Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 9. Der Reichstag zu Konstanz 1507 bearbeitet von Dietmar Heil

[1.] Nachricht über ein bevorstehendes Bündnis zwischen Papst Julius II., Kg. Ludwig von Frankreich und Kg. Ferdinand von Aragon, damit verbundene Absichten des Papstes; [2.] damit verbundene Absichten Kg. Ferdinands von Aragon; [3.] baldige Durchführung des kgl. Romzuges als einziges Gegenmittel; [4.] Notwendigkeit eines raschen Beschlusses des RT; [5.] Möglichkeit zur Verhinderung des Bündnisses des Papstes und Spaniens mit Frankreich; Feindschaft Kg. Ludwigs von Frankreich gegen das Reich aufgrund seiner Absichten bezüglich des Papsttums und der Kaiserkrone.

Konstanz, 16. Juni 1507 (mitwoch nach Viti); Abschrift durch die Reichsstände am gleichen Tag.

Weimar, HStA, Reg. E, Nr. 54, fol. 13–14 (Kop. mit Randvermm. Hd. J.J. Mueller, Datumverm.) = Textvorlage A. Bamberg, StA, BRTA 5, fol. 59–60 (Kop., Verm. über die Abschrift durch die Reichsstände: Am mitwochen nach Viti Ao. etc. VIIo apud minores fratres in hospite Maguntienensi.) = B. Nürnberg, StA, ARTA 8, fol. 273–273’ (Kop.) = C. Frankfurt, ISG, RTA 23, fol. 21–22 (Kop.) = D1. Lübeck, StdA, RTA II, Fasz. 3, fol. 22–23 (Kop.). Mühlhausen, StdA, 1 10 C 1–8, Nr. 1a, fol. 19–20 (Kop.). München, HStA, KÄA 3136, fol. 165–165’ (Kop.).

Druck: Janssen, Reichscorrespondenz II, Nr. 910, S. 715f.; Mueller, Reichs-Tags-Staat, S. 615–617; Höfler, Reformbewegung, S. 73f.

[1.] /13/ Unser allergnst. H., der röm. Kg., hat ware kuntschaft, das der babst, der Kg. von Frankreich und Aragonia sich miteinander verpinden wellen. Und wil der babst nit ansehen, das der röm. Kg. mit hilf und zutun des Reichs stend und der Eydgenosschaft in ytzt erledigt hat, damit er in seinem leben, also zu achten, des babstumbs nit entsetzt ist oder wirdet, als meniglich sieht. Und wil abermals vier Franzosen, nemlich zwen auß Frankreich und zwen auß Aragonia von den meisten in denselben Kgrr., so der Teutzschen veinde sein, zu cardinelen machen, damit sie nach seinem tod das babstumb und die ksl. kron verkaufen.

[2.] Und der Kg. von Aragonia allain zu seinem tail von wegen der rach gegen den Ff. und landschaften, so auf Kg. Philipsen partei, loblicher gedechtnus, wider yn gewesen sein, und nemlich auch, ob er bey seinem franzosischen weib [Germaine de Foix] /13’/ kinder gewunne, das er dann desselben Kg. Philipsen kinder auß yrem erbteil auch vertreiben wolt.

Nu waist der Kg. von Aragonia wol, das er solchs swerlich erlangen wirdet on groß blutvergissen, wie dann zu andern zeiten von seinem und seiner vordern gemahel vatern [Kg. Johann II. von Aragón und Kg. Johann II. von Kastilien und León] bescheen ist, die lange zeit miteinander kriegt haben, darunder vil tausent man erslagen und verdorben sein.

So mag auch der babst wol bedenken, das er wider sein seel und ere tut mit dem, das er ytzt erret ist, das er dagegen dem röm. Kg. und teutzscher nacion die ubeltat beweyset, nemlich das er sovil franzosischer cardinal machen und den gemelten pund helfen wil zu volstrecken, domit das babstumb und kaisertumb nach seinem tod in der Franzosen hand kame.

[3.] Solchs mag nu mit keiner andern sachen gewendet werden dann mit einem eilenden anzug, der leidenlicha bescheen mag, angesehen /14/ das der röm. Kg. auf heutigen tag berait hat die Eidgenosschaft mit irem folk, auch etwa vil tausent geraisiger pferd und sovil tausent landßknecht.

[4.] Und ligt allein an ordnung und schicklickait, das des Reichs stende die kgl. Mt. mit dem beslus furdern und das darauf die kgl. Mt. und dieselben stende dem babst und Kg. von Aragonia vertrostung machten der kgl. Mt. zukunft in fusstaffphen [!], angesehen, das babst und Aragonia an dem röm. Kg. verzweifeln, nachdem des Reichs tag so langsam vonstat geet.

[5.] So versehe sich die kgl. Mt., den babst und Kg. von Aragonia zu bewegen, das sie solchen pund nit machen mit dem Kg. von Frankreich, der auf disen tag von des babstumbs und der ksl. cron wegen der teutzschen nacion naturlicher feind ist und ewiglich sein wirdet.

Anmerkungen

1
 Die beiden anderen vorliegenden Exemplare aus städtischen Überlieferungen (Lübeck, Mühlhausen) stimmen in den wenigen entweder irrelevanten oder fehlerhaften Abweichungen von der Textvorlage A mit dem Frankfurter Text überein.
a
 leidenlich] In D: liederlich. B, C wie A.