Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Mühlhausen StadtA, 1–10/C 5, S. 95–100 (Kop.).

Ir tragend al ungezweiffelt gut wissen mit, was grausamkait der wiedent erbfeindt des heilligen, cristlichen glaubens, der Turckh, vil jar lang nachainander wider die hochloblich cron Hungern und disse niderosterreichische land, sie zu zwingen und ime underthenig zu machen, sich gewaltigklich underfangen und mit vilfeltigen straif- und höerzugen und teglichen und unaufherlichen kriegsubungen, damit er den obvermelten armen landen zum hechsten obligt, sie nunmer gantz abgemergelt und erschopft hat, also das ir aus hochem verstand zu erindern haben, das solchen landen nicht moglich sey, ime, dem Turcken, hinfuran forzusteen oder sich vor ime zu schutzen, auch nicht gewissers zu besorgen, dan das er in kurtzer zeit, wo ermelten landen von den churfursten, fursten, prelaten und euch stenden des hl. röm. reichs, unsern genedigisten, gnedigen und gunstigen herrn und lieben freundten, nicht furderliche, dapfere, erschießliche und beharliche hilf gedeihen solt, gar zerschlaift, in sein vihische, onemenschliche dienstbarkait und under sein joch gepracht werden, das one zweiffel allen cristglaubigen hertzen erschrockenlich und sie billich zu einen [sic!] grossen mitleiden bewegen solt, dan uber das er so vil armer, ellender, verlassner, unschuldiger cristen, reich, arm, jung, alt, man, weib, junckfrauen, khnaben und unmundtliche khindlin mit zurissung und an spiße steckunge ellendigkhlich umbbringen, mit imerwerenter dienstbarkait beschweren und niedertrucken, mit mancherlay unausprechlicher tiraney verderben, den christlichen glauben auß iren hertzen außreitten und verdilgen, so wurde er auch gegen andern cristlichen landen und dem hl. röm. reich und darzu gehörenden nationen als Baiern, Schwaben, Pfaltz, Merherrn, Schlesien, Beham, under und ober Laußnitz und dan furder Sachsen, Marckh, Meissen, Turingen etc., do er dan fur und fur und ein gantz ebnes, praittes, weides, fruchtbars und wolerpauts, reichs land findet, ain mercklichen grossen vortail gewinnen, also das, menschlich daran zu reden, ime nit wol moglich sein wurde verner wiederstand zu thun. Solchen jamer und verwustung, so vil fruchtbars cristenlicher landen, auch erschrockenliche vergiessung so vil unschuldigs pluts haben bißher die hochloblich cron Hungern, röm. kgl. Mt., unser allergenedigister herr, auch wir im [sic!] unsern landen, wie oben gemeld, mit emsiger, williger, treulicher darstreckung alles unsers vermogens vil jar lang erlietten und, sovil moglich gewesen, furkomen. Seind auch noch heutzutag urpudig, alles unser uberpliebens vermogens, leib und gutt darzustrecken und desselbigen in kainerlay weg zu verschonnen.

Dieweil wir aber je zu schwach und gantz und gar sampt unsern allergenedigisten herrn, röm. kgl. Mt., mit so langwirigen, schweren kriegen gentzlichen ersaigert worden und der tirckischen macht nicht vorzusteen wissen und nicht gwissers dan, wie oberzeld, unser verderben und, wo uns nit geholfen wurd, daß uns, wie den cristen in Gretia, Bulgaria, Sermia, under und ober Bosna, merertails in Dalmatia, Crabatten, Sclauonia und Windischen Marckh gescheen, ergeen werde, auch laider teglichs vor augen sehen, derhalben wir gethrungen und auß unvermeidlichen notturft verer nit umgeen khonnen, euch als christliche mitglieder des hl. röm. reichs unser vorsteende grosse nott und verterben gruntlich und warhaftigkhlich, sambtlich und sonderlich furzutragen und anzaigen, auch freundlich und fleissig zu bitten, das ir als sonderlichs hochberumbt, cristlich und loblich comunen sambt andern stenden und gliedern des hl. reichs ire dienstwillige mitglieder und nebencristen in solchen unsern hochsten obligen nit verlassen, haben derhalben die wolgebornen, gestrengen, edlen, vesten N. und N., zaiger diesses briefs, als unser liebe freundt, herrn und mitlandleut zu ksl. Mt., unser allergnedigisten herrn, und den hochloblichen stenden des hl. reichs und sunderlich an euch abgefertigt, sie solcher grosen not verner zu berichten.

Bitten derhalben gantz freundlich sonders vleis, ir wöllent obgenante unsere gesandten freundlich anhörn und in allem irem furpringen glauben geben, dan sie khonnen die sach so heftig nit furtragen. Sie ist laider erger und gevärlicher und, Gott erbarme es, dermassen geschaffen, das, wo itzt zu dieser zeit mit furderlicher, unverzuglicher, beharlicher hilf nit geholfen, sonder dieselbig angestelt oder verzogen und unsere gesandten one gwise vertrostung oder one erlangte hilf anhaim komen solten, das Gott genedigklich verhuetten welle, so wurde, wie zu besorgen, ain solche verzweiflung in die land und den gemainen man khomen, das sie sich dem Turckhen undergeben, sich zinspar machen und dem negsten verderben und sterben empflieheen [sic!] und ir, auch irer armen weiber und unschuldigen khindlin leben mit ainen solchen erschrockenlichen mitl friesten und aufschieben wurden, als lang sie mochten, und nit allain von dem Turckhen, sondern auch unsern selbs aignen, armen leuthen in hochster gevar leibs und guts gewarten muessen, das dan aln christen, sonderlichen aber der streitbarn teutschen nationen, auch zuvorderst den hochloblichen churfursten, fursten, prelatten und stenden des hl. röm. reichs zu ewiger verweissung und verklainerung, auch euch selbs zu unvermeidlichen verderben geraichen wurde. Ist derwegen unser gantz freundlich und hochfleissig durch Gott und des heilligen cristlichen glaubens willen bitt, ir als beruembte cristlich liebhaber und furderer wellen uns beschwerten ir stattliche hilf guettwillig zuschicken, auch darneben die churfursten, fursten, prelatten und stende mit allem vleiß und ernst bitten und dahin anweisen, das sie dergleuchen thuen und uns, unser weib, khind, vatter, mutter, brueder, schwester, so vil guetter land paß, stet, vhesten und andern vortail, so man noch in disen landen haben mag, mit eillender, furderlicher, beharlicher hilf retten und vor dem grausamen Turcken und seiner unersetlichen tiraney schutzen helfen. Darbey wellen wir ungespart unsers leibs, lebens und guets, wie obgemelt, alleß unser vermugen darstrecken.

Daran werden ir one zweiffel Got den almechtigen ain gefellig, genems werckh der barmhertzigkait thon, und die armen christen, so dardurch gerettet und erlöset werden, mit irem andechtigen gebett, euch von Gott, dem ewigen herrn, langwirige, glucksaliges und fridlichs wesen zu bitten, auch wir, mit unsern freundlichen und guttwilligen dinsten zu verdienen, nimer vergessen. Thuen uns also hiemit in dieser hochsten not euch als unser lieben freundt und herrn bevelhen und unabschlegliche antwort bittende. Datum Wienn, den 18. Junij anno etc. 41.