Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. (Ausf.); DV v. a. Hd.: Die herrn gesandten zu Regenspurg ubersenden der bäbstischn maynung vom buch, darin Augspurg wol angedeut wurdt. Vertrag mit dem apt zu Wittlßbach anzenemen und H. Joachim Gabholt 50 fl. ze geben järlich. Praesentatum 13. Julij 1541.

Ausz.: Roth, Zur Geschichte, T. V (ARG 4), Nr. 115 , S. 277.

Was bis uff den 9. ditz monats gehandlet, haben euere fursichtige W. durch unser schreyben, beim Sideler, botten, zugesant, vernommen, allain das getruckt buch, die gerechtigkait der ksl. Mt. des lands Gelldern belangent, davon im nechsten schreyben meldung geschechen, schicken wir euerer fursichtigen W. hiemit zu. Seyther haben dise stend der christlichen verainigung von einem bestendigen friden geredt und, so der in schrift gestellt, schicken wir denselben euerer fursichtigen W. auch zu. So haben dise stendt sich auch einer antwurt verglichen, der röm. ksl. Mt. uff das buch in religionsachen zu geben. Bald sollichs geschriben werden mag, schicken mirs [sic!] auch euerer fursichtigen W. zu. Was auch etlich fursten und stend dise tag mit dem [sic!] churfursten gehandlet, der röm. ksl. Mt. uff bemelt buch fur antwurt zu geben, schicken wir euerer fursichtigen W. hiemit zu. Si haben sich aber dessen noch nit vergleichen mögen, wissen nit, was noch geschehen wirt. Mir habens in gehaim zuwegen pracht, ist auf datum nit überantwort.

Gepiettendt und gunstig herrn, dises schreyben ist allain darumb unserer und eins ersamen rats verlaufnen sachen, die religion und hinaußziechung der gaistlichen belangent, sein durch die schickung Gottes und, on rom zu melden, durch unsern guten bericht und entschuldigung etlicher vielen ungegrunten zulagungen bis uff dise statt [sic!] geraichet [sic!], das unsers verhoffens all bese praticken kainen furgang gewunnen haben noch erlangen werden. Dartzu hat das nit wenig verholfen und genutzet, ksl. und kgl. Mt., auch andere chur- und fursten und derselbigen räth und pottschaften gemilteret, das mir [= wir] den genanten gaistlichen nit allain nichts genomen, sonder auch, darin nit beschwert zu sein, antzutzaigen ursach haben. Ist uns aber hierin fur und fur hie St. Ulrichs closter im weg gelegen, die mir doch bests vleiß uffzogen haben. Seyt aber nun die röm. kgl. Mt. alher kumen, ist uns glaublich wissentlich anzaigt, wie er, der apt, und convent von St. Ulrich schriftlich und mintlich hett angehalten, ine und sein convent zu restituieren, sy in allen sachen widerumb einzunemen, auch ire ceremonien zuzulassen und darüber caution zu thun, auch disen H. Johann Gabollt uß irem gotshauß zu verschaffen mit abtrag alles kosten und schadens, auch interesse, sonderlich auch, das H. Johann Gabollt nach irem hinaußziechen ain kasten mit traid angriffen, denselben verkauft und anders mer verschwendt, auch widerlegung thon sollt etc. Und haben uns etlich der furnembsten räth lassen antzaigen, das ir rath und gutbeduncken were, ob man sich mit dem apt hette verglichen, dieweil mir doch der andern gaistlichen gueter, auch der andern prelaten nit mit einigem gewalt eintzogen hetten, uns das auch bisher nit ein kleine entschuldigung geben hett, wollte unserer herrn und gemeiner statt nochmalen gelegenhait ansechen.

Darauf wir geantwurt, wir bedanckten uns von unserer herrn wegen und unser selbs zum underdienstlichsten und wer war, mir hetten uns altzeit mercken lassen, das unsere herren den gaistlichen nichts hetten eintzogen, gedechtens auch noch uß ainigem gwalt on billich weeg nit zu thon. Mir hetten auch die gieter dises St. Ulrichs closter nit eintzogen, sonder es hett sich also begeben: Als anno 37 unsere herrn auß christenlicher bewegnuß die gewesnen ceremonien in irer statt geendret und dann die gaistlichen uss irer, unsern obern, statt getzogen weren, were gleichermaß der apt zu St. Ulrich sampt zwen oder drey münichen auch uß der statt getzogen und sein conventbrieder den merern thail hinder im zu Augspurg verlassen, welche zu Augspurg in dem closter ein zeit lang gesessen, die renten und gülten onverhindert menigclichs eingenomen und genossen hetten, die mitnichten beschwert oder von unßern herrn inen etwas eingetzogen worden ist. Als aber nochmalen etlich derselben münich uß der statt gezogen, ire gethone burgerlich pflicht nit wie zu Augspurg von einem ersamen rath der prauch aufgesagt und aber noch einer, Johann Gabollt genant, im gottshauß bey uns beliben, habe euere fursichtige W. dannocht abermalen sich in solche guetter nit geschlagen, sonder den gedachten minich solche renten einnemen lassen, euere fursichtige W., die ainigs gwalts einzuziehen, nie gesinnet gewesen. Als auch der apt euerer fursichtigen W. geschriben und begert, den gedachten H. Johann uß dem closter zu schaffen, hetten euere fursichtige W. wol hierin leyden mögen, das geschechen were das, was an im selbs billicht und recht geacht werden hett mögen. Dieweil aber die röm. ksl. Mt. in die niderland ankumen gewesen und erstlich zu Hagenaw, darnach zu Wormbs von der religion und, was an dem hangt, gehandlet worden, ist sollichs und zuletst bis uff disen reichstag uffgeschoben worden, mit dem erbern anhang und erbieten, wa die sach hie nit verglichen, möchte euere fursichtige W. Hg. Wilhalm von Bayren, unsern gnedigen herrn, darinnen zu underhandlern leyden, auch sollichs bewilligt haben. Dieweil wir aber westen, das dise herrn treulich und die sachen gut mainten (die doch gebetten und mir ins [= ihnen es] zugesagt, si gegen niemand überal zu ernennen), auch dessen ursachen antzaigten, so wollten mirs euerer fursichtigen W. uff das beldest zuschreyben, on zweifel, euere fursichtige W. were genaigt zu aller billichait und zu gietlicher underhandlung, doch unverpintlich und lieber an disem ort als bey jemand andern. Wir betten, das dise sach die weil uffgezogen, darmit an die röm. ksl. Mt. nichts gelangt, euere fursichtige W. auch allen unglimpf zufurkumen, das also bewilliget und, das wirs euerer fursichtigen W. anzaigen, zugelassen worden.

Das wir euerer fursichtigen W. also hiemit bey aigner pottschaft zu wissen thun haben wöllen, euere fursichtige W. bittend, die wölle uns uff das beldest, so es euerer fursichtigen W. gelegenheit sein will, bey aignem botten widerumb antwort wissen lassen und, das euere fursichtige W. unser gutbeduncken auch vernemen möcht, haben wir uns all drey miteinander von der sachen geredt und gedenken nochmalen, das euere fursichtige W. weislich und wol gethon hetten, der gaistlichen guetter, deren euere fursichtige W. nit befuegt, ainigens gewalts einzuziechen, zu underlassen, das auch euere fursichtige W. hie nit klainen glimpf gepracht hat, auch ain ansehen, als das euere fursichtige W. allain uss warer gottesforcht und eyfer und umb kainer andern ursach willen die verlauffen enderung in religionsachen furgenomen haben.

Dieweil nun in religionsachen wenig vergleichung volgen wirt, kunden wir wol erachten, das weniger vergleichung volgen wirt in dem, das die gaistlichen gueter belanget, sollen wirs dann in ungnaden der röm. ksl. und kgl. Mt., auch etlicher fursten also den gemelten H. Johann wider alle billichait, wie sy erachten, erhalten, so legt euere fursichtige W. ein grosse burden uff sich, und ist unser beschechne entschuldigung dester mer unglaubwirdig und gibt unsern widersachern dester mer ursach, andere sachen auch übel zu teitten [= deuten] und usszuschreyen, dann es will gesagt werden, so gleich ain minich im closter beliben, ime soll darumb nit das gantz closter zusteen als wenig, als das ein thumbherr oder vicari in Augspurg beliben, im darumb aller andern thumbherrn oder vicarien einkomen zu Augspurg zusteen und volgen sollte. Wanns dann ye euere fursichtige W. nit haben sollen, so gedencken wir, es sey besser der apt habs dann ein anderer standt, der uns nit so wol gelegen oder dessen wir so mechtig weren. Weiter gedencken wir, das wir in unser verstentnus (wann so mir gleich obgemelte ungnad und unlust nit ansechen wollten) hierin wenig trosts finden, dann sy haben alltzeit geacht, sollen uns mit dem apt vergleichen. So reden wir yetzo von dem weg des fridens, darinnen unser verstentnus lautter haben will, das die stett die stift, auch prelatur, so bey inen sitzen und inen nit underworfen, sy bey allen iren renten beleiben lassen sollen, darumb, weil auch euere fursichtige W. vor diser zeit dessen gesint gewesen, darumben auch Hg. Wilhalm die gietlich handlung bewilliget, das nachmalen und ehe die sachen hie bey ksl. und kgl. Mt. und andern fursten in die handlung komen, gietlich handlung bewilliget wurde.

Darumb achten wir auch allweg so vil, weil mir noch hie, auch mit merern gnaden und mit merern abwendung allerlay ungnaden dise sach zu verrichten dann hernach bey andern zu gewarten. Wie aber nun die sachen möchten vertragen werden, achten wir, das durch dise herrn zu erlangen, das der apt und convent daussen belibe bey andern gaistlichen, mit dem die caution und abthueung des costens und interesse, auch aufrichtung der alten ceremonien und, was dem anhangt, auch gefallen were. Zum andern, das H. Johann auß dem closter gewisen und ime, dem apt, sollichs sampt den renten und gülten eingehendigt wurde, doch das der apt ein leibgeding H. Johann gebe, auch einen in das gotshaus setzte, der burgerlich pflicht thun, recht nemen und geben, aller gestalt, wie anderer gaistlichen verwalter bisher thon haben, das er, der apt, auch jerlich meinen herrn zu einem schutz- und schirmgelt, wie von alter her gepreuchig gewesen, raichet, das er, der apt, uns auch zu ewigen zeitten 8 knaben, arme geporne stattkinder, mit einem zimlichen disch underhielte und das euere fursichtige W. dabey vorbehalten wurde, was uff einem reichstag oder nation oder universal comitium erkennt, das sich euere fursichtige W. hierin nichts begeben haben wollten, allain das bewilligen, das euere fursichtige W. ire renten, zinß und gilten frey volgen lassen wollten und uss aignem furnemen und gewalt nit einziechen. Und euerer fursichtigen W. nit zu bergen, haben wir sollichs an den orten, da sich gepürt, so vil verstandts, das mit guten gnaden der röm. ksl. und kgl. Mt., auch andern fursten sollichs zu erlangen sein wirt. Allain beschwert man sich hierin, H. Johann uber 50 fl. leibgeding zu geben. Wir achtetend aber die sachen bis uff 100 fl. zu bringen und die zum höchsten. Darumb euere fursichtige W. bedacht [sic!] und uns mit erstem, das mir die erlichen leut nit aufziechen und, die warlich das uns zu gutem thund, nit zuwider machen, antwurt schreyben. Künthen wir nur etwas noch weitters raußreissen als zu underhaltung der pfarren und schulmaister, an dem soll an unserm möglichen fleyß nichts erwinden. So euere fursichtige W. dergleichen handlung leiden möcht, wie wir uss allen obgemelten ursachen und nach aller handlung, so wir hie sechen und befinden, nit abschlagen wesstend, warten wir von euerer fursichtigen W. dessen befelch1. [...]. Datum Regenspurg, den 12. tag Julij anno 1541.

Anmerkungen

1
 Vgl. Wolfgang Rehlinger und Simprecht Hoser an Bgm. und die Geheimen von Augsburg, Regensburg, 1541 Juli 12, Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. (Ausf.): Ihr Schreiben an Bgm. und Rat von Augsburg. Ermahnung zur Geheimhaltung seines Inhalts nach seiner Verlesung im Rat, dann was daran gelegen, so dise sachen zue frue außbrechen solten, haben euere Ft. auß guetem irem verstandt selben zu ermessen, derohalben auch mit H. Johan Gaboldt noch zur zeit hievon nichts ze handlen sein erachten. Ferrers wollen wir in demselben vertrauen euerer Ft. den grundt unsers bedunkens in diser sachen, so wir ainem ersamen rhat hieneben zugeschrieben, nit bergen. Dann demnach ain ersamer rhat auß den genaden Gottes und guetem rhat sich dhainer der gaistlichen gueter underzogen, wollen uns nit bedenken fürfallen, wahrumb man gegen dem abt St. Ulrichs closter uber so vielfeltig, ernstlich anhalten ain anders, dann gegen andern gaistlichen bschehen ist, suechen soll, bsonder in bdenken der gegenwärtigen leuf. Zum andern, dieweil wir im werk befunden, daß die obgemelt ains ersamen rhats gehabte maß uns hie in ablainong viler widerwärtigen antregen hoh ersprießlich gewesen, ist derselbe gesuechte und erlangte glümph diser sachen halber nit wol zu verlassen. Zum dritten, so hat ain ersamer rhat und gemaine stat deß einkhommens, das dem prelaten noch bevorsteen soll, dhainen nutz. Und dahrumb gemaine stat diser sachen halben von H. Johan Gabold übrigen zerung wegen in grossen last zue begeben, will uns nit gedunken geraden sein. So mag auch davon gedacht werden, als auß dem bemelten unserm schreiben zu vernehmen, das bei unsern widernthailen nit will zuegeben werden, auch schwerlich zu erhalten sein, das ainem conventualen für sein underhaltung so ain namhafte summa einkhommens solle volgen. Es geschihe auch H. Johannem inhalt deß beruefs gleich, wann er erlich und notturftig underhalten würdt. Zuedem allem habend euere Ft. auß gethonem unserm schreiben an ain ersamen rhat auch das zu versteen, das ob man schon dise sach bestreiten und diser zeit in der guete nichts handlen wolt, so hat ain ersamer rhat nit allain die gewisse ongnad auf dem hals, sonder auch zue besorgen, das dise gueter derselben gerechtigkait mit willen ksl. Mt. und deß pabst legaten allhie in ander hendt gebracht, wolhe uns mer entlegen dann der apt sein möchte. Und was wir uns im fall der weyterung in diser sachen zue den stenden unsers thails zu versehen und wie sie dieselben by inen erwegen, das gibt die vohrige handlung, das auch by gedachten stenden der stet sachen langsam gehandelt werden und auf disem reichstag noch dhaine zue endt gebracht ist. So hat man sich hievor guetliche handlong für unsern gnedigen herrn, Hg. Wilhalmen, begeben, derselben ain ersamer rhat auch nit sonderen vorthail zue gewarten. Solte man dann die fürgeschlagen mittel daselben abschlagen, so würdet nichts dann mer ongnad erfolgen. Weß wir nun in derselben handlong eingeen, das blib villeicht also verborgen, das sollichs ainem ersamen rhat by der ksl. und kgl. Mtt. und iren treffenlichsten rhäten, so sich diser sachen jetzo beladen, nit zue so viel genaden und willens geraichen wurdt. Zue dem allem fallet noch ains zu ermessen, das, wa ain ersamer rhat auf so gestreng, vielfoltig anhalten und verwarnen zue nichten zue bewegen sein solt und ob gleich dise gueter als vorgemelt in andere hend nit verändert, doch aber diß erfolgen solt, das dem apt etwan ain genachp[a]rter weltlicher fürst inmassen Hg. Henrich zue Braunschweigk dem stift Bremen zue ainem constructor und schutzherren verordent werden möcht und sich der sachen wolt beladen. Zu was last und widerwillen nun in merlay fällen sollichs hette zue geraichen, das haben euere Ft. gleich uns selb zu ermessen. Euere Ft. wollen auch die hiebey übersendten schriften von etlicher stendt vorhaben weyters dann in ainen ersamen rhat nit lassen außkhommen, dann wir dieselb in gehaim bekhommen und noch zur zeit nit in das werk gebracht ist. [...]. Datum Regenspurg, 12. Julij anno etc. 41. [PS:] Euere Ft. geliebe auch Dr. C[onrad] Hälen, also bald der anhaims khommet, on allen verzug herabordnen.