Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 9. Der Reichstag zu Konstanz 1507 bearbeitet von Dietmar Heil

[1.] Nördlingen hat das Privileg, daß im Umkreis von zwei Meilen kein Jahr- oder Wochenmarkt abgehalten werden darf1; dem entgegenstehende Privilegien sind ungültig. Gf. Joachim von Oettingen hat dennoch das Recht zur Abhaltung eines Jahr- und Wochenmarkts in Wallerstein erlangt.2 Ein kgl. Mandat zu dessen Aufhebung war erfolglos. Bürgermeister Ulrich Strauß und Alt-Bürgermeister Gabriel Eringer verhandelten im vergangenen Jahr ergebnislos mit Gf. Joachim und Gf. Wolfgang von Oettingen. Gf. Joachim sieht sich laut seiner Antwort befugt, von seinem Privileg Gebrauch zu machen. Dies ist für Nördlingen inakzeptabel. Der Kg. soll deshalb erneut ersucht werden, unter Strafandrohung die sofortige Abschaffung dieser Märkte zu verfügen. Sobald er das Mandat erhalten hat, soll er unverzüglich dessen Zustellung an Gf. Joachim durch einen kgl. Boten veranlassen und sich um eine Abschrift zu ihrer Verwendung bemühen.

[2.] Falls er die ihm früher aufgetragenen Angelegenheiten3 noch nicht am kgl. Hof vorgebracht hat, soll er dies nachholen.

[3.] Der Kg. forderte die Stadt mit Schreiben vom 7. September 1505 auf, über die jährliche Stadtsteuer und andere Abgaben an das Reichsoberhaupt oder an Dritte Bericht zu erstatten.4 Sie konnten nicht früher Antwort geben, da zuerst der Kg. vom Reich abwesend war und sie selbst in der Folge von einer Vielzahl von Angelegenheiten beansprucht wurden. Nördlingen gibt den Gff. von Oettingen jährlich 700 Malter Korn und dazu 300 Pfd. Heller. Die Stadt ist finanziell überlastet. Der Gesandte soll den Kg. um ein Schreiben an die Gff. ersuchen, worin diese aufgefordert werden, zu begründen und urkundlich zu belegen, warum sie das Geld seit so langer Zeit bekommen. Er soll den Kg. außerdem um eine Verringerung dieser Abgabenlast bitten.

Nördlingen, 3. Mai 1507 (montags des hl. creuz tag invencionis).

Nördlingen, StdA, Missivbücher 1507, fol. 31’-32’, 32’-34 (Kop.).

Anmerkungen

1
 Privileg Ks. Friedrichs III. vom 21.3.1463 (Druck: Lünig, Reichsarchiv XIV (Part. spec. cont. IV, Th. 2), S. 30f.; Regest: Chmel, Regesta, Nr. 3977, S. 401. Vgl. Voges, Nördlingen, S. 66).
2
 Privileg Kg. Maximilians vom 4.2.1500 für Gf. Joachim von Oettingen, in seinem Markt Wallerstein zwei Jahrmärkte und einen Wochenmarkt abzuhalten (Druck: Lünig, Reichs-Archiv XXII (Spicilegium seculare I), S. 771f., Nr. XIII; Regest: Wiesflecker, Regesten III/2, Nr. 13930, S. 825).
3
 Nördlingen erinnerte in der vom 12.2.1507 datierenden Instruktion für Strauß z.T. noch einmal an bereits während des Aufenthalts Kg. Maximilians Anfang Dezember (umb Nicolai) 1502 vorgebrachte, unverändert aktuelle Beschwerden: Die Stadt wurde unter Ks. Friedrich und Kg. Maximilian im Dienst für das Reich durch den Neußer Krieg [1474/75], die Kriege in den Niederlanden und gegen Ungarn, außerdem durch den Konflikt mit Nürnberg wegen der Nördlinger Messe, durch den Aufmarsch Hg. Georgs von Bayern[-Landshut] gegen Nördlingen [1485], durch den Zug des Nördlinger Kontingents auf das Lechfeld [zum Einsatz gegen Kg. Matthias von Ungarn im April 1488 (vgl. Bock, RTA-MR III/1, Nr. 15a, hier S. 179f.) oder gegen Hg. Albrecht von Oberbayern im April 1492; Wolf, Doppelregierung, S. 523f.; Seyboth, Markgraftümer, S. 175f.] und durch den Schweizerkrieg [1499] sowie durch weitere militärische Konflikte stark belastet. Die übermäßige finanzielle Beanspruchung machte die Aufnahme von Krediten erforderlich. Für die Bereitstellung von Truppen im Bayerischen Krieg [1504] war eine weitere Anleihe von 2000 fl. notwendig, Nördlingen hat bei der Eroberung Monheims, Graisbachs und Tagmersheims Hilfe geleistet. Auf dem Kölner RT wurde die Stadt überhöht veranschlagt. Nördlingen kann sich ohne Hilfe des Kg. nicht mehr von seiner Schuldenlast befreien. Darüber hinaus muß die Stadt den Gff. von Oettingen jährlich 300 Pfd. Heller bezahlen und 700 Malter Korn liefern. Letzteres wurde ihr nach dem Dafürhalten des Rates wohl als Strafe für Ausschreitungen gegen Juden auferlegt, die sich vor über 100 Jahren ereigneten. Weitere 200 fl. erhalten die Marschälle von Pappenheim. Sie bitten deshalb um eine 20-, mindestens aber 15-jährige Befreiung von allen Reichsanschlägen und -steuern. Strauß wurde außerdem beauftragt, sich mit Niklas Ziegler und Sixtus Ölhafen zu beraten, ob gegenüber dem Kg. eine Reduzierung der Abgaben an die Gff. von Oettingen und an die Pappenheimer zur Sprache gebracht werden sollte (Kop., freytags vor esto mihi; StdA Nördlingen, Missivbücher 1507, fol. 10’-13’).
4
 Mandat Kg. Maximilians an Reichsstädte vom 7.9.1505 (Heil, RTA-MR VIII/2, Nr. 910, S. 1378 Anm. 1).