Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Konstanz StadtA, G 19 (Reformationsakten), fol. 164r–166v (Ausf.); DV v. a. Hd. fol. 166v: C[onrad] Zwick, praesentatum 6. July anno 1541.

Künftiger Umgang mit dem Amt des Stadtammanns.

In der religion hat man am 28. Juny alle prediger gehört. Die habent mersthails ire antwurten deß kaysers buch halben in schrift ubergeben. Und habent alle prediger biß an Bucerum dahin geschlossen, das sy das buch nit annemmen kunden, das inen ouch diser weg zu concordieren nit gefalle. Hernach wurt von den stenden ouch darvon geredet werden. Es hat aber danebent Bucerus sich alles verdachts, der uff inn gefallen, erbarlich entschuldigt, das menigklich spuren mag, das er die sach nit untruwlich maint, sunder allain daruff sicht und arbaitet, wie das evangelium ouch by anderen usgebraiteret möchte werden, felt es aber an den mittlen, soll er darumb nit verdamet, sunder andere gottesgaben in im erkent werden. Wir haben warlich unzalbar ursachen, Gott zu loben und ime in rechter frumkait danckbar zu sin, das er den predigern so ain glichen, ainhelligen sin gegeben hat, das er ouch diß wunder gewurckt, das die sachsischen prediger ir mainung im artickel des sacraments also erclert und erlutert habent, das wir und andere kirchen kainen billichen mangel an inen haben mögent. Gloub ouch, es werdint vom Philippo und andern bald schriften usgeen, deren sich bißher nit versehen. Gott verlich uns gnad, das wir sine guthaten in rechter warhait erkennent und sinen zorn entsitzint.

Die turckenhilf ist beratschlagt, also das die protestierenden stend zu ainer ilenden hilf den vorigen doppelromzug zum halben thail, das ist 24.000 zu Fuß und 4.000 zu roß bewilligent, trifft uch 6 pferd und 72 man. Dise hilf soll 4 monat lang weren, doch nit anderst dann das zuvor frid und recht uffgericht werde, item, das solche hilf an gelt oder luten möge gelaistet werden, doch denen bevehlsluten, die von disen stenden verordnet. Und wiewol alle stett und etlich fursten sich der unmessigen anlag hart beschwert, habent sy doch dieselben jetzt umb gegenwurtiger not willen on ainiche ringerung bewilliget, mit dem anhang, sich on die ringerung in kain beharrliche hilf inzulassen. Söllichs hab ich von uwer und dern von Lindow wegen nit bewilligt, sunder wurd darwider protestieren und supplicieren. Ich laß mich ouch des gegen etlich offentlich vernemmen, das die baid stett bedacht syent, derhalben des fiscals process zu gewarten und zu erfaren, ob man sy wyther, dann ir vermogen ist, tringen welle1. Die anderen churfursten und fursten haben nit mer dann halb so vil als wir bewilliget und der ringerung dißmals ouch geschwigen. Die anderen stett haben ouch nit mer bewilliget.

Wann uwer anzal on die ringerung gerechnet, wurt sy uff 1.440 fl. louffen. So nun der frid und gliches recht erlangt, will ich on die ringerung nit willigen. Und ob es sich dann zutruge (wie ubel zu besorgen), das man sich bewegen welt lassen, die hilf on den friden zu laisten, dorin will ich abermals nit gehellen und allen menschlichen vlis furwenden, den uncosten dis richstags zu gewinnen. Die ksl. Mt. hat bemelte dryg antwurt in irer beratschlagung, aber daruff noch nichts gehandelt.

Die kgl. Mt. hat nuwe zitung verlesen lassen, das die zwen wascha vor etlichen tagen by 18 mil under Offen ankommen uff dem wasser und land, seer wolgerust und kuntschaft vorhanden sye, das der turckisch kayser, aigner person anzuziehen, willens sye. Wo nun dise ding one grund sind, ist es wol zu erbarmen, das unsere oberen so schimpflich und betruglich handlent, sind sy dann warhaftig, ist es vil mer erschreckenlich, das man des ainigen unfeligen ratschlags so gar vergißt. Niemand gedenckt hier ainichs gebetts, vil minder der besserung. Es wirt alles in den wind geschlagen. Derhalben wolle euere W. dester vlissiger und yfriger sin und, was von andern versumpt wirt, erstatten. Es sind uß Pommern aber schriben kummen, das jetzo dem fursten dryg stett zu grund verbrennt sind, do nit ain hus uberpliben. Die vierdt ist schier zum halb thail verbrenndt und sunst andere angesteckt worden. Es syen syder Quasimodogeniti [1541 April 24] ob den 50 mordbrenner gefangen und zum thail gericht worden, bekennen von gelt, aber nie all woher. By ainem irem houptman sind ungefar 100 taler gefunden, der hat sich aber zu tod pinigen lassen und nit bekennen wellen, von wem ers empfangen.

Euere W. lasse ir dise erschreckenliche ding umb Gottes willen zu hertzen gen. Es hilft kain huten noch wachen one Gottes gunst, sehent mit hochstem vlys, das ir denselben Gottes gunst erlangint, wartent nit, biß uch ain rad uber den buch gat, schryent und besserent uch by guter zit, dann ir wissent warlich nit, zu wölher stund der her kummen wirt, er wirt aber nit ußbliben. Gott mache uwer erkantnus lebendig in uch und bringe uwer wissen in das werck und die that, das andere ab uwerm exempel ouch gebessert und mit uch den lieben Gott lobind und prisind.

Ich hab by ainem von Zurich, welher vorgestern von hinnen geritten, euerer W. dise mainung zuschriben wellen, so hab ich erst necht abends by H. Jacob Sturmen rats pflegen können.

Der usstand voriger turckenhilf, davon in minem jungsten schriben, hat kgl. Mt. nit begert.

Mir ist in il ain bott gen Auspurg an die hand gestossen und schrib daneben ainem, dise brief by aigner pottschaft von dannen uß euerer W. zuzuschicken. Dem botten wellend sines lons entrichten. Datum Regenspurg, den 30. Junij anno etc. 1541.

[PS:] Zu Prag ist nit allain das schloß, sunder ouch der Rutschan, ist ain thail der statt, verbrunnen.

Anmerkungen

1
 Vgl. die protokollarische Notiz, Konstanz StadtA, G 19 (Reformationsakten), fol. 665r: Eintreffen eines Schreibens Kg. Ferdinands am 3. September 1541. Auf Konstanz entfallen nach der Reichsanlage: 3 Reiter und 36 Mann zu Fuß. Für einen Reiter monatl. 12 fl. und für einen Fußknecht 4 fl., macht für einen Monat 180 fl., für 2 Monate 360 fl., für vier Monate 720 fl. Der Rat hat beschlossen, die geforderte Anlage nicht zu leisten, sondern abzuwarten, ob der Fiskal einen Prozess einleitet. Wenn dies geschieht, soll die Anlage geleistet werden. Die von Lindau haben angefragt, wie sich Konstanz auf die kgl. Forderung hin verhalten wolle. Man hat ihnen wie oben skizziert geantwortet.