Der Gesandte soll ebenfalls darauf hinweisen, daß der Kg. mit Hg. Heinrich d. M. von Braunschweig darüber verhandeln will, seinen Anteil an der in Konstanz bewilligten Truppenhilfe – anstatt der Fußtruppen eine entsprechende Zahl von Reitern – zu Hg. Heinrich d. Ä. zu schicken. Der Hg. soll diese Verhandlungen unterstützen.

[2.] Nach den Verhandlungen mit Hg. Heinrich d. Ä. soll sich Zülnhart zu Hg. Heinrich d. M. verfügen und diesem gegenüber erklären, daß er, der Kg., gemäß Konstanzer Reichsabschied und -anschlag die termingerechte Entsendung seines Truppenkontingents zum 16. Oktober (St. Gallen tag) nach Konstanz und die Erlegung der Bargeldhilfe in Frankfurt erwartet hätte. Beides ist aber bislang unterblieben. Da er mit der Eröffnung seines Romzugs nicht länger warten kann, befiehlt er ihm, sein Truppenkontingent – anstelle der Fußknechte ebenfalls Reiter – unverzüglich zu Hg. Heinrich d. Ä. zu schicken, der mit weiteren Truppen persönlich am Romzug teilnehmen wird. Falls Hg. Heinrich d. Ä. dazu nicht bereit sein sollte, soll Hg. Heinrich d. M. gleichwohl die Geldhilfe nach Frankfurt überweisen und sein Truppenkontingent zu Gf. Wolfgang von Fürstenberg (kgl. Hofmarschall, oberster Hauptmann und Landvogt im Elsaß und in der Ortenau) nach Hochburgund entsenden, um dort auf weitere Befehle zu warten.2 Über die Antworten der beiden Ff. soll Zülnhart unverzüglich Bericht erstatten.

Anmerkungen

1
 Liegt nicht vor.
a
–a mit ... lassen] Korrigiert aus: mit 100 gerüsteten Pferden zum Romzug zu dienen und sich unverzüglich mit einer geringen Anzahl zum Kg. zu verfügen. Dieser wird sich dann mit dem Hg. über seine Bestallung einigen. So wird er rechtzeitig zur Eröffnung des Feldzugs eintreffen. Falls der Hg. geltend macht, daß er die 100 Pferde jetzt nicht aufbieten kann, soll Zülnhart wenigstens soviel erreichen, daß er die gemäß Konstanzer Anschlag zu leistende Truppenhilfe – die Fußtruppen ebenfalls in Reiter umgerechnet – aufstellt.
2
 Laut dessen Abrechnung bestallte Kg. Maximilian Fürstenberg mit einer Truppe von 50 Reitern für sechs Monate. Die Kosten dafür sowie für Troßrösser, Trabanten und Tafel beliefen sich auf 3666 fl.rh. Zur Finanzierung sollte die Romzughilfe dienen: Gf. Wolfgang selbst war laut dem Zahlungsplan mit 9 Reitern und 15 [richtig gemäß Anschlag: 12; Nr. 271, Pkt. 9] Fußsoldaten veranschlagt worden, in Geld umgerechnet 900 fl. Weitere Beiträge sollten die Äbte zu Weißenburg (4 Reiter und 4 Fußsoldaten = 336 fl.), Gengenbach (0/2 = 48 fl.) und Münster/Gregoriental (0/3 [richtig: 2] = 72 fl.) sowie die Städte Gengenbach (3/9 = 396 fl.), Zell am Harmersbach (2/6 [= 264 fl.]), Offenburg (6/12 [= 648 fl.]), Rosheim (0/4 [= 96 fl.]), Oberehnheim (3/8 [= 372 fl.]), Weißenburg/Elsaß (2/6 [= 264 fl.]) und Kaysersberg (3/4 [= 276 fl.]) aufbringen; insgesamt 3672 fl.rh. (HHStA Wien, Maximiliana 45, Fasz. X/2, fol. 50–51’).