Deutsche Reichstagsakten, Reichsversammlungen 1556 – 1662 Der Kurfürstentag zu Regensburg 1575 bearbeitet von Christiane Neerfeld

Vorbereitungen des Reichserbmarschalls Konrad von Pappenheim auf Befehl Ks. Maximilians II.: Vergabe der Quartiere, Publikation der Ordnung und Satzung, Bestimmung der Route für den ksl. Einzug in die Stadt, Vorbereitungen für den Empfang von Ks. und Kff. außerhalb der Stadt. Am 3.10. Ankunft des Ks. und seiner Familie; Empfang vor der Stadt durch den Kf. von Köln, den Ebf. von Salzburg und den Hg. von Bayern; Konflikt zwischen dem Reichserbmarschall und dem Hg. von Bayern. Am Morgen des 5.10. Ankunft des Kf. von Brandenburg; Empfang durch den Reichserbmarschall. Am Nachmittag desselben Tages Ankunft des Kf. von Mainz; Empfang durch Ks., Kff. und Ff. Am 7.10. Ankunft des Kf. von Trier; Empfang durch Ks., Kff. und Ff.; Geleitstreitigkeiten zwischen dem Pfgf. von Pfalz-Neuburg, dem Hg. von Bayern und dem Kf. von Brandenburg; Bestimmung der Reihenfolge im Geleit durch den Ks. Am selben Tag Einzug des Pfgf. Ludwig durch ein anderes Stadttor; am Abend Ankunft des Kf. von Sachsen.

StA Nürnberg, Hft. Pappenheim, REMANr. 102b, fol. 2'–8' (Or.; Auszug aus einem Bericht über die von Konrad von Pappenheim beim Kurfürstentag erfüllten Aufgaben sowie über die Wahl und Krönung Kg. Rudolfs II.; 40 teilweise foliierte Blätter.) = Textvorlage.

/2'/ Lautt diß hievor erstanngeregtem kayßerlichenn schreibens1, hatt sich herr reichsmarschalckh2 inn aller unnderthenigster gehorsam inn die statt Regennspurg unngesumpt verfüegt unnd alda seinem ampt gmeß nit allain des einquartieren oder losierenn, sunder auch denn vergriff ainer kayßerlichen ordnung3 uber die policey, victualien, auch annders mit dem zu sich gezognen unnd erfordertem regennspurgischen stattrath ald desßenn ausßschusßen zestellenn fürgenomen unnd nach verfasßung desßelbigenn irer ksl.Mt. zur ratification aller unnderthenigst ubersenndet, welche volgentz ir Mt. (wie solchs alles hernach zefinden) approbiert und dem gebrauch nach durch die heroldten mitt denn trumbetter unnd hörbauckhen offentlich publicieren unnd durch des Reichs marschalckhenn verordneten annschlagenn laßen haben.

Unnd da nun wolberüertter herr marschalckh innhalt seines ampts des einquartierenn oder loßierenn, item die ersterzelt ksl. ordnung, auch annder nottwenndigkaitten bestellt /3/ unnd inn ire richtigkaitten gebracht, hatt er nebenn bemeltem regenspurgischen statt rath, durch welich gasßen die ksl.Mt. sampt irem geliebten gemahel unnd künder inn derenn verordnete palatien4 und hoflager am einzug uffs bequembist einbelaitt, item die burgerschafft mit iren whör unnd harnisch zu anngeregtem einziehenn in die ordnung gestellt werdenn möchten, notturfftig zuermesßenn anngefanngen, solchs auch auff ain richtigen verstannd beschlosßen. Nitt weniger hatt wolernanter herr Reichs marschalckh (weil sunsten unnd ohne das hierzu ain ganntz enger platz unnd rhaum geweßen) vor der statt unnd im feld fürsehung gethonn, das zu der ksl.Mt. unnd vorhochstgedachts ires geliebtenn gemahels, auch künder, item der loblichen churfürstenn endtgegenreitten, begrießungen unnd empfahungen notturfftigen weittin unnd stell gemacht, auch deßwegen ettliche zhein abgebrochenn, desgleichenn uffgeworffne gräben wider eingeschütt /3'/ unnd zu solchem gepürennde beraittschafft, wie dann beschechenn, anngeordnett werd.

Alß nun auff dise jetztanngezaigten, deß Reichs marschalckhenn volfierten anordnung der ausgeschribenn churfürsten tag des besuchs unnd erscheinung halb inn teglicher abwartt gestannden, hierauff ist aller hochstbenannte röm.ksl.Mt. sampt irem geliebtenn gmahel unnd kündern, besunders aber hochermeltem irem geliebten sonn Rudolphen, domaln hungerischen und behaimschen (auch alberaitt zukünfftigen römischen) kinig, denn 3. Octobris zu Regennspurg mitt Gottes helff glücklich unnd woll einkumen. Sintmal aber vor irer ksl.Mt., derselben geliebtenn gemahel unnd künder der churfürst zu Cöln, item der ertzbischoff zu Saltzburg5 unnd hertzog Albrecht uß Bayern /4/ ettlich tag inn Regennspurg erschinen, sind dise jetzt hochberüerte chur- unnd fürsten irer ksl.Mt., derselbenn gemahel unnd kündern für die statt enndtgegen zogen unnd haben dieselbig gebürlich begrüest, empfanngenn unnd nachvolgennder gestalt einbelaitt: namblich das ir Mt. (so uß schwachaitt so wol alß ir gemahel inn ainer gutschenn oder waagenn gefarenn) der Reichs marschalckh mit dem schwerdt vorgedienet, unnd altem herkumen nach des einritts vorthrab (welchenn hertzog Albrecht uß Bayern alß ain ann die statt Regenspurg anngrentzender lanndtsfürst begynnender preminentz wegen zuverhindern sich unnderstannden, solchen aber der herr Reichs marschalckh nit nachgeben wollenn) seinen bruder, herrn Wolff, marschalckhen6, auch seinen schwager Ferdinanden vonn Freyberg zu Öpffingen7, item seinen herrn vättern Albrechtenn vonn Rechperg zu Stauffnegg8 mit irem raißigen gesind im einreitten ann seiner statt einnemen laßenn9.

Also wie jetztge- /4'/ hört ir ksl.Mt., deren gemahel unnd künder (unnder denen hochstermelter kinig Rudolph fürnemblich auch geweßen) durch hochgedachte chur- unnd fürstenn inn die statt Regennspurg biß zu irem palatiis unnd hoflägern comittiert, inmasßenn unnd gleichfhals ir Mt. durch die regennspurgischenn camerer unnd räth vor der statt mit endtgegen tragung unnd oblation irer statt thor schlüsßel neben gepürennder unnderthenigsten reverentz empfanngen, auch mit fürtragung aines himels (welchenn nachmals herr reichsmarschalckh wie gebreuchlich zu seinenn hannden ervordert unnd genomen) sampt den hochberüerten chur- unnd fürstenn durch ir mit gewhör unnd harnisch gewappneten, inn ordnung uff der gasßen gestelte burgerschafft belaittet wordenn.

Volgenntz, am mittwoch, denn 5. bemelts monnats Octobris, ist der hochloblich curfürst vonn Branndennburg morgenns in aller früe beym thorschließen eingerittenn, /5/ dann ir kfl.Gn. sich den abendts davor gheen Heinen10 gelegert unnd mit irem hof gesind (wol zugedennckhen dadurch ires einziehenns willen jemandts zubeunrüebigenn) in der nacht uffgemacht. Alß nu der Reichs marschalckh solchs inn erfarung gebracht, hatt er sich mit seinem gesind erhept unnd ir f.Gn. gleich vor dem stattthor durch gegennziehenn anngethroffen unnd dieselbig ohnne sunst allermenigclichs biß zu derenn hof oder loßamennt belaittet11. Uff jetztgesagtenn 5. Octobris ist gleich fhals der hochloblich churfürst unnd ertzbischoff zu Menntz nach mittertag zu Regennspurg einkumen, welichem die ksl.Mt. sampt iren geliebtenn sönen, kinig Rudolphen uß Unngern unnd Behaim unnd jungen ertzhertzogenn vonn Österreich, auch alle hieobenn anngeregte chur- unnd fürsten, inmaßenn vor hochbenanter churfürst vonn Branndenburg, so erst denn verganngnen morgenn eingeritten, endtgegen /5'/ gezogenn, unnd sich ainicher zwytracht wie hernach bey des churfürsten unnd ertzbischoffenn vonn Thriers einkumen unnder denn fürstenn erregt oder begebenn12.

Den 7. merbestimpts monats Octobris ist jetzthochberüerter churfurst von Thrier zu Regennspurg auch eingeritten, dem gleicherweiß die ksl.Mt. mit vorangezaigten iren sonnen unnd alle chur- unnd fürsten, item Philips Ludwig, pfaltzgraff bey Rein, so zu Newburg hof helt, enndtgegen zogen. Darauff sich im einreitten unnder denn fürsten des vorzugs halb nit geringe irrung unnd zwyspalt sunder also scharpf erhept, das sich die ksl.Mt. darein legen unnd durch denn herrn Reichs marschalckhen deßhalb enndtschid unnd anordung gebenn habenn laßenn müeßen; in be[t]hrachtung hertzog Albrecht uß Bayern unnd dann vor hocherzelter pfaltzgraff Philips Ludwig, alß ann die statt Regenspurg mit irenn lannden anrainende fürsten, /6/ dafür gehaltenn, das sy deßwillen billich vor anndern denn vorzug haben; wie dan zwischen inen beeden ain vertrag des inhalts uffgericht, das hertzog Albrecht oder seine erbenn ann dergleichen gegenrittenn denn vorzug, hingegenn Pfaltz graff Phillips Ludwig oder seine nachkumen am widerkeren bemelten vorzug einzunemenn unnd zufüeren befuegt sein sollen13, wie dann crafft desßelben des gegen dem hern thrierischenn churfürstenn ußreitten oder empfahenn vonn der statt nachvolgender gestallt fürgenomen wordenn: Namblich das ettlich furstliche hertzog Albrechts bayerische pferdt anngemasten glaitts halb zum erstenn, churfürstliche brandenburgische am anndern, nachmals mentzische uff des churfürstenn vonn Coln, nach Cöln die uberigen bayerische pferdt, so nit im glaitth gweßen, uff dieselbenn pfaltzgraff Philips Ludwigs unnd letstlich der ksl.Mt. (dann der ertzbischoff vonn Saltzburg unnder des nit endthalbenn gweßenn, sunder erst zu der königclichenn whaal unnd cronung wider her- /6'/ zu kumen) hofgesünd inn der ordnung gezogenn14.

Alß aber nach dem gegenn dem offthochangezaigtem churfurstenn vonn Thrier beschechnenn empfahung am in die statt Regennspurg widerkeren unnd einreitten sich der churfürst uß Branndenburg (uß allerley vermainten ursachenn, so alhie zuerzellen vil zu lanng) des vorzugs ainig anngemast, welchs aber hertzog Albrecht uß Bayern gleich vor jetztgesagter statt Regennspurg habender verglaittungs gerechtigkaitt, wie auch pfaltzgraff P[h]ilips Ludwig des obangezognen vertrags unnd dann seiner genachbarten uff merbenannte statt Regenspurg anrainung wegen, so wol alß andere churfürsten irer preminentzen sublimitaten willenn nit gernn gestatten, zugeben unnd verhenngen wollenn, ist die sach, wie hieobenn angeregt, dahin gelanngt, das die ksl.Mt. nach begriffnenn ordnung durch den herrnn Reichs marschalckhenn zum einzug bestellt unnd fürgenomenn: /7/ benantlich, das pfaltzgraff Philips Ludwig bey Rein (nach lautt des obanngedeuttnem zwischenn ime unnd dem hauß Bayern gemachtenn vertrags) im einreitten denn vorzug unnd nach seinen raißigen 40 bayerische pferdt, uff dieselben Branndennburg, volgenntz Menntz, darauff Thrier, nach Thrier Cöln, uff Colnn das uberig bayerisch, uff dasßelbig der ksl.Mt. hofgesind reitten unnd einziehenn sollenn, wie dann (ungeacht die chur- unnd fürstliche hof marschalckh ainannder im feld, fürnemblich aber der branndenburgisch15 wider die bayerischenn unnd pfaltzgrävischen marschälckh16 saur darob anngesehenn unnd hinc inde bethrawliche17 wortt ußgestosßen) beschechenn unnd solchem gehorsamblich nachgesetzt worden.

Aber diser irrung unnd endtstandnen strittigkaitt allerdings unverhindert, hatt herr Reichs marschalckh zuerhaltung des Reichs erbmarschalckhen ampts alt herkumen unnd gerechtigkaitt durch obgesagten seinen bruder, herrn Wolff, Reichs erbmarschalckhen, /7'/ Ferdinannden vonn Freyberg unnd herrn Albrechtenn vonn Rechberg sampt irem unnd seinem raißigenn gesind an seiner statt denn vorthrab einnemen laßenn, dan er solchs personnlich nit verrichten künden, inn bedennckhen, er der ksl.Mt. mit dem schwerdt (alß dann ain solchs bey allen obvermeltenn einrittenn oder gegenzügen beschechen) durch der statt inn wher unnd waaffen ordnungs weiß anngestelten burgerschafft vorgediennt hatt18.

Unnder deß nun erzelter maßenn durch die ksl.Mt. unnd anndere hieobgesagten pottentatenn, chur- unnd fürstenn dem churfürsten vonn Thrier enndtgegenn gezogen wierdet, hatt sich Friderich [!]19, pfaltzgraff bey Rhein (welcher seinen herrn vatter, auch pfaltzgraff, Friderichen, churfürsten etc., seines hochbetagten alters und schwachaitt halber mit verschribnem unnd ubergebnem gwalt20 bey dem churfurstlichen whaal- unnd königclichen chronungs tag vertrettenn) mit seinem hofgesind zu ainem andern thor in die statt Regenspurg eingefüegt.

/8/ Gleichergestalt ist der hochloblich churfürst hertzog Augustus uß Sachßenn uff vilberüertenn 7. tag Octobris doch wider alles versehenn erst bey nacht unnd uffgehaltnem thor zwischenn 8 unnd 9 uhr (auch wol zuermeßenn, wie die chur Pfaltz und Branndennburg, vermeidung willen unrhue unnd pumps) mit seinem hofgesind zum churfürsten tag eingeritten, also es bey disenn dreyen churfürstenn oder gwalthabern kaines gegenreittens ald einbelaittens bederfft21. Unnd demnach sind uff disenn dickanngezognen 7. tag Octobris vorderst der ksl.Mt. alle churfürsten unnd dero gwalthabern personnlich inn der statt Regennspurg nach unnd nach einkumen unnd sich versambelt finden haben laßenn. Also bisher der ksl.Mt. unnd hungerischen, auch behämischen kinig Ruodolphenn, desgleichenn der chur- unnd annderer fürstenn zu dem whaal- unnd crönungs tag einritt, empfahungen, item des herrn /8'/ Reichs marschalckhenn dabey geüebte handlungenn beschribenn wordenn.

Anmerkungen

1
Bezug auf das Schreiben Ks. Maximilians II. an Konrad von Pappenheim (Prag, 17.8.1575): StA Nürnberg, Hft. Pappenheim, REMANr. 102b, fol. 1' f. Kop.
2
Konrad von Pappenheim (1534–1603), Hauptmann der ksl. Trabanten und Verweser des Reichserbmarschallamts für seinen Vetter Heinrich d. Ä. von Pappenheim (Europäische Stammtafeln, N. F. IV, Tafel 57; Schwackenhofer, Reichserbmarschälle, 162 f., 168 Tafel VI).
3
Röm. Kay. Mtt. etc. vnsers Allergnädigisten Herrn Ordnung vnd Satzung, so auff dem itztangestelten Churfürsten Tag allhie zu Regenspurg gehalten werden soll (Regensburg, 8.10.1575): StA Nürnberg, Hft. Pappenheim, REMANr. 102c. Druck mit or. Papiersiegel und Unterschriften von Weber und Erstenberger; Aufschr.: publiciert den 14. Octobris anno 1575. HHStA Wien, RK, WuKA 4, fol. 241–248. Kop. Druck: Schneidt, Geschichte, 471–485.
4
Der Ks. logierte mit seiner Familie im Bischofshof; vgl. Nr. 36.
5
= Ebf. Johann Jakob von Khuen-Belasy.
6
Wolfgang Marschall von Pappenheim (1535–1585; Europäische Stammtafeln, N. F. IV, Tafel 57).
7
Ferdinand von Freyberg zu Öpfingen, der Ehemann von Veronika, Schwester Konrads von Pappenheim (Europäische Stammtafeln, N. F. IV, Tafel 57).
8
Albrecht von Rechberg zu Staufeneck († 1576; Europäische Stammtafeln, N. F. V, Tafel 88).
9
Über den Einzug des Ks. berichten die kursächsischen Räte Berlepsch, Kostitz und Berbisdorf an Kf. August (Regensburg, 4.10.1575; HStA Dresden, Geheimer Rat, Loc. 10675/1, fol. 415–418', hier 415' f. Or.): Der churfurst zu Cölln, der bischof zu Salltzburgk und hertzog Ferdinandt zu Beirn sindt ihrer Mt., wie gesstern geschriben, hinaus endtgegen zogen. Unnd hadt beim einridt der Reichs marschallgk seinen brueder und zwene andere seiner freunde ungeverlich midt zwöllff oder funfftzehen pferden den beierischen (so uff ihr Mt. sonnderlich guedtachten des hieigen bis an die brugke habenden territorii unndt landtsfurstlichen obrigkeidt halb vor Cölln den vortzugk gehabtt) lassen vorreidten, unnd ehr ihrer Mt. wie gewönlich das schwerdt vorgefuerdt. Beyrn bericht, der marschallgk habe sich sollches seines vorreidtens sonnderlich nicht, Cölln aber dessen anfengklich wol edtwas beschwerdt, das er an ennden, do ihr Mt. alls das geleidt selbst midt wehren unnd ohne das wie anndere chur- oder fursten keiner vergleidtunge durfften nach Beirn ziehen sollen. Beim gantzen eintzuge mugen ungeverlich in allem funfftzehen- oder sechtzehenhundert pferde gewesen sein. Unndt hadt hertzog Albrecht sampdt deren f.Gn. gemahell ihrer Mt. in deren losament underthenigst uffgewardt und reverentz gethan. Vgl. auch Gumpelzhaimer, Regensburg's Geschichte, 951 f.
10
Gemeint ist vielleicht Hemau.
11
Die Herberge Kf. Johann Georgs von Brandenburg war der Gasthof „Zum Goldenen Kreuz“; vgl. Kurbrandenburg, fol. 167' (Nr. 11). – Zum Einzug des Kf. von Brandenburg vgl. die Antwort Konrads von Pappenheim auf eine Anfrage Pfgf. Philipp Ludwigs von Pfalz-Neuburg, der viele Jahre später von ihm wissen wollte, wie es sich auff küniglichem wahltag zu Regenspurg anno 1575 des vorzugs halb verhalten (Tübingen, 23.5.1603; StA Nürnberg, Hft. Pappenheim, REMANr. 105. Unfol. Konz.). Dort erinnert sich Pappenheim, sovil mir diser sach halb noch inngedenk ist, wie es sich verlauffen hat, dass der Kf. von Brandenburg unversehens in der still einkommen seind und kein gegen zug angestellt. Darumb ich auch nit dabei gewest, derhalben ich kein bericht hievon geben kann.
12
Dazu die sächsischen Gesandten Berlepsch, Kostitz und Berbisdorf an Kf. August von Sachsen (Regensburg, 5.10.1575; HStA Dresden, Geheimer Rat, Loc. 10675/1, fol. 419–420, hier 419 f. Or.): ist heudte frue vor sechs schlegen der churfurst zu Brandenburgk, ehe es ihre Mt. oder jhemandts anders von den anwesenden chur- und fursten inne worden, midt ungeverlich edtlich und dreissig kutschen unnd einhundertt und zweintzig reißigen pferden unvermargkt schon in der stadt gewesen. So ballde ihre Mt. dessen aber berichtedt unnd s.kfl.Gn. im losamendt zubesuechen schon uff dem wege gewesen, sindt s.kfl.Gn., alls sie solchs erfahren, ihrer Mt. eillendts uff der gasse zufueß endtgegen kumen, do dan ihre Mt.s.kfl.Gn. zu sich uff den kutschen genomen, bis in die herberge geleidtett und da dannen allßballde wider zurugk gefahren. Inn diser stunde, umb vier schlege gegen abendt, ist Meintz auch ankumen. Unnd sindt die ksl.Mt., so hertzog Albrechten von Beirn bey sich uff dem kutschen gehabtt, der churfurst zu Cölln, hertzog Ferdinandt von Beyrn unnd der junge marggraf von Baden, marggraff Philiperdts löblicher gedechtnus sohne, so am beyrischen hofe ist, s.kfl.Gn. gahr ein kleinen wegk von der stadt jenseidts der prugke endtgegen getzogen. Do hadt die ksl.Mt., alls sie einander endtpfangen, die beiden churfursten Meintz und Cölln auch zu sich sitzen lassen unnd gleichergestalldt wie zuvorn Brandenburgk allso auch Meintz bis vors losemendt (do von ihrer Mt. ein jeder underthenigsten uhrlaub genomen) begleidtet. Vgl. auch Dolfin an Gallio (Regensburg, 7.10.1575): Neri, NB III/8, Nr. 152 S. 327–333, hier 329.
13
Laut eines in den Pfalz-Neuburger Akten überlieferten Berichts über die Geleitstreitigkeiten (HStA München, K. blau 292/4, fol. 130–132'. Kop.Dorsv.: Prothocol das glaid zwischen Pfaltz und Pairen betr.) hatte sich Pfgf. Philipp Ludwig beim bayerischen Marschall von Maxlrain am 6.10.1575 darüber beschwert, dass der Pfleger zu Stadtamhof das Geleitrecht gefordert habe (ebd., fol. 130' f.) unnd dabey vermelden lassen, das der vertrag anno 22, so zwischen hertzog Wilhalm und hertzog Ludwig von Bayren unnd hertzog Otthainrichen und hertzog Phillipen aufgericht, lautter vermögen, das Pfalltz soll von Hemaw bis geen Regenspurg in die statt, unnd hergegen Bayren vom Hof bis geen Ettershausen glayten soll, mit freundtlichem begeren, den Notthafften [= Sebastian Balthasar Nothaft von Weißenstein], pfleger vom Hof, mit seinem unbefuegten eindringen abzueschaffen unnd bey den vertregen und allten herkhommen bleyben zuelassen. Darauf sich hertzog Albrecht in Bayren durch ire f.Gn. marschalckh [= Maxlrain] gegen dem pfeltzischen canntzler, herren Wallther Drechsel, erclert, ire f.Gn. wellen vom pfleger im Hof bericht einnemen, auch die vertreg ersehen lassen und do es sich allso befindt, wellten ire f.Gn. wider die vertreg nit handlen lassen. Eine Kopie des Vertrags wurde Bayern am 7.10.1575 übergeben (ebd., fol. 131'), darauf sich ire f.Gn. durch den marschalckh, sie liessens bey dem vertrag bleyben, endlich erclert. – Zum Streit zwischen Bayern und Pfalz-Neuburg über die Geleitrechte vgl. ausführlich Rieder, Geleite, bes. 15 zum erwähnten Vertrag vom 31.8.1522.
14
Zu den Ereignissen beim Empfang des Kf. von Trier vgl. auch eine Darstellung aus der Kurbrandenburger Überlieferung (GStA PK Berlin, I. HA Geheimer Rat, Rep. 15, Nr. 13a, fol. 14–18, hier 15 f. Konz.) sowie die teilweise abweichende Version in dem oben erwähnten Pfalz-Neuburger Bericht (HStA München, K. blau 292/4, fol. 130–132'), hier fol. 131'–132': /131'/ Bayren im nauszug den vorzug gehabt, unnd wans herein glayttens wegen, pfalltzgraf Phillips Ludwigs reutter, damit sie im umbkeren den vorzug des glayts halben gewinen, den nachzug genomen. Wie man nun uber die pruggen und fur den Hof naus kommen uf den wisen, da haben Bayren wider den vorzug wellen haben. Da ist der reichsmarschalckh, damals Veyt Connradt, unnd kayserliche Mt. trabanden hauptman herbey geritten unnd pfalltzgraf Philipps Ludwig reutter auch einfuhren wellen. Da ist ime durch Enndriß Fuchsen, statthallter, unnd Conntz Teufel alls marschalckh anzaigt worden, Pfalltz het dis orths des glaydt unnd könndt niemandes gestatten, den vorzug zue haben. Darauf bemelter marschalckh geantwordt, es gult im gleich, aber Bayren, wie er vermerkht, wurs nit zuegeben. Darauf im abermal annzaigt, es wer die sachen mit Bayren richtig gemacht unnd desshalben kein stritt mehr. Darauf er, marschalckh, begert, weil er der sachen kain wissens, sollt man ime ain zuegeben, der mit ime zue dem bayrischen marschalckh ridt unnd ime sollches anzaigt. Darauf ist der marschalckh Conntz Teufel mit geritten unnd ob sich woll der bayrisch marschalckh vernemen /132/ lassen, das wer kain glaydt, sonnder weil des pfalltzgraven ganntzs hofgesindt do wer, so sehe es dem vorzug unnd kain glaydt gleich. Darauf der pfeltzisch marschalckh Conntz Teufel geantwordt, pfalltzgraf Phillips Ludwig der het ettlich edelleuth zue ime genommen unnd warttet uf kayserliche Maystatt unnd in und die anndern in vorzug alls des glaydts halben nach vermög der vertreg verordnet. Darbey es bliben, unnd der Reichs marschalckh die pfeltzischen herfur gefuhrt mit bevelch, wolherfur in die strasß zuerukhen, damit sich niemandes ferner hinfur tring, wie beschehen, unnd er, marschalckh, von wegen kayserliche Mayestatt sechs pferdt den weg, welche gassen und wo hin man ziechen soll herfür geordnet. Allso ist der bayrisch marschalckh geritten kommen und annzaigt, er verstehe disen vorzug fur ain glaydt unnd kain vorzug, dan der vorzug geburdt Bayren. Darauf ist ime die antwordt wie zuvor durch den Conntz Teufel geschechen ervolgt. Darauf der bayrisch marschalckh gebetten, die pfeltzischen sollen woll hinfür gegen den heusern rukhen unnd die strassen einnemen, so well er gleich mit seinen reuttern uf die pfeltzischen ziechen, damit im Brandenburg nit vorkomb oder einridt. Allso ist im selbigen einzug des Reichs marschalckh pferdt alls weg weyser, dan darauf pfalltzgraf Phillips Ludwig hofgesindt, nach denselbigen des bayrisch hofgesindt vom adel, nach denen churfurst Brandenburg gesindt, /132'/ dan wider die bayrischen knecht, dan Maynntz, dan Cölen, dan Trier unnd zue letzst kaysers hettsch[ier]. Unnd ist der einzug durch den Hof, dan uber die regenspurger staine pruggen unnd nacher herfur uber den markht, dan numb fur des Österreichers haus, darinen der churfurst von Sachssen ligt, dan nab fur des churfursten von Trier herberig. Alda seyen die reutter im vorzug haim zogen, unnd die fursten ksl.Mt. widerumb haim belaidt.
15
= Georg von Ribbeck.
16
= Frh. Wolf Wilhelm von Maxlrain und Konrad Teufel.
17
= bedrohliche.
18
Zum Streit beim Einzug des Kf. von Trier vgl. den Bericht Konrads von Pappenheim aus dem Jahr 1603 (vgl. oben Anm. 11): Ferners aber beim trierischen einzug hab ich sovil noch in gedechtnus, das sich vor der stat Bayrn stark umb den vorzug angenommen, mit der chur Sachssen und Brandenburg gestritten, der chur Sachssen aber, als dem ertzmarschalch, so das glaidt nit ficht, sonder deme der vorzug allenthalben geburt, bald gewichen und doch vermaint, gleich uff denselben und zwischen den brandenburgischen sich einzutrengen. Aber die brandenburgischen auch nit weichen wollen, darumb sich die ordnung auffgehalten und der bayrisch marschalch herr von Mechsselrain [= Frh. Wolf Wilhelm von Maxlrain und Hohenwaldeck] zuruck gerennt, seinem herrn hertzog Albrechten etc., dessen f.Gn. bei der ksl.Mt. damalst inn gutschen gesessen, angezeigt; darüber ir f.Gn. die sachen der ksl.Mt. heimgestellt: wie sies schaffen, wollen sie lassen gut sein. Da fragten ir Mt., wer es also angeordnet hette. Als man nun sagt, ich, der reichsmarschalch, hets gethan, haben sie bevolhen, das es dabei bleiben soll und gesagt wir seind das glaidt selbst (wie mir hernach herr Adam von Dietrichstein, irer Mt. obrister hoffmeister, und herr Rudolf Kain [= Khuen von Belasy] obrister stallmeister, die im gutschen bei gesessen, solch antwort selbsten vermeldt haben), demnach die ordnung wider also fortgerukht. Und will ich darfür halten, Bayrn sei damalst uff Brandenburg gevolgt, und waiß mich der pfaltzgrevischen halben nichts zuberichten; jedoch möchten meine protocolla, wa sie noch vorhanden, wann ich mich darinnen ersehe, nachrichtung geben, dann man jederzeit wie die ordnung uffeinander volgen dasselbig verzaichnet.
19
Gemeint ist Pfgf. Ludwig.
20
Nr. 23.
21
Vgl. zu dieser Besonderheit den Bericht Joachim Lindemanns, wahrscheinlich ein Vertreter des Gf. von Holstein-Schaumburg, an den schaumburgischen Kanzler Dr. Anton Wietersheim (Regensburg, 1.11.1575: NLAStA Bückeburg L 1 Nr. 185. Or.), in dem es heißt: Den geistlichenn Kff. obengemelt ist der kayser jeder zeitt, wan jemant einkohmen, entgegen zogen sampt dem churfursten zu Collenn, der fur der ksl.Mt. alhie zurstedten, dem hertzogen zu Bayern unnd ertzbischoffenn von Saltzburg etc.; die weltlichenn alle unversehentlich, Brandenburg gar fruhe mit auffschliessen deß thores, Pfaltz spätt gegen abent, beide auff einen tag, folgenden tags zue letzt der churfurst zue Sachssen umb 10 in der nacht einzogen. Wirt vermeindt, diss einziehen zue fruer unnd speter zeitt darumb geschehen, daß die weltliche chur- unnd fursten nicht gewolt, daß die ksl.Mt. inen entgegen ziehen sollen. – Zum Empfang des Ks., der Kff. und der Ff. in ihrem Gefolge so alhie zue stedtenn, die zum teil vorschrieben, zum teill ire eigenne geschefft alhie zuverrichten vgl. ebd. sowie ausführlich Dolfin an Gallio (Regensburg, 7. und 13.10.1575): Neri, NB III/8, Nr. 152 S. 327–333, und Nr. 156 S. 337–339, hier 337.