Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Straßburg AM, AA 496a, fol. 67r–70v (Ausf.); DV v. a. Hd. fol. 70v: Schriben die gesanden uß Regenspurgk, der turkhenhilf, religion und Landenbergks halben gehandelt. Proditum Montag, den 11. Julij anno etc. 41.

Regest mit Ausz.: Winckelmann, Pol. Corr. Straßb., Bd. III, Nr. 198, S. 191–193.

Verweis auf ihr Schreiben vom 17. Juni über die bis dahin geführten Reichstagsverhandlungen [Nr. 754]. Hierauf geben wir euch zu vernemen, das seithär sich zwuschen den stenden baider thail irrung zugetragen, die begert turckenhilf belangendt, namblich das unsere stendt sich nit anderst in beradtschlagung der hilf einlassen wöllen dan unverbindtlich, also wo ein bestendiger frid und gleichmässig recht im reich aufgericht wurde, das alsdann diese stende die beradtschlagt hilf laisten, wo nit, das sie, dieselb zu laisten, nit schuldig sein wölln. Das haben nun die andere stendt nit wöllen eingohn, sondern gewölt, die unsern sollen mit inen radtschlagen und, was das mehrer werde, demselben volg thun. Dweil nun durch allerlei underhandlung, so Hg. Friderich Pfgf. von wegen ksl. Mt. gethon, die sach nit hat mögen zu vergleichung komen und dann auch sich allerlei zweyung zwuschen den fursten der session halb zugetragen und namblich zwuschen Mgf. Georgen zu Brandenburg und Hg. Heinrichen zu Braunschweig, darzu der könig auf den 21. Junij am morgen frue auf der post hie ankomen, den 25. desselben monats vor allen stenden ein furtrag gethon [Nr. 181] und ein eilende hilf begert laut der copeyen, mit A bezaicht, so hat die ksl. Mt. fur gut angesehen, wo sich die stendt nit vergleichen möchten, das sy alsdan jeder theil die eylend hilf sonder beradtschlagen und auch irer Mt. in sonderhait antwort geben sollt, welchs also beschehen, und haben baide thail ir antwort einander zuvor hören lassen. Dieweil die aber nit gleichförmig befunden, hat jedes thail sein antwort der ksl. Mt. in sonderhait auf Zinstag nach Johannis, den 28. Junij, geben laut beder copeyen, mit B und C verzaicht [Nr. 182, Nr. 183]. Und nachdem die chur- und fursten der andern religion der stett bottschaften, so noch irer religion seindt, in aller beradtschlagung außgeschlossen, seindt derselben stett pottschaften verursacht worden, der ksl. Mt. ein aigne antwort zu geben und, das sy also von aller handlung außgschlossen werden, sich zu beclagen laut der copey, mit E bezaicht [Nr. 209]. Hierauf die ksl. und kgl. Mtt. den stenden durch den H. von Nauis und Pfgf. Friderichs cantzler wider ain schrift uberantworten lassen uf Donderstag hernach, den letsten Junij, laut copeyen, mit D bezaicht [Nr. 184, Nr. 185].

Darauf hat man diese tag zu baiden thailen von sollicher eylenden hilf geradtschlagt, und seindt die stendt jhenes thails, wie wir vermeinen, den halben romzug zur eylenden hilf mit gelt zu laisten, willig; dise stendt aber weren, dieselb hilf auch zu laisten, willig, sovere sy ein bestendigen friden und gleichmessig recht im reich erlangen möchten. Derhalben haben sy sich auf gestrigen Sambstag, den 2. Julij, einer antwort verglichen, dorin sy der ksl. Mt. anzaigen, auß was ursachen sollicher frid und gleichmessig recht diesen stenden vonnödten und das sy an [= ohne] dieselben nit wol einich eylend hilf laisten oder beharrlich hilf beradtschlagen mögen. Pitten deshalb, das sollicher frid und recht nachmaln alhie aufgericht. Wo aber sollichs je so bald nit möglich und man der eylenden hilf so nödtig, das dann ir Mt. ain anstandt etlicher jar aufrichten wöll, in welchem die ergangne achten und andere proceß am chamergericht suspendiert und nachmaln von vergleichung der religion oder einem bestendigen friden und gleichmässigen rechten gehandlet werde, so wöll man dieses thails die hilf gleich andern stenden auch laisten. Wie dann dieselbig antwort in schriften verfaßt, aber noch nit abgeschriben, auch der ksl. Mt. noch nit ubergeben ist, aber disen tag ubergeben wurt werden [Nr. 190].

Nun thedt der halb romzug einer statt Straßburg in einfachen solden 20 pferdt und 113 man zu fuß, 12 fl. auf ein pferdt und 4 fl. auf ein fußknecht gerechnet, die 4 monat in gelt 2.664 fl. Wo man aber die ubersöld darzurechnen solt, wurde es uf ein pferdt vast 14 fl. und auf ein knecht 5 fl. ein monat lauffen; das thädt die 4 monat 3.049 fl.

Neben diser eilenden hilf hat man uff unserm teyl von den 3 theologen, so im gesprech gewesen, relation gehört, aber sich unsers theils noch nit endtschlossen. Auf dem gegenthail aber haben sich die churfursten ainer anwort, wie ir aus hiebei ligender copei, mit F bezaicht [Nr. 123] vernemmen werden, endtschlossen, sy ist aber noch nit ubergeben, dan die fursten seindt irer antwort noch nit endtschlossen gewesen, seind aber, sovil wir vernemen, vil under inen, die nichts annemen wöllen, sonder auf den augspurgischen abschid und wormisch edict tringen. Dweil es nun die churfursten auch auf den pabstlichen legaten ziehen, so ist wenig hoffnung einicher vergleichung. So wurt der eusserlich frid on vergleichung der religion auch ubel bestendigklich ze finden sein1. Das haben wir euch also, sovil die reichshandlung betrefft, dienstlicher meynung nit wollen verhalten.

Sovil Christoff von Landenberg belangt, ist die instruction, wie sy zu Haydelberg verglichen und den pfaltzgrävischen räthen alher geschickt, Pfgf. Friderichen und der ksl. Mt. theutschen räthen ubergeben worden, haben aber noch bißhär kein antwort erlangen mögen, dann wie man uns sagt, sei ksl. Mt. sonderlich fur ir person des rotweylischen uberzugs ubel zufriden, dweil derselbig eben der zeit beschehen, do ir Mt. willens gewesen, in das reich h[e]ruffzuziehen. So wir etwas erlangen, soll es euch unverhalten pleiben.

Wir haben auch die supplication, das syndicat belangen, noch nit ubergeben, dweil man kein sambtliche beradtschlagung helt, sonder ein jedes theil sonderlich zu rath geht, auch kein supplicationausschutz gemacht ist worden wie auf andern reichstägen, sonder alle supplicanten bei der ksl. Mt. theutschen rhät ire sachen furpringen, derhalben wir untzhiehär verzogen, ob man den artickel, des chammergerichts reformation und underhaltung betreffen, furnämmen wurde, alsdann diese sach auch furzubringen.

Ofen ist durch des konigs kriegsvolck noch belegert. [...]. Datum Regenspurg, Sonntags frueg, den 3. Julij anno etc. 412.

Anmerkungen

1
 Vgl. auch Jean Calvin an Guillaume Farel, Straßburg, 1541 Juli ca. 6, Herminjard, Correspondance, Bd. 7, Nr. 1008, S. 176–180.
2
 Straßburg informierte Basel über den Inhalt dieses Briefes am 12. Juli, vgl. die Dreizehn von Straßburg an Bgm. und Rat von Basel, 1541 Juli 12, Basel StA, Kirchenakten A 5, fol. 186r–188v (Ausf.).