Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Zeitz StiftsB, Pag. 28, Nr. 45 , pag. 1–4 (Konz., Fragm.).

Uns haben die ersamen unsere lieben andechtigen, dechan und capitel des stifts zu Neumburg, underteniglich berichten lassen, wiewol inen vermog gemeiner recht und allem wolherbrachtem geprauch nach unwidersprechlich zustee, zu gepurlichen zeiten einen bischof im stifte zu erwelen, unverhindert meniglichs, wie sie dann sollichs von vil jaren gewislich in gebrauch herbracht, sich auch des durch gemeine bewilligung irs capitels nie begeben, wiewol auch ein bischof doselbst zu zeiten und gemelter stift nimands anders dan uns und dem hl. reich underworfen und in desselben gemeinen anschlegen begriffen und ire regalien und freiheiten von uns und dem hl. reich empfenglich herbracht und vermog derselben ein freye administration in geistlichen und weltlichen sachen in ubung haben, so sollen doch euere L. sonder zweivel keiner andern ursach dan uß ungleichem bericht, an dieselben gelangt, understeen, ir rechtmessige, ordenlich wal, in den ersamen unsern lieben and[echtigen] Julium Pflug, iren mitcapitular, bescheen und ergangen, zu vernichtigen und denselben zu verhindern, gepurliche possession gemelts stifts zu erlangen, sich auch anmassen, gebot und verbot in gemeltem stift zu thun, die underthanen desselben wider bischof und capitel zu schutzen und zu vertheidingen und also solhen stift under euerer L. gewalt und obrigkeit zu ziehen und zu bringen, welhs inen und gemelten stift zu untreglicher beschwerung und entlichem verderben gelangt. Und haben uns demnach diemutiglichen angeruffen und gebetten, das wir bei eueren L. mit gnaden verfugen wolten, sie altem herkomen nach bei irer ordenlichen wal bleiben, iren erwelten zu freyher administration gedachts stifts komen und sie in ander weg unbeschwert zu lassen, wie sie sich solhs und merers guten zu eueren L. versehen und geneigt weren, sich gegen eueren L. allen gepurlichena, underthenigen willens auch zu befleissigen.

Nun wollen wir eueren L. gantz gnediger meynung nit verhalten, das wir uns des handels uff sollich ir ansuchen und bitten statlich erkhundigt, befinden in glaublichem bericht, das gemelt capitel und ir vorfaren in geruwigem gebrauch gewest und noch sein, obgemelte verhinderung außgeschlossen, im faal der notturft sich einer freyen wal in erwelung irer bischof nach ordnung der recht zu gebrauchen on intrag und verhinderung meniglichs. Zudem ist unwidersprechlich war, das nit allein wir, sonder auch unsere vorfaren romische keiser und konig die Bff. zur Neumburg zu zeiten zu den furgefallen und gehalten reichstegen als stend des hl. reichs, dorfur sie allwegen gehalten worden sein und noch, gleich andern stenden erfordert und beschrieben, sie auch mit den anschlegen und burden des hl. reichs beladen, welhe sie neben andern stenden yderzeit gehorsamlich getragen und geleist. Zudem haben unser vorfarn und wir gemelten bischoffen zu zeiten, so oft es inen vonnoten gewest, ire regalien gnediglich gelihen und andere ire privilegien confirmirt und bestettigt und sie fur unser und des reichs fursten erkent, on das solhs von ymands hoch oder nidern stands ye in zweivel gezogen oder widerfochten worden ist. Daruß gewißlich, wahr und unzweivelich geschlossen werden mag, das bemelte bischof und der stift Naumburg nimands anders dan uns und dem hl. reich zugethan und verwandt sein und darumb durch nimandt an sich gezogen werden sollen, uns und dem hl. reich zuwider und beschwerlichem nachteil.

Dieweil nun dem also ist, wir auch nit ermessen mogen, myt was bestendigen grund euere L. sich gegen gemelten stift anmassen mogen, ire freyhe wal und administration zu verhindern, so will uns, wie euere L. selbst zu ermessen, uß uffgelegtem keiserlichem ambt gepurn, gedachten stift und capitel in gnedigem bevelh zu halten und gepurlich insehens zu thun, damit sie bei uns und dem hl. reich, wie von alters herkomen, unbeschwert und -betrangt bleiben mochten. Und begern demnach an euere L. mit sonderm, gnedigen fleis, euere L. wollen sich hirin der billicheit selbst berichten und gedachten capitel an vorbescheen, ordenlichen wal kein verhinderung thun, sonder vorgemelten Julium Pflug oder, wer im faal seiner wegerung an sein stat erwelet wirdet, zu der administration und freyen verwaltung gemelts stiftesb komen und denselben stift, auch den erwelten bischof als ein glidt des hl. reichs, wie solhs von alter unwidersprechlich herkomen, unbetrangt bleiben, c inen auch in geistlicher und weltlicher regirung seins stifts ungeirrt–c lassen, darzu auch die underthanen gemelts styfts wider gemelten bischof und sein capitel nit vertheidingen noch hanthaben und inen also zu ungepurlicher ungehorsam wider ir ordenliche obrigkeit ursach geben, sonder sich gegen inen in solhem allem freuntlich, nachbarlich und der billicheit gemeß erzeigen, wie uns nit zweivelt, euere L. 1

Anmerkungen

a
 Nachgetr.
b
 Danach gestr.: in geistlichen sachen.
c
–c Nachgetr.
1
 Das Stück bricht hier ab.