Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

A  Brüssel AG, Secr. d'Etat allemande 773, fol. 141r–145v (Kop.); DV fol. 145v 1: Zu Regenspurg am 24. Julij anno etc. 41 ubergeben.

B  koll. Brüssel AG, Secr. d'Etat allemande 773, fol. 146r–151v (Kop.).

C  koll. Wien HHStA, Staatenabt. Brandenburgica 1b, fol. 167r–172v (Kop.).

D  Wien DOZA, Abt. Preußen 396/2, fol. 363r–367v (Reinkonz.); AS fol. 363r: Ahn ksl. Mt. vom hern hoch- und teutschmeister Walthern, ksl. Mt. ubergeben zu Regenspurg am 24. Julij anno 1541.

Druck: Lanz, Correspondenz Bd. II, Nr. 475, S. 318–322.

Uff das furhalten, so mir von euerer ksl. Mt. wegen, belangend die bitt khoniglicher Wd. zu Polnn, euerer ksl. Mt. und des hl. reichs acht, darein Mgf. Albrecht von Branndenburg, der sich nent Hg. in Preussenn, sambt meins ordens landtschaft vergangner jaren erclert, uffzuheben2, verruckter zeit allergnedigst geschehen, hab ich zur fursorg meyn gegenbericht und ursachen, warumb a das nit sein soll–a, zeitlich gestelt gehabt, wie dan hiebey befunden, im falle der notturft inne uff euerer ksl. Mt. begern, auch Kff., Ff. und stend des hl. reichs zu furderung der sachen megen ubergeben, und verhofft, es solt bey obberurtem anlangen pliebenb sein. So ist mir aber gestert nachmittemtag auß dem verordneten reichsaußschuß zudem ein furbittschrieft [Nr. 316] von etlichen meyn hern chur- und fursten und etlicher abweßenden bothschaften berurter sachen halben allererst auch zugeschickt worden, des anhangs, wo ich, uff solchs alles etwaß eintzubringen, furhett, das in bedacht gelegenheit diß reichstags unverzuglich zu thun, das ich der eyl halben nit one sonder beschwerd vernomen, und hierumb so thet meyn und meyns ordens hohe notturft warlich wol erfordern, das ich von wegen desc inhalts gerurter bittschrift, sovill mir zu grundtlicher ableynung derselben nott und ich nit allhie habe, ein geraum bedenckhen zu bitten, und ich aber ermiß, wo das beschee, daß mir solchs villeicht anderst dann zur notturft beygelegt werden mocht, und ich euere ksl. Mt., sovill an mir ist, dißmals darmit nit uffhalt, so will ich in underthennigkeit das ersparen und repetir gegen und wider die gemelte furbittd allen angeregten meynen warhaftigen gegenbericht sampt ingeleipten, gottlichen, loblichen, rechtmessigen und grundtlichen ursachen.

Und daß ferrer namhaftiglich in gerurter furbitt angeregt, als solt uff mein ungestim anhalten und auch under anderm von wegen verenderung der religion obermelt acht ergangen seyn etc., das wirt auß den gerichtlichen acten, deßgleichen euerer ksl. Mt. mandat, zu Augspurg außgegangen, mit A, und dem letsten executoriall wider die landschaft, hiebey verwart mit H betzeichnet, meins versehens nit erscheinen, sonder daß ordenlich, sittig und zeittiglich procediert, auch solche acht allein uff die vereusserung und ungehorsamen nit-abtrettung des landts und anders gegrundt und darumb und auch nichtigkeit seiner handlung und euerer ksl. Mt. cassation derselben, so soll und mag die schwebend, stritige, angezogen religion, deßgleichen auch, das gedachten Mgf. Albrechtenn konigliche Wd. e, an euerer ksl. Mt. cammergericht zu erscheinen, verbotten haben und er dardurch, sein unschuldt furtzuwenden, verhindert worden sein soll, billich hierinnen nit furstendig seyn. Ich khann auch sein außpleiben dem nit zumessen, sonder das er bey ime und andern befunden, daß er, mir von meins ordens wegen vor euerer ksl. Mt. camergericht umb sein unzimlich ubung red und antwurt zu geben, schuldig gewest, dieselben auch mit Gott und fuegen nit getraut zu verthedingen, aussenpliebenf.

Daß aber weitter eingefurt wurt, was ine zu seinem abfall und vermeinter ubergebung meynes ordens landts hab bewegt und pillich soll entschuldigen, hat euere ksl. Mt. auß meynem bericht, jungst gehaltens reichstags allhie in dieser sach gegeben und hiebey mit D beschrieben, zu vernemmen, wie muttwilliger- und ungeburlicherweiß uber manigfeltig warnung er solchen krieg erweckt und, ob gleich die ding, wie vermelt, an ine selbs also zu erkhennen, das er des eyn anraitzung und schuldt were und darumb billich zu entschuldigung nit gedienen mag. Das ime aber sein begangne that darumb frey geweßen, er auch antzeigtermaßen von den underthan ersucht und daß, wie vermelt, beym khonig gestanden und dieselbig von meim orden auch, wider die unglaubigen zu streitten, ye eyniche verhinderung gescheheng sein soll, in dem sein die ernanten chur- und fursten und der abwesenthen botthschaften zu viel milt bericht. Es wurt sich auch verhoffenlich nit erfinden, aber woll, mit was geschwinden, arglistiger practic etlich sein verordnete anhenger des verschiennen 24. jars, als er zu Nurnbergh was, zu Barttennstein eyn solchs bey etlichen ordenspersonnen und landtsessen mit furmalung mancherley nutz und wollfarth, so inen allen und jeden, auch landen und leutten daraus erfliessen wurde, den bescheen abfall angericht, auch darmit es dester baß zuwegen pracht werden mocht, das er neu prediger, mein orden und sonst die alte cristlichen religion zu vernichten und zu schenden, in das lant geschafft und durch dieselbeni bey andern landtstenden furgeben lassen, j des betheidingt compromiß zwischen der cronn Poln und meynem orden außzufuren–j und land und leuth dardurch zu eynnem annemblichen, guten friden zu bringenk, auch meynem nechsten vorfarn und den jungst abgestorben meister von Leyfflanndt und weylundt Hg. Erichen von Braunschweig und andern meyns ordens personnen in Preussenn seeligen dergleichen spigelfechten gemacht undl dardurch dahien bewegt, das meyn vorfarn ime 7.000 fl. in golt und, bin ich recht bericht, der meister in Liefflanndt 12.000 philipsgulden, deßgleichen gedachter Hg. Erich und ander personn meyns ordens in Preussenn auch irem vermegen nach zusamengeschossen und, darmit er den angesetzten tag geen Preßburg mocht besuchenm, furgestreckt und dartzu meyn vorfarn, deßgleichen der meister von Leufflanndt etlich ire gebietiger daselbsthien geen Preßburg verordnet, alda dann auch etlich preussisch gebietiger sambt etlichen landtstenden uff bemelts Mgf. Albrechts begern erschiennen, zuversichtiglich, n von den dingen zu handlen–n.

Daß sie aber abgesondert und gerurter abfall heimlich gehandelt und darnach zu Cracaw ins werckh getzogen worden und viel meins ordens personen und der landtschaft arglistiglich dardurch und, daß o euerer ksl. Mt. und etlicher anderer gutter will auch darbey were–o, und die andern mit trauen [= Drohen] und sonst etlich in ander weg anhengig gemacht, ab dem allem und mererm, so ich viel antzutzeigen wist und euere ksl. Mt. itzt darmit nit beschweren mag, ich nit anders achten khann und mag, dan daß er angetzogen krieg fur sich selbs darumb furgenomen, mit ime die land zu Preussenn in armuth und verderben und zudem das teutsch und lyfflendisch gebieth von irem vor- und in unrath zu pringen, uff das er dester stattlicher und unverhinderter zu seinem begangen ubel mocht khomen und das erhalten. Mir zweiffelt auch gar nit, wer er, wie seiner pflicht und schuldigkeit nach billich geschehen, meinem orden zuguth die landt zu Preußen bey demselben zu behalten, als ime und andernp die eintzutziehen, gemeint geweßen, es werhe mit bebstlicher Hlt., auch euerer ksl. Mt., Kff., Ff. und stend des reichs, auch dem adel teutscher nationq vorwißen und bewilligen gleich als stattlich und woll mittel und wegr des fridens zwischen ime und sonst gemeynem meynem orden und desselben landen und leuten als durch seinen verwißlichen abfall zu finden und zu bekomen gewests. Und hierumb und dieweil im baß getzammen hat, aller beschwerden und ubels zu gewarten und zu leiden dann beschenermaß zu handeln, so mag ine solch vermeint furpringen auch nit schutzen. Das er aber uber euerer ksl. Mt. gnedigst verglaithung allhie auß angetzeigten ursachen nit erschienen sein soll, das laß ich uff ime selbs beruhen, acht, es sey nit seyn gemut gewest, sonder das bescheen ansuchen allein darumb dargerurt, ob es ime abgeschlagen werden, das ers zu seinem vorteil hett megen erbraitten.

Und will mich dem und allem meinem bericht und treffenlichen, gegrundten ursachen nach nachmalß getrosten, wie in der andern hiebey meyner ubergeben supplication verleybt und durch mich demutiglich gebetten worden ist, und daß euere ksl. Mt. als eyn loblicher, gerechter kayser mir und meynnem orden zur execution verhelfen und darab das, so villgemelte chur- und fursten entgegen beschwerlich furwenden, nit laßen abwegen, dann diese sach nit allein meyns ordens, sonder Gottes und euer selbs ksl. Mt. und des hl. röm. reichs, auch alles hohen und nidern adels teutscher nation ist, angesehen, daß im selben meinem orden bißallher viel geborne fursten, graffen, freyen hern und von der ritterschaft allen gechlechten nit zu kleynner wollfarth darinnen enthalten und auch das röm. reich nach uberkhomen desselbigent von den unglaubigen etlich hundert jar her als ein vormaur mit gnaden des hern ist beschutzt und beschirmbt worden und, wo gerurter preussischer abfall widerbracht, mit hilf Gottes noch nit solt mangeln und deswegen als ein gemeiner, offenbarer nutz dem angetzogen, besondern, uffgemutzten, besorglichen schaden u gar nit nachzusetzen, hieruber das auch alle mein bißallher geubte handlung mit nit der geringsten, bittenden chur- und fursten voreltern, vorfarn und selbs willen und gefallen ergangen–u. Das sollen und wollen ich und die glider meins ordens, wie ich mich mermals erbotten, gehorsamlich verdiennenv.

Anmerkungen

1
 Offensichtliche, sinnentstellende Verschreibungen bzw. Auslassungen in A wurden stillschweigend aus B korrigiert. Inhaltlich nicht relevante Varianten wurden im textkritischen Apparat nicht berücksichtigt. Beide Überlieferungen sind in gleichem Grade fehlerhaft. Es blieb deshalb bei A als Druckvorlage.
2
 Vgl. die Erklärung des Reichsvizekanzlers Naves, Anm. 1 zu Nr. 315und die Eingabe des Gesandten des polnischen Königs an den Kaiser, Nr. 316.
a
–a In C: dero billich nit stattgegeben werden soll.
b
 In B und C danach: und meinthalben und weitters antzeigen one nott gewest.
c
 In B und C danach: weitleuffigs.
d
 In B und C danach: zuvorderst an dienstlichen orten und enden.
e
 In C danach: zu Poln.
f
 Fehlt in C.
g
 In B und C danach: und Preussen von seinen vorfarn auch empfangen worden.
h
 In B und C danach: uff dem reichstag.
i
 In B und C: erstgemelten.
j
–j In B und C: zu versuchen, in craft des bethaydigten compromiß die irrungen, zwischen der cron Poln und meinem orden schwebendt, außzufuren.
k
 In B und C danach: allen menschlichen moglichen vleiß antzukeren und.
l
 In B und C danach: und uff sein emsig anhalten und, damit er sich einicher verlassung nit zu beclagen und, ob er, wie gescheen, handlen wurde, wiewol sie eins solchen gewarnet, wie itzt unterstanden, sich zu beschonen hett.
m
 In B und C danach: und, wie listiglich ußgeben, zum vertrag und handeln friden.
n
–n In B und C: es solt von den dingen meinem orden zum besten sein gehandelt.
o
–o In B und C: das auch der frid nit anderst hett mogen erhalten werden und zudem das es euerer ksl. Mt. und etlicher anderer, so es zu thun hetten, gutter will werhe, hinderkommen.
p
 In B und C danach: eigennutzig.
q
 In B und C danach: und meins und des maisters von Leifflandts vorfar und ir jedes gebietiger.
r
 In B und C danach: bei koniglicher Wd. zu Polnn.
s
 In B und C danach: Es mag auch nit dargethan werden, das mein orden je Poln, wider die unglaubigen zu streitten, hinderung bewießen, sonder als weilundt H. Hanß von Treffen, hochmeister seliger, der cron Poln zuguth mit etlich hundert pferden wider sie getzogen, das er und die seinen gantz geverlich und geschwindiglich sein gebraucht, gehalten und wider sie gehandelt worden, und wissendt, in was gefar auch der jungst abgestorben maister zu Leifflandt durch polnische vertrostung gegen dem Muscauiter vor jaren gestelt und verloißen wurden ist. Soviel nhun den antzug, das etlich hochmeister Preußen von Poln sollen haben entpfangen, anrurt, wurdt euere ksl. Mt. in obvermeltem bericht, wie es damit gestalt hat, genedigst vermercken.
t
 In B und C danach: gerurter lande.
u
–u In B und C: der doch den wenigern teyl auß den furbittenden churfursten und fursten, ob es gleich in werck getzogen, des sich doch in erwegung der gelegenheit nit zu versehen, beruren mag, und das auch alle mein bißalher geubte handlung mit irer herrn und vatter seligen und sunst etlicher anderer auß inen vorfarn und selbs aigen willen und gefallen furgenomen ist, gar nit nachzusetzen.
v
 In B danach: Geben zu Regenspurg am 24. Julij anno etc. [41].