Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Weimar HStA, EGA, Reg. E 149, fol. 300r–302v (Ausf., eighd.; teilw. chiffr. 1); DV v. a. Hd. fol. 320v: Thut bericht, wie ihm vortreulich angezaigt, das ksl. Mt. das land zu Gellern gentzlich an sich bringen, item, den reichsstenden das hertzogthumb Mailand heimbitten wollen etc. Antwort darbey.

Eueren kfl. Gn. weiß ich in untertenickeit nicht zu bergen, das mier gestern vor dato durch eine hohe person, die euere kfl. Gn. ich auch untertenigst, wan wier, wils Goth, bei eueren kfl. Gn. sein werden, benennen wil, vortreulich angezeigt, das sich vor wenigen tagen zwischen 〈dem landgraven und ezlichen geheimbten keyserlichen rethen〉 rede zugetragen 〈des Hg. zu Gulichs halben〉, alßo das 〈der landgraff〉 gesagt, ob nicht wege zu finden, das 〈der Hg. zu Gulich mit ksl. Mt. 〉 mocht vertragen werden 〈des lands zu Gellern〉 halben etc. Darauf sei geantwortet, das kein ander weg zu finden, dan so 〈der hertzog das land zu Gellern〉 abtrete und 〈ksl. Mt. 〉 zustellete, und auf solchen fell wurde die sachen wol mogen auf leidliche wege und maß zu richten und zu vortragen sein, dan 〈der keiser〉 wolt das 〈landt zu Gellern〉 in keinen weg verlassen und wurde ehr [= eher] alle sein 〈konigreich und lande daran setzen〉 etc. Des und keines andern hette man sich zu vorsehen. Zum andern sei auch 〈beim landgrafen〉 gesucht, das ehr sich wider 〈den herzogen〉 wolte gebrauchen lassen und 〈der ksl. Mt.〉 hulf thuen, zu 〈erobern das land zu Gellern〉. Aber solches hette seine fstl. Gn. abgeschlagen, dan sie wolten dem 〈keiser〉 wider 〈Gulich〉, desgleichen 〈Julich〉 wider 〈den keiser〉 nicht helfen und sich alßo baiderseits als medium halten etc. Daruber were 〈dem landgrafen〉 angezeigt, das 〈di ksl. Mt. 〉 ire sachen und gerechtickeit, des 〈herzogthumb Gellern〉 belangendt, den reichsstenden wolte vorhalten lassen, und bei seiner fstl. Gn. gesucht, das sie die sachen bei den andern Kff., Ff. und stenden fordern wolten, das sie der 〈ksl. Mt. 〉 sachen billichten und approbirten. Darauf seine fstl. Gn. gesagt, das sie es davor achteten, do die 〈ksl. Mt.〉 den handel wurde proponiren lassen und man befunde, das 〈ire Mt. 〉 dorinnen gegrundet, wurde sich ein ider selbst darauf zu halten und zu vornemen lassen wissen. Und wusten daruber nichts zu vortrosten noch auf sich zu nemen.

Dieweil mier dan solchs 〈ganz vortreulich angetzaigt〉 und alßo, das es den 〈julichischen rethen〉 im besten und auf vortrauen vormeldet werden mochte, habe ich den von 〈Flaten2〉 solches allenthalben vortreulich berichtet, der es zu hochstem danck angenomen, mit anzeige, das ime 〈der landgraff selbst〉 etzliche vormeldung gethan, daraus ehr vormerckte, das es seine fstl. Gn. 〈gegen meinem genedigen hern zu Julich〉 freuntlich meinete etc. Sagte auch ferner, das solches 〈die rechten griff und practiken der burgundischen〉 weren, so habe man auch 〈das buchen [= Pochen] und drauen〉 je und alwege horen mussen, aber Goth wurde es wol strafen, den einmal konthe 〈der hertzogk das landt zu Gellern mit ehren nicht lassen〉 etc. Hath auch sonsten allerlei sich vornemen lassen, das eueren kfl. Gn. zu seiner zeit, wils Goth, ich auch unterthenigst berichten will.

Es ist mier auch ferner vortreulich angezeigt, das die 〈ksl. Mt. 〉 in willens und vorhabens sein soll, den stenden des reichs von wegen 〈des herzogthumbs Meilanndt〉 anzeigung zu thuen lassen, domit sich 〈das reich〉 deßselbigen annemen wolte und 〈dem Kg. zu Franckreich〉 domit benommen wurde, das ehr keine 〈deuzsche knechte bekomen〉 mochte etc. Und das auch villeicht allerlei andere sachen mehr alsdan vorbracht werden solten, darumb zu vormuthen, das nicht iderman des endes dieser handlungen erwarthen wurde. Dan mier 〈der landgraff selbst vortreulich〉 angezeigt, das 〈sein fstl. Gn. 〉 nicht viel uber 〈14 tage〉 alhie zu bleiben bedacht, sonder ire 〈rethe alhie lassen〉 wolten. So ist auch wol zu gedencken, dieweil die religionhandlung in den vornembsten puncten zu keiner vorgleichung mag gericht werden, wie euere kfl. Gn. auß des von Anhalts und der rethe schreiben gnediglich vermercken werden, das man villeicht auf andere wege eines eusserlichen fridens werde trachten und handeln mussen. Dan es 〈dem Granfelh〉 nicht gefellt, das die theologen dieses teils die wichtigsten artickel alßo abgeschlagen. Und hat sich 〈Phillipus〉 ganz wol und unvorzagt gehalten. Ist auch auß dem ser fro, das die handlung alßo zu end kommen, und hoffet, man werde sich ferner nichts einlassen. Sider euerer kfl. Gn. schreiben des datum Eibenstock, Donnerstag nach cantate [1541 Mai 19] mier zukommen [Nr. 663], hath mich der von Granuell euerer kfl. Gn. ankunft halben nicht ferner angesprochen, darumb ich auch mit der anzeige ingehalten, dieweil euere kfl. Gn. mier dieselbige aufn fal, das ich von ime derhalben angereth wurde, bevolhen. Was nu eueren kfl. Gn. gefellig, des wil ich mich untertenigst halten, ganz untertenigst bittend, euere kfl. Gn. wolten dieses mein schreiben und anzeigen, welches eueren kfl. Gn. ich untertenigster meinung nicht zu bergen gewust, von mier gnediglich vormerken3. [...]. Datum Regensburg am tag Ascensionis domini anno domini 1541.

Anmerkungen

1
 Die chiffrierten, marg. dechiffrierten Passagen sind in spitze Klammern gesetzt.
2
 Johann von Vlatten, Rat und Reichstagsgesandter Hg. Wilhelms von Jülich-Kleve.
3
 Vgl. auch Franz Burchard an Kf. Johann Friedrich von Sachsen, Regensburg, 1541 Mai 28, Weimar HStA, EGA, Reg. E 141, fol. 255r- 255v (Ausf., eighd.): Beivorwarthe brief seindt mier heuth dato durch den franzhosischen oratorn alhie zugeschickt, desgleichen hath mier der von Flaten meines gnedigen hern von Iulichs etc. brief, an euere kfl. Gn. haltende, auch zugestellet. Schickt die Briefe mit der Post. [...]. Datum in eil Regenspurg, Sonnabent nach Ascensionis domini anno 1541.