Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Dresden HStA, 10024 GA, Loc. 10183/04, Regenspurgischen Reichstags, Religion und andere Händel vermöge einer hierbey [...] Anno 1539–1547, fol. 480r–483v (Konz.).

Eueren fstl. Gn. geben wir zcu erkennen, das heut dato in gemeinem radt der eynigungsvorwanten stende gehandelt worden ist von etzlichen beschwerung, die Hg. Ulrichen von Werttemberg am cammergericht begegenen sollen in deme, das seine fstl. Gn. erbotig gewest, einen aufferlegten eydt zcu Gotte zcu schweren, aber das camergericht an deme nicht gesettiget sey, sondern haben wil, das solcher eydt zcu Got und den hayligen soll geschworen werden, welchs der Hg. von Werttenbergk und auch die eynigungsvorwante stende der augspurgischen confession zcuwidder geachtet und derwegen inhalts beyligender copey an die röm. ksl. Mt. supplicirt [Nr. 246], welche supplicacion auch heut dato Pfgf. Friderichen durch den vorordentena ausschus beantwortet worden ist, daraus euere fstl. Gn. alle gelegenhayt dises handels zcu vornemen haben. Dieweil dan die wertenbergischen geschickten weytter gesucht, ob die ksl. Mt. bey deme camergericht disse beschwerung nicht abschaffen wurde, solche sache vor ein religionsach anzunemen, zcu erkennen und Hg. Ulrichen, ob derwegen etwas kegen seine fstl. Gn. vorgenommen, zcu schuzen. Als haben die stende fast alle dohin geschlossen, obwoll die principalsach am cammergericht ein prophansach were, dennost, wo dorumb, das Hg. Ulrich den ufferlegtenb eidt zcu den hayligen nicht wolte schweren, einicherlei widder seine fstl. Gn. vorgenommen wurde, das solchs, c ßovil den eidt belangt–c, ein lauter religionsach were, auch dorvor angenommen und gehanthabt werden solte.

Zcum andern haben die von Gorslar abermals heftig angehalden, ire sachen, dorumb sie in die acht erclert, vor religionsach anzunemen und zcu vortedigen. Und das solchs ein religionsach sey, haben geschlossen Hessen, des Kf. zcu Sachssen geschickten, Breme, Hamburgk und Braunschweig. Aber Pomern ist dorwidder gewest, Luneburgk hat es dohin gestalt, wi es die andern stende erkennen wurden, aber Anhalt, Strasburg, Augspurgk, Franckfort, Costnitz, Ulm, Eslingen, Memingen und andere erbare oberlendische stette haben ein bedencken gebetten, welchs in auch vorstattet, d also weil zcu Eslingen durch die stet derwegen handlung gephlogen–d, sich in iren instructionibus dorauf zcu ersehen.

Die aber disse sach vor ein religionsach halden, furen die ursachen ein, welche in der naumburgischen relacion nach der lenge zcu befinden, dorauf wir uns zihen, dorin euere fstl. Gn. aller gelegenhayt disses artikels sich zu erkunden, sonderlich aber sagen sie: Erstlich, das die von Gorslar, ehr sie sich in disse religion begeben, gonstige richtere am cammergericht gehapt, welchs sich von stundt an nach angenommer cristlichen religion geandert haben soll. Zcum andern sey ein artikel in der vorfassung meldende, das die vorfassung nicht allein umb offentlichere religionsachen willen aufgericht, sondern auch wan die stende under anderm schein, idoch umb abgonst willen der religion bedrangt werden. Und ist dorbey geredt, wann die vorfassung allein der pur religionsachen halben were aufgericht worden, so worden sich vill stende dorein nicht begeben haben. Zcum dritten, wan die von Gorslar solten deme cammergericht pariren, ßo musten sie die alten ceremonien widder anrichten, welchs der confession zcukegen. Zcum vierden, do die stat Goslar mit hulfe vorlassen wurde, so worde Hg. Haynrich von Braunschweig die beweldigen und an sich brengen und alsdan Braunschweig auch zcusezen, dordurch worde ehr gewaldig, f sonderlich der perckwerge halben–f und mochte dornach dis kegen den stenden vornemen, das er itzo underlassen muste.

Weyl wir aber sonderlich der gorslarischen sachen halben befunden, das die von Gorslar im urteil zcu aufrichtung der alten ceremonien ausdrucklich nicht vorteilt [sic!], sondern ingemein die cleger zcu restituiren, auch inen alle scheden und unkost zcu erlegen, und der geubten fridbruchigen handlung halben in die acht g erkant und–g erclert, wi euere fstl. Gn. aus beyligenden urteiln zcu befinden, und, obwol der rat anzceigt, das die abgebrante und eingerissene clostere vor der stat in irem district, oberkeyt und gebiten gelegen, so bekennen sie doch, das Hg. Haynrich inen solchs nicht gestendig sein und inen botmessikeit und obrikayt nicht weytter dan vors thor einreumen will, das wir also vormercken, das in einem zcweiffel stehet, in welchs teyls obrikeyt solche ausgebrante und eingerissen closter und kirchen gelegen, zcudeme, das wir disser dinge halben auch von eueren fstl. Gn. keinen befelch haben, so haben wir uns keyner andern dan ynligender antwort konnen vornemen lassen. Das wir obberurter artikel halben von eueren fstl. Gn. keinen befelch hetten, dorumb uns auch als den dynern nicht geburen wolte, ane befelch uns in eynicherley einzulassen, das aber euere fstl. Gn. uns in solchen und dergleichen sachen dizmals kein befelch geben, hette sich unsers erachtens aus deme vorursacht, das sich euere fstl. Gn. nicht vorsehen, das itzo disser dinge halben ausserhalb etzlicher namhaftigen artikel von eynigungsvorwanten stende solten vorgenommen werden. Und als die stende gesucht, das wir disses alles eueren fstl. Gn. eylendsh wolten zcu erkennen geben, haben wir uns dorzcu erbotten.

Und ist demnach unser underthenige byt, euere fstl. Gn. wolle uns zcum eylendest beantworten, wes wir uns in dissen sachen, sonderlich auch, ob die inhalts der vorfassung durch die stymmen solten geortert werden, wi man vorhat, vorhalden sollen, den die sachen wollen, sonderlich des Hg. von Werttenbergs halben, vorzugk nicht leiden, dan man besorgt, do er mit entlicher antwort aufgehalden, man mochte auf andere wege mit ime practiciren. Wir achten auch vor bequem, das euere fstl. Gn. uns bey negster botschaft uberschicken lasse die relacion, auch den abschidt, so eueren fstl. Gn. vom tage zcur Naumburgk, den die eynigungsvorwanten stende gehalden, zcukomen, i was auch euere fstl. Gn. iren reten dovon geschriben–i, dormit man sich doraus zcu ersehen und sich in dissen hendeln zcu euerer fstl. Gn. glimpf dester statlicher zcu vorhalden habe.

Es haben auch heut dato der Kf. von Brandenburg, der apt von Weingarttenn und Gf. Wilhelm von Furstenberg als hirzcu von ksl. Mt. vorordente comissarii deme Lgf. zcu Hessen, des churfursten rethen und uns ein anzceige gethan der von Molhaußen halben. Wurauf dieselbige stet, das haben euere fstl. Gn. aus beyligender copei auch zcu vormercken. Dorauf ist widderumb vormeldet, apgleich der Lgf. zcu Hessen eygener person zcur stette, ßo wolt doch seinen fstl. Gn. nicht zcymen, sich hinder den chur- und fursten zu Saxen in eyniche handlung einzculassen. So ist auch derneben angezeigt, das der chur- und fursten zcu Saxen rethe von yren hern derhalb keinen befelch haben, si wolten es aber an ir kfl. und fstl. Gn. gelangen lasen. Was euere fstl. Gn. nuhn in deme gehabt haben wollen, werden euere fstl. Gn. uns gnediglich berichten. [...]. In eyl Regenspurgk, Dinstags nach Exaudj im 41 jhar.

Anmerkungen

a
 Nachgetr.
b
 Nachgetr.
c
–c Nachgetr.
d
–d Nachgetr.
e
  Korr. aus: der.
f
–f Nachgetr.
g
–g Nachgetr.
h
 Nachgetr.
i
–i Nachgetr.