Deutsche Reichstagsakten, Reichsversammlungen 1556 – 1662 Der Kurfürstentag zu Regensburg 1575 bearbeitet von Christiane Neerfeld

Vormittag: Bericht des Kf. von Mainz über seine Unterredung mit dem Ks. Beschluss der Kff., die Schreiben nach Aachen und Nürnberg betreffend die Krönung in Regensburg und die Anforderung der Reichskleinodien nach dem Vorbild des Wahltags von 1562 zu formulieren. Nachmittag: Beginn der Beratungen der kfl. Räte über die Wahlkapitulation. Verlesung der Kapitulation Maximilians II. als Beratungsgrundlage. Beratung über die Veränderungs- und Ergänzungsvorschläge von Trier und Pfalz.

/129/ (Vormittag, zwischen 8 und 9 Uhra) Rathaus. Kff. und Pfgf. Ludwig. Haben ire sessiones wie gestern gehalten.

Mainzer Kanzler proponiert: Hette nicht underlassen, auf gestrige keiserliche resolution und weil die churfursten allerseits ires theilß zur wal zugreiffen geschlossen1, bei irer ksl.Mt. weiter underthenigst zusuchen, das werck der election ferner gnedigst zubefordern etc. Darauf ire Mt. zur antwort geben und sich allergnedigst darzu erbotten, mit anzeige, weil es anno 62 /129'/ zu Franckfurt am Meyen in derselben waal also gehalten worden, das man zu der behuef umb die königliche cron, schwerdt, cepter und andere zugehörige kleinodien gen Ach und Nurmbergk geschrieben und geschickt2, das man es izo also auch wurde thun mussen etc. Derwegen ime befolen, die instruction, credenz und andere schreiben zuvorfassen. Deme zufolge hette er in seiner canzlei an bemelte stedte solche instruction, credenz und schreiben lassen begreiffen, die solten izo abgelesen werden etc.

Verlesung der Schreiben nach Aachen und Nürnberg durch den Mainzer Kanzlerb,3. 

Mainzer Kanzler proponiert, obs inen also gefelligk, und wen sie ires theilß von den iren neben den keiserlichen gesantten4 ordnen und abschicken wollen etc.

/130/ Trier: Weil er befindet, dz es anno 62 auch also gehalten und die abgelesene concept also recht und den vorigen gemeß, so lest er sich die abschickung und anders also gefallen. Hielt aber dafur, dz bei der ksl.Mt. zusuchen, dz die sachen desto schleuniger fortgesezt und befordert und die abgeschickten zu Ach und sonsten nicht lange aufgehalten wurden etc.c

Köln: Weil es zu Franckfurt auch dergestalt ergangen, so lest er sichs izo auch gefallen, und dz die verordnung der gesantten und briefe etc. von Meinz und sonsten wie domaln geschehe, erfolge und abgeferttigt werden.

Pfalz: Wuste auß bericht seiner zugeordenten gleichergestalt, wie es zu Franckfurt gehalten, und weil sonderlich die abgelesene concept den vorigen nicht ungemeß, so ist er desfalß auch einig etc.d

/130'/ Sachsen: Hette auch gehöret, was die ksl.Mt. Meinzen zu beforderung der krönung in rath zu bringen befolen. Weiß auch, wie es zu Franckfurt gehalten und, wie von den andern gemeldet, so weren die concept den vorigen nicht ungemeß. Lests demnach auch dabei bewenden. Stellet gleichsfalß in bedencken, wen man neben den keiserlichen gen Ach ordnen und schicken wil. Also stellet er auch in der andern bedencken, weil Nörnbergk vast nahe, ob nicht dahin eine sonderliche schickunge zuthune, mit erinnerung, das zu beforderung der sachen die verordenten auf der post möchten abgeschickt werden. Item das man sich eines gewissen tages vergleiche, wenn die krone und anders solte ankommen unnd alhier zur stet gebracht werden etc.

/131/ Brandenburg: Sein kfl.Gn. lassen sich die verordnung und die concept auch gefallen, weil sie berichtet und vernommen, dz es dem vorigen, wie es zu Franckfurt ergangen, gemeß. Das aber, wie von Sachssen angedeut, eine sonderliche schickung gen Nörnbergk solte gethan werden, achten sein kfl.Gn. von unnöten, weil es durch ein schreiben wol kan verrichtet werden. Was vor personen auch zu der schickung gen Ach solten verordnet werden, deßen wolten sich sein kfl.Gn. mit den andern auch freundlich gern vergleichen etc.

Mainzer Kanzler: Hatt gehöret, dz die andern sich die abgelesene concept, weil sie dem alten stilo gemeß, gefallen lassen. Ist seines theilß damit auch friedlich. Also ist er auch einig, dz man neben den keiserlichen imandts ordne etc. Was an langet, dz von Sachssen angezogen, einen sonderlichen tagk zu bestimmen, wenn die krone solt ankommen etc., item eine sonderliche schickunge gen /131'/ Nornbergk zuthun etc., wil er sich desfalß auch gern mit den andern vergleichen. Achtet aber, dz man dieses auch zuvor muste an die ksl.Mt. gelangen [lassen] und es mit derselben vorwissen thun und schliessen etc. fStellet doch diß so wol wie die sachen, es sei mit abschickung uf der post oder sonsten etc. desto schleuniger zubefordern, in der andern bedencken–f . Wil sich derwegen mit inen leicht vereinigen etc. Allein was dennoch die angede[ute] schickung gen Nörnbergk belangete, hielte er die auch vor unnötig, sondern das solchs durch ein bloß schreiben zuvorrichten sei etc., wie denn hiebevor auch geschehen etc. etc.

Auf dieses alles haben sich die Kff. neben pfalzgraff Ludewigen eine zimliche weile mit einander selbst untterrehdet und seindt darnach widder von einander gezogen etc.g

/132/ (Nachmittag, 2 Uhr) Rathaus im andern gemachh.Kfl. Räte.

Alß von wegen Meinz:

Eberhardt Brendel von Hombergk, amptman zu Lonstein; Doctor Philips Wulff von Rosenbach.

Von wegen Trier:

Johann von Schönenburgk, thumbprobst zu Trier; Johann von der Layen; Michel Laub, secretarius.

Von wegen Cöln:

George von der Layen, landthoffmeister; Franciscus Burckhardt, canzler; Johann Herzigk, secretarius.

Von wegen Pfalz:

Graff Ludewig zu Wittichenstein; Dr. Christoff Oheim, canzler; Dr. Martinus Ostermuncher, vicecanzler zu Ambergk; Dr. Ludewig Culma[n], in loco secretarii.

Von wegen Sachssen:

Hanß von Bernstein; Dr. Lorenz Lindeman.

Von wegen Brandemburgk:

Dittloff von Wintterfeldt; Dr. Lampertus Distelmeyer, canzler; Peter von Lagow, secretarius.

Verlesung der Wahlkapitulation Maximilians II. von 15625 durch Dr. Philipp Wolf von Rosenbach.

/132'/ Mainz (Dr. Philipp Wolf von Rosenbach) proponiert: die zubedencken, ob die genug und die izige darnach zurichten etc.; oder ob einer oder der ander bei einem oder dem andern punct davon was ab oder darzu zuthun, zuvormindern oder zuvorbessern etc. bedencket etc. etc.

Trier (Dompropst): Befindet, dz die Kff. anno 62 dieselbe capittulation statlich genug erwogen, bedacht und ufs pappir gebracht6, also dz die gar gut und izo nichts daran zuandern oder zuvorbessern. One allein etlich wenig geringe ding, so sie befehl hetten, bei etlichen puncten anzuziehen. [Art. 17, Art. 19 (Zollwesen):] Erstlich bei dem punct der czolßbewilligung halbeni etc. etc., wuste, das dawidder dz kegenspiel von etlichen vorgenommen, alß der graff von Aldenburgk hette einen newen czoll aufgerichtet ane der ksl.Mt. und der churfursten vorwissen und bewilligung etc.7 Desgleichen hette pfalzgraff Reichart etc. am Reyn zu Reinbullen auch einen czoll ane vorwissen und bewilligung aufgerichtet etc.8 /133/ Nachdeme auch hiebevorn pfalzgraff Wulffgangen zu Zweybruck etc. seliger gedechtnus eine czolßbefreihung bewilligt worden, doch dz er dagegen seinen reverß geben solte etc.; were solchs bißhero verblieben9. Erinnerts, dz man solchen reverß nachmaln von seinen söhnen fordern unnd nehmen wolle etc. [Art. 23 (Reichsacht):] Item bei dem punct belangende die achts erclerung etc.j, were wol in deme gute verordnunge geschehen, sonderlich dz niemandt one ursache und ungehöret vom cammergerichte solte in die acht erkleret werden. Doch were am ende mit angehengt, das es nach der handt vermuge der cammergerichts ordnung solte zu rechte außgeubt werden. Hiebei bedenckt er, dz das cammergericht weitleufftigk, und manchem, sonderlich dem beleidigten theil, wol beschwerlich zuerwarten biß die sache außgeubet etc. Solte derwegen etwa dahin zu richten sein, kdas derhalben dz erkentnus bei der ksl.Mt. stünde und dero heimgestellet wurde, damit der beleidigte theil soviel ehe zufrieden gestellet etc. etc.–k [Art. 28 (Münzwesen):] /133'/ Bei dem punct der munzvergleichung halben etc.l, bedencket, es uf die meynung zurichten, mdz diejenigen, so priviret etc., ane mit vorwissen der churfursten nicht solten restituiret werden–m .\

Köln (Kanzler): Weiß auch, dz anno 62 die capittulation genugsam erwogen etc.; ist damit nachmaln auch wol zufrieden. Weil aber von Trier erwenet, was hierbei zuerwegen etc. [Art. 17, Art. 19:]; wissen von den ane vorwissen aufgerichten czöllen nichts, wollens irem hern berichten. Achten sonsten, weil die abschaffung der billigkeit gemeß, ir her wirdts seines theils wol zufrieden sein und befordern helffen. Pfalzgraff Wolfgangs czolbewilligung belangende, achten auch, dz nachmaln der reverß billich erfolge etc. Wuste sonst nicht anders, denn dz die bewilligung des czolles nur uf ein jar geschehen etc. [Art. 23:] Der punct die acht belangende, were wol gut, dz jederman am cammergericht schleunig recht widderfure etc. Wollens aber, wz Trier bedacht, irem hern berichten etc. [Art. 28:] Den punct der munz, were albereit eine munzordnung aufgerichtet unnd dasselbe, wie die Trierschen angezogen, genugsam darinne versehen10, darumb hette dz seinen bescheidt etc.

/134/ Pfalz (Dr. Ehem): Achtet die capittulation, weil die anno 62 wol erwogen und bedacht etc., sei genugsam etc. und es izo darnach zurichten etc. Doch hette Pfalz in seiner instruction befehl, dabei auch etliche punct zuerinnern und anzuzeichnen etc.n,11[Art. 1 (Kirchenadvokatie):]oBei dem ersten artickell helt [er] dafur, dz gut, dz einmal bei allen Kff. durchaus eine vergleichung bedacht und getroffen werden möge, also das sonderlich in der capittulation auch die wörtter vom „stuel zu Rom etc.“ und der „bepstlichen Heiligkeit etc.“ außgelassen. Und dz dagegen in gemein gesezt, die christliche kirche in schuz und schirm zu haben, weil wir untter einem heubt etc. Denn gleichwol nicht one, dz die bapste sieder dem tridentischen concilio viel eingefuret und erregt etc., so were auch gut, dz man sich den keiser also nicht liesse widder unsere kirche verbinden etc.–o  [Art. 2 (Verpflichtung des Ks. auf die Reichsordnungen und -gesetze):] Bei dem artickell § „wir sollen auch in religion und prophansachen etc.“ achtet [er], weil anno 55 von keiser Ferdinando, domaln römischen könig etc., bei dem religionfrieden eine declaration12 erfolget, dz die jenigen, sonderlich eine commun etc., so hiebvorn die augsburgische confession gehabt und gebraucht etc., dabei solten gelassen werden etc. /134'/, pund solche declaration dem cammergericht noch nicht insinuiret, welchs original etwa bei der sechssischen canzlei vorhanden sein wurde etc., das dieselbe nachmaln dem cammergericht möchte insinuiret und bei dem religionfrieden inseriret, auch in dieser newen capittulation etwas gedacht und folgig publiciret werden etc.–p qItem dz der punct der freistellung, weil der durch aus nicht bewilligt, richtigk gemacht unnd ausdrucklich gesezt werde etc.–q  [Art. 14 (Jurisdiktion):]rBei dem punct vom rotweilischen gericht, dz, weil dz rotwellische gericht auch nicht macht hette, einigen underthanen der reinischen churfursten zu citiren und vor solch gericht zuziehen, so achtet er, dz solchs billich abgeschaffet etc.–r  [Art. 12 (Besetzung der Ämter):]sBei dem § „wir sollen und wollen auch die empter mit deutzschen bestellen etc.“, bedenckt dabei, weil noch ungewiß, wz dz vor einer sein möge, so zum römischen könig erwehlet, das es gut, /135/ davon zurehden und dahin zu gedencken, alß do es ein solcher herr sein möchte, so spannier, italianer oder dergleichen nationen bei sich hette, dz demselben römischen könig etwa von den churfursten ein graffe oder rath zugeordnet wurde etc.–s  [Art. 15 (Annatenzahlungen an die Kurie):] Item erinnert weiter, weil die annaten, so sonst nach Rohm gehen etc.t, dem keiser und Reich zu gute kommen und sonderlich widder den turcken angewendet werden köntten, welchs viel nuzlicher etc., das es etwa uf den wegk zurichten, damit sie zu dem ende gebracht oder viellieber die den geistlichen churfursten bleiben und heim kommen möchten, denn dz sie dem bapst solten folgen etc.uv[Zusatzart. (Anwesenheit des Ks. am Wahlort):] Item obs nicht bedencklich, das die waal izo alhier vorgenommen werden solte, weil die ksl.Mt. zur stet, und mit irer Mt. vorwissen hirinne zufaren etc., sonsten haben die Kff. die freye waal etc.–v\

/135'/[Art. 17, Art. 19:] Was den punct der czölle antrifft, wurde billich daruber gehalten, dz niemandt one sondere bewilligung und zulassung newe czölle und aufseze zumachen verstattet etc. Von dem aldenburgischen newen czoll wuste er nicht, were zuerkundigen, ob deme also und alßdan geburliche einsehen zuthun. Wuste auch von pfalzgraff Reicharts new aufgerichten czoll nicht, so wuste er nicht anders, dz es ein alter czoll von 50 oder 60 jarn her were. Man köntte aber auch erkundigung nehmen und darinne die gebur anordnen etc. Soviel aber pfalzgraf Wulfgangs reverß anlangte, wuste er, dz es hiebevor in tractaten gewesen, sonderlich aber zu Erffurdt13, dz der reverß gegeben werden solte, wuste aber nicht waran der mangel, dz es verblieben. Meinz wurde es am besten wissen etc. Sonst were es auch an deme, dz der herzogk in Beyern inn seinen czöllen auch einen grossen aufsez gemacht, stellets doch auch uf bessere erkundigung und dz alßdan solchs abgeschaffet werde etc. /136/[Art. 23:] Was der acht halben erwehnet, desfalß hetten sie keinen befehl, woltens berichten. Achten vor ire person wol, dz auf von beiden theilen eingefurten motiven sichs zuweilen etwz lange aufzöge ehe es zur entschafft keme etc. Dz man aber der ksl.Mt. die erkentnus allein zuthun heimstellen solte, wolte dennoch wol etwas bedencklich sein etc.w

Sachsen (Dr. Lindemann): Achtet auch, dz in der capittulation wenig zuandern, den die anno 62 mit sonderlichen hohem fleiß erwogen und mit einhelligen rath der churfursten geschlossen etc., allein dz etliche wenig anzuge were. Was sonst erwenet, wollen sie iren hern berichten.[Art. 17, Art. 19:]xSoviel den punct der czölle anlangte, were nicht one, dz der newerungen viel im Reich abgestellet und die underthanen und kaufhendler beschweret wurden–x . S. kfl.Gn. aber hetten vor ire person keine newe czolle oder newerungen aufgerichtet, woltens auch ungerne vor ire person thun, geschweige den andern in sein landen gestatten. Wo nu gleichwol, wie angezogen, von /136'/ andern newe czölle und beschwerungen one vorwissen aufgerichtet etc., wurde es bei denen billich widderumb abgeschaffet. Do man auch bedenckt, das es bei diesem punct etwas besser gescherffet solte werden, wil er sich gern vergleichen etc. [Art. 23:]yDer punct der acht [halben] were wol gut, dz es am keiserlichen hofe erörtet wurde, doch dz sonsten dem cammergericht etwa kein abbruch geschege etc. und dz es also an beiden örtern sein maß haben möchte. Wie aber dieser punct weiter zubedencken und zu machen, wil er sich gern mit vergleichen–y .\ [Art. 28:]zWas den punct der munz betrifft, were es an deme, dz albereit eine munzordnung aufgerichtet, darinne deme maß gegeben sein wurde. Wo es aber darinne nicht begriffen, so were gut, dz nachmaln gesezt wurde, do ein standt priviret, dz er one vorwissen der churfursten nicht solte restituiret werden–z .\

Weiter von den pfalzischen additiones: [Art. 1:] Was den schuz des babsts betreffe, helt [er] selbst dafur, dz nicht böse, dz der babst außgelassen. Were auch wol anno 62 hart disputiret und lezlich uf der ksl.Mt. erhaltung gestellet, aber nichts erfolget. Kan es aber nu izo nachmaln zu dem ende befordert [werden], dz es geandert und außgelassen werde, segen sie gerne und nicht liebers etc. /137/[Art. 2:]aaAlso segen sie auch wol gerne, dz der punct der freistellunge geandert, wenn es aber nicht köntte erhalten werden, musten sie auch zufrieden sein etc.–aa abSonsten hielte man uber den religionfrieden, wz der mitbrechte, billich und weil keisers Ferdinandi erfolgte declaration (dz untter den stenden die jenigen oder ein commun, so bei der augspurgischen confession und religion befunden etc., solten dabei bleiben unnd gelassen werden), welches original vor handen, zum religionfrieden gehörig und es also ein ding, so achten sie, dz es darzu gesezt werde etc.; wolten sich auch des gern mit vereinigen–ab[Art. 14:] Rotweilisch gericht: Derhalben were uf jungsten reichstage auch allerhandt beschwerung angezogen etc.14 Wissen aber nicht anders, denn dz davon ein sonderlicher punct in der cammergerichtsordnung gesezt15. Wo aber nicht, so köntte es am besten uf kunfftigen reichstage erörtern werdenac. [Art. 12:] Was anlanget, dz dem kunfftigen römischen könig etc. ein grafe zuzuordnen etc., achten sie, dz es nicht thuenlich, weil es desselben reputation verkleinerlich etc. /137'/ Wusten auch nicht, obs den churfursten zuthun, denn sie im so schier einen, der seines theilß were etc., zugeben kontten alß nicht etc. etc.ad So weren dergleichen zuordnungen zuvor auch wol geschehenae, hetten er aber keinen bestandt gehabt, sondern widder abgestellet werden mussen. [Art. 15:] Die Annaten giengen den weltlichen churfursten nicht an, darumb es auf im selbst beruhet etc.af[Zusatzart.:] Dz der keiser nicht bei der waal sein solte, des were in der gulden bulle albereit genugsame versehung geschehen; dz den Kff. die waale frei stehet, dabei bliebe es billich etc.ag

/138/ Brandenburg (Kanzler): Befinden auch, dz anno 62 die capittulation mit fleiß verbessert, dz izo wenig daran zu andern, doch hetten sie befehl, bei einem artickell oder zween auch erinnerung zuthun etc. [Art. 17, Art. 19:]ahHetten sonst bei dem punct der czölle etc. der trierischen und der anderen bedencken gehöret, dz von etlichen stenden newe czolle aufzurichten und die alten zuerhöhen sich untterstanden etc. Nu achtet man, dz dieser punct albereit genugsam in der capittulation versehen, dabei es billich bleibet, sonderlich weil auch darinne begriffen, dz die uberfarer solten gestraffet werden. Were derhalben, dz man durch keiserliche mandata solchs an die uberfarer vernewerte, und do es bei inen nicht helffen wolte, dz man alßdann vermuge desselben puncts mit straffe widder sie verfure etc. Von pfalzgraff Wolfgangs seligen angezogenen reverß hetten sie nicht sonderliche wissenschafft. Do es aber also und von ime bewilligt, so erfolget solcher reverß von seinen nachgelassenen sönen nicht unbillich etc.–ah\ [Art. 23:] /138'/aiDie acht belangende, were es albereit zuvor dahin gerichtet, dz one vorwissen der ksl.Mt. und vorgehenden proceß niemandt in die acht solte ercleret werden. Weil auch sonst der proceß am cammergericht langsam, were desfalß anno 55 im landtfrieden geburliche versehung geschehen etc.16  Die capittulation geben deme auch maß. Achtet darumb, dz es dabei woll köntte bleiben, doch wollen sie es berichten etc.–ai\ [Art. 28:]ajDie munz betreffendt, were der vorigen capittulation nach albereit desfalß genugsame versehunge geschehen, auch ein sonderliche munz ordnung aufgerichtet, darinne verleibet, dz der keiser daruber halten solte, dabei es auch biß hero blieben. Achtet aber auch, dz dabei zubedencken wie von den sechssischen angezogen etc.–aj\

[Art. 1:] Die wörter stuel zu Rom, bebstliche Heiligkeit etc. anlangent, wusten [s.kfl.Gn.], was anno 62 zu Franckfurt desfalß auch furgelauffen und dz sichs die weltliche churfursten mit allem ernst und fleiß angelegen sein lassen, solche worte aussen zu lassen. Es hette aber bei /139/ den geistlichen nicht können erhalten werden, und hette es der keiser neben dem herzogk von Beyern und dem von Trautson domaln also behandelt wie es izo stehet etc.17 Köntte es aber izo noch erhalten werden, were gar gut und wurde mehr einigkeit geben. Wo aber nicht, akso liesse mans bei voriger vergleichung bleiben–ak , weil doch auch one dz der keiser geschworen, die christenheit zuschuzen etc. [Art. 2:] Die declaration were also uf den religionfrieden mit sonderlichen vorwissen und bewilligung der geistlichen stende erfolget etc.; almit weitleufftiger anziehung, wie sichs desfalß domalß allenthalben verlauffen und wohin geschlossen, alß dz ein theil dz ander nicht hindern solte etc.–al Dz nu solche declaration in der itzigen capittulation mitgedacht wurde, were die höchste notturfft, denn do widder eine commun zuwidder solcher declaration sich etwas solte understanden werden und dieselbe zusammen sezte, were allerhandt gefar zubesorgen. Und weil solche declaration den mit bewilligung der geistlichen stende geschehen, so bleibt es billich nachmaln dabei. Alß aber dieselbe dem cammergericht noch nicht insinuiret sein soll, köntte solchs nachmaln geschehen etc. /139'/amDie freystellung köntten [s.]kfl.Gn. sowenig alß derselben herr vater seliger18 gethan eingehen, denn dieselbe allerlei auf sich hette und vermutlich allerhandt unruhe darauß erfolgen köntte. Sonst were gar gut, dz dieser artickell in eine sonderliche einigung gebracht wurde–am . Köntte es auch izo bei den churfursten uf wege gerichtet werden, wol und gut, wo aber nicht, so möchte man es uf ein Reichs tagk verschieben etc. [Art. 14:] Rotweilisch gericht betreffent: Die gulden bulla vermöchte, dz der Kff. underthanen nicht solten in ander oder frembde gerichte gezogen werden19. Wusten auch nicht anders, denn das es etwa in einem abschiede20 versehen, doch do etwa daran mangel were, so köntte mans wol uf wege richten etc. [Art. 12:]anDz in der capittulation solte mit versehen werden, dz dem kunfftigen könig deutzschen zuzuordnen etc., besorget man, es wurde ein selzam ansehen sonderlich bei dem könige haben, alß dz man so ein mißtrawen zu im sezte, wie denn zum theil von den sechssischen weiter angezogen etc.–an/140/ doch stellet man diß uf weiter bedencken. Sonsten verhoffet man, dz man wol einen solchen könig kriegen möchte, dz man deßen nicht wurde bedurffen. [Art. 15:] Die annaten belangende, were wol nicht böse, wenn es bei dem babst zuerhalten, weil es, wie man berichtet, vast ein grosses sein soll, das es bei dem Reich widder den turcken oder sonsten nuzlich zugebrauchen bleiben möge etc. [Zusatzart.:] Antreffent, weil sonst die churfursten die waale alleine haben, ob die ksl.Mt. mit dabei sein möge, weil sie izo in loco etc., heltt mans dafur, weil man bei leben der ksl.Mt. einen successorn welet, dz die ksl.Mt. nicht wol auszuschliessenao, denn in der erwelung keisers Ferdinandi hette keiser Carl seine stimme gehabt; also auch in der erwelung der izzigen ksl.Mt. Maximiliani etc. were Ferdinandus auch in loco gewesen21. Man wil sich aber mit den andern desfalß auch gerne vergleichen.

/140'/ Mainz (Dr. Philipp Wolf von Rosenbach): Hetten die capittulation auch erwogen. Wissen, wie es anno 62 gemacht und dz es gut und richtig. Daran wer[e] wenig zu andern; wurde billich dabei gelassen. Weil aber die andern von etlichen puncten [und] veranderungen underschiedlich geredet, deßen man sich nicht vermutet, darauf sie keinen befehl hetten, so wollen sie es irem hern berichten; zweiffeln nicht, der wirdt sich mit den andern derwegen auch wol vergleichen. [Art. 17, Art. 19:]apSonsten, was pfalzgraff Wulfgangs reverß anlangte, wusten sie nicht anders, denn dz anno 69 berehdet22, dz die Kff. sich einer gewissen nottell des reverß vergleichen wolten, wie denn eine nottell verfasset worden–ap . Weil aber von den Kff. keine erklerung erfolget, obs also genug, so were es also biß hero verblieben, darauf stunde es also noch etc. etc.aq

Anmerkungen

a
 Uhr] Kursachsen (fol. 18') anders: 8 Uhr.
1
Vgl. Kurbrandenburg, fol. 119' (Nr. 4).
2
Zum zweiten Mal seit der Krönung Ferdinands I. 1531 in Aachen sollte die Krönung des röm.Kg. am Wahlort stattfinden. 1562 waren Aachen und Nürnberg aufgefordert worden, ihre Delegationen nach Frankfurt zu schicken und die für die Krönung Maximilians II. erforderlichen Reichskleinodien mitzubringen (Habersack, nach Edelmayer, Krönungen, 148 f.; Stollberg-Rilinger, Puppe, 51–54).
b
 Kanzler] Kursachsen (fol. 18'–19') zusätzlich zum Inhalt dieser Schreiben: 1) Kff. an die Stadt Nürnberg, fol. 18' f.: Nachdem ihre kfl.Gnn. sich alhir versamlet und inn gemeinen rath beschloßen, einen römischen könig zu wehlen, dazu dann ihren kfl.Gnn. der cron, des Reichs apffels und anders, so zu Norimbergk hinterlegt, von nöthen, so begehrten ire kfl.Gnn., der rath wolte solche cleinodien, wie nechst gegen Franckfurt auch geschehen, anhero schicken und folgen laßen. Doran volnbrechten sie ihrer ksl.Mt. unnd der churfürsten gnedigen willen und meinunge etc. 2) Instruktion Ks. Maximilians II. für die Gesandtschaft nach Aachen (vgl. unten Anm. 4), fol. 19 f.: Die gesandten sollen sich gegen Ach verfügen und nach überantwortung ihrer credentz und dem gewönlichen zuentbiethen dem rath und schöpffen zu Ach vermelden, sie würden auß dem gemeinen geschrey vernommen haben, daß alhir im churfürsten rath vor nothwendig angesehen, einen römischen könig zuerwehlen. Und ob wohl ire ksl.Mt. sich erinnert, daß dorauff die crönung altem herkommen nach zu Ach geschehen solte, welches dann ire ksl.Mt. neben den churfürsten gerne dahin richten hette wollen, so fielen doch s.ksl.Mt. leibesschwachheit und der vorstehenden winterzeit halben verhinderung vor, zu deme daß auch die churfürsten sich förderlich wiederumb in ihre lande begeben wolten, derowegen vor gut angesehen und beschlossen worden, wofern die wahl erfolgete, daß auch dorauff die crönung alhier geschehen solte, welches doch alles dem königlichen stul zu Ach an seinen disfalls habenden rechten unschädlich sein und zu keiner einführung gereichen solte, wie dann ihre ksl.Mt. sie deßen zu assecuriren gnedigst erböthig [vgl. Anm.13 bei Nr. 21]. Zu dem ende solten sie auch ihre befelchhaber anhero verordnen, denselbigen solte ihre gebürende stelle in der kirchen und an der tafel eingereumet werden. Dogegen aber versehe sich s.ksl.Mt. gnedigst, sie würden keyser Caroli schwerdt, die infel und andere pontificalia, was sie deßen bey sich hetten, zu diesem herrlichen actu mit sich zur stelle bringen. Doran volbrechten sie ihrer ksl.Mt. willen, und würde es neben ihrer ksl.Mt. der künfftig erwehlete könig mit gnaden beschulden etc. Deßgleichen mutatis mutandis sollen auch die gesandten bey dem capitul der stiffts kirchen zu Ach werben und anbringen. 3) Kredenzbrief der Kff. an den Rat der Stadt Aachen [in simili an das Stiftskapitel zu Aachen], fol. 19': Wir haben gegenwertigen unsern lieben getreuen [= Lic. Johann Berneburg] neben der ksl.Mt. verordneten commißarien [= Johann Achilles Ilsung] zu euch abgefertigt, mit befelch, etliche werbunge an euch zu bringen, begehren gnedigst, ir wollet sie hören, ihnen glauben zustellen und euch nach gelegenheit der werbung gutwillig und volgig erzeigen etc.
3
Vgl. Anm.1 und Anm.2 bei Nr. 7.
4
Dem ksl. Gesandten Johann Achilles Ilsung wurde der Kurmainzer Rat Lic. Johann Berneburg zur Seite gestellt. Instruktion Ks. Maximilians II. für Ilsung und Berneburg (Regensburg, 14.10.1575): HHStA Wien, RK, WuKA 4, fol. 227'–229. HHStA Wien, MEA, WuKA 6-2, fol. 445–447. HStA Dresden, Geheimer Rat, Loc. 10675/3, fol. 178–182. Kopp. Druck: Schneidt, Geschichte, 446–449. Kredenzbrief Ks. Maximilians II. für Ilsung an den Rat der Stadt Aachen [in simili an das Stiftskapitel zu Aachen] (Regensburg, 14.10.1575): HHStA Wien, RK, WuKA 4, fol. 229'. Kop. Druck: Schneidt, Geschichte, 449 f. Schreiben Ks. Maximilians II. an Ilsung (Regensburg, 14.10.1575) mit Instruktion und Kredenz als Beilage: HHStA Wien, RK, WuKA 4, fol. 229' f. Kop. Druck: Schneidt, Geschichte, 450. Vgl. dazu auch die Passbriefe Ks. Maximilians II. für die Überbringer der Aachener Reichskleinodien (Regensburg, 14.10.1575): HHStA Wien, RK, WuKA 4, fol. 232 f. Kop. Druck: Schneidt, Geschichte, 454 f.
c
 etc.] Kursachsen (fol. 20) zusätzlich: Und nachdem aus dem protocoll befindlich, daß Meintz hiebevorn zu Franckfurt wegen der andern churfürsten zu dergleichen schickunge alleine verordnet, so erachtet seine kfl.Gn., daß es domit itzo abermals also gehalten werden soll.
d
 etc.] Kursachsen (fol. 20) zusätzlich: Votirt deßgleichen, stellet doch in der churfürsten gefallen, was vor ein termin in die brieffe und instruction zusetzen. Sinngemäß so auch in Kurpfalz (fol. 23).
e
 zuthun] Kursachsen (fol. 20 f.) zusätzlich zur Begründung: dann so die gesandten, so gegen Ach deputirt, dohin lenden solten, würde es einen verzug gebehren.
f
 Stellet ... bedencken] Kursachsen (fol. 20') abweichend: Was Sachssen der post halben erinnert, müste bey der ksl.Mt. gesucht [werden]; die werden sonder zweiffel diese ding wol zum schleunigsten anzustellen wissen.
g
 etc.] Kurpfalz (fol. 24) zusätzlich: Haben sich Kff. mit einander selbst verglichen, ihre Mt. hierunder zuhören, unnd hatt dem nach pfälzischer stadhalter bericht, dz ihre Mt. sich den 24. Octobris zur wahl unnd den letzsten tag eiusdem zur cronung gefallen laßen, daruff auch die schreyben ahn Ach unnd Nürnberg außgangen. Zur Festlegung der Termine vgl. auch das PS zum Bericht der kurpfälzischen Gesandten an Kf. Friedrich III. von der Pfalz (Regensburg, 15.10.1575; HStA München, K. blau 100/1, fol. 93–94. Or.) sowie ein Schreiben Kf. Daniels von Mainz (HStA Dresden, Geheimer Rat, Loc. 10671/4, unfol.Or.Hd.Kf. Daniel; ebd.unfol.Kop.), der Kf. August am Abend des 14.10.1575 mitteilte, dass er sich am Nachmittag mit dem Ks. darauf geeinigt habe, das geliepts Gott morgen tags die post noch Aach ausreißen, der tag der election uff den mondag, den 24. diß, und die coronation uff sondag, den 30. auch diß monats oder zum lengsten den ersten Novembris, das ist Allerheiligen tag, soll vorgenommen werden, domit wir alsam soviel ehr gegen haus, unser aller seitt landen und leutten kommen mochtten. In den Einladungsschreiben an die Städte Köln und Frankfurt vom 17.10.1575 (HHStA Wien, RK, WuKA 4, fol. 232' f. Kop.) ist ebenfalls der 30.10. als Krönungstermin genannt.
h
 gemach] Kursachsen (fol. 21) differenzierter: inn der fördern stuben.
5
Wahlkapitulation Kg. Maximilians II. (Frankfurt, 30.11.1562): HStA Dresden, Geheimer Rat, Loc. 10671/4, unfol.Kop. Druck: Ziegler, Wahl-Capitulationes, 37–53. Referiert bei Wurtzbacher-Rundholz, Kaiser, 115–120.
6
Zu den Verhandlungen über die Wahlkapitulation Maximilians II. 1562 vgl. Luttenberger, Kurfürsten, 126–139.
i
 halben] In Kursachsen (fol. 21') Bezug auf Art. 17, in Kurpfalz (fol. 25) auf Art. 19.
7
Gemeint ist wahrscheinlich Gf. Anton I. von Oldenburg und Delmenhorst (1505–1573), der auf den RTT 1566, 1567 und 1570 (Lanzinner/Heil, RTARV 1566, Nr. 399 S. 1427; Wagner/Strohmeyer/Leeb, RTARV 1567, Nr. 74 S. 304; Lanzinner, RTARV 1570, Nr. 496 S. 1074 f.) vergeblich um die Einführung eines Zolls gebeten hatte. Gf. von Oldenburg war seit 1573 sein Sohn Johann VII. (1540–1603; NDB , XIX, 512).
8
Pfgf. Reichard (1521–1598; ADB , XXVIII, 418–420), Bruder Kf. Friedrichs III. von der Pfalz, hatte 1569 das kleine Fst. Simmern mit der Ortschaft Rheinböllen geerbt. Ein von Pfgf. Reichard neu erhobener Rheinzoll konnte nicht ermittelt werden.
9
Auf dem RT in Augsburg 1566 war Pfgf. Wolfgang von Zweibrücken-Neuburg (1526–11.6.1569; Kurze, Pfalzgraf) trotz zahlreicher Beschwerden eine Zollerhöhung bewilligt worden (Lanzinner/Heil, RTARV 1566, Nr. 409 S. 1433 f. [= Bewilligung]; ebd., Nr. 330 S. 1375 f., Nr. 351 S. 1394, Nr. 352 S. 1395, Nr. 432 S. 1453 [= dagegen gerichtete Supplikationen der Stände des Fränkischen, Bayerischen und Schwäbischen Kreises]), jedoch hatten nicht alle Kff. die notwendigen Konsense erteilt. Als der Pfgf. auf dem RKT in Erfurt 1567 darum bat, wurde ihm mitgeteilt, dass es dafür erforderlich sei, der Mainzer Kanzlei die ksl. Konzession vorzulegen (Wagner/Strohmeyer/Leeb, RTARV 1567, Nr. 179 S. 701 f.). Offenbar war die Formulierung der von Pfgf. Wolfgang vorzulegenden Erklärung umstritten, so dass die Angelegenheit lange Zeit unentschieden blieb. Auf dem RT in Speyer 1570 wurden erneut Klagen vorgetragen, doch empfahl der KR dem Ks., es bei der Zollbewilligung zu belassen (Lanzinner, RTARV 1570, Nr. 433 S. 1026 f.).
j
 etc.] In Kursachsen (fol. 21') und Kurpfalz (fol. 25) Bezug auf Art. 23.
k
 das ... etc.] Kursachsen (fol. 21') deutlicher: daß die beleidigte parteyen auch am keyserlichen hoff auff die acht klagen möchten. In Kurpfalz (fol. 25) zusätzlich: solten caesar unnd camera hierin concurrentem iurisdictionem haben, doch solt es in arbitrio deß beschedigten stehn, in camera oder bey dem kayser zuklagen.
l
 etc.] In Kursachsen (fol. 22) und Kurpfalz (fol. 25) Bezug auf Art. 28.
m
 dz ... werden] Kursachsen (fol. 22) deutlicher: Weil viel falscher müntz einrisse, so solte dieser § also zuschärffen sein. Welcher standt falsche müntz schlüge, der solte der regalien des müntzens verlustig sein und dazu ohne der sechs churfürsten bewilligung nicht wieder restituirt werden.Kurpfalz (fol. 25): dz caesar die stendt, so ungerecht müntz gemacht, nicht allein nicht restituir, sonder in totum privire.
10
Bezug auf die RMO und die Münzprobierordnung von 1559 (Leeb, RTARV 1558/59, Nr. 804 S. 1953–1988 und Nr. 805 S. 1988–2002) und die darin vorgesehenen Strafen bei Münzbetrug (ebd., S. 1981–1986 bes. § 175; S. 2000 bes. § 30 zum Verlust des Münzrechts bei Verstoß gegen RMO und Probierordnung). Zu den Regelungen in den daran anschließenden RAbb von 1566 und 1570 vgl. Lanzinner/Heil, RTA RV 1566, Nr. 467 S. 1554–1561 §§ 147–176: 7. Hauptartikel, Münzordnung, bes. § 158, und Lanzinner, RTA RV 1570, Nr. 567 S. 1242–1250 §§ 120–151: 7. Hauptartikel, Münzordnung, bes. § 127, in dem es heißt, dass über die Restitution eines entzogenen Münzrechts nicht der Ks. allein, sondern der RT zu befinden hat.
n
 etc.] Kurpfalz (fol. 25) zusätzlich zur Begründung: dieweil sich zeit und izige leuff mit denen nicht vergleichen, so tempore jungster election gewesen.
11
Vgl. Nr. 24, fol. 282'–284. Dem Diarium Sayn-Wittgensteins zufolge (nach Schneidt, Geschichte, 497 f.), hatten die pfälzischen Gesandten am Nachmittag des 13.10.1575 darüber beraten, wie sie bei den Verhandlungen zur Wahlkapitulation vorgehen sollten. Dabei hatten sie sich dazu entschlossen, die Abschaffung der vom Tridentinum geforderten Eide der Domherren (vgl. Nr. 24, fol. 270') nicht anzusprechen.
o
 Bei ... etc.] Kursachsen (fol. 22) anders: Ob wol die weltlichen churfürsten in den punct des bapstlichen stuels und deßelben advocatien nicht gewilligt [vgl. unten Anm. 17], noch daßelbe zuverantworten hetten, dieweil aber dannoch der pabst ein abgott were und deßelbigen advocatia keinem theil verantworttlich, so bedächte s.kfl.Gn., daß solcher punct auß der capitulation gar zulaßen sein solte.
12
Versicherung Kg. Ferdinands für die landsässigen protestantischen Ritterschaften und Städte in den geistlichen Fstt.(= Declaratio Ferdinandea); vgl. Anm.10 bei Nr. 7.
p
 und ... etc.] Kursachsen (fol. 22') anders und zusätzlich: unnd aber derselbigen von den geistlichen nicht nachgesetzt, sondern die unterthanen von ihrem glauben gedrungen würden, so solte solche declaration inn alle wege der capitulation zu inseriren sein.
q
 Item ... etc.] Kursachsen (fol. 22 f.) deutlicher: Dieweil ohne volstendige freystellung der religion kein bestendiger friede zuerhalten, so bedächte der churfürst Pfaltz, daß den stifften zu der augspurgischen confession zu tretten frey zulaßen und der religionfriede mit diesem zusatze zuverbessern.
r
 Bei ... etc.] Kursachsen (fol. 22') deutlicher: Dieweil die güldene bull vermag [vgl. unten Anm. 19], daß die churfürsten in dero jurisdiction ungeirret und bey ihren rechten unnd gerechtigkeit gelaßen werden sollen, und aber der churfürsten am Rhein unterthanen täglich aus irer kfl.Gnn. gerichtbarkeit an das rotweilische hoffgericht citirt würden, so solte der capitulation einzuverleiben sein, daß hinfuro das rothweilische hoffgericht sich deßen ferner nicht anzumaßen haben solte.
s
 Bei ... etc.] Kursachsen (fol. 22' f.) anders: Und nachdem der churfürsten notturfft erfordert, daß ein römischer könig ohne wißen und willen der churfürsten nichts handelte, so solte ein jeder churfürst dem könige einen rath, graffen, herrn oder dergleichen hohen standes zuordnen, ohne welcher wißen und verjawortung der könig nichts handeln noch beschließen [darf], und solches solte der capitulation ein zuvorleiben seyn.
t
 etc.] In Kursachsen (fol. 23) Bezug auf Art. 15.
u
 etc.] Kurpfalz (fol. 26') zusätzlich zur Begründung: dieweil von dem bapst doch kein schirm zugewaren.
v
 Item ... etc.] Kursachsen (fol. 23) deutlicher: Und letzlich solte die capitulation mit dem zusatz zuvorbessern seyn, wann künfftig ein römischer könig erwehlet, daß der keyser inn der stadt, dorinnen solche wahl fürgenommen, nicht sein solte, dann dardurch würde die freye wahl desto mehr gesterckt und erhalten.
13
Vgl. oben Anm. 9.
w
 etc.] Kurpfalz (fol. 26') zusätzlich: [Art. 28:] Müntz halben sey der art. in der ordnung. Wol mans hie haben, werdts pfälzischer statthalter auch nit entgegen sein, dz es der capitulation inserirt werde.
x
 Soviel ... wurden]Kursachsen (fol. 23 f.) zusätzlich und anders: Daß die auffsetzung der nawen und erhöhung der altten zölle in der obligation albereit verbothen und dorinne eine maß vorgestalt, wie wieder die verbrecher zuverfahren, nehmlich, daß dieselbigen dem keyser namhafftig angezeigt werden, und s.ksl.Mt. dorauff mandata sine clausula ausgehen und process wieder die vorbrecher solte anstellen lassen, derowegen, do etliche stände wieder die obligation gehandelt, so hetten die benachtbarten sich solcher zugelassenen mittel dawieder zugebrauchen.
y
 Der ... vergleichen] Kursachsen (fol. 23') differenzierter: Es wüste s.kfl.Dlt.[!] nicht anders, denn daß ohne das inn der acht und andern sachen die ksl.Mt. mit dem cammergericht concurrentem iurisdictionem hette, derowegen man an irer Mt. hofe wol proceß auff die acht anstellen möchte, wie dann täglich die acht doselbst declarirt würde. Der von Trier angezogene § schlüsse auch solche concurrentem iurisdictionem nicht auß, und were der process in causa spolii und fractae pacis in der cammergerichts ordnung zum engsten eingezogen; daß aber solcher proceß verlengert würde, were nicht der ordnung, sondern der leute schuldt. Man wolte sich aber mit den räthen daraus ferner unterreden. Sinngemäß so auch inKurpfalz (fol. 27).
z
 Was ... werden] Kursachsen (fol. 24) differenzierter: Der §, so von der müntz redet, müste verändert werden, dieweil die müntzordnung nunmehr albereit gemacht und aber der § von der müntzordnung, so künfftig aufgerichtet werden soll, besaget. Derowegen were in der capitulation zusetzen, daß der neue könig uber der müntzordnung, so albereit gestaltt, gebürlich halten solte. Die privation derer, so falsche müntz schlagen, were albereit der müntzordnung einvorleibet, köndte aber doch per relationem auf die müntzordnung und andere Reichs abschiede inn die capitulation auch gebracht werden. So wolte man sich sonst des puncts der restitution halben, ob dieselbe ohne der sechs churfürsten bewilligung geschehen und der obligation einvorleibet werden solte, mit den andern wohl vergleichen.
aa
 Also ... etc.]Kursachsen (fol. 24') differenzierter: Der freystellung halben hette s.kfl.Gn. im Heiligen Reich vielfaltig ermahnet und erinnert, weil aber domit nichts erhalten, so hette s.kfl.Gn. daßelbige von sich auff der geistlichen gewissen geschoben. Könte aber die freystellung noch erhalten werden, solches were s.kfl.Gn. gantz lieb und angenehm. Kurpfalz (fol. 27') zusätzlich: sorgt, es werde ohn beysein anderer stend nicht geschehen.
ab
 Sonsten ... vereinigen] Kursachsen (fol. 24') differenzierter: Keyser Ferdinandi declaration were anno 55 zu Augspurg mit dem religion friede zugleich, eodem tempore et loco, aufgerichtet worden, demselbigen anhengig, dorzu gehörig und also nichts neues. Und ob wohl die declaration hiebevorn zu dem religion frieden nicht gethan, so were sie doch in genere darinnen begriffen, und weil vor dieser zeit kein casus im Reich vorgefallen, derowegen dieselbige in die obligation zubringen nöthig, so hette man auch solches zusuchen hiebevorn überflüßig geachtet. Nachdem aber sich itzo facta de novo emergentia zutrügen, und dann diese declaration von den geistlichen selbst bewilligt worden, so achtet s.kfl.Gn., es werde die inserirung derselbigen den geistlichen nicht zuwieder und zu dem ende nothwendig sein, damit aller mißverstandt im religion frieden aufgehoben würde.
14
Aufgrund der Beschwerden war auf dem RT in Speyer beschlossen worden, das Hofgericht in Rottweil zu visitieren (RAb §§ 71–73 in Lanzinner, RTARV 1570, Nr. 567 S. 1228 f.). Nach der Visitation 1571 war vom Ks. am 13.11.1572 eine neue Hofgerichtsordnung erlassen worden, jedoch wurde die überkommene Exemtion der kfl. Territorien (vgl. unten Anm. 19) darin nicht berücksichtigt (Conrad, Rechtsgeschichte II, 169; Grube, Verfassung, 52–56).
15
Bezugnahme unklar.
ac
 werden] Kursachsen (fol. 25) abweichend: Ob es nun dabey zulaßen, dessen wolte man sich mit den andern vergleichen.
ad
 etc.] Kursachsen (fol. 25) deutlicher und zusätzlich: 2) So wüsten auch die churfürsten nicht, ob solche räthe nicht vielmehr wieder dann vor ire kfl.Gnn. rathen würden, derohalben were am besten und sichersten, daß die churfürsten ihre bewilligung bey sich selbst behalten. 3) Sonderlich weil ohne dz in der capitulation versehen, daß keine wichtige reichssache ohne irer kfl.Gnn. bewilligung durch den könig tractirt werden soll.
ae
 geschehen] Kurpfalz (fol. 28) nennt als Beispiel das Nürnberger Reichsregiment.
af
 etc.] Kursachsen (fol. 25) abweichend: Do auch bey den geistlichen zuerhalten, die annaten dem Reich zum besten zu contribuiren, das wolten s.kfl.Gn., alß die dem pabst solch geld auch nicht gönnen, gerne sehen und erfahren.
ag
 etc.] Kursachsen (fol. 25 f.) abweichend: Den keyser von dem ortt, do die wahl beschicht, auszuschließen, sey ihrer Mt. nicht anzumuthen, dann 1) bey leben des keysers haben die churfürsten je billich in allen berathschlagungen auf ire Mt. als dz haupt einen respect, und nachdem disfalls die erste berathschlagung ist, ob es dem Reich nützlich und gut, ein zukunfftig haupt zuwehlen, so soll billich ire Mt. derowegen an dem ortt, do solche reichsnotturfft tractirt wirdt, gelidden werden. 2) Und weil s.ksl.Mt. den churfürsten eine freye wahl lest und einreümet, so were gantz unhöfelich, irer Mt. auch die stelle nicht zuvergönnen, dorinne gewehlet würde.
ah
 Hetten ... etc.]Kursachsen (fol. 25') anders: Hat sich gleicher gestaldt, wie Trier, wegen aufsetzung der nawenn und erhöhung der alten zöll über Meckelburgk und Lüneburgk beschwert, mit dem anhang, ob wol solches hiebevorn im Heiligen Reich verbothen, so köndte doch der churfürst zu Brandenburg wohl leiden, daß die straffe geschärfft und der capitulation einvorleibt würde.
ai
 Die ... etc.] Kursachsen (fol. 25' f.) abweichend: Bey der acht hat Brandenburgk erinnert, weil anno 55 auf dem reichstage zu Augspurgk bedacht worden, daß kein chur- oder fürst durch das cammergericht oder auch sonsten ohne bewilligung der stände solte inn die acht erklehrt werden, so were solches wohl zubedencken, wann von dem proceß auf die acht tractirt werden solte. Sonst aber ließe s.kfl.Gn. wol geschehen, daß der proceß eingezogen würde, und hielte s.kfl.Gn. die concurrentem iurisdictionem, so der ksl.Mt. neben dem cammergericht zustendig, im Heiligen Reich breuchlich und also herkommen sein.
16
Wahrscheinlich Bezug auf § 71 des RAb vom 25.9.1555 betreffend die Ordnung zur Exekution des Landfriedens (Aulinger/Eltz/Machoczek, RTAJR XX, Nr. 390 S. 3102–3165, hier 3128), mit Verweis auf RKGO, 3. Teil, Tit. XLVIII und Tit. XLIX (Laufs, RKGO, 264–272).
aj
 Die ... etc.] Kursachsen (fol. 26) deutlicher: Dieweil der articul von der müntz in den alten notuln der obligation also gestanden, so were eine notul aus dem andern nachgeschrieben. Daß nun nach aufgerichter müntzordnung dieser articul, wie Sachssen erinnert, verändert, auch mit dem zusatz, wie Trier bedacht, verbeßert würde, solches ließe s.kfl.Gn. wohl geschehen; achtet doch, was disfalls Trier erreget, daß solches des mehren theils albereit in der müntzordnung versehen.
17
Zur Kontroverse über die die ksl. Kirchenadvokatie betreffenden Artikel [1] und [15] auf dem Frankfurter Wahltag vgl. ausführlich Luttenberger, Kurfürsten, 132–138, sowie Begert, Böhmen, 341–343. In Frankfurt war es Kg. Maximilian gelungen, die weltlichen Kff. zu einem Kompromiss zu bewegen, dem zufolge der Artikel unverändert blieb, aber in einer zusätzlichen Klausel erklärt wurde, dass die weltlichen Kff. die Verpflichtungen zum Schutz der röm. Kirche und des Papstes nicht als verbindlich anerkannten; vgl. die Formulierung am Ende von Art. [1] der Wahlkapitulation (Nr. 35) von Gleichwol sovil bis haben wollen.
ak
 so ... bleiben] Kursachsen (fol. 26) deutlicher: so ließe es s.kfl.Gn. bey der protestation, so in der capitulation auf die weltlichen churfürsten gerichtet, bleiben.
al
 mit ... etc.]Kursachsen (fol. 26') differenzierter: und damit also zugangen: daß die stände der augspurgischen confession keyser Ferdinando zu gemüth geführet, was vor unruhe entstehen würde, wann gantze communen von itztgemelter confession gedrungen werden solten. Hette nun ein bestendiger friede aufgerichtet werden sollen, so hette auch s.kgl.Mt. die erklehrung also thun müssen, wie der buchstabe ausweiset.
am
 Die ... wurde]Kursachsen (fol. 26) anders: Der churfürst zu Brandenburg hette anfangs des religion friedens nichts liebers gesehen, dann daß die freystellung der stiffte halben dorein verleibet worden were; s.kfl.Gn. bethe auch noch darumb.
18
Kf. Joachim II. von Brandenburg (1505–1571; NDB , X, 436–438).
19
Bezug auf Kap. VIII (Gerichtsprivilegien des Kg. von Böhmen) und Kap. XI (Gerichtsprivilegien der Kff.) der Goldenen Bulle (Fritz, Goldene Bulle, 62–64, 66 f.); dazu ausführlich Eisenhardt, Rechtswirkungen.
20
Vgl. oben Anm. 14 und Anm. 15.
an
 Dz ... etc.] Kursachsen (fol. 26') deutlicher zur Begründung: aber köndte s.kfl.Gn. nicht vor gut achten, dem künftigen könig räthe zuzuordnen, dann 1) neben deme, daß den churfürsten dodurch viel unkosten verursacht, 2) so würde auch der keyser und künfftige könig solches vor eine nawigkeit und vor einen schimpff anziehen. 3) Und hette Sachßen ferner angezeigt, worumb es bedencklich. Dobey ließe es s.kfl.Gn. auch bleiben.
ao
 auszuschliessen] Kursachsen (fol. 26') zusätzlich: ob wol der keyser in der stadt, do die wahl gehalten würde, so were doch s.ksl.Mt. bey dem actu der wahl nicht selbst gegenwerttig.
21
Vgl. Anm.9 und Anm.12 bei Nr. 1.
ap
 Sonsten ... worden] Kursachsen (fol. 27) zusätzlich: Pfaltzgraff Wolffgang hette den revers des zolls halben inn die meintzische cantzley überantwortet, davon weren den andern churfürsten copien zugeschickt.
22
Vgl. oben Anm. 9. Der Verweis auf 1569 (das Todesjahr Pfgf. Wolfgangs) bezieht sich wahrscheinlich auf den Kurfürstentag in Fulda, auf dem der Streit um den pfälzischen Zoll diskutiert werden sollte (Lanzinner, Friedenssicherung, 94 f.).
aq
 etc.] Kursachsen (fol. 27) zusätzlich: Ob nun wohl hirauff die meintzische räthe durch Sachßen und Brandenburgk ermahnet worden, noch eine umbfrage zuhalten, in ansehung, daß vielleicht der mehrer theil der fürgebrachten articul verglichen und wenig an die churfürsten zubringen verbleiben würde, so haben doch die meintzischen räthe solches strack abgeschlagen, mit anziehunge, es weren etliche punct also geschaffen, daß sie vor allen dingen ihren herren davon bericht thun müsten. – Kf. Daniel von Mainz schrieb noch am selben Abend an Kf. August (vgl. oben Anm. g), es habe sich bei den Verhandlungen zur Wahlkapitulation herausgestellt, das der weltlichen Kff. tails allerley will ingeflickt werden, welchs mir und den gaistlichen Kff. ohnleidtlich und derwegen in weitlauffig disputation geratten mochten. Er schlug daher ihm vor, das wir personlich zur sachen greiffen und uff die nechste form uns vergleichen; vgl. Nr. 7 und Nr. 8.