Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

A  Dresden HStA, 10024 GA, Loc. 08994/01, Der Bff. zu Meissen, Merseburg und Naumburg [...] angemaßte Session im Reich [...] auf den Reichstagen zu Speyer 1541–1547, fol. 198r–200r (Kop.).

B  koll. Magdeburg LASA, Rep. A 1 Nr. 193, fol. 1r–3v (vidimierte Kop.).

Wir Carl der funfte von Gottes gnaden röm. Ks. [...] Gf. zu Habspurgk, Flandern und Tyrol etc. bekennen öffentlich mit diesen briefe und thuen kunt allermenniglich: Nachdem uns der ehrwirdige Sigismundus Bf. zu Merseburgk, unser furst und lieber andechtiger, auf diesen unsern reichstagk anzeigen und vorbringen lassen, wiewol der stift Merseburgk, welches ungefehrlich bey 600 jaren von unsern vorfahren am hl. reiche den römischen keysern Otten, auch Heinrichen dem heiligen stattlich fundirt, dotiret und restauriret, auch von vielen römischen keysern und kunigen als ain furstentumb des hl. röm. reichs mit furstlichen privilegien und regalien begnadet, wiewol auch die Bff. zue Merseburgk mit sölchen regalien als des reichs fursten belehnet, auch den römischen keysern und kunigen geburliche lehenpflicht gethan und also von den römischen keysern und konigen und des hl. reichs stenden je und alleweg fur des reichs fursten und stende gehalten, zu den reichstegen beschrieben und erforderdt, des reichs abschiede unterthenlichen [sic!] angenommen, ire gepürliche anlage erlegt und bezalet und alles das, so einen geistlichen des reichs fursten undt standt zustendig, geubt undt gebraucht, wie den sein A. als ein furst und standt des reichs in unsern nahmen und von unserntwegen von unsern freundtlichen, lieben bruder, dem romischen kunig, solchen ihren stieft sampt desselben furstlichen regalien, rechten undt gerechtigkeiten zu lehen entpfangen und als ein furst des reichs gepurliche pflicht gethan und also dem stieft Mersenburgk und desselben furstlichen regalien in gewer und possession erlanget und noch innehat, so hetten doch, solches alles ungeacht, die Kff. und Ff. zu Sachsen, seiner A. und derselben stieft von sölchen furstlichen freiheiten und rechten mit gewalt zu dringen, understanden undt in sonderheit der hochgeborne Heinrich Hg. zu Sachsen, Lgf. in Duringen undt Mgf. zue Meissen, unser lieber oheim und furst, sein A., als sie sich auf vergangen tag, ihn [sic!] 39. jahr zu Wormbs gehalten, solches furstlichen stants gebrauchen wollen, von demselben abzusteen, schrieftlich angelanget undt zuletzt auch durch allerley beschwerliche bethreuung, doch ohn seiner A. thumbcapittels bewilligung, auch thrangsal undt forcht zu einen unbilligen, unrechtmessigen vertrage nit allein zu seiner A. stiftes, sonder auch des reichs nachteil benöttiget, doch mit der vorbehaltnus, das seine A. sich solcher beschwernis bey uns als romischen keiser beklagen möchte, mit unterthenigster, demutiger bitte, das wier gedachten Hg. Heinrichen zu Sachsen, von solchen eigengewaltigen fuhrnemen und verhinderung abzustehen, gepieten, auch den abgedrungenen vertragk gnediglich abschaffen und vernichten, auch seine A. ahn solchen furstlichen stant weitter nit betruben lassen, sondern bey derselben furstlichen rechten, gerechtigkeiten undt freiheitten gnediglich hanthaben, schutzen und schirmen und darvon mit gewalt nit dringen lassen wollten.

Auf solche seiner A. clag und vorbringen, auch gedachter Hgg. zu Sacsen [sic!] gegenantwordt, die wier mit vleis wol erwogen, haben wier als romischer keiser, dem unsers auferlegten keyserlichen ambt, einsehens zu thun und niemant wieder recht beschweren oder bekummern zu lassen, gepurt, mit raht unser und des reichs Kff., Ff. und stenden des reichs disen bescheit und decret gegeben. Geben den auch hiemit aus romisch keyserlicher machtvollkommenheit wissentlich in craft dieses brieves, nemlich daß gedachter Hg. Heinrich und daß haus zu Sachsen sein A. undt derselben stift Mersenburgk bey der possession ires furstenstants, auch der furstlichen rechten, gerechtigkeitten, regalien und freiheitten bey dem reich, auch des reichs anschlegen ungeirret bleiben lassen sollen.

Und bevelhen dorauf allen und jeden Kff., Ff. und stenden des reichs und in sonderheit gedachten Hgg. zu Sachsen hiermit von römischer keiserlicher macht ernstlich, gepieten und wollen, das sie gedachten Bf. zu Mersenburgk hinfuro bey der posses seines furstenstants, auh [sic!] aller und iglicher furstlichen rechten, gerechtigkeitten und freyheitten und derselben possession bey dem reihe [sic!] ungeirret und unbetruebet beleiben lassen und sich hierauf nicht ungehorsamlich noch anders halten und beweisen, als lieb sey einen jeden, unser und des reihs schwere ungenad zu vormeiden. Wo aber gedahte Hgg. zu Sachsen dessen beschwerung tragen wurden, so sollen sie die sach an unser keiserlichen cammergericht ausfuhren und rechtlichen erörtern. [...] 1. Gegeben in unser und des hl. reihs statt Regenspurgk am 24. tagk des monats Julij nach Christj gepurde 1541, unser keiserthumbs im 21. und unserer reiche im 26. jaren2.

Anmerkungen

1
 Vgl. auch das ksl. Dekret für Bf. Sigismund von Merseburg, Regensburg, 1541 Juli 29, Magdeburg, StA, Rep. A 1 Nr. 193, fol. 4r–6v (vidimierte Kopie): Hat im Konflikt zwischen Bf. Sigismund von Merseburg einerseits und Kf. Johann Friedrich von Sachsen und Hg. Heinrich von Sachsen andererseits per Dekret verfügt, dass das Haus Sachsen den Bf. von Merseburg und sein Hochstift bei der Reichsstandschaft bleiben lassen und etwaige Beschwerden gegen diesen Entscheid beim Reichskammergericht zur rechtlichen Erörterung einbringen soll. Hat dieses Dekret Kf. Albrecht von Mainz mitgeteilt und diesen aufgefordert, dem Bf. von Merseburg die ihm gebührende Session anweisen zu lassen. Dies ist durch den Reichserbmarschall Wolf von Pappenheim geschehen. Der Bischof hat danach mehrmals seine Session wahrgenommen, hat dies aber bei Verkündung des Reichsabschiedes nicht tun können, weil er von Kg. Ferdinand zu einer Besprechung gebeten wurde, also das sein A. aus derselben verhinderunge bey erofnung berurts abschiedts nit gewesen und in des reichs abschied nit gebracht. Domit dan berurte forderunge und seiner A. abwesen nicht dohin verstanden werde, als ob es berurtem unserm decret und seiner A. posses zuwidder geschehen were, so haben wir nicht unterlassen wollen, hirauf berurter handlung halben erleuterung und erclerung zu thun, thun auch die hiemit und in craft diß briefs und nemlich dergestalt, das berurte unsers freundtlichen, lieben bruders, des romischen konigs, forderunge und des gemelten Bf. Sigismunden abwesen berurtem unserm keyserlichen decret nichts benehmen, sondern dasselbe bey seinen wirden und kreften, auch sein A. bey der posses berurts furstenstandts und seiner geburenden, furstlichen session ungeirret bleiben solle.Vgl. auch das Notariatsinstrument über die Reichsstandschaft der Bff. von Meißen und Merseburg, Regensburg, 1541 Juli 28, Gersdorf, Urkundenbuch, Bd. III, Nr. 1431, S. 373–374.
2
 In B fol. 3v am unteren Rand Vidimierungsvermerk des Notars Jodocus Mahler.