Deutsche Reichstagsakten, Reichsversammlungen 1556 – 1662 Der Kurfürstentag zu Regensburg 1575 bearbeitet von Christiane Neerfeld

Während die kaiserliche Familie sich noch auf dem Weg zum Kurfürstentag befand, trafen in Regensburg die ersten Teilnehmer ein28. Die vorausgeschickten Kurbrandenburger Gesandten berichteten am 30. September ihrem Kurfürsten, dass sie am 26. in der Stadt angekommen seien: „Unnd habenn alhier niemandt mehr gefunden dan allein denn bischoff vonn Saltzburg etc. unnd die churfurstlichenn sechssischenn gesandten. Aber nach unser ankunfft ist Cölln deßelben tages auch anher kommen. Unnd des andern tages, als denn 27., der hertzog von Beyern mit seinn frawen zimmer zu schiff one alles geprenge. Vonn Meintz wegen ist nach niemandts hie dann alleine die jenigenn, die zu erbawung unnd anrichtung der losamenter verordnett. Vonn denn keyserischenn seint ettliche abgeordnete alhier, die den churfurstenn unnd ertzbischoff vonn Cölln entpfangenn.“29

Maximilian II. zog am 3. Oktober in Begleitung seiner Frau Maria, seines Sohnes Rudolf, des frisch gekrönten böhmischen Königs, sowie weiterer Söhne und Töchter in Regensburg ein. In seinem Bericht nach Rom schrieb der päpstliche Nuntius über den prächtigen Einzug des Kaisers: „L'entrata fu molto bella, così per l'ordine che i germani tengono nel cavalcare, come per le molte collane d'oro et ricchi habiti loro. Il numero di cavalli non passò 2 mila.“30 Zwei Tage später, früh morgens, „ehe es ihre Mt. oder jhemandts anders von den anwesenden chur- und fursten inne worden“31, erschien Kurfürst Johann Georg von Brandenburg in der Stadt. Am selben Tag zogen der Kaiser, der Erzbischof von Köln und der Herzog von Bayern dem Kurfürsten von Mainz entgegen, der am Nachmittag in die Stadt einritt. Am 7. Oktober trafen zuerst der Erzbischof von Trier, bei dessen Einzug es zu Streitigkeiten kam32, dann Pfalzgraf Ludwig mit seiner Frau, „on sonders gepräng und gleyd mit 150 Pferden“33, spät am Abend schließlich, als letzter der Hauptteilnehmer, Kurfürst August von Sachsen mit seiner Familie ein. Sein Weg nach Regensburg ist besonders gut dokumentiert, da er auf seiner Reise einen Wagenwegmesser einsetzte, der sowohl die zurückgelegte Strecke als auch die mittels eines Schiffskompasses ermittelte Veränderung der Wegrichtung mechanisch aufzeichnete. Anhand der gemessenen Strecken und Winkel wurde nach dem Ende der Reise eine rund 13,5 Meter lange Routenrolle angefertigt, auf der Ortschaften, Flüsse und andere markante Punkte eingezeichnet sind. Aus den Angaben geht hervor, dass der Kurfürst die Gesamtstrecke von rund 370 Kilometern mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 30 Kilometern am Tag zurücklegte34. Seine Route führte von Mühlberg an der Elbe über Dresden, Augustusburg, Annaburg, Sankt Joachimsthal, Schlaggenwald, Plan, Haid, Taus, Furth im Wald, Kötzting und Straubing bis nach Regensburg35.

Der päpstliche Nuntius berichtet, dass das Gefolge des Kaisers beim Einzug aus nicht mehr als 2000 Pferden bestanden habe. Wie groß der Anhang der Kurfürsten inklusive der Hofbediensteten und Kanzleibeamten, der sie begleitenden Fürsten, Grafen und Herren sowie des Gesindes gewesen sein mag, ist schwer abzuschätzen, da die überlieferten Furierlisten unterschiedliche Zahlen zu den mitreisenden Personen, Reit- und Kutschpferden nennen und mit den Angaben von Augenzeugen oft nicht übereinstimmen. Wahrscheinlich war das Gefolge des Kurfürsten von Brandenburg mit mehr als 500 Pferden am größten, gefolgt von Kursachsen und Kurpfalz mit jeweils 450 bis 500 Pferden und Kurköln mit ca. 430 Pferden. Für Kurmainz und Kurtrier werden Zahlen zwischen 250 und 300 genannt36.

Es ist auffällig, dass alle weltlichen Kurfürsten darauf verzichteten, vom Kaiser und den bereits anwesenden Kurfürsten in der üblichen Weise empfangen zu werden, und es vorzogen,unvermerkt in der Stadt anzukommen. In den Quellen wird die Vermutung geäußert, dass sie dies „vermeidung willen unrhue unnd pumps [= Pomps]“ taten oder weil sie „nicht gewolt, daß die ksl.Mt. inen entgegen ziehen sollen“37, wobei jedoch offenbleibt, ob dies aus Rücksicht auf die angeschlagene Gesundheit des Kaisers oder aus politischen Gründen geschah.

Wie bei der letzten Wahl 156238 ergingen auch diesmal Einladungen des Kaisers an einige wichtige Reichsfürsten. Während Landgraf Wilhelm IV. von Hessen-Kassel, Markgraf Karl II. von Baden-Durlach, Herzog Ludwig von Württemberg sowie Erzherzog Ferdinand II. aus unterschiedlichen Gründen absagten, kündigten der Erzbischof von Salzburg, Herzog Albrecht V. von Bayern und Pfalzgraf Philipp Ludwig von Pfalz-Neuburg ihr Kommen an39. Neben ihnen erschienen außerdem in Regensburg: Pfalzgraf Georg Johann I. von Pfalz-Veldenz, Herzog Barnim X. von Pommern, Markgraf Philipp II. von Baden-Baden, der Jungherzog Joachim Friedrich von Liegnitz-Brieg sowie die Pfalzgrafen Ottheinrich von Pfalz-Sulzbach und Friedrich von Pfalz-Zweibrücken40.

Auf Einladung Maximilians II. kamen auch auswärtige Gesandte zum Kurfürstentag nach Regensburg. Zu nennen sind hier in erster Linie der päpstliche Nuntius Giovanni Dolfin41, der venezianische Gesandte Vincenzo Tron42 sowie der spanische Botschafter am Kaiserhof Francisco Hurtado de Mendoza, Graf von Monteagudo, der den Kurfürsten die Wahl des in Spanien erzogenen Erzherzogs Rudolf empfehlen sollte43. Die Republik Genua war mit dem Agenten am Kaiserhof, Giorgio Giorgi, und mit dem Gesandten der Nobili vecchi, Domenico Grimaldi, vertreten, der jedoch erst am 1. November in Regensburg eintraf44. Für Ferrara waren Paolo Carandini und Dr. Renato Cato anwesend45. François d'Amours, sieur de La Galaizière, und François Bouchard kamen als Gesandte des Hugenottenführers Prinz Henri I. von Bourbon-Condé in die Stadt, um die Kurfürsten um militärische und diplomatische Unterstützung für die französischen Protestanten zu bitten46. Eine kaiserliche Einladung erging auch an den Leiter der Augsburger Handelsgesellschaft Marx Fugger, der sich jedoch entschuldigte und seinen Bruder Hans nach Regensburg schickte, um dort mit Vertretern des Kaisers und des bayerischen Herzogs Albrecht über die Beilegung eines innerhalb der Familienhandelsgesellschaft entstandenen Konflikts zu verhandeln47.

Neben Kaiser, Kurfürsten und Fürsten mit ihrem zahlreichen Gefolge, auswärtigen Beobachtern, Hofbeamten und Bittstellern kamen auch viele Kaufleute, Handwerker und Schaulustige in die Stadt, die im Zuge der Wahl- und Krönungsfeierlichkeiten zum Schauplatz feierlicher Umzüge und glanzvoller Feste wurde und zugleich Gelegenheit zu Informations- und Wissensaustausch bot48. Angesichts des immer wieder verschobenen Termins, der herbstlichen Witterung und nicht zuletzt wegen der Pest war der Andrang jedoch wahrscheinlich nicht so groß wie bei der letzten Herrschererhebung 1562 in der zentraler gelegenen Reichsstadt Frankfurt49.

Aus gesundheitlichen Gründen konnte Kurfürst Friedrich III. von der Pfalz als einziger nicht persönlich an der Regensburger Versammlung teilnehmen. Sein Sohn und Vertreter Pfalzgraf Ludwig begab sich am Tag nach seiner Ankunft sogleich zu Kaiser Maximilian II., um sich für die krankheitsbedingte Abwesenheit seines Vaters zu entschuldigen und um den Kredenzbrief des Kurfürsten sowie einen Auszug aus der pfälzischen Instruktion zu übergeben50. Der Kurpfälzer Großhofmeister Sayn-Wittgenstein berichtet in seinem Diarium, dass der Kaiser und auch die Kurfürsten, bei denen der Pfalzgraf am 9. Oktober vorsprach51, die Entschuldigung Ludwigs mit Wohlwollen entgegengenommen hätten. Allein Kurfürst August von Sachsen, der die Krankheit des Pfälzers für vorgeschoben hielt, sei „ihme in die Rede gefallen, und gesagt, er wolls ihrer L., aber sonst keinem glauben“52. Die Unfreundlichkeit, mit der der sächsische Kurfürst den Kurprinzen empfing, war Ausdruck seiner Verärgerung über das Verhalten Kurfürst Friedrichs, den er dafür verantwortlich machte, dass Prinz Wilhelm I. von Oranien seine Frau Anna von Sachsen, die Nichte Kurfürst Augusts, verstoßen und im Juli 1575 die am Hof Friedrichs III. lebende Charlotte von Bourbon-Montpensier geheiratet hatte53. Der sächsische Kurfürst, der erst im Nachhinein von dieser Hochzeit unterrichtet worden war, fühlte sich in seiner Ehre verletzt und vermutete nun auch hinter der 1570 geschlossenen Verbindung seiner Tochter Elisabeth mit Pfalzgraf Johann Casimir unredliche Absichten des Pfälzers. In seinem Gespräch mit Pfalzgraf Ludwig kritisierte August überdies, dass Friedrich mit seiner Unterstützung für die französischen Hugenotten und die aufständischen Niederländer nicht nur den Kaiser, sondern auch die Könige von Frankreich und Spanien gegen sich aufbringe. Außerdem, so der letzte Punkt, wollte er den Kurpfälzer Kanzler Ehem nicht zu den Beratungen zulassen54. Pfalzgraf Ludwig informierte seinen Vater ausführlich über diese Vorwürfe55 und versuchte, die pfälzische Politik gegenüber Sachsen zu rechtfertigen, doch konnte er August, für den der Streit möglicherweise ein willkommener Anlass war, um sich vom Pfälzer zu distanzieren, letztlich nicht besänftigen56. Die schon vor Beginn des Kurfürstentags offensichtlichen privaten Spannungen zwischen der reformierten Pfalz und dem lutherischen Sachsen dürften auf den Verlauf der Beratungen, bei denen dann auch die unterschiedlichen politischen Ansichten deutlich zutage traten, einen nicht unwesentlichen Einfluss gehabt haben. Die Chancen für eine gemeinsame Linie der protestantischen Kurfürsten standen nach diesem unfreundlichen Auftakt jedenfalls nicht gut.

Anmerkungen

28
Zur Ankunft des Ks. und der Kff. vgl. Dolfin an Gallio (Regensburg, 7.10.1575): Neri, NB III/8, Nr. 152 S. 327–333; Sayn-Wittgenstein, nach Schneidt, Geschichte, 489 f.; Gumpelzhaimer, Regensburg's Geschichte, 951 f., sowie ausführlich die Darstellung in Nr. 25 mit den in den Anmerkungen zitierten Quellen. Zu feierlichen Einzügen in Regensburg vgl. Adlhoch/Joist/Kamp, Einzüge (ohne über die Darstellung von Gumpelzhaimer hinausgehende Informationen zum Kurfürstentag 1575).
29
Kurbrandenburger Gesandte an Kf. Johann Georg von Brandenburg (Regensburg, 30.9.1575): GStA PK Berlin, I. HA Geheimer Rat, Rep. 10, Nr. Kk 1 Fasz. D, fol. 366, 366', 369, hier 366. Or.; präs. 30.9. Zu Kredenzbrief und Instruktion für die brandenburgischen Gesandten vgl. oben Kap. 2.3., Anm. 47. Am 27.9. trafen auch die Kurtrierer Räte ein; der Kredenzbrief Kf. Jakobs von Trier an Ks. Maximilian II. für seine vorausgeschickten Räte (Montabaur, 14.9.1575): HHStA Wien, RK, WuKA 4, fol. 217 f. Kop. Druck: Schneidt, Geschichte, 426 f.
30
Dolfin an Gallio (Regensburg, 7.10.1575): Neri, NB III/8, Nr. 152 S. 327–333, hier 328; ebd. auch Informationen zu den anschließenden Audienzen und Banketten. Im Bericht der sächsischen Gesandten Berlepsch, Kostitz und Berbisdorf an Kf. August vom 4.10. (vgl. Anm.9 bei Nr. 25) ist von 1500 bis 1600 Pferden die Rede. Eine genauere Beschreibung des Hofstaats, der den Ks. nach Regensburg begleitete, ist nicht möglich, da eine genaue Aufstellung des Gefolges nicht aufgefunden werden konnte und kein entsprechendes Verzeichnis vorhanden ist (das zeitlich am nächsten liegende ist das Hofstaatsverzeichnis Kaiser Rudolfs II. vom 12.12.1576: Fellner/Kretschmayr, Zentralverwaltung I/2, 191–198). Große Teile des ksl. Gefolges waren bereits am 1. und 2.10. eingetroffen; vgl. Berlepsch, Kostitz und Berbisdorf an Kf. August (Regensburg, 3.10.1575): HStA Dresden, Geheimer Rat, Loc. 10675/1, fol. 399–400, hier 399. Or.; präs. Furth im Wald, 4.10. Die Kurbrandenburger Gesandten berichteten am 30.9.1575 (GStA PK Berlin, I. HA Geheimer Rat, Rep. 10, Nr. Kk 1 Fasz. D, fol. 366, 366', 369, hier 369. Or.; präs. 30.9.), dass sich die Preise für die Unterkünfte erhöht hätten, „weill die ksl.Mt. dreihundert böhmen uber vorige anordnungen zu furirenn bestellett unnd dz frawennzimmer alleine in 150 perßonen bei sich haben soll etc.“
31
Bericht der sächsischen Gesandten Berlepsch, Kostitz und Berbisdorf vom 5.10.1575 (vgl. Anm.12 bei Nr. 25). Dazu Dolfin an Gallio (Regensburg, 7.10.1575: Neri, NB III/8, Nr. 152 S. 327–333, hier 328): „Mercordì all'alba entrò nella città con 300 cavalli et 70 carri il marchese di Brandeburg, quale per fugire l'incontro di S. M. cavalcò quasi tutta la notte“, sowie Sayn-Wittgenstein, nach Schneidt, Geschichte, 489.
32
Dazu ausführlich Nr. 25, fol. 5'–7' mit den Anm. 13, 14 und 18.
33
Sayn-Wittgenstein, nach Schneidt, Geschichte, 490. Die pfälzischen Gesandten waren bereits am 4.10.1575 eingetroffen (ebd., 489).
34
Dolz, Wegmesser, 49, 52. Die Routenrollen der Hin- und Rückreise von 1575 befinden sich in der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB), Signatur/Inventar-Nr. Mscr.Dresd.L. 451 und 454. – Zum Interesse Kf. Augusts für wissenschaftliche Instrumente vgl. ein Schreiben, das Ks. Maximilian II. kurz vor seiner Abreise aus Prag an den sächsischen Kf. sandte (Prag, 26.9.1575; HStA Dresden, Geheimer Rat, Loc. 8500/3, fol. 67 (PS). Or.Hd.Ks. Maximilian II.): „Nachdem mier e.L. vermeldet, das sie gern ain orientalischen magnet haben wolt, so hab ich ainen bekhumen, der maines erachtens zimlich guet. So mechte e.L., do es dero gelegenhait sain wolt, der ierigen magnet, den si fur den besten halten, mit sich gen Regenschpurg pringen. So khunte man sehen, ob diser besser were.“
35
Auf die Frage des Pfgf. Ludwig, warum er nicht den Weg durch die Oberpfalz genommen habe, soll der sächsische Kf., der über Kf. Friedrich von der Pfalz aus unterschiedlichen Gründen verärgert war (vgl. dazu unten), geantwortet haben: „der luft wer nit gut da gwesen“ (Pfgf. Ludwig an Kf. Friedrich III.; Regensburg, 12.10.1575: Kluckhohn, Briefe II, Nr. 841 S. 877–880, hier 879). Vgl. Dolfin an Gallio (Regensburg, 13.10.1575: Neri, NB III/8, Nr. 158 S. 341–348, hier 346): „Il duca di Sassonia ha girato molto paese et allungata la strada in questo viaggio di Ratisbona per non toccare lo stato del Palatino.“
36
Zum Gefolge von Ks. und Kff. 1575 vgl. die Tabelle in Rudolph, Reich, 535 f. mit Erläuterungen zur geringen Verlässlichkeit des in den Quellen überlieferten Zahlenmaterials. Furierverzeichnisse aus unterschiedlichen Planungsphasen sind für 1575 erhalten in: LHA Koblenz, Bestand 1 C, Nr. 16330, pag. 133–138 (Kurtrier), 188 f. (Kurbrandenburg); HStA München, KÄANr. 3202, fol. 309 f. (Kaiser; „Auszug der fürnembst[e]n personen“), 312–313' (Kurmainz), 315–316' (Kurtrier), 317–321' (Kurpfalz), 325–326 (Kurbrandenburg); HStA Dresden, Geheimer Rat, Loc. 10675/1, fol. 361–369 (Kursachsen); 385 f., 388 (Kurmainz); 386–387 (Kurköln); 389–390' (Kurpfalz); 391–394 (Kurbrandenburg); HStA Dresden, Geheimer Rat, Loc. 10675/4, unfol. (Kursachsen); GStA PK Berlin, I. HA GR, Rep. 10, Nr. Kk 1, Fasz. C, fol. 412–415 (Kurbrandenburg).
37
Vgl. Nr. 25 mit Anm. 21. Im Schreiben Trons (an den Dogen; Regensburg, 13.10.1575; HHStA Wien, StAbt, Italienische Staaten, Venedig, Dispacci di Germania 5, pag. 144–147, hier 144. Kop.), heißt es, Kursachsen sei um 1 Uhr in der Nacht eingeritten „per fuggire l'incontri“. Dolfin berichtet (an Gallio; Regensburg, 13.10.1575: Neri, NB III/8, Nr. 156 S. 337–339, hier 337): „L'elettore di Sassonia con la moglie venerdì passato a le tre hore di notte per non voler essere incontrato dall'Imperatore entrò in Ratisbona con forse cento cocchi.“ – In den Korrespondenzen findet sich kein Hinweis darauf, dass dieses Vorgehen im Vorhinein unter den weltlichen Kff. abgesprochen wurde.
38
Vgl. Luttenberger, Kurfürsten, 124–126.
39
Abschriften der entsprechenden Korrespondenzen: HHStA Wien, RK, WuKa 4, fol. 170–175'. Kopp. Druck: Schneidt, Geschichte, 348–355. – Die Korrespondenz Ks. Maximilians II. mit seinem Bruder Ferdinand über die Durchführung eines Kurfürstentags ist überliefert in: HHStA Wien, RK, RTA 52-1, fol. 164–191' (zum Teil gedruckt in Schneidt, Geschichte, passim). In der Absage Ehg. Ferdinands II. heißt es zur Begründung (Achensee,1.8.1575; HHStA Wien, RK, RTA 52, fol. 191' f. Kop.): „dieweill dises nit ein offenliche Reichs versamblung, sondern allain ein churfurstliche zusamenkunfft bey iren, der churfursten, liebden meiner person halben, nachdem ich bißheer dergleichen churfursten täg nie besucht, allerlay nachgedenkhens machen, und ich darzu eur ksl.Mt. und lieb nit vill nuz sein mechte“. Als Beobachter der Versammlung sandte Ferdinand seinen Hofrat Lic. Johann Dreyling von Wagrain nach Regensburg; vgl. Ehg. Ferdinand II. an Johann Trautson, mit der Bitte, Dreyling zu unterstützen (19.9.1575): HHStA Wien, RK, RTA 52-1, fol. 470 f. Kop. Das Konz. des Kredenzbriefs Ehg. Ferdinands II. für Dreyling an die Kff. (9.10.1575): Ebd., fol. 482.
40
Dolfin an Gallio (Regensburg, 21.10.1575): Neri, NB III/8, Nr. 164 S. 358–363, hier 361.
41
Giovanni Dolfin (1529–1584), 1563 Bf. von Torcello, seit 1571 päpstlicher Nuntius am Kaiserhof (DBI , XL, 511–519; Neri, NB III/8, Einleitung, XV–XLII). Seine Berichte an den päpstlichen Staatssekretär Tolomeo Gallio aus Regensburg zwischen dem 7.10. und dem 11.11.1575 sind ediert in Neri, NB III/8, Nr. 152–178 S. 327–397. Kurz vor Beginn des Kurfürstentags hatte Dolfin mit dem Ks. über die Problematik der fehlenden Kaiserkrönung gesprochen und ihn mit allerlei Argumenten dazu zu überreden versucht, noch vor der Wahl seines Sohnes in Regensburg die Kaiserkrone von einem päpstlichen Legaten zu empfangen oder doch wenigstens den Papst um einen Dispens zu bitten, dass trotz der fehlenden Kaiserkrönung Maximilians die Wahl eines römischen Kg. stattfand (Dolfin an Gallio; Prag, 12.9.1575: Neri, NB III/8, Nr. 139 S. 298–304). Der Ks. hatte auf die Rechte der Kff. verwiesen, ohne deren Zustimmung er nichts unternehmen dürfe, und die Vorschläge entschieden zurückgewiesen, denn, so der Kommentar Dolfins, „quando s'è risoluta, non bastarebbe l'eloquenza di Demostene a rimoverla“. Immerhin versprach Maximilian II. dem Nuntius, dass das Wahl- und Krönungszeremoniell in Regensburg nicht verändert würde (vgl. dazu oben Kap. 1.1, Anm. 35, sowie Gallio an Dolfin; Rom, 1.10.1575: Neri, NB III/8, Nr. 151 S. 326 f., hier 326; zu seinen Aufgaben auch Dolfin an Gallio; Prag, 5.9.1575: Neri, NB III/8, Nr. 136 S. 294–296, hier 294 f.). – Zur Unterstützung Dolfins kamen auch die päpstlichen Kommissare Nikolaus Elgard und Alexander Trivius nach Regensburg; vgl. Schwarz, Nuntiatur-Korrespondenz, LXXXVIIIf.; Dolfin an Gallio (Regensburg, 7.10.1575): Neri, NB III/8, Nr. 153 S. 330–333, hier 330 f.
42
Seine Korrespondenzen aus Regensburg zwischen dem 13.10. und dem 3.11.1575: HHStA Wien, StAbt, Italienische Staaten, Venedig, Dispacci di Germania 5, pag. 144–161. Kopp. Das Konz. seiner Schlussrelation in Firpo, Relazioni, 493–502.
43
Die an Ks. Maximilian, Kg. Rudolf und an die Kff. gerichteten Kredenzbriefe Kg. Philipps II. von Spanien für den Aufenthalt Monteagudos in Regensburg (Madrid, 6.9.1575): HHStA Wien, RK, WuKA 4, fol. 235'–240'. Kopp. Druck: Schneidt, Geschichte, 461–471. Berichte Monteagudos aus Regensburg sind ediert in Colección, CXIII, 220–227, 234–253, 255–258. Am Rande des Wahltags sollte er mit den Kff. und dem Hg. von Bayern über die Aufnahme der Niederlande in den 1556 gegründeten Landsberger Bund verhandeln, kam jedoch nicht dazu, da die zahlreichen Bankette keine Zeit für Verhandlungen ließen. So klagte er am 6.11.1575 in einem Schreiben an Kg. Philipp II.: „todos los dias gastaban estos Electores en banquetes unos con otros, y [...] así se pasaba el tiempo“ (Colección, CXIII, 255; vgl. Edelmayer, Söldner, 54 f., Anm. 77).
44
Vgl. Schnettger, Principe, 265 f., 275, Anm. 230, sowie die Fuggerzeitung aus Regensburg (4.11.1575): ÖNB Wien, Handschriftenabteilung, Cod. 8950, fol. 165 f., hier 165'.
45
Paolo Carandini (1535–1590; DBI , XIX, 634 f.), seit Januar 1575 Gesandter Ferraras am Kaiserhof, und Dr. Renato Cato (ca. 1519–1608; DBI , XXII, 394 f.), ferraresischer Sondergesandter in Wien; vgl. Dolfin an Gallio (Regensburg, 13.10.1575): Neri, NB III/8, Nr. 158 S. 341–348, hier 348.
46
Vgl. Nr. 60.
47
Zu den am Rande des Kurfürstentags stattfindenden Bemühungen, die Auseinandersetzungen zwischen den Brüdern Marx, Hans und Jakob Fugger und ihrem 1563 aus der Familienhandelsgesellschaft ausgeschiedenen Vetter Hans Jakob beizulegen, der im Juli 1575 hochverschuldet gestorben war, vgl. Karnehm, Hans Fuggers Auftritt; Schneider, Kommunikationsstrategie, 188f, sowie die Regesten der Briefe Hans Fuggers an seinen Bruder Marx zwischen dem 24. und dem 27.10.1575 in Karnehm, Korrespondenz II/1, Nr. 640–643 S. 271–282.
48
Als Beispiel sei Tycho Brahe genannt, der gehofft hatte, in Regensburg den an Astronomie interessierten Lgf. Wilhelm IV. von Hessen-Kassel zu treffen, dessen Gast er im April 1575 gewesen war. Während seines Aufenthalts begegnete der Däne dem späteren Hofastronomen Rudolfs II., Thaddeus Hagecius (1525–1600), der ihm unter anderem eine Abschrift des Werks De hypothesibus motuum coelestium commentariolus von Nikolaus Kopernikus überreichte (Dreyer, Tycho Brahe, 80–83).
49
Rudolph, Herrschererhebung, 24, rechnet, dass die Stadt Frankfurt anlässlich der Wahl und Krönung zwischen 10.000 und 12.000 Fremde aufnehmen musste.
50
Vgl. Nr. 24 mit Anm. 1.
51
Kredenzbrief Kf. Friedrichs III. von der Pfalz an Kf. Daniel von Mainz für seinen Sohn Ludwig und andere Räte (Heidelberg, 17.9.1575): HHStA Wien, MEA, WuKA 6-2, fol. 437 f. Or.; präs. Regensburg, 9.10.1575.
52
Sayn-Wittgenstein (nach Schneidt, Geschichte, 491). Dazu Dolfin an Gallio (Regensburg, 7.10.1575; Neri, NB III/8, Nr. 152 S. 327–333, hier 330): „si dice che [il conte Palatino] sia restato per i dispareri che sono tra lui et Sassonia et qualch'altro elettore.“ Angesichts dieses Konfliktpotentials war dem Ks. die Abwesenheit Kf. Friedrichs III. offenbar ganz recht, denn einige Tage später äußerte er gegenüber Dolfin, „che il Palatino haveva fatto bene et piacere a molti di non venire qui, dove da pochi saria stato veduto con buon occhio“ (Dolfin an Gallio; Regensburg, 13.10.1575: Neri, NB III/8, Nr. 158 S. 341–348, hier 347).
53
Europäische Stammtafeln, N. F. I.1, Tafeln 73, 167; Wolgast, Beziehungen, 19–21.
54
Am nächsten Tag konnte Pfgf. Ludwig erreichen, dass Ehem, dem calvinistische Umtriebe in Sachsen vorgeworfen wurden (vgl. Kf. August an Pfgf. Ludwig; Augustusburg, 18.11.1575: Kluckhohn, Briefe II, Nr. 858 S. 914–917, hier 917), doch noch zugelassen wurde; vgl. Nr. 2 mit Anm 8. Beim Besuch des Ks. in Dresden im April 1575 (vgl. oben Kap. 2.2, Anm. 26) hatte Kf. August ein Feuerwerk inszenieren lassen, das seinen Kampf gegen die verschwörerischen Kryptocalvinisten darstellte (Brückner, Festlichkeiten, 239 f.; Rudolph, Reich, 166, 228–230).
55
Pfgf. Ludwig an Kf. Friedrich III. von der Pfalz; Regensburg, 12.10.1575 (vgl. Anm.1 bei Nr. 24).
56
Im Schreiben an Pfgf. Ludwig (Heidelberg, 17.10.1575: Kluckhohn, Briefe II, Nr. 844 S. 884–888) trug Kf. Friedrich seinem Sohn auf, den Kf. von Sachsen um Verzeihung zu bitten und ihm ein eigenhd. Schreiben zu übergeben, in dem er den Vorwürfen widersprach und seine Unschuld beteuerte (Kf. Friedrich an Kf. August; Heidelberg, 17.10.1575: Kluckhohn, Briefe II, Nr. 845 S. 889–891; mit den eigenhd. Randbemerkungen Kf. Augusts, die die Verärgerung des Sachsen deutlich zum Ausdruck bringen). Die Entschuldigungen wies Kf. August mit den Worten zurück: „Ich aber kann mich mit hohen beteurungen, blossen worttenn, do doch das gegenspiel offentlich am tage, eines andern nicht bereden lassen“ (Kf. August an Pfgf. Ludwig; Augustusburg, 18.11.1575: Kluckhohn, Briefe II, Nr. 858 S. 914–917, hier 915).