Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Weimar HStA, EGA, Reg. E 140, fol. 303r–306v (Ausf., eighd.).

Euerer kfl. Gn. schreiben, des datum Schneberg Sontags Vocem iocunditatis [1541 Mai 22], hab ich underteniclich entpfangen und daraus vernomen euerer kfl. Gn. antwort und bedencken der artickel, davon der lantgraf sich mit mir underret gehapt. Nu werden euere kfl. Gn. nach ein schreiben von mir bekommen [Nr. 668] und daraus verstanden haben, waß der gellerischen sach halb mir ferner und weiter vertreulich angezeigt ist. Aber uf solch euerer kfl. Gn. schreiben fernern, undertenigen bericht zu tun, wil eueren kfl. Gn. a ich underteniclich nit pergen, das der lantgraf sich noch vornhemen lest, in der religion standhaftig zu bleiben und in nigsts [sic!], das wider Got und gewissen ist, zu entweichen. Es hat mir auch der hessisch cancler in dise stunde gesagt, das der–a lantgraf in dem, was die theologen dis teils nest in etlichen artickeln ubergeben, wy dan eueren kfl. Gn. durch meinen gnedigen herrn von Anhalt und ret zugeschickt worden, nigs wolt grublen lassen, es wer der lantgraf auch verwarnt, das ksl. Mt. nach seiner fstl. Gn. schicken wurd, were es nu darumb, das seine fstl. Gn. der artickel halb etzwas ferner handeln solt, weren seine fstl. Gn. nit bedagt, dasselb anzunhemen.

Was aber den lantgraven die ding, b davon eueren kfl. Gn. ich hivor geschriben–b, mit mir zu reden mag verursagt haben, kan ich nit so gar wissen. Mich duncket aber, es sei nit ubel gemeint und sonderlich Güilichs halb. Dan Flato1 hat der berigt vil, die mit des lantgraven anzeig zustimmen. Op das vertrauen der ksl. Mt. gegen Hessen oder Braunsweig groesser sei, ist wol abzunhemen, was ir Mt. Braunswig vertrauen kun. So sagt man, es haben die keyserischen mit dem lantgraven Gellern halb gehandelt und, do der lantgraf in nigs willigen noch sich begeben wollen, sei ihm gesagt, bei Wirtenberg hab er vil getan und das umbsonst, darumb er auch nit vil danck hab. Worum seine fstl. Gn. bei dem keiser nit tuhen wolt, der ihm wol lhone und sein dinst mit genaden in vil weg vergelten kun etc. Ader [= Aber] wie ich vom lantgraven verstanden, auch eueren kfl. Gn. hivor geschriben, wel er sich nit vermugen lassen.

Das sich das gesprech ader der religionhandel dermas, wie es der lantgraf vermutet, nit gestossen und was darin ferner ergangen, haben euere kfl. Gn. aus den berichten, so mein gnediger herr von Anhalt und die ret semptlich eueren kfl. Gn. getan, an zweifel vornommen. So ist gewis, daß der lantgraf dem Philippo die anzeigung, wie mein schreiben vormag, getahen. c Und clagte der lantgraf des Philippi cleinmutikeit nit, sonder clagt mher den Putzer, der ihm in allen dingen nit gefil, bedachte auch derehalb not sein, das Philippus die andern theologen zu sich zihen und von denen desta mhe trostes haben, auch der Putzer desta mhe scheu gewinne, den Philippum mit seinen opinionibus zu hart zu dringen, dadurch etwa Philippus desta cleinmutiger werden moegt. Doch haben numher euere kfl. Gn. verstanden, was ksl. Mt. gemut der theologen und comunicirung der religionhandlung ist und das Philippus mhe zu herte dan zu linde beschuldigt wirdet. Der almechtig Got well es zu seinem lob schicken–c.

Was auch der lantgraf hivor der buntnus halb angezeigt, das die, wo man uf einen friden schlissen wurd, gegeneinander ufgehoben ader das, die beide in ein buntnis zu bringen, moegt gehandlet werden, halt ich werlich, das der lantgraff nit wol wurd haben koennen anzeigen, wie beide buntnis unvorglichen der religion in ein konten bragt werden. Hab deß auch nit weiter von seiner fstl. Gn. hoeren gedencken. Kompt es aber weiter zu reden, wil ich gern und mit fleis daruf gehen, seiner fstl. Gn. bedencken darin zu vornhemen. Was meinen gnedigen herrn von Guilich anlangt, wissen seiner fstl. Gn. rete guten und bestendigen berigt wider die verunglimpfen, so man seiner fstl. Gn. der meilandischen heirat halb gern uflegte. Ich verstehe auch, das die guilichischen den gellerischen berigt ad partem fast der merer curfursten, fursten und derselbigen botschaften und reten getan und bei Peyern, auch andern dermassen antwort bekommen, daran sie wol zufriden. Und sagt Flato, dem ich vortreulich berigt getann von dem, so an mich gelanget, daß er der ding in gleichnis auch berigt entpfangen, het seinem hern geschriben, wolt auch weiter schreiben. Sagt auch, wan die keiserischen gleich von crig reden, so sey es ein trotz etc.

Der wailsache [= Wahlsache] hat der lantgraf weiter nit gedagt und haben euere kfl. Gn. gute bedencken darin, wirdet sich der lantgraf etzwas weiter derhalb vernemen lassen, sol es doch eueren kfl. Gn. unverhalten sein. [...]. Datum Regenspurk, Mitwoch nach Exaudj im 41.

[Zettel:] Auch, genedigster curfurst und her, vermerck ich aus etzlicherd der denischen rete bericht, das die handlung Pfgf. Fridrichs anfoderung von wegen derselbigen gemahel sich gar stoesset, dan Hg. Fridrich sol etwas ein heftig suplicacion an die ksl. Mt. zu des kuniges vermeinte anmassung gestelt und die foderung allein uf die kron Dennmarg e und Norweden [sic!] und–e herzogtum Holstein und Schleswig, also das seinen fstl. Gn. land und leute eingereumbt werden soln, angestellet haben. Daruf aber die geschickten des kunigs kein handlen warten woln, ires hern gelimpf angezeigt und sich zu der kgl. Wd. ferner verantworten erbotten. Und wirdet also in der sach hir wynig koennen ausgericht werden, dan die denischen berichten, das sie etwa Kg. Cristiern verschreybung haben und in copien ubergeben, das derselb sich zu zeit, do er Kg. zu Denenmarck worden, verpfligt, verschriben und eidtlich betzeugt, das, wo der soene haben wurd, auch die reich Denmarck, Nerweden [sic!] nit uf sein soene zu bringen understehen, sonder den reichen darin ire freye wale lassen wolt. Es hetten auch die denischen so vil exempel angezeigt, wo die reich erpkunichreich weren, das Hg. Fridrich von wegen seiner fstl. Gn. elder vatern ein neher erb dan derselbigen gemahel darzu gewesen und weren die ding aller zu schreiben vil zu lang. Und sovil ich vermerck, wurde Hg. Fridrich durch euerer kfl. Gn. und des lantgraven handlung wol etzwas stadtlichs zum heiratgut bekommen haben, das nu wol swer zu erlangen sein wart.

Sovil die yrrungen mit Denmarck und den Burgundern antrift, ist kein vortrag durch den von Lunden nach sonst ufgericht und man handelt hir von einem anstandt uf drei monat. Und wiewol die denischen, den anstandt anzunemen, wie kortz der ist, auch nit wegern woln, so hat man sich bisher nit vergleichen koennen, wan der anstandt angehen und ausgehen soll. Dan die denischen wollen einen gewissen termin und zeit haben, so schlagen es die keyserischen also vor, wan diser reichstag sich endet und der abschidt von ksl. Mt. gemagt und gegeben, so soln die drei monat angehen und der fride die zeit als drei monat darnach weren. Aber die denischen wollen, als ich vormerck, daran nit, sonder ein soliche zeit haben, das nit allein in des keisers handt, sonder also stehen, das Denmarck auch wis, wan der aus- und angehet. Daruber ist noch der streit. Was weiter mir angezeigt wirdet, sol eueren kfl. Gn. auch unverhalten bleiben. Und wolt solchs eueren kfl. Gn. auch nit bergen. etc. Datum ut supra.

Anmerkungen

a
–a  Marg. angestr.
b
–b Nachgetr.
1
 Johann von Vlatten (ca. 1500–1562), Rat und Reichstagsgesandter Hg. Wilhelms von Jülich-Kleve-Berg.
c
–c  Marg. angestr. Dazu Notiz v. a. Hd.: Nota: Philippi kleinmutigkeit.
d
 Nachgetr.
e
–e Nachgetr.