Deutsche Reichstagsakten, Reichsversammlungen 1556 – 1662 Der Kurfürstentag zu Regensburg 1575 bearbeitet von Christiane Neerfeld

Rückzahlung eines Darlehens für Stefan und Hans Loitz. An die Kff.

Supplikation an die Kff. (präs. Regensburg, 26.10.; verlesen am 30.10.15751), unterzeichnet von Jakob Massow zu Woblanse für sich und seine Geschwister; mit 4 Belegdokumenten2: Sein verstorbener Vater Rüdiger hat Stefan Loitz d. Ä. und dessen Bruder Hans d. J.3 ein Darlehen in Höhe von 94.000 Talern gewährt. Trotz zahlreicher Mahnungen haben die Loitz und ihre Bürgen die Rückzahlung des seit langem fälligen Darlehens mit allerlei Winkelzügen und in betrügerischer Weise immer wieder hinausgezögert. Sein Vater Rüdiger, der daher selbst Kredite aufnehmen musste, hat ihm, Jakob, und seinen Geschwistern hohe Schulden hinterlassen, zu deren Begleichung er und sein Bruder Rüdiger Hab und Gut der Familie verpfänden mussten. Jakobs Bitte an die polnischen Stände, die Loitz zur Begleichung ihrer Schulden zu veranlassen, sowie seine zahlreichen Mahnungen an Hans Loitz, der ihn mit Verweis auf ausstehende Verbindlichkeiten immer wieder vertröstet hat, sind ohne Erfolg geblieben. Daher seine Bitte an die Kff., sich bei den polnischen Ständen für die Rückzahlung der Hauptsumme und die Bezahlung der seit 1568 aufgelaufenen Zinsen und erlittenen Schäden einzusetzen.

Beratung und Beschluss im KR (Sitzung der kfl. Räte) am 30.10.15754: Promotoriale wird bewilligt.

Kff. und Pfgf. Ludwig an die polnischen Stände (Regensburg, 31.10.1575)5: Bitte, sich für die Rückzahlung des Darlehens an Jakob Massow und seine Geschwister einzusetzen.

Anmerkungen

1
Vgl. Kurpfalz, fol. 82' (Anm.b bei Nr. 18).
2
HStA Dresden, Geheimer Rat, Loc. 10675/3, fol. 58–62'. HStA München, K. blau 110/1, fol. 449–452. GStA PK Berlin, I. HA Geheimer Rat, Rep. 10, Nr. Ll Fasz. B, 7 unfol. Blätter. Kopp., den drei weltlichen Kff.präs. Regensburg 26.10.1575, ohne die in der Supplikation genannten Belegdokumente.
3
Das Handelshaus der Loitz mit Hauptsitz in Stettin und der wichtigsten Filiale in Danzig war im 16. Jahrhundert eines der bedeutendsten Unternehmen im Ostseeraum. Die Familie handelte zunächst vor allem mit Heringen, Getreide und Salz, stieg später aber auch ins Geldgeschäft ein. 1567 geriet das Handelshaus in große Schwierigkeiten, da Kf. Joachim II. von Brandenburg und Kg. Sigismund II. August von Polen die Rückzahlung von Darlehen in erheblicher Höhe verweigerten. Die Loitz, die ihrerseits Verbindlichkeiten von ca. 2 Millionen Talern hatten, machten im Frühjahr 1572 Bankrott, was für zahlreiche pommersche Adelsfamilien, die den Loitz Geld anvertraut hatten, hohe Verluste bedeutete. Die Brüder Stefan und Hans flohen vor ihren Gläubigern aus Stettin und zogen sich auf ihren Grundbesitz in der Nähe von Danzig zurück (NDB , XV, 141).
4
Vgl. Kurpfalz, fol. 82' (Anm.b bei Nr. 18).
5
HStA Dresden, Geheimer Rat, Loc. 10675/3, fol. 64 f. GStA PK Berlin, I. HA Geheimer Rat, Rep. 10, Nr. Ll Fasz. B, 2 unfol. Blätter. Kopp.