Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Straßburg AD, 15 J 14, unfol. (Ausf., eighd.); DV v. a. Hd.: Praesentiert Montags nach Johannis Baptistae anno etc. 41 [1541 Juni 27]. Dr. Christoff Welsinger.

Wiewol ich euerer fstl. Gn. nichtz sonders weis zu schriben, dan es des reichstags halben alhie nit anders geschaffen, dan wie ich vor euerer fstl. Gn. zugeschriben. Versihe mich, berurte brief syen nun der zeit euerer Gn. behendiget und uberantwort worden. Jedoch hab ich nit wöllen underlassen, deren eignen gescheft und handlungen halben zu schriben. Gib hieruff euerer Gn. undertheniglich zu vernemen, das ich uf den Sontag Vocem iocunditatis [1541 Mai 22] vor ksl. Mt. erschynen und nach beschehener euerer fstl. Gn. entschuldigung etliche supplicationes1 irer Mt. in beysin des von Nauia selbs uberantwort, die ir Mt. enphangen und dem von Nauia zugestelt, volgens mir diesse antwort vor ir Mt. durch berurten von Nauia geben lassen: Es hab ir Mt. euerer Gn. entschuldigung gehört, nehmen die auch zu gnedigem gefallen und danck an und hetten je wol mögen lyden, das sich euerer fstl. Gn. sachen dermassen geschickt und zugetragen, domit euere Gn. diessen reychstag hetten mögen besuchen, wie dan ir Mt. nachmals verhofften, so sich durch Gottes gnad und hilf euerer Gn. kranckheyt zur besserung schicken wurden, es wurd euere Gn. nit underlassen, alhie zu erschynen und ir Mt. deren vertröstung nach, zu Spier beschehen, besuchen.

Sovil die supplicationes und etliche euerer fstl. Gn. anligen und beschwerden betreff, die wolt ir Mt. besichtigen und, nachdem ir Mt. euerer Gn. mit sonderem, gnedigen willen wol genaigt, zu deren gelegenheyt mir gnedigste antwort und bescheid widderfaren lassen, daneben aber sich zu mir als euerer Gn. gesandten und verordnetten versehen, das ich von wegen euerer Gn. alles dasjenige wurde helfen handlen und bedencken neben anderen steenden, das zu frid, ruge und einigkeyt und verglichung des zwispalts in der religion nutzlich und furstendig sein möchte etc. Also sind durch ir Mt. die supplicationes, namlich euere Gn. dienstlich betreffen, den stift zu St. Steffan, die von Oberkirch und das weggelt, dem von Nauia ubergeben und volgens durch mich die acta und handlungen mit der stat Strasburg mit bit, das beest zu thun, domit diesse sachen expedirt möchten werden.

Ich hab auch nit underlassen, mit dem von Granuel us geheys des Nauia zu handlen beyder sachen halb, das dienstgelt und St. Steffan belangen. Do hat er mir diesse antwort geben: Euere Gn. sol sich alles gutten zu im versehen. Es hab ksl. Mt. ime bevollen, alle die causas pecuniarias zu besichtigen. Er versehe sich auch, euerer Gn. begern nach sol und werde es kein mangel haben. Ich sols pro expedito haben. Hab im also die transferirte copey des dienstgelts cum plena informatione negotii ubergeben. Mit St. Steffan hab ime der Sturm gesagt, die abtissin sey gar liberirt, dieweyl er aber von mir das widderspil hör, so wyss er mir jetzunder kein antwort zu geben, dan das ich gedult haben muess ein tag oder vierzehen, bis das man sehe, wo es der relligion halben usschlagen wölle.

Die confirmationes der verträg betreffen, hab ich noch nichtz gehandelt, dan ich besorg, es werde je eins das ander hindern, zudem das es gantz beschwerlich zu sollicitiren, dieweyl ksl. Mt. mit leutten nit versehen. Es hat mir auch, als lang ich hie gewesen bin, der von Granuel nie kein audientz könden geben dan allererst gesterigs Sontag [1541 Mai 29], doch wöllen der furstenbergisch cantzler und ich die supplicationes die wochen ubergeben etc.

Wie es alhie der religion und reychshandlungen halb stande, weis ich euerer Gn. nichtz zu schriben, dan das die geordnette sechs sich vast in den merern artickel und puncten nit haben verglichen könden. Was sye aber gehandelt und wie es stand, ist nach verborgen, auch den steenden kein furhalten beschehen, sonder pliben alle sachen berugen und anstön, und hat jederman wenig hoffnung ainicher fruchtbarer handlung, zudem, das man vil seltzamer sachen practicirt und particularversamlungen hat, wie dan uf heut dato der landtgraff sampt allen protestirenden steenden ein ernstliche convocation gehalten haben uf dem rhathuss, und ruestet sich der landtgraff, widerumb abzuscheiden a in craft des gleidts, so den protestirenden von ksl. Mt. geben, des ich euerer Gn. hiemit zuschick–a. Und ist die sag, dieweyl sich die sechs nit verglichen könden, so heten die protestirenden ire mainung in ein schrift vervast, die wöllen sye ksl. Mt. ubergeben, derglichen mögen die ander try der alten religion fur sich selbs auch thun.

So sagt man fur gewiss, das Pfgf. Friderich auch nit lenger alhie verharren, sonder diss wochen verreiten wöllen, doch sol er von ksl. Mt. ufgehalten werden.

Es ist auch nach gar kein potschaft gehört oder eyniche handlung furgenommen worden, sondern wardt jederman furwar mit grossen costen uf diesse onfruchtbare der religion verglichung.

Darneben so sindt uf heut dato Mgf. Joachim, der Kf. von Brandenburg, mein gnediger herr von Augspurg und Hg. Wilhelm von Braunschwig uf dem rhathuss beyeinander gewesen, und weis man nit, was solliche beyeinander gethon.

Uf gesterig Sontag zu nacht ist Hg. Wilhelm sampt seyner Gn. gemahel widerumb alher kommen.

Wie sich alle sachen anlassen, versicht man sich keines langwirigen reychstags, sonder verhofft man baldt eins endts. Got, der schicks zum beesten. Wiewol mir Heinrich Has sagt, es hab ksl. Mt. ein post zum pfaltzgraven geschickt, der zuversicht, syn kfl. Gn. werden sollichen reychstag [noch?] besuchen.

Fur neuwe zeittung weis euerer Gn. ich nichtz zu schreiben, dan das röm. kgl. Mt. kriegsvolck vor Ofen ligen sol und die stat zum sturm dermassen beschossen, das die burger mit irem gut in das schloss fliehen. So sagt man auch, das der Turck zween wascha mit 80.000 Turcken uf Kriechischen Weissenburg zu geschickt hab, das königs volck vor Ofen anzugriffen. Und besorg man, solche belegerung werde den Turckhen, in Ungern mit macht zu ziehen, bewegen. So sol kgl. Mt. nach zu Wien seyn. Dieweyl ich dan nit weis, ob ir Mt. alher kommen werde oder nit, so ist an euere fstl. Gn. mein underthenig bit, mir anzuzeigen, wees ich mich euerer Gn. brief halben, an ir Mt. geschriben, Gf. Wilhelmen belangen, halten sol, derglichen, wie ich vormals euer Gn. auch geschriben, anderer sachen und expeditionen halb, so ksl. Mt., wie zu besorgen, alhie urplotzlich verruckhen und ufprechen wurde.

Widder Hg. Heinrichen von Braunschwig lassen seiner Gn. widdersacher ein schandtbuch uber das ander usgön, und ist des schendens kein end.

Euerer fstl. Gn. schick ich hierin verwart zu ein verzeichnis der steend, so hie sind, derglichen des landtgraffen und der protestirenden steend gleid, darneben ein buechlin von der handlung in Ungern sampt etlichen propos[itionen] de peccato reliquo in renatis.

Den theologen hab ich furwar nit mit geringen costen abgefertigt. Und dieweyl er noch gantz kranck, hab ich im ein eigene fur [= Fuhre] bestellen muessen und den Cletten, in b uf morgens nach dato dis briefs–b heymzufueren, verordnet.

Das alles hab euerer fstl. Gn. ich undertheniger mainung nit wöllen verhalten, domit euere Gn. des reychstags und deren eigenen sachen halb wuesten, wees noch zur zeyt alher gehandelt und durch ksl. Mt. furgenommen worden. [...]. Datum Regenspurg, Montag nach Exaudi anno etc. 41.

Anmerkungen

1
 Liegen nicht vor.
a
–a Nachgetr.
b
–b Nachgetr.