Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 9. Der Reichstag zu Konstanz 1507 bearbeitet von Dietmar Heil

[1.] Dank Kf. Philipps an Bf. Lorenz von Würzburg, vermutete Initiative Nürnbergs bei Kg. Maximilian wegen des Konflikts mit Kurpfalz, Beschwerde Bf. Georgs von Bamberg über Landfriedensverletzungen vom Kurpfälzer Territorium aus; [2.] Bemühungen Kg. Maximilians um die Kastvogtei des Klosters Schuttern; [3.] Bemühungen um den Regensburger Bischofsstuhl für Pfgf. Johann; [4.] Verhandlungen wegen Heinz Kerlings; Dienstgeldforderung Konrad Hablützels; [5.] angebliche Absicht Kg. Maximilians zur Ernennung Pfgf. Friedrichs zum niederländischen Statthalter; [6.] angebliche Absicht Kg. Maximilians zur Übereignung der Ortenau und Hohengeroldsecks an Bf. Wilhelm von Straßburg; [7.] Abreise Pfgf. Heinrichs aus Konstanz.

[Konstanz], 21. Mai 1507 (frytags nach exaudi).

München, HStA, Fürstensachen 963, fol. 140–144, 146 (Or.).

[1.] Sie haben dem Bf. von Würzburg weisungsgemäß [Nr. 556, Pkt. 1] gedankt, ein eigenhändiges Schreiben des Kf. wäre jedoch besser gewesen. Von den angesprochenen Bemühungen Nürnbergs beim Kg. nach dem Augsburger Bundestag konnten sie nichts bemerken – wie vielleicht von den Nürnbergern beabsichtigt. Sie wollen sich jedoch um Informationen bemühen und erwarten im übrigen die Abschriften der Augsburger Verhandlungsunterlagen. Sie waren heute beim Bf. von Bamberg zum Frühstück eingeladen und haben ihn den auf Bamberg bezüglichen Punkt der kfl. Weisung [Nr. 556, Pkt. 3] selbst lesen lassen. Der Bf. betonte seine Geduld in der Angelegenheit und bat um Maßnahmen des Kf. Auf die Aufforderung hin, seine Beschwerden vorzubringen, legte er diese ausführlich dar. Einige der Vorkommnisse waren ihm, dem Kf., zum Teil bereits bekanntgemacht. Es würde zu lange dauern, alle Fälle zu schildern. Sie werden darüber nach ihrer Heimkehr Bericht erstatten.1 Der Bf. zitierte einen seiner Bauern, daß kein Friede einkehren werde, solange der Viztum [zu Amberg, Ludwig von Eyb], Balthasar von Seckendorff [Landrichter und Pfleger zu Auerbach], Kaspar Erlbeck [Pfleger im Amt Parkstein-Weiden] und Philipp von Feilitzsch [Amtmann zu Stein] in ihren Ämtern blieben. Wie sie beide und andere schon früher geraten haben, ist hier sein baldiges Eingreifen erforderlich, um weiteren Schaden zu verhüten.

[2.] Der Bf. von Bamberg teilte ihnen außerdem mit, daß der Kg. ihn täglich mit der Bitte behellige, ihn als Ehg. von Österreich mit der Kastvogtei zu Schuttern zu belehnen. Der Abt [Johann von Schuttern] halte sich ebenfalls in Konstanz auf. Auch der H. [Gangolf] von Geroldseck bitte um die Belehnung. Sie sind darüber in Anbetracht der laufenden Verhandlungen mit dem Kg. befremdet, wollen derzeit aber nicht mit dem kgl. Kanzler darüber disputieren, zum einen, um die Verhandlungen nicht zu verzögern, vor allem aber, weil sie Geroldseck im vorgelegten Verzeichnis der eroberten Orte [Nr. 426] nicht angegeben haben und auch von kgl. Seite davon nicht gesprochen wurde. Sie wollen zu gelegener Zeit darüber verhandeln und haben den Bf. gebeten, in dieser Angelegenheit mit Rücksicht auf Kf. Philipp hinhaltend zu agieren.2 

[3.] Bezüglich des Bm. Regensburg können sie derzeit nichts unternehmen. Die kgl. Interzessionsschreiben an das Domkapitel und an den Papst3 wurden bereits an Georg von Wispeck übersandt. Dieser wird auf Weisung Pfgf. Friedrichs alles Notwendige in die Wege leiten. Übersenden beiliegend ein mit dem Rat des Bf. von Würzburg erstelltes Gutachten des Administrators von Freising und Pfgf. Friedrichs.4 

[4.] Auch in der Angelegenheit Heinz Kerling können sie nichts weiter tun. Dieser hat die Tagsatzung erlangt, die Acht wurde nach ihrem Dafürhalten sistiert. Wegen Konrad Hablützels wollen sie sich bemühen; es wird aber ohne Geld wohl nicht viel zu erreichen sein, da er schon oft mit ähnlichen Zusagen vertröstet wurde.

[5.] [PS] Hinsichtlich der angeblichen Pläne für die niederländische Statthalterschaft Pfgf. Friedrichs [Nr. 557, Pkt. 6] konnten sie nichts in Erfahrung bringen. Sie halten aber auch nichts davon, solange der Streit über die Aufteilung des niederbayerischen Erbes nicht beigelegt ist. Sie können derzeit aus vielen Gründen nicht dazu raten, daß sich er, der Kf., oder Pfgf. Ludwig unter den gegenwärtigen Umständen weiter als bisher in diese Sache einlassen. Es würde ihm nichts nützen und den beiden jungen Ff. [Ottheinrich und Philipp] schaden.

[6.] Auch bezüglich der Ortenau und [Hohen-]Geroldsecks haben sie nichts gehört, wollen sich aber weiter erkundigen. Im Falle Geroldsecks ist zu bedenken, daß es nicht in den Händen des Kg. ist, weswegen wohl noch nicht mit ihnen darüber gesprochen wurde. Sie wollen den Punkt auch von ihrer Seite nicht berühren, um gar nicht erst Zweifel daran aufkommen zu lassen, daß Geroldseck wieder zurückgegeben muß, da es nicht nicht erobert, sondern bis zum Austrag an einen Treuhänder übergeben wurde.5 

[7.] Beteuern, daß sie von der gelegenheyt unsers gn. H., Hg. Heinrichs, oder auch das sin ftl. Gn. hinabegeschickt oder hat wellen riten, nichts gewußt oder bemerkt haben. Nachdem Pfgf. Heinrich morgens um 6 Uhr weggeritten ist, hat Adam von Törring (Derringer) sie am Abend informiert, mit der Aufforderung, sich nicht einzumischen. Hätten sie es gewußt, hätten sie ihm Bericht erstattet. Er, Landschad, wird dem Kg. die kfl. Weisung bezüglich des Wildbrets zu gelegener Zeit mitteilen. Bestätigen den Empfang von 70 fl. Zehrungsgeld.

Anmerkungen

1
 Bf. Georg informierte Statthalter und Räte in Bamberg über das Gespräch mit Venningen und Landschad. Demnach hatten die Kurpfälzer Gesandten beteuert, daß es nicht dem Willen Kf. Philipps entspreche und er auch keine Kenntnis davon habe, daß Feinde des Hochstifts in seinem Territorium geduldet und unterstützt würden. Der Kf. bitte um genauere Informationen, um gegen die Friedbrecher vorgehen zu können. Der Bf. hatte daraufhin auf den Fall Kunz Arnold, die von Auerbach ausgehenden Übergriffe und auf die Taten des wirdigen reuterßvater – Heimhofer wisse, wer damit gemeint sei – hingewiesen und gebeten, dies abzustellen. Der Bf. befahl, Kf. Philipp ggf. weitere Vorkommnisse zu melden (Postskript zu einem nicht vorliegenden Schreiben, s.d., jedoch wohl Konstanz, 21.5.1507; StA Bamberg, B 23, Nr. 77I, unfol.).
2
 Vgl. Nr. 526, Anm. 2.
3
 Liegen nicht vor. Kaspar von Gumppenberg berichtete am 11.6. über die Verlesung des kgl. Fürschreibens für Pfgf. Johann im Domkapitel. Der Kg. habe darin geltend gemacht, daß das Kapitel auf sein früheres Fürschreiben hin (Kg. Maximilian an Dompropst, Dechant und Kapitel zu Regensburg, Kop., s.d., jedoch Graz, 6.10.1506; HStA München, Fürstensachen 972, fol. 11’) die Ernennung Pfgf. Johanns zum Koadjutor bewilligt habe. Zwar habe man zu Lebzeiten Bf. Ruprechts die päpstliche Konfirmation dafür nicht erlangen können, doch stehe man durch kgl. Fürschreiben und die kgl. Prokuratoren in Rom in Verhandlungen darüber und sei hinsichtlich eines baldigen Erfolgs zuversichtlich. Er habe erfahren, daß das Kapitel für den 12.6. die Bischofswahl anberaumt habe, wenn die Konfirmation nicht bis dahin vorliege. Er ersuche das Kapitel nachdrücklich, entweder die Wahl zu verschieben oder Pfgf. Johann als Administrator zu postulieren. Das Kapitel beschloß daraufhin, den Wahltermin um drei Monate zu verschieben und den Kg. darüber durch eine Gesandtschaft zu informieren. Eine Wahl oder Postulation Pfgf. Johanns wurde weiterhin ausgeschlossen (Kaspar von Gumppenberg an Georg von Wispeck, Or. Regensburg, freitag nach dem achtend unsers Herrn fronleichnamstag; ebd., fol. 18–19’). Am 24.6. mußte Kf. Philipp seinen beiden Gesandten in Regensburg, Dr. Johannes Wacker und Michael Haberkorn, allerdings mitteilen, daß er ihm in Aussicht gestellte 40 000 fl. nicht erhalten habe und daß die Fugger ihm nichts leihen würden. Es sei deshalb nicht zu umgehen, die Verhandlungen in Rom um das Administratorenamt einzustellen und den Wahltermin abzuwarten. Die Adressaten sollten gemeinsam mit Wispeck die Regensburger Domherren bitten, Pfgf. Johann zu postulieren, und die Erstattung der Ausgaben für die päpstliche Konfirmation der Postulation zusagen (Kop. Heidelberg, Johannis baptiste tag; ebd., fol. 20–20’). Wispeck verhandelte gemeinsam mit Ludwig von Habsberg Mitte Juli in Regensburg über die Postulation Pfgf. Johanns und erklärte sich selbst zu einer Bürgschaft wegen der Kosten bereit (Antwortschreiben Pfgf. Friedrichs an Georg von Wispeck, Kop. Konstanz, montag nach Margarethe [19.7.]1507; HStA München, Fürstensachen 218/I, fol. 72–73, hier 72). Vgl. Theobald, Reformationsgeschichte I, S. 11f.; Hausberger, Geschichte I, S. 316. Kardinal Sigismondo Gonzaga berichtete am 3.11. aus Rom, daß sich Kg. Maximilian gegenüber dem Papst mehrfach und mit großem Nachdruck für Pfgf. Johann eingesetzt hatte. Auch die Gonzaga bemühten sich in Rom um den Regensburger Bischofsstuhl (S. Gonzaga an Mgf. Francesco von Mantua, ital. Or.; AS Mantua, E.XXV.3, busta 857, fol. 348, 349’).
4
 Liegt nicht vor.
5
 Laut dem am 10.9.1504 geschlossenen Waffenstillstandsvertrag zwischen Kg. Maximilian und Kf. Philipp von der Pfalz wurde Hohengeroldseck als Unterpfand an den Vermittler Mgf. Christoph von Baden übergeben (Heil, RTA-MR VIII/1, S. 338 Anm. 1).