Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 10. Der Reichstag zu Worms 1509 bearbeitet von Dietmar Heil

[1.] Vorzeitige Abreise Ks. Maximilians vom Wormser Reichstag; [2.] Aufforderung zum unverzüglichen Erscheinen Kf. Friedrichs in Worms zu Verhandlungen über die Reichshilfe; [3.] Bitte um Übernahme der Reichsfeldhauptmannschaft bzw. Fortsetzung der Reichsstatthalterschaft durch Kf. Friedrich; [4.] Bitte um die Bereitstellung eines Reiterkontingents für den Schutz der österreichischen Erblande.

Weimar, HStA, EGA, Reg. E, Nr. 56, fol. 53–55’ (undat. Konz.) = Textvorlage A.

[1.] Die Erklärung für die rasche Abreise des Ks. aus Worms war unnötig, denn er weiß um die Wichtigkeit seiner Angelegenheiten und dass es ihm nicht immer möglich ist, lange an einem Ort zu bleiben.

[2.] Was den ksl. Eröffnungsvortrag auf dem Reichstag [Nr. 264] – dessen Abschrift sie, anders als vorgesehen, nicht mitgebracht haben – und die Antwort der Reichsstände [Nr. 260, Pkt. 4], die ksl. Erklärung über seine Zusagen an seine Verbündeten und die Notwendigkeit seines Aufenthalts in Tirol, verbunden mit der Aufforderung an ihn zum unverzüglichen Erscheinen auf dem Reichstag, angeht: Die Verzögerung der Verhandlungen bis zu seinem Eintreffen war unnötig, da er Gf. Philipp [von Solms] mit Vollmacht nach Worms abgeordnet hatte. Seine weitere Verspätung erklärt sich durch die Ankündigung des Ks., vor seiner Ankunft in Worms eine Gesandtschaft zu ihm abzuordnen [Nr. 243]. Dies hat er dem Ks. auch geschrieben [Nr. 253]. Nachdem sie ihn aber jetzt hier in Marburg angetroffen und die ksl. Anliegen vorgetragen haben, wird er rasch weiter nach Worms reisen. Er ist zwar willens, den Wunsch des Ks. nach einer beträchtlichen Eilenden Hilfe zu unterstützen, da sie aber keine Abschrift des ksl. Vortrags vorlegen konnten, hat er keine Kenntnis davon, was im Einzelnen beantragt wurde. Er will sich in dieser Sache so verhalten, dass, ob Got wil, kaiserlich Mt. des von uns kein misfallen haben sol.

[3.] Er bedankt sich für das Angebot zur Betrauung mit der Feldhauptmannschaft. Er erachtet sich dazu jedoch als ungeeignet. Würde er das Amt annehmen, so vermochten wir doch das auß blodickait und swachait unsers leibs nit. Der Ks. wird sicherlich einen geeigneteren Kandidaten kennen. Was den ksl. Wunsch nach Fortsetzung der Reichsstatthalterschaft und dessen Antrag an die Reichsstände anbelangt: Da der Ks. den Ständen gegenüber niemanden benannt hat, weiß er nicht, wen sie vorschlagen werden. Falls sie auf ihn verfallen sollten, wird er eine angemessene Antwort geben.2

[4.] Hinsichtlich der Stellung von 50 Pferden fehlen ihm ebenfalls die notwendigen Informationen, da sie, die Gesandten, auch keine Abschrift vom Bestallungsbrief des Innsbrucker Regiments mitführten. Sobald ihm dieses Schriftstück vorliegt, wird er eine Erklärung abgeben, die dem Ks., ab Got wil, nit misfellig sein wird. Er ist zu allem geneigt, was dem Ks. gefällt.

Er hätte den Ks. vor seiner Abreise gern persönlich getroffen und ihm für sein Unternehmen viel Erfolg gewünscht.

Anmerkungen

1
 Kf. Friedrich teilte Lgf. Wilhelm von Hessen mit Schreiben von diesem Datum mit, dass er den ksl. Gesandten Gf. Johann Ludwig von Nassau für heute in Marburg erwarte (eigh. Or. m. Siegelrest, mittwoch in der creuzewochen; Postverm.: Zu seiner lieb handen; StA Marburg, Best. 2, Nr. 296, fol. 142–142’).
2
 Laut der in einer Weisung Kf. Friedrichs an Mansfeld und Renner enthaltenen Wiedergabe seiner Antwort an die ksl. Gesandten [Nr. 424, Pkt. 2] wies er auch darauf hin, dass eine Erklärung über die Fortsetzung seines Statthalteramtes zu diesem Zeitpunkt für seine Reputation nachteilig wäre, falls die Reichsstände sich gegen eine weitere Statthalterschaft aussprechen oder einen anderen Kandidaten favorisieren sollten.