Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. (Ausf., eighd.); DV v. a. Hd.: Anno 41 am 19. Maj empfangen, 20. verantwort.

Ausz.: Roth, Zur Geschichte, T. III (ARG 4), Nr. 69 , S. 69–70.

Uff eurer fursichtigen W. schreiben, seins datums den 12. und mir anheut geantwurt, schicke ich derselbigen hiermit articulum justificationis, wie der alein (als ich auch vor geschriben) zwischen den verordneten sechs herren theologis verglichen worden ist und noch der röm. ksl. Mt. etc. und den rheychsstenden davon relacion beschehen soll etc. Und ist, wie ich im vertrauen bericht, der articulus de ecclesia, auch de sacramentis bis zum endt des gesprechs uffgeschoben und wirdt yetz der articulus von der beicht gehandlet, und wie mich die sach ansicht, mecht das gesprech noch ein zeit lang weren etc. Der almechtig Gott schicke alle sachen nach seinem gottlichen willen zu unserem hail an seel und leib, amen.

Die ksl. Mt. erzaygt sich noch gnedigst, die sachen zu friden und aynikayt zu pringen. Aber ich sorg, das der pabst durch seine practic vil gutz verhindere. Gott der almechtig helf zum guten.

Sonst ist nichts besonders, dan, sovil Hansen Schoner belangt1, will ich eurer fursichtigen W. bevelch nach mitlerweil, bis die beden herrn b[urgermeister] herkumen, das beste, sovil ich kan, mit vleis handlen.

Dan so ist von wegen eurer fursichtigen W. an mich gelangt, dieweil der Hg. von Preusen in die acht am kayserlichen camergericht erkenth und aber uß solcher acht, wo die exequiert werden solte, nit alein den anstossenden chur- und fursten, sonder auch den ersamen stetten, sonderlich Augspurg, in vil weg nachteyl, entperung und unraths ervolgen mecht, bevorab den kaufleuthen, so in Polen hanthieren und gewerben, auch des vichs halben, so ins Theutschlandt getriben werde, zuvor wo der Turck Ungern erobern solte etc. Daneben wurde gewislich volgen, wo dem preusischen oder gedachtem herzogen zugeherigen leuthen ainicher schaden oder arestation irer guter bescheche, das auch der Kg. von Polen der theutschen kaufleuth guter arrestieren oder hemmen wurde etc. Demnach und dieweil etlich chur- und fursten der evangelischen und des andern thails stende fur sich selbst bey der ksl. Mt. dohin handlen und pitten wolten, damit obgemelte beschwernusse und ander unrath verhut etc., das ier ksl. Mt. die obgemeldt acht wider obgedachten herzogen auch suspendiren oder gar uffheben solte, so achtet man, das etlich stett auch dermassen bey der ksl. Mt. ansuchen thun solten etc. Darauf ich geantwurt, ich hette derhalben von eurer fursichtigen W. kein befelch, aber zum furderlichsten welle ich solhs an dieselbige gelangen und beschaidts oder bevelchs darinnen gewarten etc. Solchs hab ich uff ansuchen auch beder ersamen stett Nurenberg und Ulm gesandten hie auch angezeygt. Die haben gleichermassen die sachen in bedencken genommen, an ire herrn die gelangen zu lasen. Und bin also bevelchs hierin gewertig. Ich hab hierin das einfeltig bedencken, wo die beschwernussen der kaufleuth und des vichs halben dermassen, wie ich acht, an ine selbst gestaldt sei, das man sich durch des nichts verwurcken oder ainichen unlust uff sich laden mecht, das demnach der ksl. Mt. von wegen der erberen stett die beschwernussen, so inen und den ieren uß disem handel, wo die acht solte obgemeltermassen exequiert werden, erwachsen oder volgen mechten, angezaygt und die handlung zu ierer ksl. Mt. bedencken und gefallen gesteldt werden etc. Uff den oder ander weg will eure fursichtige W. bedacht sein und bevelch geben etc.

Ofen, die stat, ist belegeret und soll hoffnung sein, dieselbige zu eroberen, gleichwol des Turcken zukunft will man hie nit so vil, als villeicht sein mecht, halten2. Datum den 15. Maij anno 413.

[Zettel:] Die Supplikation der protestantischen Stände gegen Hg. Heinrich von Braunschweig hat er wegen Krankheit des Kanzleischreibers Thomas noch nicht schicken können.

Ich pitt eure fursichtige W. nochmals gantz dienstlich, dieweil ich vom 7. Junij des verschinen 40. jars bisher weit uber die 40 wochen in derselbigen eurer fursichtigen W. dienst ußgewest, die wellen mier ein zeit, so die bede herrn burgermeister widerum herkomen, gunstlich erlauben etc.

Anmerkungen

1
 Es handelt sich dabei um die noch ausstehende, ordnungsgemäße Rechnungslegung Schoners, vgl. Hans Schoner d. Ä. an Bgm. und Rat von Augsburg, o. Ort, 1541 Mai 9, Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. (Ausf.).
2
 Vgl. Dr. Konrad Hel an die Geheimen von Augsburg, Regensburg, 1541 Mai 15, Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. (Ausf., eighd.): Verweis auf sein obiges Schreiben an den Rat von Augsburg. Uber das wissen, das im artikel der beicht gegenthail vermaint, zway ding vonnotten, erstlich das die beicht ein gepott und zum andern darinen vonnotten erzellung der sunde etc. Des die unsern widerfechten und, wie es mich ansicht, so mocht diser artikel auch uffgeschoben werden. Die suplicacionen wider Hg. Hainrichen diser stendt der statt Goslar [Nr. 248], auch der Trotten der gestorben junckfrauen halben[Nr. 261], haben so eylendts durch ander nit abgeschriben werden mugen etc. So werden auch etlich chur- und fursten und derselben pottschaften von wegen Hg. Wilhelms, Hg. Hainrichs bruder, wider ine suplicieren zu dem beschlus, das Hg. Wilhelm seiner glipt erlasen und zu klagen wider ine, Hg. Hainrichen, stadt hab [Nr. 264], dan ime durch Hg. Hainrichen an aydes stat ufferlegt, von seiner beschwernussen nit zu klagen. So ist abermal ain pichlein wider Hg. Hainrichen ußgangen, darinnen 12 hencker, ein yeder in sonderheyt, ine mit einem sondern urthail und todt verurthaildt. Ist wahrlich ein solhs ding, das ich nie gehort oder gelesen. Hab kein exemplar bekomen mugen etc. Sunst het ichs geschickt. Dr. Heldt ist davon und, wie ich bericht, mit ungnaden ksl. Mt. etc. So acht man, Hg. Hainrich werdt auch nit lang pleiben etc. An heut zu abenz wirdt die ksl. Mt. mit Hg. Friderich Pfgf. essen und dabey sein Hgg. Willhalm und Ludwig etc. zu Beyren sampt dem frauenzimmer etc. Hie ist sonst kain handlung, dan alein der verordenten zum gesprech etc. Die gesandten uß Ostreych und andern erblendern sampt den Ungern sindt von den rheychsstenden noch nit gehort. Soll dise wochen beschechen etc. Man acht hie, Franckreych werde nichts furnemen heur. Pitt, was eure fursichtige W. deshalben erfaren mugen, zu schreiben, dan gut were, solhs zu wissen etc. Man acht, Engellandt werde das yetzig weib auch von ime thon etc. Zwischen Schweden und Denmarckt soll die sach gut vertragen werden. Was die aydtgenossen handlen, were gut zu wissen. Dan es will hie verlauthen, als ob Lucern, Uri und Underwalden evangelisch prediger angenomen haben sollen. Den 15. Maij anno 41.
3
 Vgl. Bgm. und Rat von Augsburg an Wolfgang Rehlinger und Simprecht Hoser, [Augsburg], 1541 Mai 19/20, Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. (Reinkonz.), ebd. Kop. mit dem Datum: Geben uff Freytag, 20. May 1541: Wir haben ain schreiben von H. Chunraden Heln Dr., der unsers erachtens numehr aus Regenspurg verrieten, am dato 15. dits haltend, empfangen und vernumen, auch den articul von der justification verteutschen lassen, und dhweil derselben fur gemaine stende noch nit soll kumen sein, wöllen wir ine in der still noch der zeit auch ze halten wissen. Das aber der articul von der kirchen gewalt und sacramenten bis zu ende des gesprechs uffgeschoben, versteen wir, das kain vergleichung darin hab mogen gefunden werden, und ist zu besorgen, es werde hernach etwan di zeit kaum mehr geben, weitter darvon ze reden. Doch steet es zu Got, was der wurcken will. Der beicht halb sehen wir auch wenig trösts der vergleichung, dhweil der widertail dieselb und sonderlich erzelung aller sund fur ain notwendig ding oder gebott halten will, lässt sich schier ansehen, als were dises gesprech ain schein anderer hendl, damit, die zeit nit gar vergebens zuzebringen, geacht werd. Doch konnen di merverstendigen und, die selbs gegenwarts seien, bas darvon reden und vermuten. Und als H. Dr. Hel in bemeltem schreiben weitter vermeldt, wie an ine gelangt sei, das mit ksl. Mt. suspendirung halb des Hg. von Breusß etc. acht sollt undertheniglich gehandlt werden, uß ursachen, wa solche acht wollt understanden werden, gegen ine oder seiner fstl. Gn. underthanen zu volzihen, das dagegen sein fstl. Gn., auch die kgl. Wd. zu Poln viel gewerb und kaufmanshendl, in sonderhait aber den viechkauf, dessen ain grosse anzal järlich heraußgeet, sperren, welchs, wa zumal Hungeren sollt enfallen, den Teutschen, bevor aber den erbern stetten zu hochstem abbruch gelangen möcht etc. Dhweil wir dann dise ursachen fur erheblich erkennen, so lassen wir uns gefallen, ist auch unser begern, das ir in sollichen neben andern erbern stetten und stenden bei der ksl. Mt. mit allem glimpf zu suspendirung der acht guten vleiß furwenden wollend. Wegen Hans Schoner haben sie alle Unterlagen zur Rechtfertigung der Stadt. Erlaubnis für Dr. Konrad Hel zur Heimreise. Sollen ihrem Ratsfreund Bernhard Walther bei der Vertretung seiner Interessen in Regensburg die gewünschte Unterstützung gewähren. Geben uff Donerstag, 19. Maij 1541. Vgl. dazu Wolfgang Rehlinger und Simprecht Hoser an die Geheimen von Augsburg, Regensburg, 1541 Mai 20, Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. (Ausf.): Wir seyen gottlob angestern zu ein uren nachmittag glicklich und wol herkomen und haben von Dr. Helen aller sachen, so sich bisher zugetragen, relacion gehört. Die seyen vast dermassen gestaldt, wie wir dieselbigen gelassen und eurer fursichtigen W. nach lengs von ime, Dr. Helen, desgleichen was wir St. Leonhardts halben mit unserm genedigen herrn von Augspurg gehandlet, vernemen werden; deßgleichen auch andere zeyttung. Werden über alles Weitere berichten. Datum Regenspurg, den 20. Maij anno 1541.