Deutsche Reichstagsakten, Reichsversammlungen 1556 – 1662 Der Kurfürstentag zu Regensburg 1575 bearbeitet von Christiane Neerfeld

Zurückweisung der in den Schreiben des Pfgf. Johann Casimir genannten Gründe. Gefahr für das Reich, da der Kg. von Frankreich durch die geplanten Aktionen zu Gegenmaßnahmen provoziert werden könnte. Empfehlung eines ksl. Schreibens an Kf. Friedrich III. von der Pfalz und seinen Sohn Pfgf. Johann Casimir, um letzteren von seinem Vorhaben abzubringen.

Nach mündlichem Vortrag der ksl. Anzeige zum geplanten Kriegszug des Pfgf. Johann Casimir durch Dr. Viehauser am Vormittag des 29.10.1575 im KR unter Ausschluss Pfgf. Ludwigs beraten1. Datiert Regensburg, 29.10.1575.

HStA Dresden, Geheimer Rat, Loc. 10675/3, fol. 73–74 (Kop.) = Textvorlage. GStA PK Berlin, I. HA Geheimer Rat, Rep. 10 Nr. Kk 1 Fasz. B, unfol. (Kop.) = B.

/73/ Was die röm.ksl.Mt. etc., unser allergnedigster herr, durch ihren geheimen rhat doctor Sigmundt Viheuser anheut im churfursten rhat von herzogk Johan Casimir pfaltzgraffena furhabende werbung, etliche tausent krigßleute inn Franckreich zufuren, zuberathschlagen antzeigen und darauff allergnedigst begeren lassen, das alles haben die funff persönlich anwesende churfursten im raht der gebur berathschlagt, auch darbei sich erinnert, was herzogk Johanb Casimir daneben an ein jeden churfursten imsonderheit freundlich geschrieben unnd begeret2

Wiewol nun hochgedachter herzogk inn seinem schreiben sondere ursachen furwendt, warumb s.f.Gn. zw solchem furhabenden zug inn Franckreich alß ein feldt obrister sich bewegen und bestellen lassen, so erachten doch hochstgemelte churfursten daneben und vil mehr zuerwegen, das die kgl. Wirden inn Franckreich dardurch nit wenig offendirt, sich dargegen auch gefast machen, und, wie die rede /73'/ gehet, noch vilmehr krigßvolck auch inn Deutschlandt werben und durchfuren lassen wirdt. Wan dan solche vilfaltige werb[ung]en, an- und durchzihen der krigsleute dem gemeinen man im Heiligen Reiche bei diesen ohne das tewren zeitten gantz beschwerlich und untreglich, zw deme des krigß außgang ungewiß, da auch die kgl. Wirden ihren vortel ersehen, einen heuffen frantzösischen krigßleute unerwartter dinge heraus auff des Reichs boden biß an den Rein schicken, alles vorheren und andere grausamkeiten uben oder auch sonsten bei dem turcken dem Reiche einen andern erschrecklichen anhang erwecken möchten, alß seindt die Kff. deß einhelligen bedenckens von ihrer aller wegen neben e.ksl.Mt., die sie auch hiemit allerunderthenigst darumb bitten, dem churfursten pfaltzgraffen, gleichfals hertzogk Johan Casimir von hieaus zuschreiben3, solche ding zw gemute zufüren und mit /74/ sonderm fleis zuersuchen, solchen furhabenden zug gentzlich eintzustellen, welches sie, die churfursten, zw ihrem wolmeinenden bedencken e.ksl.Mt. inn allerunderthenigkeit unvormeldet nicht lassen mügen.

Beschluss des KR, Regensburg, 29.10.1575.

Anmerkungen

1
Kurbrandenburg, fol. 199', 205–208' (Nr. 17).
a
 pfaltzgraffen] In B: etc.
b
 Johan] Fehlt in B.
2
Vgl. Anm.12 bei Nr. 17.
3
Vgl. Ks. Maximilian II. an Pfgf. Johann Casimir (Regensburg, 30.10.1575; Druck: Kluckhohn, Briefe II, Nr. 853 S. 903 f.). Der Ks. verweist dort auf den Beschluss des RT in Speyer 1570, das sollichs kriegsvolk anderst nit, als mit unserm wissen geworben werden soll (ebd., 903; zum RAb 1570 vgl. Anm.13 bei Nr. 17), und fordert den Pfgf. auf, seinen geplanten Kriegszug mit Rücksicht auf die Reichsgesetze und die Ermahnungen der Kff. nicht durchzuführen, da er für Schäden haftbar gemacht würde. Die Entgegnung Pfgf. Johann Casimirs an den Ks. (Heidelberg, 9.11.1575): Ebd., Nr. 854 S. 905–908.