Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 335 Nr. 134 Bd. 3, fol. 96r–99v (Ausf.); DV v. a. Hd. fol. 99v: Belangend des landgraven bewusten ehesachen und die kleinmutickeit, dorein er gefallen. Item, versprechung der acta in der muntzsachen und den tag in den irrungen zwischen den Gff. von Mansfeldt.

Wir wissen euch genediger meynung nit zu bergen, als uns heint uff der post von unsern rethen zu Wormbs schrieften komen, das uns unser cantzler dabey mit aigener hant geschrieben, was der Bucer und H. Jacob Sturm mit ime von wegen der klainmutigkait, darein der landgraff gefallen sein solle der bewusten sachen halben1, und das er bedacht, ime darumb bey dem kaißer sicherhait zu machen, vortreulich geredt, auch daneben ain vortzaichnus zugestelt, das die dinge, wie erstlich bedacht, solten in geheimb gehalten und vom landgrafen uff ansprechen nit gestanden werden, wie ir solchs aus des cantzlers schreiben und vorzaichnus ferrer und clerer vornhemen werdet.

Nun hat solche der beider gegen unserm cantzler vortreuliche anredunge bey uns allerley, aber furnemlich diß bedenken, dieweil ungetzweivelt ist, nachdem der landgraff seinen cantzler gein Wormbs geschickt, das er durch ine berurter sachen halben bey dem Granuelh allerley wirdet haben suchen und practiciren lassen, do aber villeicht nichs wirdet erhalten sein worden und sonderlich, das der keiser dem landgrafen die sache billichen wurde, darauf dan der landgraff und, weil ers uf des kaisers seyten so ganz weitleuftigk und trostloß befunden, in ain soliche kleynmutigkait gefallen sein magk, daraus er auch, weil er nu nit wol weiter waiß, vorursacht, sich umbtzuwenden und bey uns, diesem teilh, das zu suchen, welichs ane zweivel sunst nit bescheen were, do es ime uffs kaisers seyten gelungen. Nun ist es wol an dem, das nit guet were, do der landgraff aus dem, das er der bewusten sachen halben solt trostloß gelassen werden, sich von der christlichen aynung sundern und an einem andern ort ainen ruken machen solt. Ader [= aber] widerumb ist auch ganz beschwerlich, sich des anzunhemen, so vorigen radschlegen nach mit Got und gewissen dergestalt, wie man es furgegeben, nit zu thun gewest. Nachdeme wir aber die gestelten und unserm cantzler ubergebene artickel in der eyl gelesen, so bedunckt uns, dieselben seind dem eyssennachischen radschlagk nit vhast ungemeß gestelt. Do nun gegen dem landgrafen ain solich erbieten mocht gescheen, wie in demselben eissennachischen radschlagk begrieffen, solichs kondte uns nit zuwider sein. Doch musten sich dieser sache und desselben erbietens alle stende beladen, dan das wir uns darein allein solten lassen, das wolt uns beschwerlich sein, wissen es auch gar nit zu thun. Dieweil ir dan nu hiraus unser gemuet vorstehet, auch euch dieser sachen gelegenheit und die darinnen gehabten radschlege wol bewust sein, so ist unser genedigs begern, ir wollet euch nach eurm bedenken gegen unserm cantzler uff berurt sein schreiben vornhemen lassen, wie wir ime dan zu gescheen haben schreiben lassen, domit er dem Butzer und Sturm hinwider muge antzaige zu thun haben. Und do das erbieten gegen dem landgraffen solt bescheen, so muste des erbfalhs, auch das er die sache, wie erstlich bedacht, halten und derselben uff anreden nit gestendigk sein woldte, in sonderhait nodturftige vorsehungen bescheen, und undter anderm, do er es anderß halten und soliche maß uberschreiten wurde, das er dadurch des bescheenen erbietens und vortrostung soldt verlustigk sein etc.2 Dann solichs wolt in alle wege die hohe nodturft erfordern. Sunst wurde er immer ins offen mit der sachen wollen etc.

W[urd] sich auch zutragen, das der landgraf gemelte sache an die stende zur Naumburg wolt lassen gelangen, wie sich nuhmer wol zu vormuten sein will, so werdet ir euch derhalben inhalt und vormuge unser instruction neben den andern unsern rethen wol zu halten und zu vornhemen lassen wissen. Und dieweil wir es gentzlich dafur achten, des landgrafen cantzler werde uff den tagk gein der Naumburg komen, wan nu solichs beschiet, so bedenken wir, das ir zuvorderst in geselligen reden an ime fugliche erkundunge gehabt, ob er der sachen halben zu Wormbs bevelh gehabt und was er fur beschait erlanget, ob villeicht an ime zu erfaren stunde, wie es darumb gelegen. Dan wir glauben, das Bucer und Sturm davon mit seinem vorwissen mit unserm cantzler geret, auch die gestelten artickel ubergeben etc. Was ir nu unserm cantzler schreiben werdet und sich sunst zur Naumburgk dieser sachen halben zutragen wirdet, solichs wollet uns durch eur schreiben berichten, daran thuet ir unser gefellige meynung und habens euch nit bergen wollen. Datum Lochau, am tage Thomae anno domini 15403.

[Zettel:] Dieweil auch aus des landgrafen schreiben wol zu vorstehen, das er seiner sachen halben an den artickeln, wie sie vom Butzer negst gestelt, nach auch an dem, wie zu Eissennach bedacht worden, nit zufriden sein will, so ist wol zu achten, wohin sein gemuet gericht, darumb, auch aus denen in diesem unserm schreiben angetzaigten ursachen unß bedencklich und ungelegen, hinfurder mit der hauptmanschaft beladen zu werden. [...].

Soll die ihm zugestellten Schriften der kursächsischen Gesandten in Worms zurückschicken, weil er sie wohl nicht mehr braucht.

Anmerkungen

1
 Bigamie Lgf. Philipps von Hessen.
2
 Vgl. den kursächsischen Entwurf für eine entsprechende Erklärung gegenüber dem Landgrafen, Lenz, Briefwechsel, Bd. I, S. 292 Anm. 3, S. 292–294.
3
 Vgl. auch Kf. Johann Friedrich von Sachsen an seine Räte auf dem schmalkaldischen Bundestag in Naumburg, Lochau, 1540 Dezember 21, Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 335 Nr. 134 Bd. 3, fol. 101r–102v (Ausf.): Bericht seiner Räte aus Worms über die dortige Entwicklung nebst verschiedenen Kopien mit gleichzeitiger Bitte um seine Stellungnahme. Sollen über die im Bericht angesprochenen Punkte beraten und ihre Stellungnahme nach Worms schicken und ihm eine Kopie davon zustellen. Dieweil wir dan aus gemelter schrieft und copeien soviel vormerken, das, aus der sprechshandlung zu Wormbs wenigk fruchtbarlichs zu erfolgen, verhofflich, welichs dan vorursachen kan, das aus dem ausgeschrieben reichstage nichs wirdet werden, und aber nichsdestweniger die von Goßlar in die acht gesprochen und wir, desgleichen Wirtemberg, Straßburgk und andere mher sich dergleichen auch zu besorgen, so stehet leichtlich abetzunhemen, was alsdan daraus werden wurde. Nachdeme dan die sachen und derselben umbstende kunftige vhar drauen thun, so bedenken wir, das unser dieses teils hohe und unvormeidliche notturft sein will, das wir ungetrennet und ungesondert beyeyn pleiben und uff itzigem tage zur Naumburgk ainmalh von allen stenden ainhelliglich bedacht und geschlossen werde inhalt unser beyinstruction, wie man sich mit tapferkait finden und mit Gottes hulf nit hintziehen lassen wolle, darauf dan die handelunge furtzunhemen itzo zur Naumburgk, wir uns in alle wege gefallen lassen. [...]. Datum Lochau, am tage Thome apostoli 1540.