Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 9. Der Reichstag zu Konstanz 1507 bearbeitet von Dietmar Heil

[1.] Bestätigen den Empfang einer Supplikation Bernhardins und Hieronymus’ Stauffer von Ehrenfels einschließlich eines an Kf. Philipp von der Pfalz gerichteten kgl. Mandats vom 28.12.1503 zur Rückgabe des Schlosses Neuhaus1 samt der Aufforderung zu einer Stellungnahme. Die vielfältigen Streitigkeiten zwischen den beiden Parteien waren nach mehreren Anläufen zu einem gütlichen Ausgleich am Kammergericht anhängig, wurden jedoch nach Geltendmachung der kfl. Gerichtsfreiheit auf Antrag Wildenfels’ an die böhmische Krone verwiesen. Zu den Streitigkeiten selbst wollen sie sich nicht äußern. Würde er jedoch billigerweise auch Onark von Wildenfels anhören, würde dieser den Sachverhalt zweifellos anders darstellen als die Stauffer. Unbestreitbar ist, daß der röm. Kg. Schloß Neuhaus bis zum Abschluß des Verfahrens zur treuhänderischen Verwaltung an Pfgf. Otto und nach dessen Tod an Kf. Philipp übergeben hat. Die Stauffer ersuchten den Kf., ihnen das Schloß auszuhändigen, der seine damals in Bayern und Augsburg befindlichen Räte darüber beraten ließ. Diese gelangten zu dem Schluß, daß die Übergabe nicht mit dem kgl. Auftrag vereinbar sei. Vor etwa einem Jahr forderte auch Wildenfels unter Androhung der Fehde erneut die Übergabe des Schlosses, doch machten die kurpfälzischen Räte die kgl. Kommission und eventuelle Forderungen der Gegenpartei an Kf. Philipp geltend und versicherten, daß der Kf. Neuhaus nach Abschluß des Verfahrens an den Berechtigten aushändigen werde. Einen entsprechenden Bescheid könnten die Stauffer auch jetzt erhalten.

[2.] Für Kf. Philipp stellt das Schloß nur eine Belastung dar. Bei Aufruhr in Böhmen oder im Bayerischen Wald muß er in einem Jahr mehr dafür aufwenden, als es in zwei oder drei Jahren einbringt. Daß der Kf. kgl. Mandaten nicht gehorcht hat, wie die Stauffer behaupteten, trifft nicht zu. Tatsächlich ist ihm kein entsprechendes Mandat zugegangen. Aus der Supplikation der Stauffer geht vielmehr hervor, daß sie es behalten und wohl auch selbst geöffnet haben. Andernfalls befände es sich in der kfl. Kanzlei in Heidelberg und nicht in deren Händen, und Kf. Philipp hätte es zweifelsohne nicht unterlassen, den Kg. ausführlich über die Angelegenheit zu informieren. Im Prinzip verlangt das Mandat ja auch nichts anderes.

[3.] Bitten, den Stauffern nicht das gewünschte Mandat zu bewilligen, sondern die Angelegenheit an das kgl. Kammergericht bzw. die zuständige Stelle zu verweisen. Auch soll dem Kf. nicht etwa vor Klärung der Rechtslage die Übergabe des Schlosses an die Stauffer befohlen werden, damit er nicht von der benachteiligten Gegenseite mit Forderungen überzogen wird. Bitten, die Stauffer zu veranlassen, den Kf. in dieser Angelegenheit bis zur rechtlichen Beilegung des Streits nicht weiter zu behelligen. Falls die Stauffer ungeachtet ihrer Stellungnahme weiter insistieren sollten, so sollte dies dem Kf. selbst zur erneuten Rechtfertigung seiner Position mitgeteilt werden.

Konstanz, s.d., jedoch kurz vor dem 18. Juli 1507.2 

München, HStA, Fürstensachen 217/II, fol. 260–261 (Kop.).

Anmerkungen

1
 Mandat Kg. Maximilians an Kf. Philipp von der Pfalz vom 28.12.1503 (Kop. mit imit. Vermm. prps./amdrp.; HStA München, Fürstensachen 963, fol. 170. Wiesflecker, Regesten IV/1, Nr. 18034, S. 384).
2
 Die kurpfälzischen Gesandten Venningen und Landschad übersandten ihre Gegendarstellung mit Schreiben vom 18.7. an Kf. Philipp [wie Nr. 448, Anm. 2].