Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Marburg StA, PA 587, fol. 27r–30v (Reinkonz.).

Regest: Lenz, Briefwechsel, Bd. III, Kap. I, G, Nr. 9, S. 114.

Bestätigt den Empfang der Briefe Feiges vom 19., 20. [Nr. 764] und 21. Juni [Nr. 769]. Hat daraus entnommen, was gestalt Pfgf. Fridrich von wegen der röm. ksl. Mt. die geteilte proposition der begerten turckenhilf declarirt und begert hat, das gemeine stende des reichs zusamentretten und sich einer sambtlichen antwurt der turckenhilf vergleichen wolten, was gestalt auch Pfgf. Fridrich volgents in unsers tails rath erschienen, noch ernstlicher angehalten, mit vormeldung, das sich di andern stende gern mit unserm tail einer einhelligen meinung entschliessen wolten und was darauf vor ein antwurt von [unsern] stenden bedacht und Pfgf. Fridrichen widerumb [gegeben?] worden sey etc.

Sovil nun solch turckenhilf belanget, haben wir aus deinem schreiben di ursachen, warumb nicht uff die geringe, sondern uff ain beharliche hilf zu dringen und zu arbeiten sein solt, vorstanden, welchem deinem bedencken wir zufallen. Drumb so wollest di sachen dohin befleissigen, das man uff der beharlichen hilf bestehe, doch das a die nit zu hoch angelegt–a, auch nichtsdestoweniger dahin gedrungen, das man in dieser beharlichen hilf gantz niemants ubersehe, auch nit den adel oder di grossen hendler und sonderlich, das der mererteil uff die gaistlichen geschlagen werde und das man zuvor allen dingen eines bestendigen fridens der religion halben und gleichmessigen, unpartheischen und unvordechtigen rechtens am camergericht, eher dan man einich hilf bewilligt oder leiste, vorgewisset und vorsichert werde. Lasse auch dich bneben den andern unsern mitvorwanten sambtlich in offentlichem reichsrath vornemen, das wir dises bewilligen noch dieselbig leisten konten, wir seien dan zuvor eines bestendigen fridens und gleichmessigen rechtens vorsichert und vergewissigt, b dan wir konten nit innerlich krig haben und auswendig hilf–b. Und uff den fall, do wir dieser ding des fridens und rechtens gesichert, so soll und wurde dises tails in bewilligung und laistung der beharlichen oder anderer hulf nichts erwinden.

Damit auch der eusserlich fride so vil eher und wircklicher folge, so hencket c den mererteil der–c churfursten, Hg. Othenrichen, d auch di Bff. Munster, Wurtzburg–d und, wer sunstet dartzu neigung tragen magk, an euch und dringet mit denselbigen uff den eusserlichen friden. Do sich auch etzliche stende unserer part ab etzlichen conditionen desselbigen fridens wolten schwer machen, so undersaget denselbigen, das sie nit zu hart halten in denen dingen, welche nit widder Christum, sonder also gethan seyen, das sie uns, diesem teil, zu leiden und mit Got einzugehen stunden.

In gleichnus mustu auch bneben den andern [dafür sorgen], e dweil der [jegenteil?] mit dem uberstymen oder ubermeren umbgehet–e, wan ir beneben[oder mit] dem papistischen tail der turckenhulf halben samptlich antwurt gebet, das ir euch alsdan zu nachtail vom papistischen tail nit uberstimmen noch ubermeren lasset, sondern euch deshalben gnugsam bedinget und offentlich betzeuget, das wir dieses tails, als vorberurt, one vorwissigung fridens und gleichens rechtens in kain hilf bewilligen ader vorstehen konten etc. f Und so jener teil daruber furtfurhe, ein samptlich antwort, dweil di stimen des merern, zu geben, das dan ir, di protestierenden, ein sonderliche antwort gebet–f.

Was betrifft die zwuschen Hg. Ulrichen und denen von Eslingen schwebende irrung, haben wir aus deinem schreiben vorstanden, was du und Dr. Philips Lang deshalben miteinander geredt. Daruff ist unser mainung, das du aus diser sach ad partem mit den sechssischen churfurstischen und H. Jacob Sturmen redest. Und do euch Dr. Philipsen bedencken nach bedeuchte, das di schickung, so man deshalben an Hg. Ulrichen zu thun furhat, nicht ersprieslich sein solt, so wüsste er keinen anderen Weg, die Loyalität Hg. Ulrichs zu erhalten, dan das gemeine stende unserer vor[ein] ein zimlich gelt zusamenlegten, doran dan unsers tails nichts erwinden soll, dasselbig gelt Hg. Ulrichen fur den abtrag, daruff er so steif haftet, unterm schein und namen dero von Eslingen reichten und das man darnach uff ain gleichmessig recht, dardurch diese irrung, so unentscheiden pleben, geortert wurden, gedechte.

Die gewünschten Kopien der Konfirmation der wetzlarischen und helmarshausischen Tausch- und Pfandbriefe wird er, sobald er nach Kassel kommt, zusenden.

Dr. Siebert von Löwenberg hat ihm brieflich mitgeteilt, dass Hg. Heinrich von Braunschweig ihn bei einigen Ständen seiner Religionspartei, auch bei anderen verleumdet 1. Soll die Kopie dieses Briefes, weil es auch ihren Herrn betrifft, den kursächsischen Gesandten mitteilen und mit ihnen darüber beraten, ob man sich deshalb mit einer Gegendarstellung an den Kaiser wenden soll. Falls man sich für eine Eingabe an den Kaiser entscheidet, soll er anzeigen, wir hetten vormals umb verhöre g zu vilmalen–g gepeten, welche wir auch noch wol leiden möchten, und stund unser vleissigs bitten, das di ksl. Mt. unparteische commissarios in dieser sach verordente. Vor denen wolten wir erscheinen und unsere dinge verhoffentlich gnugsam darthun, inmassen wir dan albereit unser beweisung zum tail irer Mt. rethen etc. vorgetragen, mit weitherer vormeldung und einfurung dero dinge, so dich bequemlich und, vor uns dinlichen zu sein, beduncken. In sonderhait aber halt umb die commissarien h ad perpetuam rei memoriam–h hart an, dann es unser notturft also erfordert, damit diese ding ad perpetuam rei memoriam abgehört und in schriften verfast werden.

Soll auf Beantwortung der an den Kaiser gerichteten Eingaben in Sachen Brandstifter, Trott und Hg. Wilhelm von Braunschweig dringen und über die ksl. Antwort berichten.

Über die vom Sekretär des Gf. von Hoya angezeigten Reiterwerbungen Hg. Heinrichs von Braunschweig im Stift Bremen wird er Erkundigungen einziehen.

Es wirt dich Aitinger einer sachen, betreffend ein person, so man stets am keyserlichen hove halten solte, berichten2. Dieselbig mainung höre an und, dweil sie uns nit misfellet, so trage sie gemeinen unsern ainungsverwanten stenden also fur und besehe, ob du sie dartzu persuadiren konnest. [...]. Datum Fridtwalt am 27. Junij anno etc. 41.

Anmerkungen

a
–a  Marg. nachgetr.
b
–b V. a. Hd. marg. nachgetr.
c
–c V. a. Hd. marg. nachgetr.
d
–d V. a. Hd. marg. nachgetr.
e
–e V. a. Hd. marg. nachgetr.
f
–f V. a. Hd. marg. nachgetr.
1
 Vgl. auch Siebert von Löwenberg an Lgf. Philipp von Hessen, Regensburg, 1541 Juni 16, Neudecker, Merkwürdige Aktenstücke, Nr. LIII, S. 264–267: Dank für das landgräfliche Angebot von Schadensersatz meines unfalls wegen zu Franckfort. Diensterbieten. Loyalitätsbekundung. Vertrauliche Mitteilung des Kanzlers der Stadt Köln, mit was losen eiteln und geferbten Practiken Hertzog Hainrich von Braunschweigk schier bei allen Stenden, die sich der alten Religion nennen, umbgangen e. f. g. zu uerunglimpffen und sich schön zu machen, wie er der Kopie einer von Hg. Heinrich einigen Städten übergebenen Schrift entnehmen kann. Aber sobald Ichs Innen worden, bey denselben Stetten die sachen der massen vnderlauffen, das sie solcher seiner tuckischen Practicken nicht allein gueten bericht Ingenommen, und nichts doruf geben, Sunder auch Ime das verhor, weitter berichts weiß mit Inen daruff zu handlen, abgeschlagen. Verhoffen gleichfalls durch mitel des Grauen von Manderscheitz Ins werckh zu bringen, das Ime auch vnuerhindert des Bischofs zu Maintz weniger nicht In der Churfursten Rath begegnen soll. Dann Colln des Vornemens bericht, So wurden auch die Pfaltzgreuischen Ime daruß grossen glimpf schwerlich zumessen, Mit Brandenburg hats seinen bescheidt, Trier wurd den anderen beuorab e. f. g. zu guetem auch volgen, ebenso Kursachsen und die Mehrheit der religionsverwandten Stände und derohalben wenig zweifeln er werd auf ein ortt sovil als uf den anderen vnd eben das erlangen, das er sich dadurch Je lenger Je mehr in verdacht würckht, vnd on e. f. g. Zuthun, das dann die Recht straff ist, menigklichen bekannt machen, wie furstlich, eerlich, ufrichtig vnd menlich er gehandelt vnd zu handeln gesinnet. Mit dem von Navis haben ich e. f. g. mir gethanem bevelch nach der sach als E. f. g. bewußt gerett vnd befunden denselbig willig, hab aber noch zur Zeit mit Ime nicht entlich beschlossen, Sobald solchs beschehen, will e. f. g. ich dasselb zuschreiben. In der Goßlarischen sachen felt gute vertrostung, hoffen es soll noch alles zum besten veredt werden. Gerücht, dass der Hg. von Jülich von den Franzosen in Franckreich verhalten werden solle, die gesanten wollen aber nichts darumb wissen. So khan ichs auch vor warhait nicht halten, dann es ein unerhort dingk sein wurde. Keine Nachrichten von Ofen, nur Ankündigung der Ankunft Kg. Ferdinands am kommenden Montag [1541 Juni 20]. Datum Regensburg Donnerstags 16. Junii anno 41.
g
–g V. a. Hd. marg. nachgetr.
h
–h V. a. Hd. marg. nachgetr.
2
 Vgl. Sebastian Aitinger an Lgf. Philipp von Hessen, Regensburg, 1541 Juni 19, Lenz, Briefwechsel, Bd. III, Kap. I, G, Nr. 4, S. 107: Zum andern, weil sich die sachen zwuschen der ro. kais. mit. und E. f. g. uß sondern Gottes gnaden zur freuntschaft und guter ainigkeit geschickt, so hat mir dasselb ain nachgedenken gemacht, wie söllicher gnediger will, freuntschaft und ainigkeit wurklich und lang bestendig beleiben, auch gemert werden möcht. Und ist derhalben meiner torheit zugefalhen, das gut sein sollt, das E. f. g. ain vertrawete person fur und fur an dem kaißerlichen hoff erhielt, wölliche person jeder zeit alles abwenden kont, das etwan E. f. g. zu nachteil und zu minderung dieser gemachten freuntschaft raichen, practiciert oder furgenomen werden möcht. Dieselb vertrawet person kont auch nicht allain zu dem, das E. f. g. person belangt und derselben zu wolfart komen möcht, furdern, uff alle practicen, auch kuntschaften und anschleg merken, sonder, was fur beschwerungen auch den ainungsverwanten sollten begegen [so], darinnen möcht sy auch guten rat und furderung schaffen. Und ich acht, das die stende, wie sie dann auch vormals dazu geneigt gewest, nicht beschwerung haben wurden, ain solliche person an dem hoff zu erhalten. Dann gesetzt, das auch schon ain bestendiger freier friden hie geschlossen und gemacht werd, so wurd man doch staits [so] leut finden, die nichtsdesterweniger unsern tailn anfechtigen, beunruwigen, beschweren und söllichen friden zu irem vorteil ziehen werden. Denselben kont ain solliche person iderzeit mit irem gegenbericht begegen und darinnen beste furderung thun. Das zaig E. f. g. ich undertheniger mainung uß meiner ainfalt im besten an, dohin es mir auch E. f. g. (bitt ich underthanigklich) versteen wöllen, und sonderlich auch uß dißer ursach: do E. f. g. aines sollichen bedacht sein wurden, das E. f. g. hiezwuschen und dem ußgang des reichstags ainer sollichen person nachzudenken wissen. [...].