Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Weimar HStA, EGA, Reg. E 141, fol. 161r–163v (Ausf., eighd., teilw. chiffr. 1); DV v. a. Hd. fol. 163v: Was Morletus uff der wiederrais von dem landgraffen verstanden etc. Philippus sein bedencken uber das buch hab gestalt, davon er summarie außzug thut schicken etc. Item, warvon er Dr. Bruck hab geschrieben etc. Ant[wort] darbey.

Eueren kfl. Gn. weiß ich in unterthenickeit nicht unangezeigt zu lassen, das 〈der Moreletus〉 vor zweien tagen wider anherkomen und mier angezeigt, das ehr nicht ferne 〈von Nurmbergk beim landgraven itzt auf der widerraiße geweßen und von seinen fstl. Gn. vormargkt und vorstanden, das seine fstl. Gn. zu der handlunge mit Franckreich nicht genaigt〉, auß ursachen, das ehr mit 〈der ksl. Mt. in handelung stunde, und, wie er, der Morelet, besorgete und vormargkt, so mocht villeicht solch handelung bereit beschlossen sein. Es het sich der landtgraff vornemen lassen, das sein fstl. Gn. sich vhast ungerne in solch handelung eingelassen, were aber darzu vorursacht, das sein fstl. Gn. in irer bewusten sachen2 keinen trost vormercken mugen〉 und, wie mich bedunckt, 〈so ist gemelter Morilet etwas trauriger geweßen dan zuvorn, sagt auch, das ime der landgraff darneben vortreuliche antzeige, die er dem konigk vormelden solt〉. Darumb mochte ehr villeicht nicht fast lang alhie vorzihen, wiewol ehr des noch nicht entlich entschlossen. Und ob ime euere kfl. Gn. ichtes bevelhen wolten, das wolte ehr treulich und vleißig außrichten etc.

Ferner weiß eueren kfl. Gn. ich in untertenikeit nicht zu bergen, das, sider die sachen der turckenhulf vorgenomen, von der religion nichts gehandelt noch derselbigen gedacht ist, allein, das die fursten und stende diesses teils sich entschlossen, von der handlung zu unterreden und zu ratschlagen, was der ksl. Mt. auf das buch mochte zu antworthen sein, welchs sich aber bißher vorzogen. Und wan es gleich vorgenomen wirdet, so lest es sich alßo anfahen, das wol ezliche tag auf solche unterrede gehen werden, dan die theologen, so noch alhie seindt, fast alle haben ganz kein lust noch willen zu dem buch, auch zu den ersten artickeln, die nicht so hoch streitig. Und hath Mag. Philippus sein bedencken lateinisch gestellet3, welchs auch einen sumarie bericht der handlung begreift. Das thu eueren kfl. Gn. ich hiemit untertenigst ubersenden, den es in der eil nicht mogen vordeutscht werden. Und wirdet sich mein gnediger her von Anhalt und wier andern, obgleich, von den sachen zu reden, angefangen wurde, in kein entliche antwort noch schlus einlassen, biß euerer kfl. Gn. bevelh und bedencken auf das zugeschickte buch und handlung vornomen wirdet.

Und als euere kfl. Gn. in nechstem irem schreiben unter anderm melden, das sie kein gefallens gehabt, das ich derselbigen das buch und artickel nicht vorlengst zugeschickt, als bitte ich untertenigst, mein entschuldigung gnedigst zu vormercken. Und ist eigentlich und gewißlich wor, das mier unmuglich geweßen zu derselbigen zeit, solch buch und artickel abschreiben zu lassen, dan der H. Granuell hath alwege den gebrauch gehabt, das ehr das buch aufs hauß bracht und widerumb dodannen nach der unterrede mit sich genomen oder nemen lassen, allein einmall heth es sich zugetragen, das ehr das buch liegen lassen, habe ichs zu mier genomen und die titel in eil aufgezeichent, die auch eueren kfl. Gn. zugeschickt worden und dornach alsbaldt das buch wider uberantwortet, welchs magistro Philippo allenthalben wol bewust und mier des, auch was ich sonsten mermals treulich und im besten erinnert, im gesprech der sachen wol gewarzunemen etc., zeugnus geben wirdet, den es haben sich die ding seltzam zugetragen. Und wolten es euere kfl. Gn. gnediglich darvor achten und halten, do mier muglich geweßen, solche abschrift zeitlicher zu erlangen, ich wolte daran nichts haben erwinden lassen. Und bit derwegen, euere kfl. Gn. wolten mich dißfals gnedigst entschuldigt nemen, dan ich wolte je nicht gerne einigen vleiß, muhe oder arbeit sparhen in allem dem, so eueren kfl. Gn. zu gnedigem gefallen gereichen mochte, vil weniger ichtes thuen oder unterlassen, darob euere kfl. Gn. einiges mißfallen schopfen mochten etc. Ich habe auch vor wenig tagen meinem gunstigen, hern Dr. Brucken, geschrieben und gebethen, mier bei eueren kfl. Gn. forderlich zu sein, das, wan die religionshandlung zu end bracht, wie sonder zweifel in kurz geschehen wirdet, euere kfl. Gn. mier widerumb gnedigst anheim erlauben wolten, wie ehr meines vorhoffens solche vorbith bei eueren kfl. Gn. wirdet vorgewandt haben. Und ist derwegen auch mein untertenigst bieth, euere kfl. Gn. wolten in gnedigster betrachtung des vilfaltigen reißens sich hierauf mit gnedigster antwort gegen mier vornemen lassen und dießes meines schreibens kein ungnedigs mißfallen haben. [...]. Datum Regenspurg, den 23. tag Junij anno domini 15414.

Anmerkungen

1
 Die chiffrierten, marg. v. 3. Hd. dechiffrierten Stellen sind in spitze Klammern gesetzt.
2
Anspielung auf die Bigamieaffäre Lgf. Philipps von Hessen.
3
 Vgl. Corp. Reform. IV, Nr. 2278, Sp. 413–419 (lat. Fassung) und Ganzer/Zur Mühlen, Akten, Bd. 3,2, Nr. 190und 191, S. 538–542 und S. 543–547 (lat. und dt. Fassung).
4
 Vgl. Kf. Johann Friedrich von Sachsen an Franz Burchard, Torgau, 1541 Juni 28, Weimar HStA, EGA, Reg. E 141, fol. 177r–178r + 184r–184v (Ausf.): Hat seinem Schreiben vom 23. Juni entnommen, was dir der Moreletus fur bericht gethan, das ime zur antworth gefalle. Nun muß man es gescheen lassen und den dingen zusehen. Unser hergot wirdets wol schicken. Das von der relligion weither nichts gehandelet, glauben wir wol und, wan allain die turckenhulf nach gefallen erlangt wirdet, so wurde man baide relligionsach und den friden wol anstehen lassen. So gefelt uns auch des Philippi bedencken, darin er sich der gesprechshandellung halben stadtlich erclert und unverholen ausdruckt. Wir begern aber, du wollest uns durch dein negstes widerschreiben zu erkennen geben, wie solchs bey dem Philippo verursacht ist worden. Das wir dir negst geschrieben und zu ungefallen vormerckt, das du uns nit zeitlich uberschickt ader die substantz zu erkennen geben hast, dieweil man sich neben dem artickel der justificacion noch dreier furnemlichen puncten im gesprech vorglichen solte haben, warauf dieselben rueten und stunden, ist aus deme bescheen, wie du aus unserm schreiben vernomen. Dan dieweil berurter artickel von der justificacion, wie er im buch steet, ist umbgeschrieben und uns davon ein copey zugesandt, so hette es der andern dreier artickel halben auch sollen bescheen können, zuefurderst, dieweil doch das buch ainmalh liegende plieben und du dasselbe erlangt und die capita herausgetzogen. So hadt der von Anhalt, die rethe und du in vorigem schreiben gebetten, das wir uns unsers gemuts furderlich ufs buch wolten lassen vornhemen, und uns ist doch darbei nit geschrieben worden, ap es eben die artickel weren, wie sie im buch stehen, deren sich man von erbsunde, vom freien willen, vom glauben und wercken vorayniget. Und wusten es noch nit, wo wir es nit aus der itzigen des Philippi antwort verstunden. Dieweil es aber den vertzugk haben kan, das wir des Martinj und Pomeranj bedencken auch hören mugen, wie wir inen dan geschrieben, so hadt es nu dest weniger mangels. Das haben wir dir nit pergen wollen. Datum Torgau, Dinstags nach Johannis Baptiste anno domini 1541. [Zettel:] Seine Bitte um Erlaubnis zur Heimreise. Aus seinem letzten Schreiben werden Dolzig, Pack und er entnommen haben, warumb wir euch dreien nit erlauben kondten, dan fur ains, so weiß man auch nit, was der kaiser mit der relligionsach machen wil, zum andern, so hastu nu bekenthnus bey dem Granwelh und andern, mit denen ye tzu tzeiten lateinisch und je tzu tzeiten vortreulich gehandelt muß werden. Zuedem, das auch gnanten baiden rethen zue schwer fallen wolt, alle brief und bericht selbst an uns zu stellen. Darumb wollest deins vortziehens halben gedult tragen.[...]. Datum ut supra.