A  München BSB, Cod. germ. man. 1313, fol. 10r–10v (Kop.).

B  koll. Marburg StA, PA 1467, fol. 18r–18v (Kop.).

Druck: Ganzer/Zur Mühlen, Akten, Bd. 3,1, Nr. 4, S. 14; D. Martin Luthers Werke, Briefwechsel, Bd. 9, Nr. 3578, S. 332–334; Neudecker, Merkwürdige Aktenstücke, Nr. LI, S. 261–262.

Ich hab diese schrift mit vleis uberlesen und uff euer kfl. Gn. beger sage ich dis mein bedencken darzu, das es diese leute, wer sie auch sind, sehr gut meinen, aber es seind unmugliche furschlege, die der bapst, cardinäl, bischoff, thumhern nimmer nicht konnen annemen, dann wer wil sie zwingen, weil der bapst will ungezwungen und uber alles sein, es heisse neu oder alt canones. Sie wurden oder kunthen ehe unser reformation leiden weder diese der alten canonen und concilien, wie der Bf. zu Meintz selbst gesagt von Hg. Georgen zu Sachsen vorgestalten reformation, welche eben auf dieser reformation schlag gemacht war. Furwar, gnedigster herr, es ist vergebens, das man solche mittel oder vergleichung furnimbt. Man kan vor dem bapst und seinem anhang nindert fort, man muß Gott lassen machen mit ihnena, wie er angefangen hat. Denn es ist aller eintrechtige meinung, sie wollen gar nichts nachlassen, sondern bleiben und erhalten, wie sie sind und was sie haben. Zudem seind viel stuck darinnen, die wir bei den unsern nicht erheben werden noch können. Das best ist, wo man fromme, gelerthe leuthe neme und lies urtheiln, was und wo Gottes wort were gewiß, das liesse man zuvor und das erst bleiben. Wenn nun das geschehen, so were Gottes reich und sein gerechtigkeit am ersten gesucht, das ander schube man auf, biß Gots wort eingewurtzelt. Alsdenn kunthe man von dem auch underschiedlich handeln. Sonst, wo man beede zugleich furnimbt und menget, wurd eins das ander hindern. Solchs ist mein bedencken. Hiemit dem lieben Gott bevholen, Amen. Montags nach Valentini anno etc. 41.