Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 9. Der Reichstag zu Konstanz 1507 bearbeitet von Dietmar Heil

[1.] Ankunft Kg. Maximilians in Konstanz; Frage der persönlichen Teilnahme Hg. Albrechts am RT; [2.] Streit um das niederbayerische Erbe: Kritik Pfgf. Friedrichs am Taxationsverfahren, Unterpfand, Hilfsbeschluß des Schwäbischen Bundes für Hg. Albrecht; Frage der persönlichen Teilnahme Hg. Albrechts am RT; [3.] Unterbringung des Hg. in Konstanz; [4.] Streit um das niederbayerische Erbe: Unterstützungszusagen Ebf. Ernsts von Magdeburg und Bf. Lorenz’ von Würzburg.

Konstanz, 1. Mai 1507 (samstag Philippi und Jacobi umb di acht ur vormittag).

München, HStA, KÄA 1238, fol. 286–286’, 288–288’ (Or.).

[1.] Der röm. Kg. ist am 27. April (erchtag nach dem sontag jubilate) in Konstanz eingetroffen. Was dieser am Tag darauf und bislang mit Kff. und Ff. verhandelt hat und warum sie ihre Entschuldigung bezüglich seines Ausbleibens nicht dem Kg. vorgebracht haben, wird er, Hg. Albrecht, von Kaspar von Winzer erfahren, der mit einer kgl. Instruktion1 auf dem Weg zu ihm ist. Kff. und Ff. fragen bei ihnen unablässig wegen seines Erscheinens auf dem RT nach und zeigen sich verwundert, daß er daran nicht teilnehmen wird.

[2.] Denn Pfgf. Friedrich erzeigt sich gegenüber dem Kg. und allen Kff. und Ff. so bereitwillig und entgegenkommend, daß diese veranlaßt werden, seinen Angeboten und seinen Rechtfertigungen Glauben zu schenken. Der Pfgf. beklagt sich auch sehr über den Bf. von Trient als Obmann. Er beschönigt seine Verhandlungen und die seiner Räte in Augsburg und stellt den Streit der Entscheidung von Kg., Kff. und Ff. anheim. Die unaufhörliche Agitation des Pfgf. bei den Reichsständen bringt ihn, Hg. Albrecht, in Mißkredit. Ihre Erklärungsversuche verfangen dagegen nicht.

Es gilt zu vermeiden, daß der Kg. das Unterpfand sequestriert und – was das Ziel der Gegenpartei ist – die vom Schwäbischen Bund zugesagte Hilfe blockiert – was ihm, Hg. Albrecht, Ungnade und großen Nachteil einbrächte. Entsprechende Hinweise erhalten sie täglich von Kff. und Ff.; im gleichen Sinne äußerte sich Serntein in einem Gespräch, der aber auch sagte: Di kgl. Mt. hab nicht allain von den obligenden sachen des Hl. Reichs, sonder auch von e. Gn. selbs sachen, und die e. Gn. kindern furan groß zugutkomen werden, ze handlen. Serntein bot auch an, ihm darüber durch Kaspar von Winzer zu schreiben. Sie empfehlen deshalb, sich auf die von Winzer zu überbringende kgl. Instruktion hin unverzüglich zum röm. Kg. nach Konstanz zu begeben. Und so das e. ftl. Gn. ye furderlich teten, ye mer danks und eer wurde e. ftl. Gn. erlangen. Und wolt alsdan e. ftl. Gn. laut kgl. Mt. hochem erpieten di pillikait ye nit volgen ader zusten, alsdan so mocht sich e. ftl. Gn. bei allen Kff. und Ff. etc. auch entschuldigen und e. Gn. notturft furbringen. Es mochte auch e. ftl. Gn. mit etlichen e. Gn. verwanten Ff. einen merern verstand und statlicher hilf erlangen, auch etlich bewegen auf kgl. Mt. ungeschickt furnemen, auf kunftigs wider e. ftl. Gn. nit ze handlen, dardurch e. ftl. Gn. kain hilf furan von kgl. Mt. abgestreckt mocht werden. Oder aber e. Gn. wurde alle sach entlich und nach e. Gn. notturft bei kgl. Mt. selbs erlangen, das dan alles erlicher, statlicher und fruchtparlicher durch e. ftl. Gn. aigen person dan e. Gn. rete geschechen mag. Er weiß dies besser zu bedenken, doch sahen sie sich veranlaßt, dies in aller Eile zu schreiben, da sich der Kg. auf die [erste] Werbung Kaspars von Winzer und seine Entschuldigung darauf [Nr. 80] so rauch und ungeschickt gehaben und wol zwen tag darauf verhart.

[3.] Für den Fall, daß er nach Konstanz kommen will, bitten sie um rechtzeitige Mitteilung, da die Salzburger Räte den Salmannsweiler Hof in Beschlag genommen haben. Die Angebote Friedrich Beyers (Payren) und des Abtes von Salem (Salmersweil) haben keinen Bestand, wie sie angesichts ihrer unkomfortablen Unterbringung im „Weißen Kreuz“ feststellen mußten. Es wäre auch gut, das Hofgesinde samt den Pferden in Überlingen zurückzulassen, da die Preise dort günstiger sind als in Konstanz, und nur mit einigen Räten über den Bodensee zu setzen. Ebenso sollte Paul von Liechtenstein rechtzeitig aufgefordert werden, zum Kg. zu reisen.

[4.] [PS Hd. Plieningen:] Der Ebf. von Magdeburg und der Bf. von Würzburg haben erklärt, daß sie nichts unterlassen wollten, damit er glimpflich aus der Sache2 komme.

Anmerkungen

1
 Liegt nicht vor.
2
 Gemeint ist der Streit mit Pfgf. Friedrich um die Durchführung des Kölner Spruches von 1505 zur Aufteilung des Landshuter Erbes.