Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Berlin GStAPK, I. HA Rep. 13 Nr. 3 ab 1 Fasz. 2, fol. 3r–12r (Ausf.).

Druck: Ganzer/Zur Mühlen, Akten, Bd. 2,2, Nr. 389 , S. 1126–1134;Lenz, Briefwechsel, Bd. I, Beilage IV, Documente Nr. 15, S. 529–538.

Nachdem euere kfl. Gn. an mich gnediglich gesonnen, das ich ir eigentlich und vertrauet zuschreibe, wie sich die vergleichung der streitenden religion hie zu Wormbs anlasse etc., so ist mein unterthenig bitt umb des almechtigen willen, gnedigster churfurst und herr, das euer kfl. Gn. volgend mein schreiben, wilchs ich dem armen volcklin Christi, so uber diser spaltung schwerlich angefochten, zugut und forderung an Gott furgnomen, wölle gnediglich aufnemen und in hohster geheim one meldung meiner person halten.

Erstlich werden euere kfl. Gn. freilich selbst nach irem hohsten verstand aus allen handlungen, so der pabst nun lange zeit gegen uns furgenomen, keinen zweivel tragen, das er, der pabst, mit allen, die er zu seinem willen wurt vermugen konnen, allein dahin trachtet, wie er sich wider alle reformation versichere und alle, die auf solch christlich reformation tringen, abweg richte. Derowegen geet alles sein bearbeiten bey ksl. Mt., unserm allergnedigsten herrn, itzt ein gute zeit dahin, das die nurenbergisch puntnus gestercket und durch mittel derselbigen gegen denen, die Christum im fursetzn, gehandlet werde. Dises können euere kfl. Gn. aus anderm und furnemlich der hagenaueschn handlung wol abnemen. Zudem so wirdet der durchleuchtig, hochgeborn furst, mein gnediger herr, der Lgf. tzu Hesen, ein antwort und ratschlag, so ksl. Mt. fur ansetzung des hagenawischen tags gegeben1, eueren kfl. Gn. zuschicken2. Aus demselbigen werden euere kfl. Gn. eigentlich und clar erkennen, das di ganze handelung tzu Hagenaue durch Bayern und Brunschwig und itzo tzu Wormbs durch die mainzischen rethe nach demselbigen pabstlichen ratschlag genzlich gefuret und verhandlet worden ist. Darzu auch der Bf. von Mutina3, des pabsts botschaft, und hie zu Wormbs sampt dem Mutinensi auch Feltrensis episcopus4 treffentlich angehalten haben und noch anhalten mit anbitung gelts und andern nit geringen nutzparkeiten. Dann di meinzischen rethe, hieher verordnet, haben den geschwindesten und verbittersten feind des heiligen evangeliums, Dr. Braun und Dr. Hutzfelden5, ein bösen cartusanen, wilch mit rath Dr. Hilden6 und beider des pabsts itzt gemelter botschaften, auch beistand der bayerischen bei den andern regiren und das verordnet christlich gesprech mit ganz mutwilligen und unverschempten mitteln, auch wider des kaiserlichen orators getraues anhalten bisanher anzufaen und alles uffs geverlichst verwirren. Sie seint auch, wie ich glaublich berichtet, durch ir ungestumes anhalten dem kaiserlichen oratori uber di massn uberlistig. Und wan mans nit machen wil, wie sie es begeren, so trauen sie und sagen, ire mandata vermugen, das sie nichts mit unß von wegen der religion handlen sollen, wir begeben uns dan zuvor unter des pabsts gehorsam, item, das sie auch nicht dan schriftlich mit uns handlen sohllen. Haben auch sehr darauf getrungen, das der kayserliche orator zuvor di restitution, wie auch zu Hagenaue bescheen, forderen sollte.

Diese und viel mer andere freche und trötzliche händel uben sie teglich, dann weil sie dise beide, Meinz und Bayern, in der presidentz zwo stymen und unter den eilfen collocutorn funf haben und die gesanten des Bf. von Straspurg mit iren zwoen stymen, ein in der presidentz und di ander unter den eilfen, den mainzischen und bayerischen oft zugevallen sind, haben sie leicht den einigen pfaltzischen in der presidenz und unter den colloquutorn di uberigen funf zu ubermeren gehabt. Sintemal auch irer kgl. Mt. gesanten uff beide des pabsts potschaften eben viel sehen und ir herr unser sachen so gar entgegen berichtet ist, so haben di papistischen mit menzischen und bayerischen durch zufall der kunigischen alle fruchtpare handlung desto leichter zu perturbiren und den kaiserlichen oratoren in seinem furhaben zu verhinderen nach allem irem mutwillen.

Was nun di meinzischen cantzlei bewege, das sie mit Bayern, die vom pabst gar vil mer haben und aus wunderparen contracten mit den stiften Passau, Frisingn, Regenspurg und Saltzburg noch vil mer verhoffen, so ernstlich wider friden teutscher nation handlet und hiezu das allerbest instrument bey der sachen, Dr. Braun, gelassen, der auch gantz director negotii ist und, wie man sagt, das fac totum, uber di mas unruig und gescheftig, und aber H. Julium Pflugen7, der anfangs mitgesant ware, wilcher gern hette ein moderation gesehen, one alle ursach davon beruft hat, davon ist manigerlei gedencken.

Ich weis eueren kfl. Gn. (dweil ich vertreulich schreiben soll) mit warheit anzuzeigen, das solch handlung den reinischen churfursten allen dreien zum hohsten beschwerlich ist, und wa nicht di sachen anderst gericht werden, freilich auch ksl. Mt. Dis mein warhaftig anzeig der meinzischen halben wöllen euere kfl. Gn. von mir gnediglich vorstan, dann wa sie mir nit bepholen, ir vertraulich anzuzeigen, wie die sachen hie stan, wurde ich, weß di menzischen oder villeicht meinen gnedigsten herrn von Meinz selbst belangt, gern umbgangen haben. Weil aber eueren kfl. Gn. disen ganzen bericht ich allein darumb zuschreibe, damit sie dester bas erkenne, wa und wie sie den armen Christi zu hulf kommen möge, hab ich mich erwegen, recht alles, wie es an im selbst ist, zu schreiben, bevorab dweil ichs nimants dann allein euern kfl. Gn. in geheim zuschreibe, wilche es sonder zweivel zu keynem argen geprauchen wirdet.

Nachdem aber der kaiserlich orator gesehen, das er diß colloquium, so hiher verordenet, nindert hat hinpringen mugen, hat er sich uff andere weg bedacht und unter andern auch mit Dr. Wolffgang Capito, der etwo meines gnedigen herrn von Meinz rath und diener gewesen, und mit mir durch einen kaiserlichen secretarien, H. Gerharden von Veltwick, von der kirchen reformation viel rede gehabt, aus wilcher Dr. Capito und ich beriedt [sic!] sein und in keinen zweivel setzen, das ksl. Mt. gemut diser zeit gewißlich dahin stehet, das sie die teutsche nation gern vereiniget sehe, wa nit feilet, das one höhste und zuvil grobe untreue nit feilen kan. Dann gedachter secretari ist uberaus ein gelerter mann, und zudem erzeigt er sich ganz gutherzig, wilcher auch durch sich selbs allerlei rede von reformation der kirchen mit uns beiden vertreuelich gehapt. Nachdem aber ksl. Mt. gnugsam erfaren, das der frid teutscher nation one reformation, so der kirchen leidenlich, nit muglich, das sie, die sachen der religion auch zu warer vergleichung und volgender reformation zu pringen, begeret. Ob aber diß geschee aus gottesfurcht oder aus not obligender hendel als vom Turcken, Franckreich und anderer, wil ich nit richten, sondern, daß sich zum reich Christi furderlich erzeuget, als ein gnedigs erregen gotlicher gnaden erkennen. Bitte auch den herren, er wölle unsern gnedigsten und gnedigen herren, den chur- und fursten und stenden, geben, das sie diese neigung keiserlichs gemuts zu warer vergleichung der religion und zu christlicher reformation wol und recht aufnemen und geprauchen. Dann weil ksl. Mt. des glaubens halben und auch sonsten zu schwach ist, dieser zeit den pabst offenpar zu begeben, nemlich weil derselbig auch unter den teutschen so vil getreuer, arbeitsamer diener hat, wie obgemelt, die nichts unterlassen, das alle reformation vorhindern möge, so wirdet genzlich vonnöten sein, das die chur- und fursten des reichs in diser sach ksl. Mt. zeitig begegenen und ir di hand biten, ya in dieser sach etzwas ernstlich auf sie tringen, damit sie sich des frettens der pebstler dest bas entschuten möge, wilchs H. Georg von Carlewiz, der diesen dingen, wie euer kfl. Gn. wissen, dannocht nit unvleissig nachgedacht hat, in disen sachen vonnöten zu sein, fur zwei jaren erkennet und zu vilen gesagt hat.

Damit man aber hirzu kommen möcht, das sich die chur- und fursten und andere stend dermassen zusamenthun und ksl. Mt. begegnen, auch uff sie umb christliche vergleichung tringen wolten, haben etlich furtreffenliche leute von etlichen churfursten und grossn hauptern lassen durch etliche vertrauete gelerten ein schrifta stellen von den furnemsten streitenden articuln unser religion. Dieselbig schrift ist demnach Dr. Capitoni und mir zu Wormbs vortreuelich communicirt worden und uff unsern bericht und anhalten allerlei darin corrigiret, doch haben wir dijenigen, so dieselbig schrift gestellet, nit zu ganzer correction vermöcht, villeicht darumb, das dise menner sich auf das richten, das sie bey irem teil erheblich achten. Wir haben auch hoffnung, so durch diß rauh werck und gemeines entwerfen nur so vil erlanget wurde, das ksl. Mt. sampt den stenden des reichs solche streitige articul wolten lassen durch hytzu taugliche, von allen stenden geordnete, gelerte und fromme leute erörteret werden, da ider teil seine grunde mit christlicher bescheidenheit darthun möchte, das dann der herr wol helfen wurde, das diese articul dermassen gemessiget wurden und getemperirt, das sie keynem waren christen anzunemen beschwerlich sein möchten.

Nun aber die ganze administration der kirchen und der streit, so sich zwuschen uns und den pabstlichen hiltet, steet uff dreien stucken, auf der lehre, der kirchen ubung und der kirchenzucht. So stellen diese menner alle handlung christlicher vergleichung, die auf weg und masse in irer schrift anzufahen sein solt, in dise abteilung: Erstlich, sovil di lehre belanget, was vom glauben und christlichen leben, auch prauch der sacramenten und allen ceremonien zu leren seye, meinen sie, das alspald ein gantz concordi gemacht und beschlossen werden solte. Zum andern, das wir, bis man auch den prauch der sacramenten und ceremonien sampt der reformation des ganzen cleri gleichformig und der schrift volkomen gemes bei dem andern teil erlangt, bey unser haltung und kirchenprauch gelassen wurden. Zum dritten, das wir uns beider teil auch deß gleich im anfang vergleichen solten, wie die volkomene reformation des ganzen geistlichen stands nach den alten und besten canonibus sein solle, und das man sich auch, dieselbige tatlich ins werck ze pringen, bevleissigen wölle, in dem sie selb auch begeren zu helfen, das alles dermassen verfasset werde, das sich di grossen prelaten nicht zu nachteil den kirchen wider aus der sach zihen möchten. Und verhoffen wir, durch disen articul die vergleichung der religion und reformation cleri trefflich zu beforderen, dan sintemal di geistlichen di alten, besten canones mit keinem fug verwerfen und doch ire streng keinswegs leiden mögen, so achten wir, wo wir und di gotsfurchtigen andersteils mit ernst anhalten, das die reformation vermuge derselben canonen werde furgenomen, das sich di ganz clerisei gar leicht werde zu vergleichung der lehr, zucht und ceremonien, sovil itzo vonnöten und besserlich sein wil, sampt rechter bestallung der kirchendiener vermugen lassen, allein der ursach, uff das sie der strengen canonen solch milterung erlangen, das sie bey dem zeitlichen, das sie haben, pleiben mugen. Dann soll di reformation tatlich erlangt und den kirchen recht gehulfen werden, so mussen di ampter der eusseren regirung von der religion und kirchendinst in personen abgesundert werden, dann nimant so geschickt, der inen beiden zumal auswarten möge, darzu mag bei denen, so eussern gewalt haben, die disciplin und zucht, die der kirchendienst forderet, gar ubel erhalten werden.

Neben dem aber seint etlich articul im streit, di villeicht noch zur zeit bei gemeinen heuptern weder erhalten noch verworfen werden mugen durch austrucklich und unwidersprechlich schrift, in wilchen aber der gegenteil den gewalt der kirchen, die solch ding, zum teil von aposteln entpfangen, zum teil aus dem gewalt Christj ir gegeben, verordnet haben solle, ser dringet. Unter denen ist die gedechtnus der abgestorbenen, beide der vertrösten heiligen und deren, fur di man bitet, item, messen on communicantes, di mit sacramentlich communicirten, item, brauch des chrisams zur confirmation, die extrema unctio und dergleichen. Wan es nun in der kunftigen handlung an diese puncten keme, musten wir durch gotlich und der heiligen vetter schrift an solchen stucken widerlegen, sovil wir imer konten, als der messen halben one communicanten und etlich ander stucken mehr wol zu thun ist. Was wir aber bey ksl. Mt. und gemeinen stenden des hl. reichs noch derzeit nit erhalten konten, das musten wir uff ein ander versamlung und weiter handlung ufschiben, wilchs leicht wurde zu erlangen sein. Und nachdem di gemuter durch vergleichung der lehre und andern hauptstucken wider zu fruntlicheit gegeneinander geneigt, wurde mit der zeit in denselben uberigen puncten vergleichung auch desto ehr mugen gefunden werden. So wurde auch di gesunde lehr, wo di allenthalben gleich gehen wurde, alles, was ir nit in der warheit gemes, den leuten aus den herzen nehmen und fur sich selbst abtreiben.

Nachdem man aber fur dem pabst tzu rechter, fruchtparer handelung der religion nit wol kommen kan, wo nicht etlich furneme haubter der sachen zuvor verstendigt und zur vergleichung der hauptstucken gewilligt seien, damit man aber solchs erlangen möcht, haben sie dis mittel bedacht, das ehegemelte schrifte etlichen chur- und fursten, di man von beiden teilen zu christlicher concordi in religionsachen und zur reformation die gneigtern und verstendigern zu sein verhoffet, in vortrauter geheim als ein rauhe werck und anfanglich entwerfung des handels zugestellet wurde. Und wa Gott gebe, das sich etlich haubter in dem wolten wol vernemen lassen, demnach konte man uff dem reichstag desto bas etzwas fruchtpars furnemen und, wie gesagt, ksl. Mt. etwas fuglicher entgegengan und erlangen, das, alles pabstlich widerstreben unangesehen, di streitigen articul der religion durch recht gotfurchtig und taugliche leut hirzu erorteret und zu vergleichung gerichtet wurden. Dan soll man ezwas ausrichten in dieser sach, so mus man di ware, gutherzige und gotsfurchtigen von beiden teilen zu solchem handel geneigt machen. Derhalben ist inen hofnung zu christlicher vergleichung zu geben, wilch sie mit ernst begeren.

Nun hat aber der satan durch dise langwerende contention zuwegen pracht, das auch der gotsfurchtigen gemuter zu beiden teilen solchen unzeitigen eifer gegeneinander tragen, das sie in vilen stucken im grund der warheit mer eins sein, dan sie es selbs erkennen und mit worten einander zu versteen geben konnen. Das auch bey unserm teil so wenig kirchenzucht und kein bann ist und allemal schwer ergernus furgeet, auch unsere weis zu leren sampt den kirchenubungen in vilen stucken den alten, heiligen vettern etwas entgegen wil angesehen werden, deren glauben und werck aber vil fromer leut des andern teils nit on ursach hochhalten, dises alles machet auch vil fromer leut unsernthalben irr und zweivelhaftig.

Bey dem feiret auch nicht der teuffel durch seine calumniatores, die, was uns Gott guts verlauhen, alles verkeren und mit iren liegen und schenden uberschutn und bedecken und, was geprechlich und mangelhaftig, gar vleissig her furpringen und aufmutzen, daher dann abermaln unser lere und haltung vilen gutherzigen leuten verdacht und abscheuelich gemacht und schir alles in einen mißverstand gezogen wirdet, als nemlich, wann wir Gottes gnad und glauben an Christum hoch preisen, so wirdet der einfeltig hauf auf jenem teil durch böse meuler verwenet, wir wölten nicht, wie sich gepuret, zu warer penitentz und gutem leben ermanen. Wann wir aberglaubische menschenordenung verwerfen, wöllen sie meynen, wir gedencken, alles zu vernichten, das nicht austrucklich in der heiligen schrift geordnet ist, obs gleich aus gutem geist und zur besserung in den kirchen geordnet ist. Also wan wir das unvermugen zum guten unser natur furtragen, meynen jene, wir wölten di ganze natur zunicht machen und wie di Manicheer sie nit lassen ein gute creatur Gottes sein. Also begibt sichs auch widerumb, wann di vom gegenteil gute werck, kirchenordenung und di natur erheben, das di unsern die sachen dahin verstehen, als wolten jene glauben, Gottes wort und gnad, auch erkantnis eigener unvermuglicheit gar hinwerfen, das doch numer bei vilen besser stehet. Dergleichen mißverstand tregt sich zu in vil andern streitigen puncten, wilchen mißverstand auch sehr erhaltet, das wir anfangs vil hyperboles gepraucht haben, die vilen nit geringe materi des zancks auch itzund geben, ob gleichwol Dr. Philippus deren vil gemiltert hat. Item, das wir mit jenigem teil lang weder red noch schriften wechslen und haben schir ganz ein ander thun und wesen in aller religionhandlung. Darzu schlecht auch diß ungluck, das dijenen, so zu beiden teilen zu mittelnwegen gedencken, alspald in verdacht eines abfals gezogen werden.

Weilb nun die sach zwuschen uns und dem jegenteil stehet, wie ertzelet, ist vilberurte schrift in worten dermassen temperirt und gemessigt worden, das den guthertzigen uff jenem teil im articul der justification, an dem alles gelegn, und andern hauptarticuln desto weniger anstos entgegengeworfen wurde, und deshalb alles, sovil muglich, dahin gerichtet, das irer fur ingebildten und unrechten meynung und verdacht gegen uns fuglich begegnet wurde. Und derhalben, das di guthertzigen des andern teils nit alspald abgeschrecket, sondern zu recht vertrauter handlung bewegt und ezwas getrostet wurden, hat man auch di nebenarticul so weitleuftig hinbeigesetzet, in denen doch on weiter handlung und correction di verglichung der religion nit möcht troffen werden. Damit aber nun furderlich ein guter anfang in diser sach gemacht und etlich furneme heubter teutscher nation, uff angezeigte weise in ware und fruchtpare handelung der verglichung zu kommen, erindert werden, so hat obgemelte personen und kayserlichen oratorem fur gut angesehen, das gedachte schrift in vertrauen wir euern kfl. Gn. zuschicken und, demnach, wie euere kfl. Gn. wissen, an Dr. Luthers urteil gegen den unsern hoch gelegen sein wil und derselbig aber, wo er sicht, das man di lehr der justification zulesset, in allen andern stucken gelinder ist dan unser vil, so sehe uns fur gut und notwendig zu diser sach ahn, das euere kfl. Gn. dise schrift pald Dr. Luthern zusend[en] mit solcher anzeig, geding und begere, wie volget:

Erstlich, das auf dem teil, der noch pabstlich geachtet wurde, vil weren, auch unter und bei grossen heuptern, deren gewissen Gott lengst getroffen, das sie gern zur reformation der kirchen und christlicher lere hulfen. Dieselben hetten uff weg und mittel gedacht, wie man doch einmal tzu fruchtparer handlung von vergleichung christlicher religion kommen möcht. Diese hetten ein schrift stellen lassen, die in den articuln der lehre vons menschen fall und widerpringung, von der natur und eigener kreften unvermugen, von gotlicher gnaden und dem verdinst Christi, vom glauben und guten werken, von sacramenten, von der busse und von christlicher zucht dermassen stunde, das sie verhofften, sie solten der warheit nit ungemes und derhalb unserm teil zum anfang christlicher vergleichung leidlich sein, ob sie wol nit allenthalben unser weis zu reden gepruchte und uf schwacheit der gutherzigen des gegenteils hernidergelassen were. Doch weren vil gutherziger leut der hoffnung, das in disen stucken allen ferner und gnugsam erclerung wol wurd zu erhalten sein, wo man nur di leut zu recht vertrauter handlung bewegte.

Dartzu weren auch etzlich nebenarticul ingefurt als von gedechtnus der abgestorbenen, vom gepruch des hochwirdigen sacraments, von der messen und etlich andern ceremonien, item, vom celibat der geistlichen, wilch articul einer weitern verbesserung bedurfen, drumb auch deren etlich zweivelhaftig gesetzet weren. Solchen zusatz hetten wir aber darumb gescheen lassen, das man gern verhuten wölte, das di schwachen jenes teils nit von aller handlung abgeschreckt ader den boshaftign anlas gegeben wurde, alle handlung zu unterschlagen, wie nun so oft gescheen ist. Es were aber hoffnung, nachdem man von der erbsund und unvermugen menschlicher creften und der gnaden der justification und widerpringung derselben in Christo, item, wie die heiligen sacrament zu gebrauchen sein, zu gleichem verstand kommen, es solten sich eins teils dise nebenpuncten auch pald lassen zu gleichem verstand und reformation pringen und di andern one verlezung gemeiner concordi und der besseren ordenung in unsern kirchen lassen uff ferner handlung ufschiben.

Dise articul weren euern kfl. Gn. in hohstem vertrauen und geheim zugeschickt und vertrauet worden mit vertröstung, das ezlich chur- und andere fursten, geistlich und weltlich, uff solch articul sich in recht, grundlich handlung der vergleichung einzulassen, gewillet weren und man bey ksl. Mt. in wol vertröster arbeit stunde, von derselben gleiches zu erlangen.

Nun weren di sachen gros und wichtig und wolten aber euere kfl. Gn. zu christlicher verglichung der religion gar gern helfen, sovil mit Gott imer sein möcht, dweil wir alle sehen und befinden, wie jemerlich alle religion und christlich zucht bei disem zwispaldt und aus mangel recht gesunder lehre und getrauwen auspender derselben verfille, was auch wir aus solcher schweren verachtung Gottes worts giftiger, verderplicher secten, auch eusserlicher zwispalt und zerstörung zu befaren hetten. Betten derhalbn, das er, Dr. Luther, als den der herr fur allen andern, den armen, gefangen gewissen den trost des heiligen evangelii widertzupringen, erregt und begabet hette, er wölte vilgedachte schrift, sopald im muglich, vetterlich und getrulich besichtigen, auch dieselbig bei sich in hohstem geheim halten und, was in iden articuln tzu bessern und wie man sich umb weiter erclerung und repurgation gestelter articul in ein gesprech mit recht gotsfurchtigen leuten des andern teils einlassen möcht, auch im fall, das man diser zeit gnugsam vergleichung der lere und sacramenten, auch kirchenzucht und bestellung der kirchen mit tuglichen dienern mit den andern Kff., Ff., und stenden des hl. reichs treffen konte, was der nebenarticul halben bei inen uff weiter handlung ein zeitlang zu gedulden sein möcht.

Als aber, gnedigster churfurst und herr, der reichstag fur der thur, were vonnöten, das sie bei Dr. Luthern anhilten, das er sein bedencken ir ufs furderlichst zuschicken wölte und in dem nichts verzihen. Und sopald solchs uberschickt, ist mein unterthenigst bit umbs herren willen und zugut der sachen, das euer kfl. Gn. solch Dr. Luthers bedencken wölle uffs furderlichst und best verwart meinem gnedigen herrn, dem Lgf. zu Hessen, zuschicken, des fstl. Gn. werden es dan mir alspald zusenden, damit ich solchs weiter möge und bei zeiten auch gelangen lassen, wilch dise handlung warlich zugut den kirchen Christj und unserm vatterland furhaben und treiben, sover ichs verstehen kan. Und wo der lib Gott geben wolt, das euern kfl. Gn. und Dr. Luthero diß schrift so sehr gevallen wölte, das si meineten, ferner handlung darauf vorzunemen sein, so ist bedacht gut sein, das euere kfl. Gn. uff dem reichstag, auf den sie, wie wir alle genzlich hoffen, furderlich kommen werden, diese sachen alle mit Pfalz und andern fursten, die darzu tauglich, unterreden und sie zu solcher handlung bewegen, daneben auch di schrift dem H. von Granuelle, der ksl. Mt. herz geachtet wirdet und der sich hie mit worten und sonsten hat vernemen lassen, als ob er teutscher nation friden und wolfart herzlich suche und dorzu verhelfen wölte, zustellen mit erbitung christlicher unterhandlung uff solch schrift. Derselbig wirdet dan verschaffen, das euern kfl. Gn. und meynem gnedigsten herrn, dem pfalzgraven, oder andern von ksl. Mt. bevelch gegebn wurde, gedachte schrift auch uns protestirenden und andern furzupringen und di sach wider dahin zu richten, das von allen stenden des hl. reichs fromme, treuliche leute, wie das euer kfl. Gn. zu Franckfurd mit so grosser muhe in abschid desselbigen tags pracht haben8, erwelet werden, eins cleinen und grossen ausschuß, und also di handlung zu vergleichung der religion, die der pabst mit seinem anhang bisher noch verhindert, mit ernst furgenommen werde. Diß ist der einig weg, den gedachte herrn und menner zu geen sein achten, der teutscher nation zu guter vergleichung und reformation dieser zeit zu helfen, wilch auch bey andern chur- und fursten dweil die gemuter darzu getreulich bereiten wöllen. Nachdem ksl. Mt. zu diesen sachen ezwas mehr dan vor ye geneigt und auch leider zuvil beschwerlich darzu getrungen wirdet, wir auch gewißlich in teutscher nation zu warem fride nimer kommen werden, di religion werde dann zuvor verglichen, so seint wir gar guter hoffnung, euer kfl. Gn. werde dises und fur allem das so erschrecklich und ewig verderben der herden Christj also bedencken und zu herzen furen und alle dise sachen und vilgemelter herrn mittel und furschlege ir dermassen bepholen sein lassen, das sie, dieselbigen zu furdern, allen vleis, sover ir wirdet muglich sein, ankeren werden.

Ich hab auch solch euerer kfl. Gn. gemut und ander hochlobliche tugend, wie ich die zu Franckfurd erkennet, und in sonderheit das so gros vertrauen und geneigten willen zu ksl. Mt., dem H. von Granuell, so itzt ir orator zu disem gesprech ist, gar ernstlich und zu mermalen angezeigt. Daruff er sich gar wol und volkomen hat vernemen lassen, das er nit allein den unwillen hett fallen lassen, den unser widerwertigen, die papisten, gegen euer kfl. Gn. bey im bewegt als bey eim weltmenschen, der sich unser heilsamen lehre hett bisher vast wenig angenomen, wilcher unwill im daher uffgeredt ist, das euere kfl. Gn. zu disem gesprech gesant haben H. Leonharden, probst zu Hauelburg, und di andern zwen herren, unsere lieben bruder, wilch beide hivor das heilig evangelion offentlich gepredigt und bekennet, auch mit schriften verteittingt habn, wiwol solch erlich personen sonstet lieb und wherd sein und eueren kfl. Gn. bey unsern stenden vil gunst und willen gepracht haben. Doch haben die widerwertigen aus deren bestendigen handlung und guten eifer ursach geschöpfet, auch ire personen dem H. von Granuell abschulich zu machn, wilcher unwill gegen euere kfl. Gn. gar hin ist, c den er, der H. von Granuell–c, hat uff mein vilfaltigs zeugnus gesagt, das er in furgenomenem handel der vergleichung ein besonders vertrauen tzu eueren kfl. Gn. hab und gedenck, dieselbig bey ksl. Mt. in allen iren sachen uffs getreulichst zu förderen. Dan man gnugsam weis, das di pabstlichen mit menzischen und bayerischen rethen, so zum teil zur presidenz, zum teil zum gesprech verordenet, das hiher verordnet gesprech aus irem eigenen mutwillen verhindert haben, ja nie gedacht gewesen sein, einig recht, fruchtpar gesprech zu warer reformation zuzulassen, und das sich euerer kfl. Gn. gesanten fruntlich und schidlich und zu aller christlichen vergleichung ganz fuglich und gelimpflich gehalten haben und dem jegenteil einig ursach nie gegeben, das gesprech zu verhinderen, wie sie eueren kfl. Gn. di leng berichten werden. Dennach so haben sie, das jegenteil, dem kayserlichen oratori und andern unsern widerwertigen eingepildet und also unterstanden, eben vil schuld des verhinderten colloquii auf euere kfl. Gn. und dero gesanten und uff di pfalzgravischen und gulchischen zu treiben. Dann wer inen nicht in allem zustimpt, den halten sie fur einen vheind und widerwertigen und gissen solchen gar unfruntlich aus. Doch findet sich zuletzt di warheit.

Dieses ist nun dasjenig alles, gnedigster churfurst und herr, das ahn euer kfl. Gn. mir zu schreiben bevolhen und ich selbs auch gern gethann, allein dem armen volcklin Christi zugut – das weis er, unser aller herr und richter – , wilchs euere kfl. Gn. gerugen gnediglich uffzunemen und mir di unordentliche lenge zugut zu halten. Demnach di sachen an ir selb auch so gros, weitleuftig und wichtig sindt und sopald sich euer kfl. Gn. in dem alles ires gemuts entschlossen, mir solchs durch meins gnedigen herren, Lgf. tzu Hessen, cantzlei, so furderlich es sein mag, ubersenden, damit ich dijenigen des alspald berichten möge, so mir bevelch gegeben, wilchen euer kfl. Gn. gern wurden gnedigen und fruntlichen willen beweisen, wan ich deren namen durfte eroffenen. Himit eueren kfl. Gn. mich untertheniglich bevelende, wilch der almechtig langwirig gesund tzu glucklichem und gotlichem regiment erhalten wolte, der ir verleihen wölle, disen handel sampt izigem schreiben statlich furzunemen und ins werck zu pringen. Es werden auch euer kfl. Gn., wie ichs anfangs gepetten, den ganzen handel, wie er von mir erzelet, in hohster geheym gern halten und vorab mein person nimants melden, damit vil unrug furkommen werde9. Geben tzu Wormß, den 10. Januarij anno 1541.

Anmerkungen

1
 Dabei dürfte es sich um die Denkschrift handeln, die Farnese und Cervini am 21. April 1540 dem Kaiser in Gent einreichten, abgedruckt bei Ehses, Conc. Trid. Bd. IV, Nr. 143, S. 182–187. Vgl. auch die dt. Übersetzung dieser Denkschrift, Ganzer/Zur Mühlen, Akten, Bd. 1,2, Nr. 412, S. 1235–1239, die Inhaltsangabe NB I,5, S. 185, Anm. 1, S. 185–186 und unten Anm. 2. Der Verweis bei Ganzer/Zur Mühlen, Akten, Bd. 2,2, Nr. 389, S. 1126 Anm. 1 auf das Schreiben Kf. Johann Friedrichs von Sachsen und Lgf. Philipps von Hessen an Karl V., Torgau, 1540 Mai 9, Ganzer/Zur Mühlen, Akten, Bd. 1,1, Nr. 18, S. 65–70, ist irrig. Der Landgraf hatte das fragliche Gutachten bereits am 3. Januar an Kf. Johann Friedrich von Sachsen geschickt. Vgl. das entsprechende Begleitschreiben, Marburg, 1541 Januar 3, Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 394 Nr. 149 Bd. 1, unfol. (Ausf.). Der Kaiser und Kg. Ferdinand ließen sich durch die Argumentation Farneses und Cervinis nicht beeindrucken und hielten an dem Plan eines konzilsunabhängigen Reunionsversuches fest. Vgl. dazu Luttenberger, Reunionspolitische Konzeptionen, S. 480–486.
2
 Vgl. Lgf. Philipp von Hessen an Kf. Joachim von Brandenburg, Marburg, 1541 Januar 26, Berlin GStAPK, I. HA Rep. 14 Nr. 5 Fasz. 4, fol. 129r–131r (Ausf.): Es hat uns der hochgelert unser lieber, besonder Martinus Bucerus, der hailigen geschrift lerer zu Straspurgk, dis beiverwart buschlein brive uberschickt, dasselbig euern L., dweil etzwas viel und hoch doran gelegen, furter eilendest zuzefertigen, welchs wir hiemit gethan haben wöllen. Und nachdem sich des Bucerj schrift unter andern uff ain consilium oder rathschlag aines bebstlichen geschickten, welchs derselbig geschickter der röm. ksl. und auch der röm. kgl. Mt., unsern allergnedigsten und gnedigen hern, kurtzlich fur dem tage zu Hagenaw gegeben haben soll, referiret, so thun wir euern L. ain copey desselbigen consilii oder rathschlags hierbey (und darbneben copey der hagenawischen handlung, wie es den Bucerum vor gut angesehen) ubersenden, fruntlich bittend, nachdem an der sach, davon euerer L. der Bucerus schreibt, vil gelegen, euer L. wölle die muglichs vleis eilen und forderen und, was sie dorauf dem Bucero widerschreiben wöllen oder widerzuschreiben haben, uns solch schriften ungeseumbt zukommen lassen. So wollen wir ime die furter on alles verhindern zufertigen. Als auch euer L. verruckter weil an uns geschrieben und gern wissen wolt, ob wir uff itzo anstehenden reichstag aigner person ziehen wurden oder nit etc., wollen wir euern L. fruntlicher mainung nit bergen, das wir desfals bey uns, was wir thun oder nit thun wollen, noch unentschlossen sein. Wir erwarten aber teglichs ainer botschaft, welch etwo noch in drey ader vier tagen bey uns ankommen wirdet, darnach dieselbig botschaft lautet, darnach werden wir uns richten und euern L. solchs auch forderlich zu vorsteen geben. Aber diese schrift bis uff solch ankunft bemelter botschaft warten zu lassen, haben wir fur gut nit angesehen. Datum Marpurgk am 26. Januarij anno etc. 41. [Zettel:] Verehelichung seiner Tochter Agnes mit Hg. Moritz von Sachsen. Vgl. auch Kf. Joachim von Brandenburg an Lgf. Philipp von Hessen, Cölln an der Spree, 1541 Februar 6, Berlin GStAPK, I. HA Rep. 13 Nr. 3 ab 1 Fasz. 2, fol. 1r–1v (Konz.): Bestätigt den Empfang der übersandten Schriftstücke. Wellen auch dasjhenig, was der Butzer bittet, mit allem fleiß ausrichten und an unserm fleis nichts erwinden lassen. Und wes uns daruf einkompt, ime durch euere L. widerumb zufertigen und bitten freuntlich, wenn solh schrift an euere L. gelangt, sie wellen unbeschweret dieselbig in eil ime zusenden. Des reichstags halben, ob euere L., denselben personlich zu besuchen. willens oder nit, werden uns euere L. zu irer gelegenheit wol verstendigen, darumb wir auch nochmal freuntlich bitten. Glückwünsche zur Heirat zwischen Hg. Moritz von Sachsen und Agnes, der Tochter des Landgrafen. Datum Sontags nach Purificationis anno etc. 41.Vgl. dazu Lgf. Philipp von Hessen an Kf. Joachim von Brandenburg, Marburg, 1541 Februar 18, Berlin GStAPK, I. HA Rep. 11 Nr. 105 Fasz. 1, fol. 14r–14v (Ausf.): Entnimmt aus Kf. Joachims Schreiben vom 6. Februar 1541, das euer L. die jungste des Buceri an sie gethane schrift empfangen, was auch euere L. ime darauf itzo geschriben haben und ime derwegen villeicht in kurzen tagen weither schreiben werden, das alles wollen wir im durch unsere eilende potschaft tzufertigen. Sovil die besuchung des reichstags belanget, seint wir in willens, vermittelst gotlicher verleihung denselbigen in eigener person zu besuchen und umb den Mitwochen nach dem Sonntag Invocavit [1541 März 9] ungeverlich nach solchem reichstag auszihen. Dankt für Joachims Glückwünsche zur Heirat zwischen Hg. Moritz von Sachsen und seiner Tochter Agnes, die er als Ausdruck des Wohlwollens ihm gegenüber versteht. Datum Marppurg am 18. Februarij anno etc. 41.
3
 Giovanni Morone (1509–1580), Bf. von Modena, päpstlicher Nuntius.
4
 Tommaso Campeggi (ca. 1483–1564), Bf. von Feltre, päpstlicher Gesandter zum Wormser Kolloquium.
5
 Dazu marg. Notiz: Dr. Braun, Dr. Hutfeld. Gemeint sind die Vertreter des Kf. von Mainz Dr. Konrad Braun, Jurist und Kontroverstheologe (ca. 1491–1563), 1540 Direktor der von Kurmainz besetzten Kanzlei des Reichskammergerichtes, und Jodocus Hoetfilter, Mainzer Stiftspropst und Dompropst zu Lübeck. Zu Braun vgl. Rößner, Konrad Braun, passim.
6
  Dr. Matthias Held, bis 1540 Reichsvizekanzler.
7
 Julius Pflug (1499–1564), Mainzer Domkapitular, seit 20. Januar 1541 erwählter Bf. von Naumburg.
a
 Von hier bis zur vorletzten Zeile dieses Absatzes marg. angestr.
b
 Von hier an marg. angestr. bis: furneme heubter teutscher nation uff angetzeigte weise.
8
 Vgl. den von Kurpfalz und Kurbrandenburg vermittelten Frankfurter Abschied, 1539 April 19, Ganzer/Zur Mühlen, Akten, Bd. 1,2, Nr. 390, S. 1071–1078.
c
–c Nachgetr.
9
 Vgl. Martin Bucer an Lgf. Philipp von Hessen, [Worms], undat., Lenz, Briefwechsel, Bd. I, Nr. 114, S. 312–314, hier S. 312: [...]. Die articel hab ich des colloquiums halben nit verdeutschen mogen; will uf dem weg heim und daheimen verrichten, sobald ich kan. Die latinischen articel und unser, D. Capito und mein bedencken an den Churfursten zu Brandenburg schreibe und sende ich hiemit, E. f. g. undertheniglich bittende, sie wolten meine schrifft iren secretarien einen lassen abschreiben, dann D. Capito nit weil gehabt, sie wider abzuschreiben; so hab ich nieman bei der handt gehabt, dem ich sie abzuschreiben hette vertrawen dorffen. Ich sende derhalben das papyr auch, mit meiner handt underschriben, damit der chf. erkenne, das das schreiben von mir komet; mage der secretari derhalben ein bitschier druff trucken, was er will. [...]. Des gesprechs und gantzen religionshandels halben steckt [es] warlich nach tieffe, wie in disem letsten gesprechen ichs offentlich und besonders wol vernomen habe; und wirdt warlich kein ander mittel sein, der sachen nach der zeit zu helffen, dann das man die chur- und andere fursten uffs ernstlichest ersuche, wie E. f. g. ich meer geschriben; und derhalben were ja vonnöten, das die churfursten und fursten möchten alle zumal uff dem reichs[tage] sein und handelen. Dazu E. f. g. helffen wollen, so fil sie konden. Der liebe Gott gebe sein gnad. Und die schrifften zu m. gsten herren chf. zu Brandenburg wolten E. f. g. fordren lassen, so fil moglich; und wa die latinischen articel eilends mochten abgeschriben werden, weil ich die verteutschten so bald nit schicken kan, wolte ich auch seer gern, E. f. g. hetten das exemplar, so ich sende, bei sich gehalten und das abgeschriben zu dem chf. gesandt. [...]. – Vgl. auch Kf. Joachim von Brandenburg an Martin Bucer, o. Ort, o. Datum, Berlin GStAPK, I. HA Rep. 13 Nr. 3 ab 1 Fasz. 2, fol. 20r–21v (Konz.); Druck: Ganzer/Zur Mühlen, Akten, Bd. 2,2 Nr. 393, S. 1138–1139: Wir haben eur schreiben uf negst unser gnedigs begeren, inhaltend den bericht [Nr. 441] wes izo zu Wormbs in gehaltenem colloquio furgelauffen, welche personen auch darinnen hinderlich gewesen und wie sich etlich erzeigt, sampt eurm gutbeduncken und ubersandten artickeln, welche von etlichen guthertzigen des andern teils, di villeicht gern zu gutter reformation und christlicher vergleichung helfen wolten, gestelt, empfangen und lesend vernomen. Dankt ihm für seine Mühe. Vormercken auch solhs von euch nit anders dan cristlich und wol gemeint. Zweiffeln auch nit, ir werdet ingedenck sein, wes wir zu Franckfurt am Mayn diser sachen halber mit euch eigner person beredet und wie ganz gern wir damals, auch zuvor und anher di vergleichung gefurdert und gesehen hetten. Des gemuts wir noch sein. Und wes zu furderung gotlicher ern und des heiligen evangelii wir ymmer thun und gemeiner christenheit dienen mogen, sol an unserm fleiß, zudem, daß wir uns des schuldig erkennen, nichts erwinden. Darumb wir eurer bit nach solh artickel mit notturftigem schreiben, wie ir selbs fur gut angesehen, Dr. Martin Luthern alsbald zugesandt mit gnedigem begern, dieselbigen uffs furderlichst und noch vor angehendem reichstag zu ubersehen, zu verbessern und darinnen treuen rath mitzuteilen. Wes uns nun daruf einkompt, sol euch unseumblich wider zugefertigt werden. So verhoffen wir auch, vermittelst gotlicher hilf eigner person den reichstag zu besuchen Und sol diser handel vortreulich und in ganzer geheim bei uns woll pleiben und niemands vormercklich offenbaret werden. Des solt ir euch genzlich zu uns versehen. Und begeren hinwiderumb, ir wollet eurs teils auch ein guter verfuger sein, rathen und fleissig anhalten helfen, daß sie auch, sovil mit Got on verlezung gotlicher ehren und der gewissen gescheen konne, hertzurucken und es an einem wenigen nit mangeln lassen. Dann wir in warheit selbs sorg tragen, wo in izigem reichstage zu gutlicher hinlegung und cristlicher vergleichung nit mittel und wege troffen und funden werden, daß das lezte erger dan das erst werden mocht. Es wird auch freilich der teuffel nicht feyren, durch alle seine glider und diener, di er zum werckzeug braucht, di sach zu hindern und umbtzustossen, welchem und allem seinem anhang der almechtig Got gnediglich weren und uns vor weiterm irthumb und zerruttung gnediglich bewaren wölle. Solhs wir euch also in kurzer antwort gnediger meynungk nit verhalten wolten.