Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

A  Weimar HStA, EGA, Reg. E 138, fol. 184r–187v (Kop.); ÜS fol. 184r: Antwort dem Kf. zu Brandenburg, den 14. Julij, der turckenhulf halben zugestelt; DV fol. 187v: Copei der religionsverwanten stende antwort, dem Kf. zu Brandenburg, den 14. Julij, der turckenhulf halben gegeben, 1541, Regennspurg.

B  koll. Konstanz StadtA, G 19 (Reformationsakten), fol. 643r–644v (Kop.); AV fol. 644v: Der protestierenden stend schriftliche antwurt, dem Kf. von Brandenburg in namen ksl. Mt. gegeben, belangend die von Goßlar.

C  koll. Hannover NLA, Celle 1 Nr. 20III, fol. 474r–476r (Kop.).

Das gesterig beschehen furtragen durch Adam Trottenn marschalh und Stachium von Schlieben, daß der von Goßlar achtsuspension halben allein die wort ‚active und passive‘ heraussengelaßen werden, doch solte es gleichwol den verstant haben, wurden die von Goßlar die zeit des anstands in recht angesprochen, das inen ire defension unbenohmen sein solte, mit angetzeigter verursachung, warumb eur kfl. Gn. solchs fur gut angesehen, damit also das hochnotig werck der hulf wider den Turcken in volstreckung möchte bracht werden, haben die stende der augspurgischen confession freuntlich und undertheniglich vernohmen, zweiveln nicht, euere kfl. Gn. sey des vorigen der stende erbietens indechtig, wolten auch noch gerne alles daßjhenige einreumen, daß nach gestalten sachen in diesem falh leidlich were. Aber diese worth aus der keyserlichen suspension fallen zu lassen, daß wurde der von Goßlar ewig verder ben sein. Dan Goßlar ist in die acht gesprochen, wirdet durch Hg. Heinrichen echtig gehalten, der weigert inen prophiant, holtz, koln und alle notturft, hat bei andern, dergleichen zu thun, erlanget und steet dartzu am chammergericht in vleissiger arbeit, sich mit vermeintem rechten in der von Goßlar bergwergk, huttenwergk, heltzer und guter setzen zu lassen und also Goßlar gantz und gar zu verderben und an sich zu bringen.

Nun ist zu forderung gemeines fridens unser meinung und auf das vorig euerer kfl. Gn. erbieten, von wegen ksl. Mt. beschehen, dieser stende verstand gewesen, daß die suspension die benente zeit des anstants kreftiglich gegeben werden und der wirckung sein solte, inmassen als ob Goßlar in denen sachen in die acht nie gesprochen were, und also die von Goßlar, unangesehen der acht, bequem sein solten, in andern ausserhalb dieser achtsachen ir recht active und passive außzufhurn und sich gemeiner recht zu erfreuen. Solten nun die stende den von Goßlar rathen oder zulassen, die wort ‚active und passive‘ fallen zu lassen, so weren sie ewiglich verkurtzt und verdorben, dann es wurde in der zeit Hg. Heinrich einsetzung in die guter begern.

Dargegen konnten die von Goßlar kein defension haben. Daß inen ire defension unbenohmen sein solte, so ist inen doch damit nit geholfen, dann sie weren in der acht und erstrecket sich die suspension allein auf die that und dannocht nur ein zeitlang und hette die acht gleichwol, sovil das recht antreffe, ire wirckung, wurden also die von Goßlar im rechten fur echter gehalten und Hg. Heinrich in ire guter gesetzt. Solchs musten sie zusehen, konnten sich weder mit der that noch mit recht beschyrmen. Das recht were inen alß echtern benohmen, mit der that musten sie stilsteen. Item, sie konten als echter ire gegenclagen auf die furgewanten, fridbruchige purgationsartickel, execution des vorerhalten possessorii und in andern sachen nicht furbringen, dann sie hetten im rechten zu steen nicht person. Villeicht wurd Hg. Heinrich dartzu inmassen wie itzt prophiant und allen zugang durch mancherlei wege verbieten oder verhindern, und wurde also die suspension denen von Goßlar mer schadens und verderbens wircken dan die execution der acht und offenbare verfolgung.

Nun werden die stende bericht, das die von Goßlar vormals in causa possessionis ein urtheil wider Hg. Heinrichenn erhalten haben, darin inen biß uff diesen tag kein execution erfolgt, sonder ksl. Mt. solh daneben ein sequestration wider iren willen geschafft, derwegen sie unverwintlichen, grossen schaden gelitten und noch heutigs tags leiden. Liessen sich die stende duncken, wann schon am chammergericht wolh geurteilt, daß man doch in keinen weg dafur heldet, sich auch aus iren supplication verhoflich daß widerwertig erfinden wirdet und kain ander ursach da were, so hette dannocht ire Mt. ursach, den von Goßlar in gleichnus auch aus verderben zu helfen und die grosse beschwerung gnediglichst abtzuwenden, dann die ursachen, so ire ksl. Mt. jhenes mals hetten mugen bewegen, scilicet ne partes devenirent ad arma, steen noch. Hiraus vorsteet euere kfl. Gn. clerlich, daß die stende obgemelt solchen irer kfl. Gn. furschlag nicht willigen konnen oder mugen. Bitten derwegen noch wie vor, daß die wirckung der acht, beide im rechten und der that, zum wenigsten die furgeschlagen zeit, inmassen wie die stende eur kfl. Gn. erbietten, von wegen ksl. Mt. geschehen, verstanden haben, gentzlich suspendirt und sonst die von Goßlar zugelassen werden, ausserhalben dieser achtsachen ire recht und gerechtigkeit zu prosequirn und zu defendirn, wie sich daß in recht geburet, und auch mitlerzeit in andern sachen mit der that verschonet werden.

Und dieweil man itzt allein von dem frid und der zeit des anstands handelt und der gesanten bevelh gemeinlich dohin gestanden, das sie, soferne man eins bestendigen frids und gleichmessigen rechtens vertrostung haben und mitlerzeit frid und recht erhalten mög, die eillende turckenhulf bewilligen solten, so wollen gleichwol die stende von wegen der von Goßlar des weiter gebeten haben, das der von Goßlar ubergeben supplication [Nr. 249, Nr. 253] moge besichtigt und inhalt derselbig inen hulf des rechten mitgeteilt, damit die arme stat bei recht erhalten und vor gentzlichem verderben verhuetet werde.

Demnach bitten die stende uffs allerhochst, es wolle seine kfl. Gn. die grosse beschwerung dieser armen verlassen, verderbten stadt des hl. reichs alß ein churfurst und furnehmest gelid desselbigen zu hertzen fhuren und bedencken und diesen handel bei der ksl. Mt. mit hochstem ernst und vleiß fordern, damit ire ksl. Mt. sich derselben armen leut gnediglichst erbarme, solche grosse beschwerung von inen abwende und sie bei dem hl. reich hanthabe, schutze und schirme, das auch ire ksl. Mt. derselben armen leute underthenigsten bit, in irer supplication vorbracht, gnediglichst statgebe und dergleichen an denen orthen, da sich das zu thun geburt, zu geschehen verschaffe. Daß werden [sic!] ane zweivel Got belohnnen und diese stende freuntlich und undertheniglich verdiennen etc.

Anmerkungen

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 Zur Datierung vgl. die protokollarische Notiz vor der Kopie Frankfurt ISG, Reichssachen II Nr. 909, fol. 75r–77r, hier fol. 75r: Hernoch den 14. Julij hat die ksl. Mt. zum andern mal durch den Kf. zu Brandeburg bey den protestirenden steenden ansuchen und begheren laßen, diese worth ‚active und paßive‘ bey obgesetztem erbietten fallen zu laßen, daruff die steend dem Kf. zu Brandeburg 15. eiusdem nochvolgend schriftlich anthwurth gegeben. Das Datum 14. Juli bezieht sich offenbar auf den Tag der Beschlussfassung bzw. der mündlichen Antwort. Vgl. dazu und zur Datierung der Übergabe an den Kf. von Brandenburg auch Protokollarische Aufzeichnungen des Frankfurter Reichstagsgesandten Dr. Hieronymus zum Lamb ad 14./15. Juli 1541 [Nr. 74].