Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Stettin AP, AKS I/109, pag. 7–20 und pag. 34 (Konz.); DV v. a. Hd. pag. 34: Instructio des negesten reichtages; ÜS pag. 7: Instruction der rethe, so uf den reichstagk, gegen Regenspurgk ausgeschrieben, zu fertigen, sollen gegeben werden2.

Anfencklich mus man sich eigentlich erkundigen, ob der reichstagk wirt fur sich gehen, und wer kein unrath, das man derhalben einen botten bis gen Regenspurgk3 schicketa.

Soviel aber die abfertigung der gesanten belanget, mußen die mit einem mandat, bevelchs- oder credentzbrief versehen werden und furnemblich in irer ankunft gegen Regenspurg oder in eine andere malstadt, dahin der reichstagk verruckt wirt, das personliche auspleiben meines gnädigen herrn bey der ksl. Mt. durch reichung einer supplication oder, wo es inen gestatet wurde, in angesicht ksl. Mt. entschuldigen und diese nachvolgende entschuldigung furwenden: Das mein gnädiger herr an den enden und fruntiren des reichs zwischen dem konigreich Polen, Dennemarcken und Schweden weit abgesessen und das sein fstl. Gn. sorglich, in diesen schwinden zeiten aus iren landen und furstenthumben sich zu begeben, furnemlich auch der ursachen, das irrung zwischen seiner fstl. Gn. und der kgl. Wd. zu Dennemarcken etlicher hochkeit oder gerechtikeit, so seine fstl. Gn. vom hl. röm. reich zu lehn hat, sich erhalten und sein fstl. Gn. der irrungen sich beschwerliches ausgangs besorget. So soll auch Schweden in grosser rustung sitzen und, ob sein fstl. Gn. mit demselben in ungutem nichts zu thun wissen, sollen gleichwol die widerwertigen seiner fstl. Gn. bey Schweden umb trost oder hulf gegen sein fstl. Gn. practiciren lassen. Sein fstl. Gn. hat sich auch ein zeit here dermassen am leibe und gesuntheit schwach entpfunden, das sie durch die vorenderung der luft stellen [sic!] und underhaltung sich ferrer leibsschwacheit zu befaren, und hierauf auch aus andern ursachen, zu dieser entschuldigung dienstlich, sollen die gesanten seiner fstl. Gn. personlich auspleiben entschuldigen und ksl. Mt. underthenigkeit und gehorsam undertheniglichst antzeigen.

Soviel aber die artickel, derhalben der reichstagk ausgeschrieben, belanget, nemlich, einikeit in den religionsachen zu machen, dem turckischen keiser widerstandt zu thun, ordnung der muntz halben aufzurichten etc., sollen die gesanten nachvolgenden bevel haben und neben den andern einigungsverwanten darob halten, das die irrungen in der religionsachen mit all iren anhangenden stucken an ein general, christlich concilium, in teutscher nation etc. zu halten, verwiesen und mitlerzeit ein unvorworner friedstandt zwischen der ksl. Mt. und den protestirenden und iren vorwandten gemacht werde. Und sollen unsere gesanten in vorfassung solchs friedtstandts sich des richten und halten, so zu Franckfurt am Mein, auch an anderen ortern durch die gemeine einigungsvorwanten reiflich und wol bedacht worden. Und nochdem dieser artickel der grossest und furnemist ist, einikeit im reich widerumb eintzufuren, ja auch ein grunt aller einikeit ist, ist kein zweifel, man wirt denselben artickel nicht alleine erstlich zu handlen anfangen, sondern fur allen andern notwendigen stucken abhandlen und zu gutem endt und beschluß bringen.

Wo nun durch schickung des almechtigen ksl. Mt. mit den protestirenden sich eins anstands in der religionsachen voreinigen und ferrer vom widerstandt gegen das turckische einbrechen handlen wurde, sollen unsere gesanten von unsernwegen antzeigen, das wir in den vorhin gehaltenen reichstagk, auch uf der versamlung zu Speir etc., durch die keyserlichen commissarien gehalten, uns beschweret, das wir mit unsern hertzog-, furstenthumben, landen und leuten, sonderlich, soviel die leistung der burden und pflicht gegen die ksl. Mt. und das hl. röm. reich belanget, nach gelegenen sachen, umbstandt unser landt und leute, auch mangeln des trosts, so wir als die weite abgelegene zwischen frembden konigreichen, potentaten und landen b in tzeit der noet tzu hoffen–b etc., viel zu hoch angelegt und in die anschlege des reichs zu hoch getzogen, und, nachdem in dem augspurgischen abschiede enthalten, das die stende, durch die ubermessige anlage beschweret, zu keiner nuwenc anlage, hulfe oder steur, zuvor und ehe die beschwerlikeit der anlage gelindert oder gleichgemacht, sollen bewogen oder gedrungen werden, sollen unser gesanten davon protestiren, das sie in unserm namen aus dem abschiede, zuvorn und ehe die beschwerlikeit der anlage oder ungleicheit der reichsburden der pillikeit gelindert oder vorgleichet wirt, d nit scheidten sollen odder mugen–d. Und sollen die gesanten, dermoßen solcher obgedachter linderung oder vorgleichung halben tzu machen, uf die acta, so vor den keyserlichen commissarien zu Speir gehandelt, sich beruffen.

Zu gedencken, das man die acta oder copien, soviel der bey meinem gnädigen herrn odder in meines gnädigen herrn, Hg. Philips, cantzlei seint, muß aufsuchen lassen.

Ferner sollen die gesanten in unserm namen an die ksl. Mt. und die reichsversammlung tragen, ob das stift, kirch und bischofthumb Camin, von unsern herrn fureltern fundiret, mit allen herlikeiten, hochkeiten begabet und dotiret und in unser hertzog- und furstenthumb beschlossen, auch ein theil unser hertzog- und furstenthumb ist, dartzu unter das hl. röm. reich ane mittel nie gehoeret, auch von keinem keiser oder konig ane mittel einigee begnadung oder dotem entpfangen und das capittel und kirch Camyn allwege einen standt in unser landtschaft gehobt, auch alle burden und gehorsam neben den andern stenden unser landtschaft irer gepurnus nach uns und unsern herrn fureltern und furfaren geleistet und gethan und die bischoffe je zur zeit die anlagen und burde des reichs wie die andern unsere undersassen durch unsern herrn vater und fureltern geleistet und gethan, hat dennoch ksl. Mt. itzund, unsern freundt, den Bf. zu Camin, under das reich ane alle mittel zu ziehen, sich angemasset und die anlage, zu dem keiserlichen romzugk f erstlich versprochen und darnach tzum eilenden widerstend des Turcken verordnet–f, auch underhaltung des keiserlichen regiments und camergerichts, ein zeit lang bewilligt, von obgedachtem bischof furdern und einnehmen, auch g den bischoff–g als einen fursten ane mittel dem reich unterworfen zu dem [sic!] gemeinen reichsvorsamlung beschreiben lassen. Und soll hierauf in unserm namen gebeten werden, das die ksl. Mt. und die stende des hl. reichs uns bey den alten herlikeiten und rechten, so wir von dem hl. reich haben, wolt pleiben und dieselben herlikeit und recht, als obstehet, uns nicht entziehen oder einziehen lassen, in betrachtung, das es beschwerlich, alle gepurliche pflicht und gehorsam dem reich zu leisten und durch das reich dermassen, als obstehet, beleidigt zu werden, wo auch solche beleidigung nicht wurden abgethan, das wir unsers achtens, die burde des reichs mitzutragen, nicht schuldig.

Ferrer sollen die gesanten auch berichten, das in dem konigreich Dennemarcken ein bischoflich stift und kirch ist, Roschildt genant. Diß bischofliche stift aber oder kirch hat aus altem gebrauch die geistliche jurisdition oder den sprengel uber das furstenthumb Rugen, so wir ane alle mittel von dem hl. röm. reich zu lehen tragen, gehabt, auch etliche dorfer und guter solcher geistlichen jurisdition halben uf dem furstenthumb Rugen besessen. Es haben aber alle und jede bischoffe zu jeder zeit irer aufnemung in das bischofthumb alwege der geistlichen jurisdition, auch guter halben, so inen in dem furstenthumb Rugen zugestanden, unsere herrn fureltern und uns als patronen bekant, vorehret und sich mit undertheniger erpietung gegen unsere furfaren und uns vorwandt gemacht. So seint auch von den gutern, so die bischoffe in dem furstenthumb Rugen besessen, unsern fureltern, furfaren und uns allwege die landtschoße, hilfe, dienst, auch ablager und andere bekentnußen der underthenikeit gereicht worden. Unser landtvogt uf Rugen hat auch in unserm namen uber diejenigen, so unter dem Bf. zu Roschildt gesessen gewesen, die jurisdition, appelation und andere furstliche gepott bis dohere gehabt. Nachdem aber jetzige kgl. Wd. zu Denmarcken das bischofliche stift und kirchen Roschildt in weltlichen brauch genomen, understehet dieselbe kgl. Wd., auch die guter, in unsern furstenthumb Rugen gelegen, daran wir die furstliche hoheit und die kirch Roschildt die proprietet gehabt, ane mittel an sich zu ziehen, und, nochdem nicht alleine uns, sondern auch der ksl. Mt. und dem hl. röm. reich furfenglich und sorglich zu gestaten, das solch ein gewaltig konig uber mehr sein fuß in das hl. reich und unser furstenthumb setzet, und nicht zu hoffen, das an der kgl. Wd. die pflicht zu erhalten, so die kirche oder bischof je zur zeit h uns der gerechtigkeit halben, so wir vom hl. röm. reich tzu leiche tragen–h, gethan oder geleistet, haben wir solchem einbrechen geweret, dasselbe nicht gestaten wollen, dawider die kgl. Wd. die unsern mit iren schiffen und gutern in der [sic!] konigreich Denmarcken arrestiren und behemmen lassen. Und ob die sache bisanhere zu einem anstandt gebracht, befaren wir uns gleichwol, wo wir in der kgl. Wd. handt die vorigen guter, so dem hl. reich und uns, i soviel die furstliche und konigliche hochheit und gewalt tzustendig und daran die prophanerede kirche Rotschilt die propriet [sic!] gehabt–i, nicht zustellen wurden, das daraus kunftiglich weiterung und unrath erfolgen mocht. Demnach sollen die gesanten bey der ksl. Mt. und der gantzen reichsvorsamlung dißfals umb trost und hulfe ansuchen, mit erinnerung, das unß gegen die burden und pflicht gegen das hl. reich widerumb schutz, trost und errettung geburet.

Wo nun die anlage geburlicherweise gelindert, das stift und kirch Camin uns nicht entzogen, auch, trost und hulfe gegen die kgl. Wd. zu Dennemarcken zu geniessen, uns versprochen wird, sollen unsere gesanten macht haben, all dasjenige, so die ksl. Mt. und gemeinsame reichsvorsamlung der eilenden oder beherlichen hulf halben, zu roß oder zu fues durch die leute zu thun, bewilligen oder beschliessen wurden, auch in unserm namen zu bewilligen und zu schlyessen, aber also und dermaßen, das ein ordnung und vorsehung der muntz halben im reich gemacht werde. Dann wo das nicht sein solt, wurde uns oder den unseren das kriegsvolck, damit wir in der eilenden und sonderlich in der beharlichen hulfe angelegt wurde, mangels der muntz halben nicht erhalten mugen, der ursachen, das die ort der muntz oder landswerung, so in dem gemeinen reich durchaus gebraucht wirt, in unsere landt und furstenthumb der weiten abgelegenheit halben nicht gefhuret wirt. j Hie mus man auch gedenkent van der faßung des regiments tzum widerstande des Turcken, item, von der artelerie–j.

Unsere gesanthen werden der session halben widerstant haben, dann in den vorigen reichsvorsamlungen haben sich Gulich, Wirtemberg, Hessen, Meckelnburg und Baden der seßion oder standts in der reichsvorsamlung uber uns angemosset. Nuhn hat Hg. Jurge seliger gedechtnus und wir unser gerechtikeit und k fueg der seßion halben auf–k dem reichstage zu Wormbs ein ratschlag oder bericht dorch Dr. Fennynger, pfaltzgravischem cantzler, stellen oder fassen lassen. Derselbe rathschlagk oder bericht ist zu Augspurgk am negsten reichstage auch vorreichet worden4. So hat auch Lorentz Klist uf einer vorschriebenen vorsamlung vor etlichen keyserlichen comißarien zu Speir l etliche acta–l vorreichet zu obgedachten artikeln. Wo die ksl. Mt. die sachen der session horen wolt, sollen unsere gesanten sich beruffen.

Hiebey ist auch zu gedencken, das man in beiden cantzleien obangezeigte acta aufsuchen lasse.

Anmerkungen

1
 Das Reinkonzept für die Vollmacht für Hg. Philipp von Pommern zur Vertretung Hg. Barnims auf dem Reichstag in Regensburg ist auf den 13. Februar 1541 datiert, vgl. Vollmacht Hg. Barnims von Pommern für Hg. Philipp von Pommern zu den Verhandlungen des kommenden Reichstages, Wollin, 1541 Februar 13, Stettin AP, AKS I/109, pag. 1–3.
2
 Dazu marg. Notiz v. a. Hd.: Dr. Jacobus Philippus Ostler, Claws Putkemer.
3
 Dazu marg. Notiz v. a. Hd.: sollen aufsein.
a
 Danach gestr.: Datzu wirt die notturft bringen, das man bey dem Kf. zu Sachsen des abschiedts, so die einigungsverwanten am jungsten zur Neumburg sich voreinigt, erkundigen und abschrift von demselben abschiedt furderen laße, uf das man zu wissen, was die einigungsvorwanten des angesetzten reichstag halben, denselben zu besuchen oder nicht zu besuchen oder welchermaßen zu besuchen, beschlossen, und zu setzen, das die einigungsvorwanten die besuchung des reichstags abgeschlagen oder nicht zu thun willens, so stunde gleichwol meinem gnädigen herr darauf zu ratschlagen, ob iren fstl. Gn. auch geburet, die besuchung des reichstags abtzuschlaen, dann der gehorsam gegen die ksl. Mt. und das reich ist vorbintlicher als der abschiedt der einigungsvorwandten. So ist auch der reichstagk nicht allein der religion halben, darauf die einigung stehet, sondern auch anderer weltlichen stuck des gehorsams halben, daran dem gemeinen reich teutscher nation mercklich gelegen, ausgeschrieben und ist warlich einem fursten, der, sich gegen Got, sein monarchen oder potentaten, auch sein freunt oder einigungsvorwandten allerseits geburlich und fur sich zu schicken, willenß, dißfals wol zu ratschlagen, wann man der sachen wolt recht thun und sich der fhare, welcher die liebe des christenthumbs erfurdert, wolte erwegen, were das christlichste und best, das die einigungsvorwandten, als sie von ksl. Mt. erfurdert, personlich uf dem reichstage erschinen und die bekenntnus des christlichen glaubens samptlich fur der ksl. Mt. theten, umb gnade und vorschonen anrieffen, auch in den anderen stucken des weltlichen gehorsams treulich und undertheniglich ertzeigten. Die liebe des christenthumbs und Gots ehre, demut und gehorsam wirt durch Got gesegent, stoltz aber, trotz und ungehorsam wirt durch Got vorbrochen one fare ungnad und vorfolgen; dan cristliche wandel nicht pleiben, durch fried [sic!], gluck [sic!], rohe und stoltz werden die cristlichen gemut rohe, wildt und der cristlichen tugent vordrossen; wann man mit leiden und gedult so hart den widerwertigen des glaubens, als man bisanher mit weltlicher macht und gewalt gethan, widerstrebet oder widerstandt gethan hette, so wurden die evangelischen kirchen in anderm christlichen flor als jetzt ane zweyfel befunden und nicht allein in den worten oder eitelem, scheinlichen rumen, sondern auch in christlichen, guten thaten sich christlich und rhumlich ertzeigen, dennoch dann diß stuck, die besuchung des reichstags und was daselbst der religion halben zu handeln, sehr fleissiglich muß erwogen werden. – Zu Beginn dieses gestr. Passus marg. Notiz v. a. Hd.: Die sachen der religion mit den einigungsverwandten samentlich hand[eln].
b
–b V. a. Hd. nachgetr.
c
 Nachgetr.
d
–d Nachgetr.
e
  Korr. aus: keine.
f
–f V. a. Hd. nachgetr.
g
–g V. a. Hd. nachgetr.
h
–h V. a. Hd. nachgetr.
i
–i V. a. Hd. nachgetr.
j
–j V. a. Hd. nachgetr.
k
–k V. a. Hd. nachgetr.
4
 Vgl. das Gutachten des kurpfälzischen Kanzlers Florenz von Venningen zum Sessionsstreit Pommerns mit Hessen und Baden, Heidelberg, 1530 Juni 29, Stettin AP, AKS I/109, pag. 67–112.
l
–l Nachgetr.