Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

A  Wien HHStA, RK RA i. g. 13c/Konv. 3 (Reinkonz.); ÜS: Etlich Puncten, so in den verglichen artickeln im buch in margine vertzeichnet oder ubergangen sind; DV. v. a. Hd.: Etliche püncten, so in den verglichnen artickeln im buch in margine verzaichent oder ubergeben sein.

B  koll. Berlin GStAPK, I. HA Rep. 13 Nr. 4–5a Fasz. 9, fol. 73r–79r (Kop.); ÜS fol. 73r: Etlich puncten, so in den verglichenen artikeln im buch in margine verzaichnet oder ubergangen sindt.

C  koll. Konstanz StadtA, G 19 (Reformationsakten), fol. 333r–339v (Kop.); ÜS fol. 333r: Etlich puncten, so in den verglichnen artickeln im buch in margine verzaichnet oder ubergangen sindt.

Druck: Ganzer/Zur Mühlen, Akten, Bd. 3,2, Nr. 211 , S. 613–623; Corp. Reform. IV, Nr. 2302, Sp. 497–505.

Wir haben von disem buch nit gefahrlich richten wöllen, sundern viel stuckh, die zu kurtz und tunckhel geredt, zum besten verstanden. Wo aber zweifelhaftige reden weitter uneinigkheit geberen möchten, ist nottig und löblich aerklerung zuthun.

Im artickhel vom freyen willen sind in margine etlich wort datzu geschriben vom angefangen gehorsam, denn es ist etwan ein unrechte meinung eingerissen, das der neugeporn mensch in disem leben Gottes gesetz gnug thun möge. Nun ist vonnotten, das in der kirchen dises clar gelert werden, das in disem leben und schwacheit der menschlichen natur auch der neugeporn Gottes gesetz nit genug thun khunde, sondern sey gerecht, das ist Gott gefellig, umb des mittlers Christi willen durch den glauben. Darumb wer gut, das nit allein die anotation in margine angenomen, sonder auch etwa sunst clar ausgetruckht wurde, das der neugeporn mensch Gottes gesetz nit genug thut, wie wir hernach weiter erinnern wölen.

Auch wer nützlich, das man hie strafft die meinung vom verdienst vorb der gnaden, dardurch die lehr von vergebung der sunden durch glauben unverdienst [sic!] c sehr vertunckhlet wurdet; denn, wiewol Gott auch in denen, so nicht neugeborn, fordert eusserliche gehorsam und straffet eusserlichen ungehorsam mit zeitlichem und ewigen straffen, so ist doch nicht zu halden, das solicher eusserlicher gehorsam in denselbigen, so nicht neugeporn, vergebung der sunden verdiene de congruo, wie sy es nennen. Das menschlich hertz vor der gnad ist eindtweder sicher undt achten Gottd nicht oder ist in schreckhen vor Gottes zorn und fleuhet Gott wie Saul oder Judas. Dann aber khan das hertz Gott lieben, so es durch glauben getrost worden, und die barmhertzigkheit erkhennen und fulet [sic!]. Darumb solden da etliche monichlehr gestrafft werden, die gesagt, man khund Gott lieben, item, Gottes gesetz thun, sovil das werckh an ihm selb belangt, auch vor der gnad. Und wir verstehen das buch also, das dise meinung darin gestrafft wurden, haben aber soliches gemeldet, das wir unsern verstandt clar austruckhen, ernach zanckh zu verhutten.

Im artickhel von der erbsundt bei disen worten ‚es pleibt materiale peccati, das ist die bossen neigung ein schwere kranckheit‘ etc., sol dazugesetzt werden ‚ein untugendt wider Gottes gesetz‘, wie solichs zu Wormbse gewiliget. Denn auch das buch soliches materiale nit wil fur gering geachtet haben, wie es dann ein grosser ungehorsam ist wider Gottes gesetz, wie soliches in den beleibenden gebrechen zu merckhen, das das menschlich hertz nit gnugsam brint in Gottes lieb, das forcht und glaub schwach seind etc.

Auch bekhennt das buch, das gemelte schwacheit fur und fur bösen fruchten bringen, dagegen die heiligen durch glauben vergebeung [sic!] bitten und widerstandt thun sollen. Im artickhel von der justification haben etlich dise wort ‚durch thetigen glauben‘ also f ubel gedheutet–f, als wölt der artickhl sagen ‚durch wurckhenden glauben‘, g das ist durch glauben–g sambt den werckhen sindt wir gerecht, denn etzliche des gegenteil halten also, Pauli meinung sey, der glaub sey ein vorbereittung, das man h darnach durch–h liebe und andere werckh gerecht, das ist Gott angenem sey, nicht durch glauben umb Christi willen. Wo nun der artickhel also verkhert wurde, muesten wir dargegen reden. Denn da die unsern gesagt ‚durch lebendigen und tadtlichem glauben‘ haben sie wöllen antzeigen, das man glauben nicht alleini vom erkhantnus der historien versteen soll, wie die auch in gottlosen ist, sondern von vertrauen, das die barmhertzigkheit ergreift, umb Christi willen verheissen, und die erschrockhen gewissenj trostet. In disem verstandt ist geredt von kreftigem glauben, nemlich, der am [sic!] sich selbs ein ernstliche, creftig bewegung ist, macht lebendig und weiset das hertz, das es trost und freud an Christo sucht, wie in gestalten artickhel volget und der prophet spricht: ‚Der gerecht lebet seines glaubens‘. Darumb zanckh zu verhutten, ist eintweder das wort ‚thetig‘ auszulassen oder dise erclerung daranzuhengenk.

Denn das wir von disem puncten sorgfeltig sind, hat auch dise tag ursach geben, das ein buchlin alhie wider uns ausgangen nach dem coloquio, woliches buchlin unser lehr von der justification offentlich verworfen, die doch die ware stymme ist des evangelii, und hat dagegen gesatzt, allein durch liebe sind wir Gott angehnem, das wer nit anders denn nit umb Christi willen, sonder von wegen eignerl tugenden sind wir Gott angenehm. Auch werden in bemeltem, getruckhtem buchlin etlich mer irrthumb verneuet. Wo nuhn uf dem ander teil vil harter köpf ire vorige irrthumb also erhalten wollen, wie khan einigkheit zu hofen sein. Im andern teil der justification ist nunm die lehr von gutten werckhen weitter zu erkleren, denn als droben im buch gesagt ‚in heiligen sind sunden in disem leben‘, und ist zu melden, das die heiligen in disem leben Gottes gesetz nimer genug thun. So fragt das hertz, wie es Gott gefallen khan, so doch sunden noch da sein und dem gesetz nit gnug geschehen. Dise frag ligt am hertzen und ist gehandtlet von etlichen vättern Bassilio, Jheronimo, Augustino und Bhernardo. Hie muß man die hoffhart und heuchelerey straffen, woliche die leher vom glauben ann Christum nit verstehet, sihet sich selber an und hat ein verwunderung und gefallen an eigner tugent und meinet, eigne renickheito und volkhomenheit sey der verdienst des p ewigen lebens–p, so doch der psalm spricht: ‚Vor dir ist khein mensch gerecht‘, item, ‚so du unsere sunden wilt merckhen, wer khan besteen‘, item, ‚dir bin ich nur ein sunder, das du in deinen reden mogest gerechtq preiset werden und sig behaltest, so man dich richtet‘.

Dagegen sollen die fromen und forchtsamenr getrost werden, das sy gewiß schliessen sollen, erstlich die person gefal Gott durch glauben umb Christi willen, nicht darumb, das sy dem gesetz gnug thun. Darnoch gefal auch Gott der angefangen gehorsam, wolicher volgen muß, so wir unser unvolkhomenheit mit bereuung erkhennen und glauben, das doch der gehorsam Gott gefall umb des mittlers Christi willen, wolicher unser opfer fur den vatter bringt als geistlich opfer laut der wort Petri: ‚Opfern geistliche opfer, die s Gott gefellig–s sein durch Christum Jhesum‘.

Sie sollen auch vertrauen, das ihne nicht darumb, das sie dem gesetz genug gethon, sonder umb Christi willen, dieweil sie durch glauben gerecht undt erben sindt, gewislich das ewig leben geben wurdt, wie geschriben stet: ‚Dises ist der will desu vatters, das alle, so an den son glauben, das ewig leben haben‘. Und dieweil in disem leben auch in den heilgen sundt beleiben, ist not, im artickhel underschid zu setzen, durch wöliche sundt man die gnad nicht verliere und woliche sundt gnad und heiligen geist auschutten. Diser punct ist auß vilen wuchtigen ursachen datzu zu setzen, denn daraus lernetv man, das glaub nit allein heist erkhantnus der historien, sondern vertrauen auf barmhertzigkheit, verheissung umb Christi willen, wöliches vertrauen nit sten khan neben bösem gewissen. Auch lernetw man, das diejhenigen, so furtfarn in sunden wider gewissen, Gott nit anruffen khönnen, denn man khan Gott nit anruffen on vertrauen auf den mittler Christum. Auch lehrnetx man, das diser glaub oder vertrauen und heiliger geist nicht ist ihn dennen, soy wider gewissen sundigen. Wir achten auch, die herrn colloquutores des andern teils und andern verstendigen und gottforchtige werden mit fleißz fur gutt ansehen, das dises dem artickhel addiert werde.

Under dem titel von zeichen der kirckhen [sic!], nemlich vom wort, ist dabey in margine gesetzt bey den worten ‚dises groß hauß hat verheissenaa der gegenwertigkheit des heiligen geists‘. An disem ort haben die unsern gemeldt, das soliche verheissung gehör auf die frommen oder ausserwöllten, nit auf den gottlosen haufen, auf wölichen gehörn die bedrauungen. Darumb seind die wort ‚das groß hauß‘ an disem orth auszulassen, den man soll dise meinung nit bestettigen, das der gottloß hauf nit irren khan. Darumb das die kirch soliche verheysunge haben, so doch Paulus spricht: ‚Nit all auß Israhel seindt Israhel‘. Darumb wer auch bequemer im titel von der kirchen fur die ersten wort ‚die kirch ist ein versamlung‘ etc. also zu setzen: ‚die sichtbar kirch ist ein versamlung‘.

Aber hernach under dem titel von der kirchen herschung etc. bedunckht uns, das bandt der lieb werde von menschensatzungen verstanden, darumb die unseren ein gegenartickhel uberantwurt, den unser kirchen haben christlichen und grossen ursachen gehapt, etlich menschensatzungen abtzuthun, wolichen in unrechten gottesdiensten verkhert gewesen, denn dise lehr Christi muß in der kirchen erhalden werden: ‚Vergeblich ehren si mich mit menschengepotten‘.

Weitter woliche das bandt der liebe zerreissen, beweiset die that. Bapst und etliche bischoff todten die unsern und hetzen die grossen herrn wider uns. Darnach rhuemen sy sich, sy halten das bandt der lieb, wir aber brechens domit, das mir etliche menschensatzungen abgethon, so doch eben dises gehort zum bandt der lieb, das man nitab die gewissen zun menschensatzungen dryngen soll.

Under dem titel von bus nach dem faal lassen wir uns den artickhel gefalln. Dieweil aber von der beicht und gnugthung ernach artickhel von den unseren ubergeben, ist davon hie meldung zu thun, das wir uns nit selb widerwertig sindt. Dartzu ‚tödtung des alden Adams‘ heist ‚wirckhung des heiligen geists in warhaftig angst‘, wie man siehet, das die ware kirch allerlei bedrubnus fur und fur leidet. Aber die ertzelung der sunden und gnugthung synd eusserliche weiß, von menschen erfunden, und syndt vil misbreuch datzukhumen. Am selben ort wurd Paulus angetzogen, die gnugthuungen zu bestettigen, Corinther 2 und 7, so doch Paulus redet von ordenlicher straff, im evangelio gepotten, nemlich vom bann. Diser spruch dient nicht zu den yetzigen gnugthuungen.

Under dem titel der sacramenten sagt das buch recht, das sacrament nicht allein gnad bedeuten, sondern auch heiligen. Datzu pitten wir antzuhengen, das die, so zu vernunftigen jarn khumen, schuldig syndt, die sacrament mit glauben zu empfahen, ‚wolicher vertrauet auf die verheissung‘ etc. Darumb uns die sacrament geben sindt, das sie auch dennen, so zu vernunftigen jorn khomen, nicht nutzlich sindt on ein gutte bewegungac des empfahenden, wie etlich davon geredt haben.

Von der ordination loben wir der ersten kirchen gewonheit, das die ordinanden erstlich verhört worden, underweisen und darnach durch offenliche zeugnus etlicher, so die kirchen regirtenad, zum ampt zugelassen, wie jetzundt dise weiß in unsern kirchen gehalten wurd. Wo nun die reformation in das werckh bracht wurde, ist zu wunschen, das die bischoff sych mit diser grossen arbeit beladen, die der kirchen hoch vonnotten ist. Wir vernemen auch, das die unsern mit claren worten also die ordination den bischoffen geben, so die reformation in das werckh bracht wurde.

Und wiewol die unsern auß hoffnung der einigkheit von der confirmation und ölung nitae gestritten, so ist doch dises zu erinnern: Dieweil das buch sprycht: ‚Sacrament heist ein gewiß zeichen gottlicher gnad‘, so rehumbt [sic!] sich dise reden nicht zu disen ceremonien, die man yetzund nennt confirmation und ölung, davon khein gepott und kheine verheissung geben. Der gegenteil weiß wol, wie dise ceremonien in den kirchen bliben von den hohen gaben, so die aposteln und andere gehapt, denn die aposteln erstlich alsoaf offenliche gaben des heiligen geists den andern mitteilten. Item, wie vor zeiten die propheten also ernach haben die aposteln und vil andere den kranckhen geholfen durch gebet und artzeney. Daher khumen disen ceremonien und sind besondere gaben gewest, nit jedermans werckh wie sacrament.

Wir wolten gern, das man den catechismum in den kirchen anrichtet, wie das buch meldet, und das nach der verhör und bekhantnus der lehr die kirchen ein ernstlich gepet sprech fur die jungen leuth. Dises gebet, glauben wir, sey nicht vergeblich. Uns misfelt auch nit die ceremonien, dobei die handt aufzulegen und soliches wurt in etlichen unsern kirchen also gehalten. Dergleichen bitt man auch fur die krancken, und ist nit zweifel, viln wurdt das leben durch der frommen gebet erhalten. Aber die weise zu salben, thut nichts dartzu, hat auch nit verheissungen der gnaden. Das auch in gedachtem artickhel diejhenigen verdampt werden, so sich von der kirchen besundern, redet der artickhel von denen, so sich von diser kirchen, woliche rechte lehr behelt, absondern. Also bekhenen wir auch, das man sich von solichem nit absondern sol. Aber dabey ist nott antzutzeigen, das recht, sich absundern von denjhenigen, so unrechte lehr schutzen und unschuldige leuth von wegen bekhantnus rechter lehr todtenag, von wolichen Paulus sprucht‚ so jemand ein ander evangelium leret, der sey verbandt, wie dises exempel antzeiget, so im buch gemeldet, den offentlich ist, das Elias und, die seine lehr angenomen, seindt von der abgotterey Baal abgesundert gewesen, ah wie der text clar beweiset. Darauß volget, das sie auch abgesondert gewesen von den priestern Achab. Dises ist one zweifel bekhant bei allen verstendigen und fordert unser notturft, soliches zu melden, so man uns die sonderung furwurftai, das wir unsere kirchen selb nicht verdammen, woliche gewislich syndt gelider aj der kirchen Gottes, dieweil darinak reine lehr des evangeliums gepredigt wurdt, dardurch der heilig geist wurckht und neben warem brauch der sacramenten in rechtenal glauben Gott, der vatter am unsers hern Jhesu Christi, angeruffen wurd.

Wir sind so hart und grob nit, das uns nit zu hertzen gehet, so man uns sunderung schuld gibt oder so wir selbs die uneinigkheit ansehen und bedrachten, wie grosser unrath auß uneinigkheit volget. Wolden auch geren einigkheit mit unserm todt erkhaufen, haben uns derhalben so oft zu rechten gerichten und warer vergleichung erpotten. Es seindt aber unsere kirchen erstlich durch bäpstlich bullen und ernach durch vervolgung von den bischoffen verstossen wie offentlich, das etlich der unsern diser lehr halben umbracht. Darauß ist abtzunemen, wer diser spaltung halben billichen zu beschuldigen.

Das buch verdampt auch diejhenigen, so das bandt der lieb zerreissen, woliches wir verstehen gehorsam, den man die rechten predig schuldig ist, und reichung der sacrament und der jurisdiction, im evangelio gebotten, halden auch also, das man dem dienst des evangelii gehorsam schuldig ist. Die herlickeit der hohen sacramenten wirdt vertunckhlet, so man diser geringer ceremonien in gleichem namen und gleicher definition dem volckh furstellet. Dartzu baide ceremonien haben jetzundt vill grösser misbreuch, welche nit zu verschweigen seind.

Under dem titel von der zuchtan ist mit wenig worten angehengt von den bischoffen teutscher nation, das sie regalien und weltliche regierunge haben etc. Wir haben uns so oft und clar vernemen lassen, warauf wir arbaiten, nemlich, das die kirchen Got zu lob und den selen zur selickheit rechte und christenliche lehr haben, und vermanen alle fromen, das sie helfen, das evangelium zu erhalten und tzu pflantzen, wie Christus gebotten: ‚Domit wirdet mein himlischer vatter geeret, das ir vil frucht bringet und pflantzt meine lehr‘ao. Hie wirdt gemeldet, das Gott dises werckh für die höchst ehre helt und vleis, das evangelium zu erhalden und auszubraiten, furdere. Dises ist unser furnemen und arbait und hindern wir die bischoff nicht daran, das sie in guttern und weltlicher regierunge, von kaysern und fürsten gegeben, sitzen. Doch bitten wir tzu bedenckhen, welcher schaden in der kirchen auß der bäpst und bischoff grossem reichthumb und weltlicher regierunge gevolget, denn, dieweil sie mit weltlicher regierunge und krieg zu thun genug haben, haben sy derap lehr nit gewartet. Also sindt auch die stift verendert, weliche am ersten lobliche schulen gewessen, und ist da erhalten die erste lehr, geben aqvon den ersten bischoffen, welche diear lehr von den apostelen und andern bewerten lehrern empfangen hatten. Jetzundt ruemen sie die ordenlich successio hoch, so sie doch so vil hundert jar nit geacht haben, was der ersten lehr gewesen sey. Die alten vätter haben die ordenliche successio gros geacht, nicht allein zu bestetigunge bischofflicheras gewalt, sondern vilmer derhalben, das der apostel lehr die tzeit vleisig erhalden ward von einem uff den andern. Aber dise gantze forma der alden kirchen ist nun durch die grosse reichtumb und weltliche regierunge der bapst und bischoffen verendert und ist darauß blintheit und krieg gevolgt.

Dise misbreuch konnen wir nit loben und dieweil wir sehen, das die fromen pfarher hunger leiden und an vilen orten die kirchenat ledig stehen one pfarhern auß mangel der underhaltunge, item, das wenig leuth studiern, dieweil die schulmeister und arme schuler keine hulf haben, ist uns nit zu verargen, das wir der kirchen jamer und elendt beclagen und trauren und wunscheten, wie es recht und bilich ist, das etwas von solichen grossen guttern zu rechtem nutz der kirchen, das ist zu erhaltunge des ampts, das evangelium recht zu predigen, und der studium [sic!] und schulen gewendet wird. Jetzund geht der herr Christus umbher und bit, das man der kirchen helfen sol, das das evangelium erhalten werde, und clagt, das er hunger und turst leid. Was wollen nun dem hern Christo antwurten diejhenigen, so die kirchengutter inhaben und den pfarhern und schulen nit hilf thun wöllen, wann er inen furwerfen wierdet: ‚Ich hab hunger gehabt und ir habt mich nit gespeiset. Ich hab durst geliten und ir habt mir nit tzu trynckhen geben‘. Darumb ist tzu wunschen, das den pfarhern und schulen, aus den kirchenguttern hilf geschee.

Weiter das hernach im buch gemeldet wirt, das die ordenlich wal der bischoff, pfarrer und aller kirchenpersone widerumb ufgericht werde. Item, das alle stende also reformiert werden, das ein jeder sein ampt recht und mit fleis ausrichte. Dises gefelt uns wol, und bitten unsern herrn Jhesum Christum, der das haupt ist der kirchen Gottes, wie er sy mit wunderbarlichem rath und macht alltzeit regiert und wider uffgericht hat, das er sie itzunt auch also reformiern, regiern und erhalden wölle2. Amen.

Anmerkungen

1
 Zur Datierung vgl. wie Anm. 1 zu Nr. 136; außerdem die Kopie Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol.; DV: Den 13. Julij anno etc. 41 Regenspurgund die Kopie Karlsruhe GLA, 50/51, unfol.; DV: 13. Julij 1541. Eine andere Fassung des Stückes bietet Walch, Bd. 17, Nr. 1383, Sp. 697–707.
a
 In B danach: besser.
b
 In B und C: von.
c
 In B: on verdinst.
d
 In B: gar.
e
 In B danach gestr.: gesetzt.
f
–f V. a. Hd. korr. aus: umbgetheidet.
g
–g Fehlt in B.
h
–h V. a. Hd. nachgetr.
i
 Fehlt in C.
j
 V. a. Hd. nachgetr.; in B: hertzen.
k
 In B: darzuzutzeigen.
l
 In C: ainer.
m
 In B und C: nott.
n
 Nach B und C korr. aus: ait.
o
 In B: gerechtigkeit.
p
–p  Marg. korr. aus: evangelii.
q
 Fehlt in B; in C: recht.
r
 In B: gehorsamen.
s
–s In B: gotselig.
t
 Fehlt in B.
u
 In B danach: ewigen;in C: mines.
v
 In C: lert.
w
 In C: leret.
x
 In C: lert.
y
 In B danach: nicht.
z
 In B und C: uns.
aa
 In C: verhaissung.
ab
 Ergänzt nach C.
ac
 In C: bewerung.
ad
  Marg. nachgetr.
ae
 Nach C korr. aus: mit.
af
 V. a. Hd. korr. aus: solche.
ag
 In C: tadlen.
ah
–ah V. a. Hd. nachgetr.
ai
 In C: schuld gibt.
aj
–aj Nachgetr.
ak
 In C: die.
al
  Korr. aus: warem.
am
–am Nachgetr.
an
 In C: kirchenzucht.
ao
 In C: er.
ap
 In C danach: kirchen und.
aq
–aq Fehlt in C.
ar
 Danach gestr.: erste.
as
 In B: bebstlicher.
at
 In B danach: gantz.
2
 Vgl. das Regensburger Buch, Ganzer/Zur Mühlen, Akten, Bd. 3,1, Nr. 150/151, S. 268–391, die Gegenartikel der Protestanten zum Regensburger Buch, 1541 Mai 31, ebd. Bd. 3,1, Nr. 152/153, S. 392–437 und das bei Ganzer/Zur Mühlenübersehene Gutachten Contarinis zu den protestantischen Gegenartikeln, NB I,7, Beilagen Nr. 14, S. 555–562.