Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 9. Der Reichstag zu Konstanz 1507 bearbeitet von Dietmar Heil

Anhörung und Verhaftung des frz. Gesandten Gian Antonio de Crivelli; Ankündigung einer Gesandtschaft von Kg. und Reichsständen wegen dieser und anderer Angelegenheiten; Bitte um Mitteilung eines Treffpunkts.

Konstanz, 21. Mai 1507.

Paris, BNF, MF 2930, fol. 37 (frz. Or., eh. Unterz. Kg. Maximilian) = Textvorlage A.

Druck: Le Glay, Négociations I, Nr. LXI, S. 204f. = B.

/37/ Maximilian, par la grâce de Dieu roy des Romains, tousjours auguste, de Ungherie, de Dalmacie, de Croacie etc., archiduc d’Austrice, duc de Bourg[og]ne, de Loth[ie]r, de Brabant, de Gheldres etc., à très-hault et très-puissant prince, nostrea très-chier et très-amé frère et cousin Loys, aussi par la grâce de Dieu roy de France, salut et dilection. bTrès-hault et très-puissant prince, très-chier et très-amé frère et cousin, nous avons oy et entendu les choses, que Anthoine de Cribellis de Millan, vostre aumosnier, a dit et exposé de vostre part, premiers à nous et après aux électeurs, princes et autres deputez du Saint Empire; lesquelles sont au grant esclandre, déshonneur et mesprisement de nous et dudit Saint Em[pi]re, et peut-estre ne sont esté f[aic]tes ne ordonnées de vostre sceu. Parquoy avons retenu ledit Anthoine de le despeschier.1

 Ancor[es p]our2 ces causes et autres, nous, lesdis électeurs, princes et deputez d’icellui Saint Empire, sommes en intencion d’envoyer devers v[ous auc]uns3 ambassadeurs pour vous f[air]e responce sur [ce]4 et autres matières touchans les affaires nécessaires dudit Saint Empire, [par]ler5 et communiquier plus à plain avec vous. Si vous requérons, que par ce porteur nous veuilliez signiffier, où nosdis ambassadeu[rs] vous pourront trouver. Très-hault et très-puissant prince, très-chier et très-amé frère et cousin, nostre S[eigneu]r soit garde de vous. Escript en nostre cité de Constance, le XXIe jour de may mil cincq cens et sept. Maximilianus rex.

Anmerkungen

a
 nostre] Fehlt in B.
b
–b Très-hault ... cousin] Fehlt in B.
1
 Laut einer späteren Aufzeichnung ließ Kg. Ludwig im Gegenzug eine niederländische Gesandtschaft arrestieren: Der Präsident [des Großen Rates zu Mecheln Jean Pieters] und Jehan Lettin waren am 21.3.1507 aus Mecheln abgereist und erhielten Ende April in Lyon mit den bereits anwesenden Jean Caulier und Jean de Courteville eine erste Audienz bei Kgin. Anna. Die Gesandten begleiteten die Kgin. nach Grenoble und wieder zurück nach Lyon. Dort wurden sie am 21.6. verhaftet. Der Kanzler [Jean de Ganay] unterrichtete sie in Anwesenheit weiterer frz. Räte über den Grund: Kg. Ludwig habe nach der Einnahme Genuas einen Gesandten zum röm. Kg. nach Konstanz und zu einigen Fürsten abgeordnet. Dieser Gesandte sei dort auf Befehl Kg. Maximilians verhaftet worden und würde streng behandelt. Kg. Ludwig habe deshalb ihm, dem Kanzler, und den übrigen Räten befohlen, die burgundischen Emissäre so lange festzusetzen, bis sein Gesandter freigelassen werde, und sie so zu behandeln, wie der röm. Kg. seinen Gesandten behandle. Der Präsident [Pieters] machte vergeblich geltend, daß sie damit nichts zu tun hätten, da sie sich bereits in Frankreich aufgehalten hätten, bevor der frz. Gesandte in Deutschland eingetroffen sei, daß sie außerdem auf Befehl des Kg. von Kastilien [!] in Frankreich seien, um über Geldern zu verhandeln und dessen Anspruch darauf darzulegen, und daß sie über einen vom frz. Kg. und vom verstorbenen Herrn Guy [de Rochefort; Scheurer, Chancellerie, S. 108] gesiegelten Geleitsbrief verfügten. Die Angelegenheit betreffe allein den röm. Kg.; sie müßten deshalb nach Hause entlassen werden. Die frz. Räte beharrten auf dem Befehl ihres Königs. Die niederländischen Gesandten wurden [im Schloß Pierre-Encise (bei Lyon)] interniert. Nach zwei Tagen sandte Pieters zwei seiner Diener zum röm. Kg. [nach Konstanz], um ihn über den Vorgang zu informieren. Dieser lehnte die Freilassung Crivellis allerdings ab. Nach seiner Rückkehr aus Italien erlaubte Kg. Ludwig Lettin, sich zu Kg. Maximilian zu verfügen. Nachdem dieser dem röm. Kg. in Konstanz die Situation noch einmal dargelegt hatte, bewilligte Maximilian die Freilassung Crivellis. Der Gesandte reiste über Clerval, Besançon und Dôle nach Beaune zum frz. Statthalter des Hm. Burgund, Louis de La Trémoille, um ihn über seine Freilassung zu informieren. Die niederländischen Gesandten wurden daraufhin aus der Haft entlassen (frz. Kop., s.l., s.d., jedoch nach Jan. 1508; HHStA Wien, Belgien PA 1, Konv. 3, fol. 49–50. Notiz des burgundischen Generaleinnehmers Jean Micault; Gachard, Rapport, S. 298f.). Vgl. Auton, Chroniques IV, S. 383.
2
 Vorlage verletzt, Ergänzung gemäß B.
3
 Vorlage verletzt, Ergänzung gemäß B.
4
 Vorlage verletzt, Ergänzung gemäß B.
5
 Vorlage verletzt, Ergänzung gemäß B.