Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 391 Nr. 148 Bd. 1, fol. 51r–54v (Kop.); DV fol. 54v: An Mauro Museo, kgl. Wd. zu Franckreich vertraulichem secretario und camerer.

Druck: Baumgarten, Sleidans Briefwechsel, Nr. 12 , S. 27–28.

Euer an uns gethanes schreiben [Nr. 466], wölchs den vierten tag Februarij gegeben ist, haben wir entpfangen, erbrochen, verlesen und daruß das freuntlich und gnedig erpietten, so die kgl. Wd. zu Frannckreich, unser besonder lieber herr und freundt, gegen uns und unsern mitvorwandten thun, verstanden. Das nun sein kgl. Wd. sich so wol erpeutet, solchs nemen wir von unser und unserer mitverwandten wegen zu freuntlichem danck an. Und ist nicht weniger, das seiner kgl. Wd. geneigter und gutter will darab gespürt würdet. Das aber wir und unsere mitverwandten jetzige zeit ein legation an die kgl. Wd. zu Frannckreich sollten schicken, solchs würdet durch zwo sonderliche ursachen verhindert. Erstlich, das ein gemein geschrey erschollen, als sollten diejhenigen, so unsers glaubens weren, in der cron Frannckreich hertigclich und grausamblich vervolget werden, darab dann die stend unserer religion solche entsötzung entpfangen, das derselbigen ursach halben mit irer aller oder des mehrern theils consens und bewilligung kein pottschaft jetziger zeit an die kgl. Wd. geschickt mag werden. Zudem, so würdet auch glaublich gesagt, als sollte die kgl. Wd. zu Frannckreich, wie sich Petrus Paulus Vergerius hette verlautten lassen, dem pabst zugesagt und zugeschriben haben, bey ime, dem pabst, in seiner religion zu bleiben und deßfalhs ir reich und vermugen bey ime ufftzusötzen, wölchs nicht ein gering abscheuen macht. Dartzu so haben auch unsere religions- und eynungsverwandten stende des ein groß beschwernus entpfangen, das ir verruckter weil bey der kgl. Wd. zu Frannckreich gewesne pottschaft so wenig trostlichs von der kgl. Wd. erlangt, und es sehens eben irer etzliche diser zeit dofur an, wann der kgl. Wd. will sonst nicht gehn und volgen will, das sie alsdann erstet willen und gefallens truege, sich mit uns und unsern mitstenden und verwandten zu verpinden.

Die andere hauptursach ist dises, daß die röm. ksl. Mt. sich uffs gnedigst erpotten hat, in sachen der streittigen religion zu handlen und die zu vergleichen oder sonstet zu gemeinem friden zu pringen. Derwegen dann sein ksl. Mt. einen reichstag gen Regenspurg ußgesetzt, auch etzliche achte und cammergerichtsproceß, so wider die stend diß theils ergangen, suspendiert, dartzu auch den churfursten, fursten, herrn, stötten und stenden diser religion zu besuchung solchs reichstags fur sich und ire räthe, diennern und theologen gnugsam geleidt gegeben, wölch unsere mitverwandten stende, auch sonderlich die furnembsten, eigner person zu Regenspurg erscheinen und ankomen werden. Sollten nun unsere mitverwandten in oder under solcher der ksl. Mt. furgenomnen handlung etzwas mit der kgl. Wd. zu Frannckreich tractiern, solchs möcht inen verweiß pringen und inen, dieweil kein ding verschwigen bleibt, uff solchem reichstag nit geringe schedlich geachtet werden. Dartzu, so ist auch diser zeit nicht wol müglich, etzwas beschließlichs oder entlichs vor disem ansteendem reichstag mit kgl. Wd. zu Franckreich zu handeln. Dann sollt uff solchem reichstag ein vergleichung der religion und ein gemeiner frid troffen und gemacht werden, mit was fugen könnten dann dise stend mit der kgl. Wd. in bündtnus gehn und ir die gegenhülf, so ir kgl. Wd. villeicht begern wurden, leisten etc. Dann do solchs geschee, so wurde imertzu ein tractat oder handlung wider die ander sein. Und wir zweiffeln bey uns nichts, so ir H. Jacob Sturmen und die von Straßburg, darbey ir jetzo seit, selbst umb dise ding fraget, so werdet ir von inen hörn und vernemen, das diser zeit unmuglich ist, bey gemeinen unsern mitverwandten stenden oder bey dem mehrern theil derselbigen zu erhöben, daß sie jetzunder ein pottschaft an die kgl. Wd. zu Franckreich schicken und schliessen. Sollte man dann nun an sein kgl. Wd. ein pottschaft schicken, vil verwehnen und solche vorwehnung im werck nicht naher gehn, so geriete daruß nichts anders, dann das uns, disen stenden, der vorhin wol gewogen konig dadurch, dieweil wir vil verwehnet hetten und wenig leisten könnten, zuwider wurde.

Wir achtens auch gewißlich dofur, so jemandt unsern mitstenden diser zeit von der schickung, in Frannckreich ze thun, was anzeigte oder, sie dartzu ze vermugen, understuende, das der mehrer theil uß inen zu stundan dargegen sagen und es dofur gehalten wurden, als ob die kgl. Wd. dieses nur darumb anfieng, daß sie die vergleichung der religion und den friden teutscher nation, wölch verhoffentlich uß dem ansteenden reichstag ervolgen möchten, verhindern wollte.

Wann sich aber die kgl. Wd. gegen unser religion und unsern mitbrudern in Frannckreich dermassen, wie wir hoffen, sie thun werde, hielte und erzeigte, daß unsere mitverwandten der kgl. Wd. gegen unser religion wol affectionirtes und gewogens gemuet augenscheinlich vermercken, und es liessen sich die sachen uff vil berurtem ansteendem reichstag also an, daß man die schickung in Frannckreich thun und die sachen mit ehrn und fugen vollnziehen möcht etc., was dann von Gott dem allmechtigen versehen und in rath funden würdet, zu demselbigen möchten unsere mitverwandten alsdann desto geneigter und williger gefunden werden. Und halten deßhalben von unnötten, das ir dißmals zu uns reitet oder komet. So ir aber, zu unserm freuntlichen, lieben vötter und bruder, dem Kf. zu Sachssenn, zu reitten, geneigt weret, so wurden ir zweiffelsone seiner L. gemueth in diser sachen selbst von ime vernemen. Wurde auch der churfurst deßhalben was an uns gelangen, so wöllen wir uns daruff der gepur vernemen lassen.

Wir bedancken uns aber des guettigen erpiettens, so die kgl. Wd. nit allein gegen gemeinen unsern mitstenden, sondern auch gegen unser person in sonderheit gethan, zum vleissigsten und wöllen solchs ingedenck sein und wünschen dargegen seiner kgl. Wd. allen göttlichen segen, heil und wolfarth und, womit wir auch euer person, dero wir dises also hinwider gutter wolmeynung nicht verhalten wollten, vil liebes und guts, auch geneigten willens zu erzeigen wössten, des seind wir zu thun geneigt. Datum in unserm hauß Marpurgk am 11. Februarij anno etc. 41