Deutsche Reichstagsakten, Reichsversammlungen 1556 – 1662 Der Kurfürstentag zu Regensburg 1575 bearbeitet von Christiane Neerfeld

Keine Sitzung des KR. Übersendung einer ksl. Erklärung an die weltlichen Kff. und Pfgf. Ludwig, die die Annahme dieser Erklärung verweigern.

/161/ Darauf sich ire Mt. gnedigst aller mugligkeit erbotten und folgents den weltlichen chur- und fursten eine schrifftliche resolution1 uberschickt. Weil aber die also geschaffen, dz sie iren chur- und f.Gnn. anzunehmen bedencklich gewesen, so haben sie dieselbe irer Mt. durch kfl.Gn. canzler Dr. Distelmeyern und andere wiederumb zugeschickt und nicht behalten wollen.

Anmerkungen

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 Freitag] laut Kurpfalz beziehen sich die Eintragungen aus Kurbrandenburg, fol. 161, auf den 21. Oktober. Vgl. in Kurpfalz (fol. 45'–47'): /45'/ Freytags, den 21. Octobris, ist man auch gleichfals [wie am 20.10.1575] den gantzen tag nicht zu rhat gangen, unnd schickte die ksl.Mt. gegen abent spät ein schreyben [Nr. 29] ahn Pfaltz stadhalter, item beyde Kff. zu Saxen unnd Brandenburg haltend, darin ihre Mt. begerten, dz ihre chur- unnd f.Gnn. allerseitz ihrer Mt. diesen stritt der declaration deß religion friedens halbenn uff konfftigem Reichs tag zuproponiren unnd richtig zumachen ubergeben unnd heim stellen wolten, welches aber von pfälzischem stadhalter wie auch beyden Kff. zu Saxen unnd Brandenburg einzugehn nicht vor rhatsam erachtet worden. Sonder haben ihre chur- unnd f.Gnn. ihrer Majestat solch ihr schreyben alß balden [= noch am selben Abend; vgl. unten den Bericht Pfgf. Ludwigs an seinen Vater vom 28.10.1575] wiederum zugeschickt. /46/ Doch hatt hieruff hochstgedachte chur- unnd fursten, dieweil jhe dißmaln nichts anders zuerlangen gewesen, entlich vor gut angesehen, uff gedachte wieder sendung der kayserlichen schriften ihre Mt. noch ferner hierunder müntlich anzureden, in maßen der churfurst zu Saxen in namen aller weltlichen churfurstenn daß selbsten verricht [wahrscheinlich am Morgen des 22.10.1575; vgl. Moritz, Wahl, 170, Anm. 2], nemlichen unnd dieweil jhe die geistlichenn churfursten nicht ein gehn wolten, dz der declaration deß religion friedens nur mit einem wordt in der capitulation, so dem konftigen röm. konig gegeben werden solt, gedacht würde, so ließen es die weltlichen Kff. auch dabey unnd dz künfftigem successori der izigen ksl.Mt. in anno 62 zu Franckfurt zu gestelte capitulation diß /46'/ punctens halben ohngeendert gegeben würde, verpleybenn. Doch mit diesem außtrücklichen anhanck unnd protestation, dz hierdurch der mehr angeregten declaration deß religion friedens dz wenigste nicht derogirt, sonder dieselb alß ein ohne dz ahn ihr selbst unversehrter, krefftiger, kayserlicher alter brieff in seinem vigore ohn disputirt verpleybe, wie dan die weltlichen Kff. den verwanten augspurgischer confession hier durch eben so wenig alß die geistlichen Kff. ihrer religion zugethanen ständen zupraejudiciren nicht gemeindt, sondern der richtigmachung itzigen strits unnd confirmation der offtgedachten declaration deß religion friedens bey /47/ anstehendem Reichs tag gewiß sein, im fall auch inzwischen der geistlichen unnderthanen sich vieleicht ufflainen würdenn, daran keine schult nicht haben wolten. Entgegen solchem, durch den churfürsten zu Saxen in aller weldtlichen Kff. namen müntlich beschehenem anpringen unnd protestiren hatt sich die ksl.Mt. dahin resolvirt unnd erbottenn, nit allein, dz dieser stritt uff nechst konfftigem Reichs tag zum fürderlichsten expedirt werden solt, sonder auch dz ihre Mt. mit den geistlichenn handlenn unnd so viel möglich /47'/ verschaffenn wolte, sie, die geistlichenn, inzwischenn ihre angehorige ritterschafft, communen unnd underthanenn dickgemelter declaration deß religion friedens zuentgegen nicht beschwehrenn, sonder unbetrangt bey ihrer hergebrachtenn religion übung verpleyben laßen würden. Dabey eß der Kf. zu Saxen verpleyben laßen unnd von ihrer Mt. abgescheiden. Zur Audienz Kf. Augusts beim Ks. am Morgen des 22.10.1575 vgl. die nahezu identischen Formulierungen im Schreiben Pfgf. Ludwigs an seinen Vater Kf. Friedrich III. von der Pfalz (Regensburg, 28.10.1575): HStA München, K. blau 100/1, fol. 178–179', hier fol. 178 f. Or. mit innenliegendem PS; präs. 5.11. Teildruck: Kluckhohn, Briefe II, Nr. 850 S. 898 f. Zu den Ereignissen zwischen dem 20. und dem 22.10.1575 vgl. den Kurbrandenburger Bericht über die Verhandlungen außerhalb des KR (Nr. 31, fol. 10–11'), das Bedenken Kf. Augusts von Sachsen zur Streitfrage über die Declaratio Ferdinandea (Nr. 30), die auf kurpfälzischer Überlieferung basierenden Nachrichten in Lehmann, De pace II, Nr. 16 S. 283 f., und Häberlin, Reichs-Geschichte IX, 368–370, sowie die ausführliche und zutreffende Darstellung bei Moritz, Wahl, 165–170.
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Nr. 29.